vom wert und unwert

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  • #2225385  | PERMALINK

    dougsahm
    Moderator

    Registriert seit: 26.08.2002

    Beiträge: 17,863

    Originally posted by otis@22 Jul 2004, 11:35
    … was ich meine: der gute bordeaux, den ich zu hause trinke, kann mir nur dann immer wertiger werden, je mehr ich über ihn, sein anbaugebiet, seine verarbeitung, sein chateau etc. kenne und weiß!
    im grunde geht es also sehr wohl um den unterschied zwischen weintrinker, den das alles nicht interessiert, und weinliebhaber. zwischen musikhörer und musikliebhaber. s.o.

    Jetzt wirds krass. Pass auf :lol:

    Der S-Typ-Bordeaux-Trinker ist zufrieden einen guten Bordeaux zu trinken.

    Der H-Typ-Bordeaux-Trinker braucht zum Genuss geschliffene formvollendete Bleikristallgläser.

    Der Ä-Typ-Bordeaux-Trinker will wissen aus welcher Lage, von welchem Winzer, und am Besten direkt vor Ort kaufen und sogar trinken / geniessen.

    Und jeder kann subjektiv den höchsten Genuss haben und braucht nicht was dem anderen wichtig ist.

    Was ist für die Wein-Kultur werterhaltender / -steigender ? Sicherlich die Variante Ä.
    Weil eine direkte Kommunikation zwischen Konsument und Winzer zustande kommt, Feedback gegeben wird, der Wein am besten dort mundet wo er herkommt und und und ….

    Aber der subjektive Genuss kann beim S-Typ und H-Typ genauso hoch sein, selbst wenn er noch nie in Frankreich war und dort eingekauft hat.

    Deshalb wird z.B. der Ä-Typ den S-Typ kaum überzeugen können, dass er nach Frankreich fahren soll, um Bordeaux zu kaufen.

    Der S-Typ wird zufrieden bis an sein Lebensende seinen Bordeaux in D kaufen und verkosten.

    Dass der S-Typ damit automatisch kein Weinliebhaber ist, ist zu eindimensional gefolgert. Er ist vielleicht etwas bequemer, hat weniger persönliche Beziehungen, aber wie stark die Liebe ausgeprägt ist – das ist nicht so ohne weitere Zusammenhänge zu beurteilen.

    --

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    #2225387  | PERMALINK

    joerg-koenig

    Registriert seit: 09.08.2002

    Beiträge: 4,078

    Originally posted by Mikko@22 Jul 2004, 11:35
    Alte Singles kann man eben nur in ihrer ganzen Schönheit und Bedeutung erfassen, wenn man sie so hört und wahrnimmt, wie sie damals erschienen sind und rezipiert wurden.

    Das soll mir mal einer vormachen – Musik so hören wie damals. Ich war noch kaum dem Cowboy- und Indianerspiel entwachsen, als ich beim ersten Hören (Kofferradio am Bett) CCR mit Looking Out My Back Door hörte und mit einem Mal begriff, dass es eine Welt jenseits des Tatsächlichen und der anfassbaren Dinge gibt. Ich habe seitdem viele tolle Songs gehört, aber keinen so wie Looking Out My Back Door.

    Wäre das Auflegen verkratzten Vinyls etwas Anderes als ein verzweifelter Versuch? Für mich nicht. Für mich, wohl gemerkt.

    --

    Wenn wir schon alles falsch machen, dann wenigstens richtig.
    #2225389  | PERMALINK

    wa
    The Horst of all Horsts

    Registriert seit: 18.06.2003

    Beiträge: 24,684

    Originally posted by dougsahm@22 Jul 2004, 22:50
    Jetzt wirds krass. Pass auf :lol:

    Der S-Typ-Bordeaux-Trinker ist zufrieden einen guten Bordeaux zu trinken.

    Der H-Typ-Bordeaux-Trinker braucht zum Genuss geschliffene formvollendete Bleikristallgläser.

    Der Ä-Typ-Bordeaux-Trinker will wissen aus welcher Lage, von welchem Winzer, und am Besten direkt vor Ort kaufen und sogar trinken / geniessen.

    Und jeder kann subjektiv den höchsten Genuss haben und braucht nicht was dem anderen wichtig ist.

    Was ist für die Wein-Kultur werterhaltender / -steigender ? Sicherlich die Variante Ä.
    Weil eine direkte Kommunikation zwischen Konsument und Winzer zustande kommt, Feedback gegeben wird, der Wein am besten dort mundet wo er herkommt und und und ….

    Aber der subjektive Genuss kann beim S-Typ und H-Typ genauso hoch sein, selbst wenn er noch nie in Frankreich war und dort eingekauft hat.

    Deshalb wird z.B. der Ä-Typ den S-Typ kaum überzeugen können, dass er nach Frankreich fahren soll, um Bordeaux zu kaufen.

    Der S-Typ wird zufrieden bis an sein Lebensende seinen Bordeaux in D kaufen und verkosten.

    Dass der S-Typ damit automatisch kein Weinliebhaber ist, ist zu eindimensional gefolgert. Er ist vielleicht etwas bequemer, hat weniger persönliche Beziehungen, aber wie stark die Liebe ausgeprägt ist – das ist nicht so ohne weitere Zusammenhänge zu beurteilen.

    Und der S-Typ jüngeren alters saugt den Wein mittels Datenstream (=Kunststoffschlauch) vom Server (=Faß). Und der Ä-Typ wendet sich mit Grausen ab.

    --

    What's a sweetheart like me doing in a dump like this?
    #2225391  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Originally posted by otis@22 Jul 2004, 11:35
    was ich meine: der gute bordeaux, den ich zu hause trinke, kann mir nur dann immer wertiger werden, je mehr ich über ihn, sein anbaugebiet, seine verarbeitung, sein chateau etc. kenne und weiß!

    die Gefahr ist aber, dass derjenige vor lauter Sekundärliteratur den Wein nicht mehr schmeckt, vor lauter Gefasel über kalkhaltigen Boden und Hanglage das eigentliche verliert: den Wein zu schmecken und nach eigenen Gesichtspunkten zu beurteilen – im Zweifelsfalle auch mal sagen zu können: dieser Wein mundet mir nicht, egal was die Kritiker sagen. Solche Leute brauchen dann manchmal Greil Marcus, um Dylan hören zu können….

    --

    #2225393  | PERMALINK

    mitchryder

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 25,961

    ich sag einfach mal prost

    --

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    #2225395  | PERMALINK

    marcos-valle

    Registriert seit: 27.08.2002

    Beiträge: 2,587

    und dann die leute die einem weintrinker vorhalten das doch der aldi-wein genauso gut schmeckt und jener blindtest das doch wieder gezeigt hätte….
    so wie ich kollegen habe die immer ganz stolz erzählen das sie 300 songs als MP3auf eine dvd gebrannt haben.
    welche musik denn frag ich? keine ahnung-alles mögliche sagt er

    --

    "Können Sie Klavier spielen?" "Weiß nicht, mal versuchen."
    #2225397  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Originally posted by dougsahm@22 Jul 2004, 22:50
    Jetzt wirds krass. Pass auf  :lol:

    Der S-Typ-Bordeaux-Trinker ist zufrieden einen guten Bordeaux zu trinken.

    Der H-Typ-Bordeaux-Trinker braucht zum Genuss geschliffene formvollendete Bleikristallgläser.

    Der Ä-Typ-Bordeaux-Trinker will wissen aus welcher Lage, von welchem Winzer, und am Besten direkt vor Ort kaufen und sogar trinken / geniessen.

    jetzt wirds krass…. doug auf dein post eine antwort,

    womöglich ist das grausam „ultraprofane“ beispiel weintrinken nicht geeignet. seltsamerweise halten sich die gegner (des wogegens eigentlich? ) an solchen dingen fest.

    also womöglich ist das grausam „ultraprofane“ beispiel weintrinken nicht geeignet. aber auch der natur des weines nachzuspüren, braucht es ein bisschen mehr als trinken, denke ich. neuer begriff „natur“.
    ist nicht auf musik anwendbar. klar. da hakt die analogie. setze deshalb „ästhetik“ für musik oder „bedeutung“ oder „wertiger ausdruck“ oder „wahrheit“. und bitte, da ist es mit dem einfachen hören für den „forscher“ nicht getan.

    und was das gewöhnliche kritikergefasel damit zu tun hat, herr niteowl, ist mir schlichtweg schnurz.
    ja woran grenzt jetzt ein solcher niteowlscher satz? tops hat die koordinaten vorgegeben

    dieser Wein mundet mir nicht, egal was die Kritiker sagen. Solche Leute brauchen dann manchmal Greil Marcus, um Dylan hören zu können….

    --

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    #2225399  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Originally posted by otis@23 Jul 2004, 00:30
    und bitte, da ist es mit dem einfachen hören für den „forscher“ nicht getan.

    und was das gewöhnliche kritikergefasel damit zu tun hat, herr niteowl, ist mir schlichtweg schnurz.
    ja woran grenzt jetzt ein solcher niteowlscher satz? tops hat die koordinaten vorgegeben

    natürlich ist es für den Forscher nicht mit „hören“ getan, wäre schlimm, wenn es so wäre. Nur sollte der Forscher nicht (be-)werten… Schon garnicht, wenn der Altertumsforscher aus seiner Sicht die Neuzeit betrachtet!

    Der vorherige letzte Satz ist natürlich nur zur Provokation gedacht, ich wollte auch mal etwas erforschen….

    --

    #2225401  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

    Beiträge: 21,895

    Originally posted by marcos valle@23 Jul 2004, 00:12
    welche musik denn frag ich? keine ahnung-alles mögliche sagt er

    Eine Beobachtung, die ich auch schon des Öfteren gemacht habe.

    --

    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #2225403  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Zu der Wein Diskussion sag ich nichts. Ich bin Biertrinker.
    Die Leute, die MP3s sammeln ohne zu wissen was und warum, die kenne ich auch.

    Ich habe selbst sogar eine inzwischen recht große „Sammlung“ an MP3s von obskuren und obskursten Garage Beat Songs der Sixties. In erster Linie zur Information und als Entscheidungshilfe, welche Singles im Original zu jagen noch lohnend sein könnte.

    Ich kenne auch Leute, die Greil Marcus brauchen, um Bob Dylan zu hören.
    Um die soll's hier aber nicht gehen.

    Warum soll eigentlich ein „Altertumsforscher“ – also einer, der sich schon lange und intensiv mit Musik beschäftigt – nicht in der Lage sein, neue Musik zu bewerten? Er kann das doch womöglich viel grundlegender bzw. kompetenter als jemand, der ausser dieser neuen Musik nichts oder kaum etwas kennt bzw. erforscht hat.

    --

    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #2225405  | PERMALINK

    soulster

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 3,955

    Originally posted by Mikko@23 Jul 2004, 11:03
    Warum soll eigentlich ein „Altertumsforscher“ – also einer, der sich schon lange und intensiv mit Musik beschäftigt – nicht in der Lage sein, neue Musik zu bewerten? Er kann das doch womöglich viel grundlegender bzw. kompetenter als jemand, der ausser dieser neuen Musik nichts oder kaum etwas kennt bzw. erforscht hat.

    es geht doch nicht ausschließlich um bewertung und kategorisierung. also um den intellektuellen teil des musikhörens. wenn wir nur darüber reden, haben tops und otis vollkommen recht.
    es kann doch aber auch spannend oder bereichernd sein, sich auf die weniger bewusste ebene, die musik anspricht, einzulassen. natürlich kann man auch die analysieren, und ich sage nicht, dass man das nicht tun sollte. aber die analyse kann und darf für mich nicht die hauptrichtung sein, aus der ich mich musik nähere.
    will sagen: beides hat seine berechtigung. der geschichtlich-kulturelle zugang wie auch der emotional-intuitive. (und jetzt bitte nicht wieder mit 'organisch' kommen).

    --

    but I did not.
    #2225407  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    soulster, es geht eigentlich gar nicht um bewertung und kategorisierung.
    wie kommst du darauf? na gut, dieser thread hat den titel, richtig. aber er sollte eher ein suchen nach antworten innerhalb dieser begrifflichkeiten sein. und das bezogen auf den tonträger. anfänglich zumindest.
    es wäre das letzte, musik nur intellektuell hören zu müssen. meine ich nicht, habe ich nie gesagt.

    achtung, jetzt kommt wieder die currywurst:
    wenn ich hunger habe, esse ich eine currywurst (emotional-intuitiver anlass + befriedigung).
    ich selber tu es normalerweise deshalb nicht, weil currywurst im allgemeinen nicht meinen ansprüchen an ein hungergefühlstillendes nahrungsmittel entspricht. das liegt nicht an dem gericht an sich, sondern an der tatsache, dass es zumeist nicht gut genug gemacht ist. weder von der wurst her, noch vom ketchup und schon gar nicht vom curry her. wenn ich denn doch mal eine fände, würde ich mit allen meinen sinnen dieses ding verköstigen, mich an der ungemein gelungenen currymischung erfreuen, die ach so gut zum ketchup passend die beiligende wurst zu einem anderen macht, zu einer vollkommenen currywurst. ist das intellektuell?

    --

    FAVOURITES
    #2225409  | PERMALINK

    soulster

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 3,955

    Originally posted by otis+23 Jul 2004, 11:54–>

    QUOTE (otis @ 23 Jul 2004, 11:54)
    soulster, es geht eigentlich gar nicht um bewertung und kategorisierung.
    wie kommst du darauf?

    ich hatte das oben zitierte (von mikko geschriebene) so gedeutet. dann nenne ich es anders: das bestreben zu durchdringen, zu verstehen. ist schon klar. es verbindet sich aber doch bei dir und tops auch oft mit einem vergleich, also einer bewertung. oder liege ich da falsch? nochmal: ich will hier nicht blindheit. denkfaulheit oder dem 'ey, irgendwie geil'-ansatz das wort reden. aber das wissen um geschichte, herkunft und die intensive beschäftigung verbauen einem möglicherweise eben auch eine andere art des zugangs – was ja erstmal nichts macht, solange er einem nicht fehlt. nenn ihn meinetwegen 'unschuld'. (ich höre schon das grunzen. ach nee, das knacken. dünnes eis.)

    #2225411  | PERMALINK

    candycolouredclown
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 19,059

    Originally posted by soulster@23 Jul 2004, 12:02
    aber das wissen um geschichte, herkunft und die intensive beschäftigung verbaut einem möglicherweise eben auch eine andere art des zugangs – was ja erstmal nichts macht, solange er einem nicht fehlt. nenn ihn meinetwegen 'unschuld'. (ich höre schon das grunzen. ach nee, das knacken. dünnes eis.)

    Nö, da knackt nix.
    Ich finde das sehr plausibel. Wenngleich sicher auch Tops recht hat.
    Ansonsten ist es schade, dass ich den Thread zu spät entdeckt habe. So ist „leider“ schon vieles gesagt.

    --

    Flow like a harpoon daily and nightly
    #2225413  | PERMALINK

    wa
    The Horst of all Horsts

    Registriert seit: 18.06.2003

    Beiträge: 24,684

    Originally posted by otis@23 Jul 2004, 11:54
    achtung, jetzt kommt wieder die currywurst:
    wenn ich hunger habe, esse ich eine currywurst (emotional-intuitiver anlass + befriedigung).
    ich selber tu es normalerweise deshalb nicht, weil currywurst im allgemeinen nicht meinen ansprüchen an ein hungergefühlstillendes nahrungsmittel entspricht. das liegt nicht an dem gericht an sich, sondern an der tatsache, dass es zumeist nicht gut genug gemacht ist. weder von der wurst her, noch vom ketchup und schon gar nicht vom curry her. wenn ich denn doch mal eine fände, würde ich mit allen meinen sinnen dieses ding verköstigen, mich an der ungemein gelungenen currymischung erfreuen, die ach so gut zum ketchup passend die beiligende wurst zu einem anderen macht, zu einer vollkommenen currywurst. ist das intellektuell?

    Aber ich habe Dich so verstanden, daß Du zusätzlich alles über den Metzger, die Art und Zeitpunkt der Mischung der Curry-Bestandteile wissen willst, um die Wurst richtig genießen zu können. Und zusätzlich brauchst Du dann noch das Buch „Markus Greilinger – Mystery Wurscht“. Und wer sich dafür nicht interssiert, hat in Deinen AUgen nicht den richtigen Zugang zur Wurst, sondern ist nur ein ordinärer Sättigungssucher.
    Mißverständnis?

    --

    What's a sweetheart like me doing in a dump like this?
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