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1. Cherub Rock ***1/2
2. Quiet **1/2
3. Today *****
4. Hummer ****
5. Rocket ***
6. Disarm ****1/2
7. Soma ***1/2
8. Geek U.S.A. **
9. Mayonaise ****
10. Spaceboy ****
11. Silverfuck **1/2
12. Sweet Sweet ***
13. Luna ***1/2Gesamt: ***1/2
Viele dumpfe Rocksongs/Rockriffs überlagern die lichten Momente, in denen sie sich mal zu einer Melodie bekannten. Zeitlos ist die Platte deshalb nicht, aber einen Eindruck von den 90ern vermittelt sie immer noch. Diese depressive Verlorenheit war dort noch salonfähig. Durchwachsen.
Von den Wertungen her stimme ich fast mit Karmacoma überein.--
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Werbungpenguincafeorchestra Viele dumpfe Rocksongs/Rockriffs überlagern die lichten Momente, in denen sie sich mal zu einer Melodie bekannten. Zeitlos ist die Platte deshalb nicht, aber einen Eindruck von den 90ern vermittelt sie immer noch.
Hmm, was sind eigentlich „dumpfe Rockriffs“? Gibt es auch weniger dumpfe oder sind alle generell dumpf? Irgendwie eine Kritikerphrase, mit der ich noch nie viel anfangen konnte. Genauso „zeitlos“. Ist es prinzipiell etwas positives, wenn man einen Künstler in keinem zeitlichen Kontext verorten kann? Anyway, das Spannungsfeld zwischen brachialen Riffs einerseits und zerbrechlichen Vocals, Lyrics und Melodien anderseits ist doch genau das, was die Band ausgemacht hat.
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Zu „dumpf“: Mir gefällt der Gitarrensound an sehr vielen Stellen nicht. Besonders, wenn der Bass und die Gitarre sich zu so einem wummernden Brei vereinen. Wahrscheinlich wollen sie damit „brachial“ klingen?! Ob „dumpf“ jetzt eine Kritikerphrase ist, weiß ich nicht, aber das ist für mich das passende Wort. Die besseren Momente auf der Platte haben transparentere Gitarren wie die akustische Gitarre in „Disarm“ (Ist natürlich meine Sichtweise). Die Kritik geht ein bisschen in Richtung Produktion.
Zu „zeitlos“: Wie du schreibst, muss das nichts negatives bedeuten. In dem Fall führt es dazu, dass ich die Platte heute nicht mehr so oft höre, während meinetwegen „Who’s next“ immer noch regelmäßig aufgelegt wird.
Ich fand es immer schade, dass Billy Corgan bei all seinem Talent diese „Brachialsongs“ wie meinetwegen „Geek USA“ oder „Quiet“ so langweilig gestaltet hat. „Today“ hat eine gute Mischung aus laut und leise und einfach auch eine gute Melodie. Da sehe ich das von dir erwähnte Spannungsfeld.--
I used to be darker, then I got lighter, then I got dark againAlso mir brummt nach einem Hörgang so dermaßen der Schädel, daß die nächsten Stunden nicht mehr an Musik zu denken ist. Der Soundbrei ist, bis auf wenige Ausnahmen, unerträglich.
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@penguincafeorchestra OK, nach 25 Jahren ist es natürlich etwas spät für eine Grundsatzdiskussion über ein so zeitgeistprägendes Album. Vig und Corgan haben akribisch an diesen Gitarren-Turbinen geschraubt und damit einen bis dahin einzigartigen Sound geschaffen, der mit zur Essenz der Platte gehört. Im Akustiggewand von „Disarm“ wäre das eine völlig andere Geschichte geworden. Für mich ergibt sich auch hier die Strahlkraft dieses eines Songs eher aus dem Sturm, der drum herum tobt. Eine LP mit 13 „Disarms“ hätte ich aber nicht haben wollen, so sehr ich den Song mag.
Ich denke, dass viele dieser Indie-Rock-Bands dieser Zeit, ob SP oder Nirvana oder die Red Hot Chili Peppers, die Rockmusik ausbuchstabiert haben, indem sie bereits vorhandene Stile kombinierten, nochmal auf links drehten, bewusst überreizten, um daraus noch etwas eigens zu machen. Danach waren die Ressourcen aufgebraucht und mit Britpop wurde es dann retro und gefühlt „zeitlos“. Man besann sich auf die Basics. Ein paar tausend 50’s & 60’s Epigonen später, wirkt das aber einfach nur noch beliebig, öde und eklig konsensfähig. Musik, die man auch zum Familienfrühstück auflegen kann und die auch sonst keinem weh tut. Nee, das Label „zeitlos“ schreckt mich inzwischen nur noch ab.
karmacomaAlso mir brummt nach einem Hörgang so dermaßen der Schädel, daß die nächsten Stunden nicht mehr an Musik zu denken ist. Der Soundbrei ist, bis auf wenige Ausnahmen, unerträglich.
Dafür gibt’s du dann ***1/2?
zuletzt geändert von bullitt--
Gegen den Konsens zu arbeiten, ist für mich noch keine Tugend und Konsens selbst noch kein Verbrechen. Durchaus vermisse ich heutzutage einen gewissen Pioniergeist, aber am Ende ist es für mich nur wichtig, ob der Künstler es schafft, mich in seine Welt zu ziehen, mit Sound oder Melodie oder was weiß ich. Und wenn das zufällig viele Menschen am Frühstückstisch hören, wäre mir das egal, wobei mir jetzt aber auch kein Beispiel dazu einfällt, weil da wirklich viel Schrott läuft. Die heutige Musiklandschaft ist durchaus öde und die 10er sind vielleicht das schlechteste Musikjahrzehnt bisher, aber zum Beispiel den Britpop davor würde ich jetzt nicht so kritisch beäugen wollen. Vielleicht hat Noel von Oasis viele Riffs geklaut und nicht wirklich was Neues geschaffen, aber die Songs hatten Strahlkraft, jugendliche Power, das typische Oasisgefühl halt. Und genau dieses Gefühl war ihr Beitrag. In diesem Sinne ist Musik nicht so ausbuchstabiert. Und ich glaube auch der Beitrag der Smashing Pumpkins liegt mehr in einer eigenen Gefühlswelt, als in diesen „Gitarrenturbinen“. Zumindest habe ich mir die Platte aus diesem Grunde gekauft. Nur glaube ich wirklich, dass Butch und Billy viel beim Sound verschenkt haben. „Disarm war vielleicht ein schlechtes Beispiel, weil ich aus SIAMESE DREAM keine weichgespülte Akustikscheibe machen wollte, aber sie hätten die harten Gitarren besser in Szene setzen können, ohne die Essenz großartig zu ändern (meine ich). Zum Beispiel hat Kevin Shields, was das angeht, auf SELFLESS bessere Entscheidungen getroffen. Seine übersteuerten Gitarren haben den „richtigen“ (im Sinne: „Hör ich immer wieder gerne“) Sound bekommen.
Aber ich gebe zu, das ist jetzt eine Grundsatzdebatte. Wenn man Guided by voices vorwerfen würde, dass sie so Lo-Fi klingen würden und ihre Platten besser produziert sein müssten, wäre das noch GBV? Die „dumpfen“ „Gitarrenturbinen“ sind wohl ein Bestandteil von den Pumpkins. Das muss man wohl akzeptieren. Man darf es aber trotzdem nicht gut finden.--
I used to be darker, then I got lighter, then I got dark againkarmacomaAlso mir brummt nach einem Hörgang so dermaßen der Schädel, daß die nächsten Stunden nicht mehr an Musik zu denken ist. Der Soundbrei ist, bis auf wenige Ausnahmen, unerträglich.
Dafür gibt’s du dann ***1/2?
Mit „unerträglich“ habe ich wohl das falsche Wort gewählt, anstrengend passt besser.
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penguincafeorchestra Die „dumpfen“ „Gitarrenturbinen“ sind wohl ein Bestandteil von den Pumpkins. Das muss man wohl akzeptieren. Man darf es aber trotzdem nicht gut finden.
So meinte ich das. Und klar, gut finden muss man das nicht. Ich hatte ohnehin schon immer Verständnis dafür, die SP nicht gut zu finden – alleine schon wegen Corgans Gesang. Ansonsten wollte ich auch nicht Oasis ihre Daseinsberechtigung absprechen. Aber sie legten so ein wenig den Grundstein für die musikalischen Allgemeinplätze, die seitdem ununterbrochen wiedergekäut werden und die ich als „zeitlos“ definieren würde: Unverbindliche Fifties und Sixties-Referenzen als das kleine Einmaleins der Rockmusik mit dem man wenig falsch machen kann. Für mich war es Anfang der 90er noch selbstverständlich, dass sich das immer weiterentwickeln würde, Bands nach individuellen Sounds streben und damit maßgeblich Einfluss auf den Zeitgeist nehmen würden. „Siames Dream“ war noch so eine LP.
zuletzt geändert von bullitt--
Corgans Gesang ist für mich unverzichtbar, mehr als der diskutierte Gitarrensound. Das typische Pumpkinsgefühl hätte sich wohl auch ergeben, wenn sie auf diverse Gitarrengewitter verzichtet hätten, aber definitiv nicht, wenn sie den Sänger getauscht hätten. Dieses eigenartige Krächzen gibt der Band erst ihr Gesicht. Darf man aber natürlich auch nicht mögen :-).
Ich komme in den letzten Jahren auch immer mehr zu dem Schluss, dass die 90er ein hervorragendes Musikjahrzehnt waren und aus meiner Sicht keinen Deut schlechter als die 60er, 70er oder 80er sind. Gerade weil im Independent- und Alternativebereich sehr viel passiert ist. Musiker wie Cobain oder auch Corgan sind vielleicht spieltechnisch Hendrix, Brian May oder Alvin Lee meilenweitweit unterlegen, aber sie haben einen eigenen Sound geschaffen und hatten trotzdem ein Gefühl für gutes Songwriting, wobei sie offen für neue Wege waren. Was gab es da nicht für interessante Bands wie Pavement oder Yo la Tengo. Wenn ich heute schaue, finde ich durchaus noch gute neuere Acts, aber ich habe schon seit gefühlt sieben Jahren das Gefühl, dass es nicht mehr diese Schwemme gibt und die Anzahl der essentiellen Alben jedes Jahr abnimmt. Die meisten Alben, die ich am Ende des Jahres in eine Bestenliste packen würde kommen sehr oft von Künstlern, die aus dieser Periode stammen und sich einfach noch gehalten haben. Die letzte Platte von Grandaddy fällt mir da als Beispiel ein. In den 90ern hat es echt noch gesprudelt, oder wie du schreibst, es war „selbstverständlich“. Solche „individuellen“ Platten wie Spiderland von Slint oder Frigid Stars von Codeine erwarte ich irgendwie heute nicht mehr. Was den Begriff „zeitlos“ angeht, so definieren wir ihn vielleicht ein bisschen anders. Unter „zeitlos“ verstehe ich nicht: überraschungsfrei mit Fifties/Sixties – Referenzen. Spiderland ist für mich zum Beispiel zeitlos, weil auch wenn man der Platte das Entstehungsjahrzehnt anhört, sie „funktioniert“ immer noch und wird es auch noch in 10 Jahren tun. Bei Siamese Dream hatte ich das Gefühl, dass der Gitarrensound schlecht gealtert ist. Dazumal war das neu und passend, aber heute irritiert es mich beim Hören ein bisschen. Vielleicht hätte ich aber das Wort zeitlos erst gar nicht verwenden sollen.
Welche LP war die letzte, wo du sagen würdest, dass sie (ungefähr) das Kaliber von Siamese Dream hat?--
I used to be darker, then I got lighter, then I got dark again@penguincafeorchestra Sorry, ganz vergessen zu antworten. Yep, sehe das alles sehr ähnlich. Zumindest die erste Hälfte der 90er waren noch sehr substantiell, stilprägend und mutiger oder wie der Olli Schulz Song so schön heißt: „Als Musik noch richtig groß war“. Sicher kann es alleine durch den massiven Strukturwandel in Form der Digitalisierung gar nicht mehr die von dir angesprochenen essentiellen Alben aus der Prä-Internet-Ära so noch geben. Von Popmusik ausgehend wird kaum noch Subkultur geprägt, von daher fällt mir das schwer, vom Stellenwert her heute mit „Siamese Dream“ vergleichbare LPs zu benennen. Ich denke, das Gefühl, dass ich was richtig Großes höre, hatte ich zuletzt beim Debüt der Libertines. Heutige Faves höre ich gefühlt mehr oder weniger für mich alleine. Man sieht ja schon hier im Forum, wie sich die Präferenzen im laufe der Zeit immer mehr individualisiert haben. Vielleich macht das Musik ja letzlich auch zeitloser, weil man sie nicht mehr sofoert ihrem Veröffentlichungsjahr und irgendwelchen Trends zuordnen kann.
zuletzt geändert von bullitt--
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Schlagwörter: Smashing Pumpkins
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