Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 13.03.2011
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AutorBeiträge
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Wolfgang DoebelingDa Dir „Call On Me“ zusagt: als nächstes „Here’s The Man!!!“ und oben erwähntes „Two Steps From The Blues“.
Merci. Weißt Du ob es ordentliche Reissues gibt?
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WerbungweilsteinDa kann ich Dir leider nicht weiterhelfen. Mir ging es auch nur darum, noch mal zu unterstreichen, daß Du Dich selbst mal ähnlich über Jazz geäußert hast. Wenn ich an Soul denke, denke ich eben an die 60s und damit verbunden an den Sound, der diese Musik mit ausgemacht hat. Ich rede ja nicht unbedingt nur von flach klingenden Gitarren, sondern von einer Sound-Ästhetik, die mir zuwider ist, und meiner Meinung nach Genres der Vergangenheit auch nicht gerade gut steht. Country oder Blues mit flächigen Keyboards und Hall auf den Drums?
PS: Aber das hat sich ab Mitte der 90er doch erheblich gebessert, meinst Du nicht?„Ähnlich“ vielleicht. Trotzdem: manchmal vermögen Stimmen und/oder Songs ästhetische Vorbehalte außer Kraft zu setzen. Ich meine, was kümmern mich flächige Keyboards, wenn dazu George Jones singt?
PS: Gebessert ja, erheblich nicht.Ad Bland-Reissues: momentan nicht, doch alle paar Jahre werden sie wieder aufgelegt. Sind aber auch als Orginal-Pressungen nicht unerschwinglich.
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Wolfgang DoebelingEinige: „Bop Ting-A-Ling“ (trotz Gospel-Flexionen), „Bumble Bee“ natürlich, aber auch „Wheel Of Fortune“, „Play It Fair“ und „Hey, Memphis“. „Jim Dandy“ weniger. Müßte mal eine Top5 erstellen. Was ich oben meinte: „zahm“ zeugt von Geringschätzung, doch hat das, sagen wir, beherrschte Vokalisieren einer traurigen Blues-Ballade vieles für sich. Wie denn auch sonst? „Wild/ungezähmt“ ist doch nicht per se präferabel.
Gerade noch mal via Vinyl nachgehört. Muss ein wenig Abitte leisten. „I Cried A Tear“ hat schon Klasse, die sich mir über den dünnen Radiostream leider nicht so eröffnet hat. Ohne Sax hätte ich mir den Track auch wunderbar bei Patsy Cline vorstellen können, insofern vielleicht wirklich einer ihrer „farblosesten“ Tracks.
Zu meinen Faves zählen (neben der gesamten „Sings Bessie Smith“) auf jeden Fall „Bumble Bee“, „Tiny Tim“, „Love Me Right“, „C.C. Rider“ und ganz vorne: „You’re The Boss“ (mit Jimmy Ricks). „Jim Dandy“ höre ich ähnlich stark wie „Bop-Ting-A-Ling“.
(„Wheel Of Fortune“, „Play It Fair“ und „Hey, Memphis“ kenne ich noch nicht.)
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I like to move it, move it Ya like to (move it)Wolfgang DoebelingWo soll das noch enden? Ich empfehle eine Pilgerreise nach Clarksdale, MS.
Könntest im Hinblick auf die Pilgerreise noch eine Lektüreempfehlung abgeben. Danke.
Mojo Triangle kenne ich bereits.--
I Cried A Tear finde ich ganz wunderbar von ihr, da zeigt sie gesanglich ein wenig mehr als bei manch anderen Aufnahmen. Auch herrlich das Solo im Mittelteil, das Sax überhaupt. Eine großartige Aufnahme.
Und jetzt lege ich Belle auf (wenn das Cover nur nicht so hässlich wäre). Muss ich dringend nachhören.--
FAVOURITES@ Shiloh
Das Standardwerk schlechthin ist „The Land Where The Blues Began“ von Alan Lomax. Fascinating stuff.
Meine diesbezügliche Empfehlung an Herrn Rossi war übrigens keine ernstgemeinte. Dem Adressaten würden sich Aura und Historizität von Clarksdale ja wohl auch kaum erschließen.
@ otis
Ja, das LP-Cover ist eher unansehnlich, aber dafür entschädigt die Musik großzügig, vor allem „Georgia Boy“. Laut hören! Es muß scheppern.
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Georgia Boy ist definitiv das Highlight auf einer sehr guten Platte. Es geht auch leise, wenn man hinhört. Und ist eindeutig zu kurz.
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FAVOURITESWolfgang Doebeling
Meine diesbezügliche Empfehlung an Herrn Rossi war übrigens keine ernstgemeinte. Dem Adressaten würden sich Aura und Historizität von Clarksdale ja wohl auch kaum erschließen.Die Ironie war mir klar, die Historizität und gegebenenfalls auch Aura von Orten zu erkennen, gehört allerdings durchaus zu meinem Handwerk, allerdings bin ich auch etwas skeptisch, was den spiritus loci als Erkenntnisquelle betrifft. Ich halte ja auch Zeitzeugen für eine zwar manchmal unverzichtbare, aber problematische Quelle …
Deine Empfehlungen zu Bobby Bland gelten auch für den ganz Ahnungslosen (d.h., wenn man noch nichts von ihm kennt)?
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Stöber auch mal nach Barbara Lynn, Herr Rossi.
Da gibt es einiges zu entdecken,
z.B. tolle Cover von „Money“ oder „What’d I Say„.--
@ Rossi
Als Quelle von Erkenntnis würde ich das Begehen historischen Bodens ja auch nicht verabsolutieren wollen, als die Erkenntnis begünstigend allemal. Es ist wie mit der Zeitzeugenschaft. Die ist nicht alles, aber ohne sie ist halt alles nichts. Gerade in Deiner Disziplin („Handwerk“: wie gut das tut nach all dem gräßlich pompösen Gewäsch zu Guttenberg andernorts im Forum. Als ob auf Eigenleistung fußender Dünkel legitim wäre, bloß der erschwindelte nicht!). Bevor ich vollends abschweife: ja, die Bland-Empfehlungen gelten generell. Eigentlich kann man bei den Platten bis 1963 überhaupt nichts falsch machen. Singles vor LPs, versteht sich.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Ein Dünkel ist niemals legitim, ob erschwindelt oder nicht. Das ist klar oder sollte es zumindest, wenn man halbwegs bei Trost ist! Aber lese ich aus dieser scheinbar beiläufigen Bemerkung eine grundsätzliche Haltung gegenüber akademischen Graden oder täusche ich mich? Eine nähere Erläuterung interessiert mich sehr, zumal ich mich in diesem Metier gerade selber (und das mit Freude!) bewege. Dass das nicht zum Thema gehört, weiß ich, aber Deine Meinung interessiert mich insofern schon einmal, weil ich um Deine Ausbildung weiß, die ja alles andere als akademiefern ist.
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@ Bgigli
Für eine nähere Erläuterung meiner diesbezüglichen Haltung ist dies in der Tat nicht der rechte Ort, nur soviel: die causa Guttenberg legte doch auf das Schauerlichste den Blick auf eine Titelwirtschaft frei, die nirgendwo auf der Welt so floriert wie in deutschen Landen (Österreich evtl. ausgenommen). Statt nun aber die Gelegenheit zu nutzen, endlich grundsätzlich dieser deutschen Seuche beizukommen, wurde bloß das Symptom Guttenberg umkreist, sein Fehlverhalten innerhalb des Systems akademischer Klüngelei gebrandmarkt. Dabei war es weniger das dubiose Zustandekommen seiner Fleißarbeit, die ihn menschlich disqualifizierte, als das Bekenntnis, der Verlust des Doktortitels schmerze ihn. Tiefer kann man kaum noch sinken, was freilich nicht auffällt im Land des Dünkels, wo aus „House“ notabene „Dr.House“ wird, weil bei uns die Anrede „Herr Doktor“ fast noch so verbreitet ist wie einst im Kaiserreich. Schon ein Blick ins Fernsehprogramm macht gruseln: „Familie Dr.X“, „Unser Lehrer Dr.X“, etc.
Daran lassen sich Restaurationstendenzen festmachen, ähnlich denen immer beschämenderer Hofberichterstattung für Adelsgeschlechter („Der Herr Baron lässt bitten“), denn vor 30, 40 Jahren war man da ja schon erheblich weiter. Die verbalen Kniefälle, derer sich Moderatoren heutzutage befleißigen, von Plasberg über Maischberger bis Kerner, wären damals mitleidig belächelt worden. Franz Alt, CDU-Mitglied und Kirchenfunktionär, umstürzlerischer oder auch nur egalitärer Bestrebungen also eher unverdächtig, konnte verfügen, daß weder er selbst noch Gäste seiner Sendungen mit etwaigen Titeln angesprochen werden. Dieser „alte Zopf“, so Alt anno dunnemals, gehöre abgeschnitten. Bei ARD und ZDF schluckte man zweimal, dann war das durch. Die Titelanrede, so hieß es in einer Verlautbarung, sei letztlich undemokratisch und passe sowieso nicht mehr in die Zeit.
Ein paar Dekaden später passt sie offenbar wieder. Und wie! Das Führen von Titeln jedweder Art gilt als erstrebenswert, so ein Titel schmückt wieder ungemein. Vorwärts in die Vergangenheit. Guttenbergs Geltungssucht wird ihm gern nachgesehen, allenfalls wird moniert, daß er meinte, seinem angeborenen Titel unbedingt noch einen akademischen hinzufügen zu müssen, wo er doch mit einem so schönen wie „Freiherr zu“ bereits hinreichend Eindruck schinden kann. Auf die Korrektoren in Bayreuth zum Beispiel einen geradezu blendenden: drei Wissenschaftler, honorige Glieder ihrer servilen Gesellschaft, einigen sich auf „summa cum laude“. Das gilt inzwischen als kritikabel, die Herren schämen und ärgern sich ja auch ein wenig. Des Freiherrn Verlust akademischen Lorbeers wird als fair empfunden, denn immerhin hatte er sich seinen Titel erschwindelt. Dass aber dieser universitäre Guttenberg-Bayreuth-Beschiss nur die Spitze eines Eisbergs ist, wird verschwiegen, oder doch zumindest nicht an die große Glocke gehängt. Die selbstherrliche, so würdevoll renommierende Wissenschaft ist nämlich zu nicht geringen Teilen ein Popanz, nach innen zusammengehalten durch hierarchische Strukturen, nach außen nicht zuletzt durch den Glanz verliehener Grade. Ein Treppenwitz.
Wobei nicht leicht zu entscheiden ist, wer mehr Häme verdient: Guttenberg, weil er sich bei der Titelerschleichung erwischen ließ, oder die protestierenden, rechtschaffenen Doktoranden, die befürchteten, daß der Nimbus ihres angestrebten Titels leiden könnte, sofern man Karl Theodors akademische Hochstapelei auf die leichte Schulter nähme und nicht streng ahnde. Letzteres, glaube ich. Denn der Erwerb akademischer Grade hat zwar einen Preis, doch der läßt sich mit zweierlei Währung begleichen: entweder mit Fleiß oder eben mit Bargeld. Ich weiß ganz gut, wovon ich rede. Wandel durch Handel.
Schuldig im Sinne der Anklage sind indes erst in zweiter Linie jene armseligen Wichtigtuer, die mit ihrem Titel hausieren gehen, auf dem Briefkopf und an der Türklingel. Erbärmlicher noch sind die überangepassten Wichte, die den gesetzlich geschützten Dünkel habituell honorieren und es oft nicht bei einem inneren Bückling bewenden lassen, wenn sie einem Titelträger begegnen. Gehört zum Kitt einer Gesellschaft, in der das Sein vom Schein überstrahlt wird.
Ist nun leider doch etwas länger geworden, die Antwort. Es liegt mir jedoch fern, hierüber eine Diskussion anzetteln zu wollen. Betrachte es also bitte als persönlichen Exkurs. Die Kurve zurück zur Sendung bekomme ich wohl am besten, indem ich die Playlist nochmal zitiere…
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duplo
Roots #1166
13.03.2011
Blues & Soul1. WILLIS – Take You High
2. BUDDY ACE – Pouring Water On A Drowning Man
3. BOBBY BLAND – She’s Puttin‘ Something In My Food
4. DELBERT MCCLINTON – Troubled Women
5. T-BONE WALKER – Ain’t This Cold, Baby
6. BARBARA LYNN – You’ll Lose A Good Thing
7. LAVERN BAKER – I Cried A Tear
8. BUDDY ACE – Your Time To Cry
9. JOHNNY ADAMS – I Won’t Cry
10. ANITA BAKER – No More Tears
11. DENIECE WILLIAMS – It’s Gonna Take A Miracle
12. DELBERT MCCLINTON – Morgan City Fool
13. AL GREEN – Georgia Boy14. JOHNNY ADAMS – Georgia Morning Dew
15. JOHN HAMMOND – Midnight Hour Blues
16. LITTLE WALTER – Blue Midnight
17. LAVERN BAKER – Tomorrow Night
18. MEMPHIS SLIM – Blue And Lonesome
19. ROBERT LOCKWOOD JR. – Western Horizon
20. BOBBY BLAND – Who Will The Next Fool Be
21. BOBBY BLAND – Just Won’t Be Your Fool Anymore
22. WILLIS – Smokescreen
23. JOHN HAMMOND – Ask Me Nice
24. MEMPHIS SLIM – Messin‘ Around
25. LITTLE WALTER – Take Me Back
26. AL GREEN – Dream
27. T-BONE WALKER – Late Hours BluesThanks again, duplo &
thanks for listening, folks.--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Vielen Dank für die ausführliche Antwort, die mir so nebenbei ein schärferes Bild der Ursachen meines bis dato diffusen Unwohlseins bezüglich meiner eigenen Arbeit vermittelt. In der Tat sehe ich die von Dir umrissenen Restaurationstendenzen bezüglich des schon überwunden geglaubten Standes- und Titeldünkels genauso. Ich habe mich nur gefragt, ob ich der einzige bin, der das bemerkt hat oder ob es mir früher einfach nicht aufgefallen ist. Meine eigene Arbeit , wenn sie denn beendet ist, führt zu einem Arbeitstitel, der meinem Beruf zugehörig scheint, wie ich immer höre, wenn man mich entsprechend anspricht. Finde ich immer sehr peinlich, also sorge ich für entsprechende Verhältnisse. Mir macht diese Arbeit Freude, eben weil ich sie ganz allein erledigen kann. Ein wenig Eitelkeit ist auch dabei, zugegeben. Aber Dünkel? Ich hoffe doch nicht, die weit verbreitete Promotionsneurose zu entwickeln. So long.
Sehr gute Sendung übrigens, wie immer!
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Schlagwörter: Blues, Soul, Texas, vinyl only
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