Re: Bap, 26.12.08, Köln

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j-w
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maximum rhythm & blues

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CordDenn es ist sein Thema! Er überblickt es nur nicht vollständig.

Denn wer richtigerweise den Rechtsradikalismus und Rassismus anprangert, der macht einen Fehler, wenn er die eine Hälfte des Problems ausklammert.

Denn egal ob einer in den Bus schmiert „Ausländer raus“ oder „Deutsche raus“, es ist Rassismus!

Entweder ich prangere Rassismus an oder eben nicht. Niedecken prangert explizit den von Deutschen ausgehenden Rassimus an und das ist kontraproduktiv.

Die Lebenswirklichkeit ist heute weitaus differenzierter.

Cord, nail hat es ja vorher auch schon geschrieben, mit den späteren Beiträgen zum Thema von Dir habe ich hier weitaus weniger Probleme als mit den ersten. Auch habe ich bewusst nicht die Formulierung „auf dem rechten Auge blind“ verwendet, weil ich die als unangemessen ansehe – ich werfe Dir keineswegs rechte Tendenzen vor!
Den einen Satz oben habe ich fett markiert, weil es das Dilemma auf den Punkt bringt: Keiner schafft das, ich nicht und Du wie man Deinen Beiträgen entnehmen kann, auch nicht.

alltagspoetIch nehme mal an: Er prangert explizit den von Deutschen ausgehenden Rassismus an, weil das ein großes Thema seines Lebens ist, weil er sich durch eine Bewegung „Pro Köln“ in seiner Haltung als weltoffener, reisefreudiger Kölner, der mit „Arsch huh,..“ genau dieses weltoffene Köln bewegt hat, persönlich beleidigt fühlt – er erzählt „Noh Gulu“, weil das eine Geschichte war, die ihn persönlich extremst bewegt hat. Ich möchte WN´s BAP eigentlich auch genauso haben, dass mir da jemand etwas aus seinem Leben erzählt und dabei manches auch verknappt oder simplifiziert.

Dieser Post bringt es wunderbar auf den Punkt. Niedecken schreibt über seine Erfahrungen und von seinem Standpunkt aus. Und wenn er auffordert sich gegen rassistische Gewalt zu wenden/wehren hat er damit meine Unterstützung, selbst wenn er sich explizit nur gegen Gewalt von deutschnationaler Seite wendet und ähnliche Phänomäne auf Seiten von Ausländern oder Deutschen mit Migrationshintergrund nicht thematisiert. Das machen, wie oben auch bereits geschrieben, andere, die mehr davon betroffen sind. Und solange da nicht den Rechtsradikalen bewusst gezielt Munition geliefert wird, finde ich das auch richtig und wichtig.

Niedecken hat vor über 20 Jahren das tolle Stück Almanya geschrieben, auf der schon sehr früh über die Probleme von Türken in Deutschland und teilweise auch die Hintergründe der Problematik thematisiert hat. Dieser Text ist nach wie vor brandaktuell und wird auch von vielen Türken sehr geschätzt – jedenfalls hat WN dafür ungeahnte postive Rückmeldungen aus dieser Richtung bekommen.

Und was das Miteinander von jungen Deutschen mit ganz unterschiedlicher Herkunft betrifft, mache ich in meiner Schule die tolle Erfahrung, dass das für die Kids eigentlich keine Rolle spielt, wer woher kommt. Da mischen sich ganz selbstverständlich in der UdSSR geborene mit den türkischstämmigen, Badener und Schwaben, Niderländer und Spanier – ja und auch Nord- oder Ostdeutsche sind mit dabei und die leben uns vor, wie man wunderbar Multikulti in Deutschland leben und vor allem ein großes gemeinsames Bekenntnis gegen Rassismus teilen kann. Wobei ich die schlimmen Berichte aus Problemregionen keineswegs in Abrede stellen will. Aber die zeigen auch nur einen Teil der Realität!

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