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Albert Ayler hat sich in einer klassischen Aussage folgendermaßen beschrieben: “Trane was the father. Pharoah was the son. I was the holy ghost.” Während der Sohn fast immer weniger interessant ist als der Vater, verkörpert der heilige Geist etwas Mysteriöses, Ungreifbares. Mit Coltrane teilte er den Wunsch nach spiritueller Erfahrung und Erlösung, die aber weit über die persönliche Suche Coltranes hinausging. Stattdessen betätigte sich Ayler als musikalischer Endzeitprophet und strebte danach, alle Menschen mit seiner Musik zu erretten. Diese Mission erwies sich als übergroß und als Aylers lebloser Körper im November 1970 aus dem New Yorker East River gezogen wurde, war sein musikalisches Königreich auf Erden zu einem abrupten Ende gekommen.
Was bleibt von Ayler vierzig Jahre nach seinem tragischen Tod? Es ist nicht mein Ziel, diese Frage zu beantworten, vielmehr hoffe ich eine Antwort in einem Dialog zu finden. Mich beeindrucken Aylers Aufnahmen immer wieder von Neuem. Seine charakteristische Melange aus Spirituals, Folkformen, Marching Band-Klängen und seinen wilden, ekstatischen Soli ist nach wie vor einzigartig. Es gibt im Jazz nichts Vergleichbares. Ayler ist anders als Coltrane kein leidenschaftlicher Suchender, sondern einen musikalischen Prediger, der sein Publikum direkt adressiert und ihm keine Chance lässt, lediglich ein neutraler Beobachter zu bleiben. Ayler glaubte an seine Botschaft und so enthalten seine Aufnahmen keine halbgaren Kompromisse, sondern aufrichtige Glaubensbekenntnisse. Gleichzeitig wurde er sich selbst immer mehr der Unmöglichkeit seiner Mission bewusst, die er daraufhin mit umso größerer Dringlichkeit fortsetzte. Sein Selbstmord ist in dieser Hinsicht die letzte Tat eines ausgebrannten, erschöpften Mannes, der keinen Ausweg mehr sah. Er hatte alles gesagt und es hatte nichts genutzt.
Was bleibt von Ayler? Natürlich Spiritual Unity aus dem Jahre 1964, eine der wichtigsten Jazz-Platten überhaupt. Sie enthält die zentralen Kompositionen Aylers, namentlich „Ghosts“ und „Spirits“. Dann die Village Vanguard und Village Gate-Aufnahmen der Jahre 66/67, die Aylers manisches Predigertum selbst in den Titeln verdeutlichen: „Spiritual Rebirth, Universal Thoughts, Heavenly Home, Light In Darkness usw.“ Und dann ist da die Box, das gewaltige Werk von John Faheys Revenant Label, die da einfach heißt: „Holy Ghost“. Sie zeichnet auf neun CDs (davon zwei Interview-CDs) den alternativen Lebensweg Aylers jenseits seiner offiziellen Alben nach. Ein gigantisches Monument seiner musikalischen Kraft, die heute immer noch beeindruckt und verstört.
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Werbungnail75Ayler glaubte an seine Botschaft und so enthalten seine Aufnahmen keine halbgaren Kompromisse, sondern aufrichtige Glaubensbekenntnisse. Gleichzeitig wurde er sich selbst immer mehr der Unmöglichkeit seiner Mission bewusst, die er daraufhin mit umso größerer Dringlichkeit fortsetzte.
das ist ein interessanter und schwieriger Punkt, ich stimm dir zwar zu, aber man kann sich streiten – an die Botschaft und ihre Wichtigkeit glauben steht ja an sich ein gutes Stück im Gegensatz zu keine Kompromisse bei der Überbringung machen… und man könnt sich vielleicht dazu versteigen, zu behaupten, hier hätte der Kern von Aylers Problemen gelegen; und man kann (und das haben ja durchaus schon Leute getan) sell-out rufen, wenn man sich etwa New Grass anhört – und dann denkt man, Ayler kann nicht ernsthaft geglaubt haben, hiervon Millionen Tonträger zu verkaufen… und dann denkt man, wer bin ich zu beurteilen, was Ayler sich gedacht hat, das macht viel von seiner Faszination aus, dass er offensichtlich von weit her kam, sehr weit draußen gewesen war, und dann doch so tief verwurzelt, [Folkformen ist ein schönes Wort, auch im Deutschen]…
ich find das Charles Tyler Zitat hier,
‚Al was a really sad person despite his charisma and everything. That „old-time“ religion was what caused his sadness; it was in his music.‘
ziemlich schön, ist auch ein guter Gegenpol zu dem Holy Ghost Zitat… (wobei man ja schon viel guten Willen braucht, um Pharoah Sanders heute noch an so einer Stelle zu sehen… es gab wohl einfach keinen Sohn… und man fragt sich, ob Ayler sich wohl bewusst in einer Art Vermittlerrolle gesehen hat, als er sich den Heiligen Geist genannt hat – ein Schuh der nun wirklich nicht besonders gut passte… grad nochmal die programmatische Erklärung am Anfang von New Grass gehört, er scheint das so gesehen zu haben…) (jaja, ich weiß, man soll Künstlern nicht alles glauben, was sie auf ihren Platten sagen – aber hier?)--
.Vielleicht verfolgte Ayler die Absicht, die im Grunde selbstbezogene, introvertierte Musik von Coltrane wie eine Botschaft nach außen zu tragen, was Coltrane – über die reine Musik hinaus – ja nie getan hatte. Insofern macht „holy ghost“ vielleicht sogar mehr Sinn als irgendeine andere Bezeichnung, denn das bezeichnet, was Ayler gerne gewesen wäre: der Quell der Erleuchtung. Prosaisch gesprochen vielleicht auch: der Vermittler.
Natürlich ist das alles diskutabel, endgültige Wahrheiten gibt es nur in der Mathematik, alles andere ist Interpretation.
und dann denkt man, wer bin ich zu beurteilen, was Ayler sich gedacht hat, das macht viel von seiner Faszination aus, dass er offensichtlich von weit her kam, sehr weit draußen gewesen war, und dann doch so tief verwurzelt
Ja, das ist gut beschrieben. Ayler war ganz weit draußen! Ganz weit.
[Folkformen ist ein schönes Wort, auch im Deutschen]…
Kleine Verneigung vor…na, du weißt schon.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.hallo ihr zwei, schöne gedanken zu ayler! vielleicht ist aber auch alles ganz anders und ayler war garnicht so ganz weit draußen sondern ganz bei sich und alle anderen sind zu weit weg von dem was wesentlich ist in seiner musik.
ich denke er war ein manisch getriebener, der versuchte seine ganz (für ihn selbst) realen gedanken allen anderen mitzuteilen wie ein prediger oder der heilige geist der andere erlöst.
in der psychologie nennt man so etwas borderline-syndrome, eine nicht genau zuordnenbare psychische störung, eine mischform von allen möglichen psychosen. im moment der erkenntnis, dass er niemanden erreicht gipfelte seine manie im akt der selbstentleibung und er setzte seinem streben ein endgültiges ende weil ihn niemand (er)hörte
mein problem mit ayler ist ein ganz irdisches, wollte schon längst in seine musik einsteigen, habe aber meine wunschscheibe „live on the riviera“(Albert Ayler Nuits De La Fondation Maeght), die mir am ehesten zugänglich erschien als echten physischen tonträger nirgends bekommen. für irgendwelche mp3 downloads ist mir die musik einfach zu schade. kennt von euch jemand eine quelle die diese scheibe in einer annehmbaren qualität ohne kompremierung tatsächlich liefern kann…
…oder welche lieferbare scheibe wäre eine ähnlich zugängliche alternative?
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Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!Vielleicht hier?
http://www.amazon.de/Nuits-Fondation-Maeght-Albert-Ayler/dp/B00006JCHF/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=music&qid=1291417154&sr=8-2Ich bin überrascht, dass ihr mir alle zustimmt (mehr oder minder). Ich hatte eigentlich mit mehr Widerspruch gerechnet, vielleicht kommt der ja noch. :lol:
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.mehr zu ayler später, was die platten betrifft: soweit ich das überblicke (nicht besonders weit), gibt es drei Abende und dazu drei CDs von der Riviera, den 25., 27. und 28. Juli 1970; „Live at the Riviera“ ist der 25. Juli, zu erwerben etwa hier, du meinst vermutlich den 27. Juli (den auch ich am besten kenne und sehr mag) da gibt es zwei neuere CD Ausgaben von Water und Lonehill, ohne den Vergleich in diesem konkreten Fall zu haben, ist vermutlich erstere die bessere…, die zweite sieht ja auch irgendwie vergriffen aus, die erste gibt es immerhin noch bei amazon marketplace… der 28. Juli schließlich ist in der Holy Ghost Box…
andere sind wohl berufener, aber ich würd denk ich alternativ Spiritual Unity empfehlen, mir hilft es für den Einstieg immer, wenn nur ein Blasinstrument dabei ist, oder die Greenwich Village DoppelCD (die hör ich grad und find sie super, hat aber etwas gebraucht…)
auf ayler.org kannst du von den meisten Alben ein repräsentatives Stück hören, gibt auch eine ganz gute Diskografie dort, die die verschiedenen Ausgaben erklärt und einiges andere… (speziell @lotterlotta: bei den mp3s unbedingt runterscrollen zu den don cherry live aufnahmen…)
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.danke hab eben mal wieder einen bestellversuch bei cd universe getätigt soll angeblich in 10 tagen da sein(schau mer mal was der zoll dazu sagt)
beide maeght auf einer cd, bin gespannt!
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Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!redbeansandrice(speziell @lotterlotta: bei den mp3s unbedingt runterscrollen zu den don cherry live aufnahmen…)
danke, die montmatre hab ich und das zweite glaub ich auch schon , muss das mal vergleichen….
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Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!nail75Vielleicht verfolgte Ayler die Absicht, die im Grunde selbstbezogene, introvertierte Musik von Coltrane wie eine Botschaft nach außen zu tragen, was Coltrane – über die reine Musik hinaus – ja nie getan hatte. Insofern macht „holy ghost“ vielleicht sogar mehr Sinn als irgendeine andere Bezeichnung, denn das bezeichnet, was Ayler gerne gewesen wäre: der Quell der Erleuchtung. Prosaisch gesprochen vielleicht auch: der Vermittler.
das wär jedenfalls eine ziemlich schlüssige Geschichte, auch wenn ich sie eigentlich nicht glaube… bin mir nicht ganz sicher, ob sich Ayler so stark auf Coltrane bezogen hat, grad zu Anfang; also, er hat sich zweifellos sehr stark auf ihn bezogen… aber irgendwie hab ich eher den Eindruck, alles in allem hat Ayler seine Mission schon unabhängig von Coltrane formuliert und dann bei Coltrane Parallelen gefunden… hab vorhin nochmal den Essay über Aylers frühe Jahre in Europa aus der Holy Ghost Box gelesen (hier steht er auch), wie Ayler wieder und wieder ohne Kompromisse in Konzerten von Mainstream-Jazzern auf die Bühne geklettert ist um seine fröhliche Botschaft zu präsentieren (mit sehr sehr mäßigem Erfolg); schwer zu sagen, wieviel diese Phase mit Coltrane zu tun hatte, wieviel „schon da war“ zu dieser Zeit, und in welche Richtung die Einflüsse zwischen den beiden gingen – Coltrane war sicherlich auch einfach sehr wichtig als jemand, der ihn ernst nahm und unterstützte…
was New Grass betrifft steht auch in der Revenant Box, das dort ganz deutlich ein Einfluss der Plattenfirma stattfand, nicht so sehr, dass am Ende ein stromlinienförmiges Produkt herausgekommen wär, aber letztlich dann doch; ist ja auch irgendwie kurios zu sehen, dass es weniger erleuchteten Künstlern wie (um mal zwei sehr unterschiedliche zu nennen) Barney Wilen und Pharoah Sanders sehr viel leichter fiel, die Erkenntnisse des Free Jazz zusammen mit etwas Esoterik und populärerer Musik zu einem schlüssigen und halbwegs massentauglichen Ganzen zu verschmelzen… die späten Ayler Alben sind ja eher sowas wie Manifestationen eines sehr verqueren Weltbilds, dessen Enden sich kaum noch zusammenfügen lassen…
was anderes, hier kann man sich das komplette Cricket Heft ansehen, das in der Holy Ghost Box nur teilweise reproduziert ist… Highlight ist sicher Aylers „To Mr Jones – I had a vision“… dazu hab ich direkt mal zwei Fragen: seh ich das richtig, dass „Elijah Mohammed [?] is the true prohet“ eine islamische Ausnahme in einem ansonsten christlich geprägten Text ist? und was meint er wohl mit „To Mr Jones“, „an den einfachen Mann“ oder ist das eine Anspielung auf Amiri Barakas bürgerlichen Nachnahmen?
Von Baraka, dessen stärkere Texte ich sehr schätze, sind einige ziemliche Machwerke im Heft gelandet, etwa der Verriss von Andrew Hills Grass Roots, wo schon das Coverfoto aus ideologischen Gründen bemängelt wird, oder das Gedicht „Rock Band“ mit dem markanten Refrain „White shit white shit white shit“; ein ganz interessanter Text ist der offene Brief des Black Unity Trios aus Cleveland in der Gossip-Spalte („We the Black Unity Trio […] welcome the free exchange of ideas and will assist you in any way possible. We were once The Cleveland United Black Artists […] but most of the members were lost and the others were too weak or indifferent.“
@nail: in welchen Punkten hättest du denn Widerspruch erwartet?
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.Ich hab ein bisschen Mühe mit dieser heilsgeschichtlicher Lesart von Ayler… aber der richtige Widerspruch kommt allenfalls später, bin derzeit nicht in der Lage, ausführliche Gedanken dazu zu formulieren.
Finde redbeans‘ Äusserungen in #2 sehr schön, und habe auch meine Zweifel daran, wie stark Ayler sich konkret an Coltrane orientiert haben soll. Dass Coltrane die überragende Figur war, die ab 1965 begann, sich als Patron und Übervater der jungen Wilden aufzuspielen/einzusetzen, mit seiner Musik, auch den Durchbruch in diese weit draussen liegenden Gefilde wagte (wohl ohne, dass er jemals so weit rauskam wie Ayler? Andererseits waren sie beide ja sehr geerdet) – das alles steht wohl einigermassen zweifelsfrei fest.
Was nun die Musik Aylers betrifft… da höre ich verschiedene Phasen, nicht bloss tolle grosse freie, far-out Musik und am Ende eben… sondern so in etwa:
Frühwerk in Europa – „My Name Is Albert Ayler“ ist grossartig, die Version von „Summertime“ dort ist unübertroffen!
Dann die Zeit des Trios („Spiritual Unity“, „Prophecy“) und des grossartigen Quartetts mit Don Cherry („Ghosts“ und v.a. „Hilversum Session“ – letztere gehört für mich zum allerbesten von Ayler!)
Dann die Gruppe mit Don und Michael Samson an der Geige – das war ja damals äusserst problematisch, für eine schwarze Avantgarde-Band einen weissen und erst noch an der Violine dabeizuhaben – auch hier scheint Ayler zu keinerlei Kompromissen gewillt gewesen zu sein. („Greenwich Village“ auf Impulse, „Lörrach/Paris“ auf Hat, „Slug’s Saloon“ auf ESP, diverses in der „Holy Ghost“ Box, besonders die Sessions vom La Cave in Cleveland!)
Dann die Band mit Mary Maria Parks oder wie immer die auch hiess… ich dachte übrigens, mal irgendwo gelesen zu haben, dass ihr Einfluss denjenigen des Plattenlabels bei weitem überstiegen hätte? Weiss nicht mehr, wo das stand. Sehr schön aber schon entschieden anders als alles zuvor: die Aufnahmen aus der Fondation Maeght (am besten wohl die beiden Alben auf der Water-CD).
Zuletzt dann das Spätwerk auf den „kontroversen“ Impulse-Alben.
In diesem allzukurzen Überblick fallen „Goin‘ Home“ und „Witches and Devils“, „Bells“ und „New York Eye and Ear Control“ und ganz besonders „Spirits Rejoice“ zwischendurch… Anspieltipps für Neulinge wären meiner Meinung nach am ehesten: „Spiritual Unity“, „Spirits Rejoice“ und „Hilversum Session“.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaredbeansandricedas wär jedenfalls eine ziemlich schlüssige Geschichte, auch wenn ich sie eigentlich nicht glaube… bin mir nicht ganz sicher, ob sich Ayler so stark auf Coltrane bezogen hat, grad zu Anfang; also, er hat sich zweifellos sehr stark auf ihn bezogen… aber irgendwie hab ich eher den Eindruck, alles in allem hat Ayler seine Mission schon unabhängig von Coltrane formuliert und dann bei Coltrane Parallelen gefunden… hab vorhin nochmal den Essay über Aylers frühe Jahre in Europa aus der Holy Ghost Box gelesen (hier steht er auch), wie Ayler wieder und wieder ohne Kompromisse in Konzerten von Mainstream-Jazzern auf die Bühne geklettert ist um seine fröhliche Botschaft zu präsentieren (mit sehr sehr mäßigem Erfolg); schwer zu sagen, wieviel diese Phase mit Coltrane zu tun hatte, wieviel „schon da war“ zu dieser Zeit, und in welche Richtung die Einflüsse zwischen den beiden gingen – Coltrane war sicherlich auch einfach sehr wichtig als jemand, der ihn ernst nahm und unterstützte…
@nail: in welchen Punkten hättest du denn Widerspruch erwartet?
Danke für die Links! Die schaue ich mir später an, aber das mit Elijah Mohammed“ ist mir auch schon aufgefallen. Der Rest ist so christlich, wie er nur sein könnte und bezieht sich ja auf den berühmtesten Drogentext der Weltgeschichte: die Offenbarung des Johannes.
Ich habe den Beitrag mal etwas gekürzt, um ihn nicht in Gänze zu ziteren.
Widerspruch sicherlich in Hinblick auf die heilsgeschichtliche Interpretation – das liegt ja nahe. Da kommt ja auch etwas.
Wenn Ayler einfach nur Coltrane imitiert hätte, dann wäre er ja Pharoah Sanders. Das Schöne am Ausdruck „Heiliger Geist“ ist ja, dass sich jeder darunter etwas anderes vorstellt, weil niemand weiß, was das eigentlich sein soll. Oder hat irgendjemand jemals verstanden, was der „Heilige Geist“ ist? Man sollte jedenfalls nicht den Fehler machen, die Free-Jazz-Szene der damaligen Zeit auf lineare Einflüsse zu reduzieren. Gegenseitige Beeinflussung, Austausch in einem gemeinsamen Milieu sind ja viel wichtiger. Aber Ayler hat sich eben den Mantel Coltranes angezogen und sich bewusst in seine Reihe gestellt. Mit anderen Worten: Er wollte das so und von daher sollte man das auch heute ernstnehmen.
gypsy tail windIch hab ein bisschen Mühe mit dieser heilsgeschichtlicher Lesart von Ayler… aber der richtige Widerspruch kommt allenfalls später, bin derzeit nicht in der Lage, ausführliche Gedanken dazu zu formulieren.
Gerne.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.ja, er hat sich den Mantel angezogen und ich nehm es absolut ernst – aber letztlich war er doch auf einem ganz anderen Wege an Coltranes Seite gekommen, als Coltrane selber… Leute, die Ayler um 1960 herum kannten, sind sich ziemlich einig, dass Ornette Coleman für Ayler der wichtige Impuls war, der ihn dazu brachte sich mit Free Jazz zu beschäftigen… und Coltrane wurde dann [ohne das gut formulieren zu können] wichtiger als die religiöse Seite der Dinge wichtiger wurde… [wo es grad aufgeschlagen ist, ein Zitat von Aylers Vater, es geht vermutlich um Juni 1963, „John Coltrane came to Cleveland [..] Albert sat in with him. I was walking outside the bar. Coltrane and Albert went in the back room, and Coltrane wanted Al to show him how to play that free music. I think they went into the bathroom for that, you know.“]
was Pharoah Sanders betrifft – nein, der war nicht übermäßig originell, aber ich find man muss ihm zu Gute halten, dass er einen ziemlich unverwechselbaren Ton hat – also, man wird ihn wirklich kaum mit irgendwem anders, Coltrane etwa, verwechseln – und, naja, eine zu der Zeit neuartige Form von Ethno-Groove-Freejazz-Fusion würd ich ihm eigentlich schon zu gute halten… anders gesagt, ich würd ihn auch niemals in eine Reihe mit Ayler und Coltrane stellen, aber ich find das ist eher ein Problem von mangelnder Statur als von mangelnder Originalität… aber wen hätt Ayler auch wählen sollen, Archie Shepp? Frank Wright?
bin grad nochmal mit den Demos zu New Grass durch (Holy Ghost Disc 6)… die haben definitiv nicht dieses Überladene, Irrsinnige der Studioversionen (Backgroundchöre…); ich find sie klingen eigentlich als hätt hier wirklich ein schönes Album entstehen können, ein bißchen Folk, ein bißchen Spirituals, ein bißchen Ayler…wenn auch sicherlich kein Meisterwerk… anders gesagt, Mary Parks Einfluss alleine find ich noch nicht so das Problem
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.Parks… ich weiss nicht – aber die Riviera-Band ist schon ziemlich anders als alles je zuvor von Ayler aufgenommene, nicht? Und ich finde sie leider rhythmisch sehr viel weniger inspirierend. Allerdings sind das nach wie vor wunderschöne Aufnahmen, das ist klar!
Muss mal in den nächsten Tagen, wenn ich wieder richtig fit bin, richtig Ayler hören und die Box hervorholen… danke Euch jetzt schon für die Anregung!
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So Ayler, gemäss Frank Kofskys Liner Notes zu „Love Cry“ (Impulse 9165)
„because money wasn’t strong enough“… der für mich berührendste Satz von Aylers gesprochenem Intro zu „My Name Is Albert Ayler“. „Summertime“ gehört für mich wie schon erwähnt zu den „kairos“, zu den prägenden, entscheidenden, Ohren und Augen und Welten öffnenden Momenten. Das kann ich auch heute beim Wiederhören, wohl etwa fünfzehn Jahre nach der ersten Begegnung, noch unschwer nachvollziehen. In seiner ungehemmten Expressivität, rohen Emotionalität, starken Schönheit, ist diese Aufnahme für mich absolut unvergleichlich!
Von den Begleitern mag leider einzig der damals noch sehr junge Niels-Henning Orsted Pedersen zu überzeugen, mit einem flexiblen Pizzicato-Spiel, das an Mingus und Pettiford gemahnt in seiner Ausdrucksstärke.Ein paar frühere Aufnahmen existieren. Die allererste ist eine „oddity“: als Bonus-Disc in der „Holy Ghost“-Box findet sich eine eine CD vom 14. September 1960 aus Orléans mit Aufnahmen der 76th A.G. Army Band, mit der Ayler in Europa stationiert war (im Buch finden sich zudem ein paar Fotos aus jener Zeit sowie ausführliche Berichte). Ayler ist am Tenor in einer mittelschnell-balladesken Interpretation von „Tenderly“ zu hören. Gar nicht uninteressant, wie er im lyrischen Fluss soliert, ohne irgendwas zeigen zu wollen, sich vielmehr in die getragene Stimmung einpasst. Das zweite enthaltene Stück ist „Leap Frog“, eine boppige Nummer, in der Ayler ein paar kurze Solo-Spots hat.
Drei Stücke vom 30. Juni 1962 mit dem Quintett des finnische Gitarristen Herbert Katz finden sich zu Beginn der ersten CD von „Holy Ghost“. Die Begleitgruppe ist tighter als das Trio auf „My Name…“, Ayler wählte wohl die Stücke. Zum Auftakt „Sonnymoon for Two“, anscheinend die Nummer, mit der Ayler die Gunst Cecil Taylor gewann. Als zweites folgt „Summertime“, dann „On Green Dolphin Street“ – beides Lieblingsstücke von Ayler, die er auch in seiner Radio-Sendung (die dann als „My Name Is Albert Ayler“ als LP erschien) wieder spielen würde.
Leider hatte ich bisher keine Gelegenheit, die Aufnahmen vom 25. Oktober 1962 aus Stockholm zu hören. Laut Marc Chaloin, der den wohl ausführlichsten Bericht über die Jahre 1959-62 verfasst hat, waren die beiden Begleiter sehr viel offener für Aylers neuartige Musik (es handelt sich um den Bassisten Torbjorn Hultcrantz und den Drummer Sune Spangberg).
Eine ungekürzte Fassung von Marc Chaloins Text findet sich übrigens auf der Revenant Website:
http://www.revenantrecords.com/ayler/chaloin.html--
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~ P.C. [Philippe Carles?], Jazz Magazine No. 135 – October, 1966, p.55
Das Schlüsseljahr für Ayler war 1964. So viele Aufnahmen wie in diesem geschäftigen Jahr würde er nie mehr machen – und was für Aufnahmen!
Im Februar entstanden in einer Session die beiden Alben „Goin‘ Home“ und „Witches & Devils“, die beide Seiten von Ayler zeigen: die spirituelle und die drängende, wilde, aufbrechende.
Auf Goin‘ Home spielt er über Call Cobbs‘ groovendes Gospel-Piano (Cobbs war 1954 zur selben Zeit wie Coltrane kurz Mitglied von Johnny Hodges‘ Band), Sunny Murrays seltsam verschrobene Swing-Rhythmen und Henry Grimes‘ grossartigen Bass fast ohne zu improvisieren verschiedene Traditionals wie das Titelstück, „When the Saints Go Marchin‘ In“, „Down By the Riverside“, „Deep River“, „Nobody Knows the Trouble I’ve Seen“, „Ol‘ Man River“ oder „Swing Low, Sweet Chariot“. Die Einfachkeit der Musik, die Art und Weise, wie Ayler die Melodien schmückt, umspielt, mit Vibrato und Dehnungen und Biegungen des Tones, wie er das alles mit grosser Ernsthaftigkeit tut – gestern hat mich das beim Wiederhören fast umgehauen! Nachdem ich das Album schon seit vielen Jahren kannte aber nie einen direkten Zugang dazu gefunden hatte… werde es wohl in den kommenden Tagen noch einige Male hören!
Witches & Devils besteht aus vier Originals, der Trompeter Norman Howard ersetzt Cobbs, Bassist Earle Henderson macht die Gruppe auf dem Titelstück zum Quintett und ersetzt Grimes auf „Holy, Holy“. Die anderen Stücke heissen „Spirits“ und „Saints“ – die Stossrichtung ist also eine durchaus ähnliche wie auf den Spirituals und Traditionals, aber musikalisch ist das alles ungleich dichter und drängender.Im Trio mit Gary Peacock und Murray wurde Ayler dann im Juni live aufgenommen. Das Resultat war zunächst das Album Prophecy, ein zweites Album erschien später als „Albert Smiles with Sunny“ – diese Hälfte ist heute auch in der „Holy Ghost“ Box zu finden. Die Aufnahmen sind grossartig und präsentieren bereits das klassische Trio, das im Juli „Spiritual Unity“, Aylers wohl grossartigstes Album, einspielen sollte.
Ben Young stellt im Session-Kommentar (im Buch der „Holy Ghost“ Box) ein paar seltsame Überlegungen an zur Debatte (anscheinend gab’s die wirklich mal) über Ayler und die Relativität:One of the early criticisms of Ayler’s 1964 triumphs was that he seemed to only be communicating „action“ (energy), or pure gesture, in which pitch (mass, let’s say) is arbitrary or negligible. For many listeners coming from bebop, this equated to not communicating at all. […]
In both 1970 interviews (on Disc 8/Track 11 and Disc 9/Track 20) Ayler hints at an e=mc2 in reference to his early practice method of telescoping a scale into a single fluid motion. With this in mind, an entire frontier in Ayler’s music opens to the examination of whether a note that seems to wander drunkenly in pitch is actually a phrase of several implied notes jammed into one split-second sound, and even whether his slow vibrato is actually the blurry slur of a very fast trill. The glorious stalemate at the end of this discussion is that we’ll never know exactly, and that finding an „answer“ isn’t nearly as important as making the investigation. Three of these Cellar performances, „Ghosts“, „Saints“, and „The Wizard“ offer particularly fertile soil for the study.
~ Ben Young, The Sessions, Liner Notes zu: Albert Ayler, „Holy Ghost: Rare & Unissued Recordings (1962-70), Revenant, ca. 2004, S. 142f.
Young meint dann, dass diese Version von „Ghosts“ nicht nur die erste sei, sondern möglicherweise das beste Solo Aylers über dieses Stück enthalte – also besser als die beiden grossartigen Versionen, die „Spiritual Unity“ umrahmen. Das Stück sei eins der wenigen Ayler-Originals, das aus mehr als einem blossen Motiv bestehe. „Ghosts“ besteht aus drei Theme: „loosely, a four-bar introduction, four-bar A section, and a four-bar B section, usually returning to an indefinite number of repetitions on the A before Ayler transmutes it ino his solo.“ (Young, siehe oben, S. 143).
Am 10. Juli um ein Uhr mittags fand die erste Studio Session von Bernard Stollmans ESP-Disk‘ Label statt (benannt nach Esperanto – Stollman unterstützte die Esperanto-Bewegung, auf den ESP-Disk‘ Alben solte auch der Spruch „Ni Kantu En Esperanto“ auftauchen, „Lasst uns in Esperanto singen).
Spiritual Unity wurde in gloriosem Mono aufgezeichnet, die Balance zwischen Murrays freien Rhythmen, Peacocks lyrischem, enorm agilen Bass und Aylers reichem Tenor ist perfekt gelungen. Zwei Takes von „Ghost“ umrahmen „The Wizard“ und „Spirits“ – der Spuk dauert nur etwa 29 Minuten, aber das in Perfektion! Mit diesem grossartigen Album hat Ayler sich als zentrale Figur der Avantgarde etabliert, die Musik hat – wie nail im Eingangspost festhält – bis heute absolute Gültigkeit und ist ebenso bis heute absolut Einzigartig, in ihrer Mischung aus Statik, Sanglichkeit, Dichte und ihrem mitreissenden Drive.Eine zweite, längere (7:44 oder 7:45) Version von „Spirits“ fand sich auf den frühesten Pressungen von „Spiritual Unity“. Es handelt sich dabei jedoch nicht um einen Alternate Take sondern um eine völlig andere Komposition – ziemlich verwirrend: Das Stück ist dasselbe wie „Vibrations“ auf dem Album „Ghosts“ und „The Copenhagen Tapes“. Die Version, die auf dem Album zu hören ist, ist auf „Witches & Devils“ und den „Copenhagen Tapes“ als „Saints“ enthalten…
Weitere Informationen zur Session sind hier zusammengetragen.
Dort gibt’s zudem auch ein Booklet, das Paul Haines zum Album erstellt hat, muss ich nachher mal lesen, hab ich grad erst entdeckt! Lag das dem Album bei?B.’s comments
Michael Snow, the Toronto based film maker, pianist, catalyst for free improvisational performers everywhere, painter, sculptor, record producer and the pride of Canada, used the image of pianist-composer Carla Bley as the inspiration for an art film, ‚New York Eye & Ear Control‘.
For his sound track, he assembled a group of ESP artists in his loft and recorded them on July 17, 1964.~ Bernard Stollmans Kommentar im Booklet zu: New York Eye and Ear Control, ESP CD 1016, Calibre, 2000
Das Album besteht aus einem Miniatur-Intro und zwei seitenlangen Jams. John Tchicai machte schon in Dänemark 1962 mit Ayler Bekannstschaft, Don Cherry stiess zu Aylers Trio und ging kurz nach dieser Session mit ihnen auf Europa-Tournee, Roswell Rudd ist mir immer herzlich willkommen.
Laut der Ayler Website wurde übrigens bei Paul Haines in NYC aufgenommen, nicht bei Michael Snow, das Buch von „Holy Ghost“ hält sich aber an Stollmans Angaben (S. 199 „July 17, 1964 – Loft of Mike Snow: NYC“)
Die Musik ist verglichen mit den Trio-Aufnahmen eher enttäuschend – unstrukturiert und wenig zwingend. Es gibt allerdings sehr schöne Momente, in denen das Stimmengeflecht der vier Bläser und Peacocks Bass sehr dicht gewoben ist, Momente, in denen die Bläser Ideen voneinander aufgreifen, und auch Momente des Ausbruches von allen. Tchicai gefällt jedenfalls mit einem schlanken, singenden Ton.Anfang September ging Ayler dann mit dem Trio (Gary Peacock und Sunny Murray) sowie Don Cherry auf Europa-Tournee. Aufnahmen entstanden in Kopenhagen und in Hilversum. Ben Young zu den Aufnahmen vom 3. September 1964:
Don Cherry was the only horn player in an Ayler group who could even think about tangling with the leader on a compatible plane of imagination and acuity. Increasingly conscious of wanting to be the center of attention in his own band, Ayler must have felt at least slightly challenged by Cherry’s presence, but appreciated being driven and stimulated by the other horn. Never was their interplay more electrifying than on this true live recording, a night at the Café Montmartre, on which, thankfully, they do tangle.
~ Ben Young, The Sessions, Liner Notes zu: Albert Ayler, „Holy Ghost: Rare & Unissued Recordings (1962-70), Revenant, ca. 2004, S. 144f.
Die Radio-Aufnahmen aus Kopenhagen am 3. September im Jazzhus Montmartre und am 10. September im Studio des Dänischen Rundfunks erschienen zuerst 2002 auf dem kleinen Ayler Records Label als „The Copenhagen Tapes“. Die längere Session aus dem Montmartre ist auch in „Holy Ghost“ zu finden.
Am 14. September nahm die Gruppe ebenfalls in Copenhagen das Album Ghosts (aka Vibrations) auf. Nach Stationen in Holbaek, Stockholm und wieder dem Montmartre spielte die Gruppe in Holland (Amsterdam, Rotterdam, Bergen), wo in Hilversum im VARA Studio des Rundfunks noch ein Album enstand, das als „The Hilversum Session“ veröffentlicht wurde und für mich das Highlight der Ayler/Cherry-Aufnahmen darstellt – oder das Highlight neben der Montmartre Session von ganz zu Beginn der Tour. Die Tour schien wieder in Skandinavien geendet zu haben – in der „Holy Ghost“ Box findet sich ein Interview, das Ayler für „Afterbeat“ ca. Anfang Dezember 1964 in Kopenhagen gegeben hat.Der Grossteil von The Copenhagen Tapes enstand also wie erwähnt anlässlich eines Live-Mitschnittes im legendären Jazzhus Montmartre. Die Stücke, die gespielt werden, sind stets dieselben: „Spirits“, „Saints“ und „Vibrations“ tauchen auf beiden Sessions auf der Ayler Records CD auf, das letztgenannte auch auf dem Album Ghosts, auf dem das Titelstück gleich zweimal zu hören ist, zuerst als kurzes Thema, dann später in einer längeren Version. Die Stücke „Children“ und „Mothers“ wurden sowohl im Montmartre wie auch für die Album-Session eingespielt. Das Album enthält überdies das Stück „Holy Spirit“.
Reviews zu den Copenhagen Tapes finden sich auf der Ayler Records Website. Auf der Ayler Website finden sich zudem diverse Rezensionen zu „Ghosts“.Auf der Hilversum Session sind erneut „Ghosts“ und „Spirit“ zu hören, dazu aber auch „Angels“, das im kommenden Jahr auf dem ESP-Disk‘ Album „Spirits Rejoice“ wieder auftauchte, sowie „C.A.C.“, „Infant Happiness“ und zum Abschluss „No Name“. Die Session wurde vor einem kleinen geladenen Publikum mitgeschnitten, produziert haben Michiel de Ruyter und Aad Bos für VARA-Radio, das Album hat dann George Coppens produziert (die neuste Auflage ist auf ESP-Disk‘ zu finden, ich hab die Coppens-CD CCD 6001).
Sunny Murrays Spiel wird stehts eindrücklicher, von feinstem Geklöppel bis zum lauten, aggressiven Spiel, für das er manchmal verschriien wird – die Bandbreite ist eindrücklich! Cherrys zweite Stimme windet sich um Aylers Tenor, verschmilzt mit ihm, umgarnt ihn, bietet einen ruhenden Gegenpol, der urplötzlich ausbrechen kann, zum Gegenspiel wird, Ideen aufgreift, neue einwirft. Darunter stets Peacocks Bass, der den hörenden, sensiblen Begleiter zeigt, der Peacock schon damals war. Aylers Solo auf „Spirits“ ist absolut eindrücklich, wie er den Ton spaltet, ins Falsett geht und zugleich im tiefen Register honkt!
Zwei Reviews zur Hilversum Session finden sich auf der Ayler Seite.--
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Schlagwörter: Albert Ayler, Avantgarde, Donald Ayler, Free Jazz, Jazz
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