The Beatles vs. The Stones

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  • #892119  | PERMALINK

    tops
    This charming man

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 3,598

    „Aufgerollt“? Kaum. Die Beatles wollte lange niemand haben, man musste die Lizenzen fast verschenken. Capitol winkte ab, Epstein freute sich einen Ast, als VeeJay „Please Please Me“ für ein paar Dollar nahm, „Twist And Shout“ wurde Tollie praktisch gratis überlassen. Was dann Anfang 1964 folgte, konnte niemand antizipieren. Natürlich gab es wachere Figuren an den Schaltstellen der Plattenindustrie, die ihre Lauscher aufgestellt hielten und glaubten, ein paar potenzielle Hits riechen zu können. Aber eine Lawine solchen Ausmaßes hatte nicht einer von ihnen auf der Rechnung.

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    #892121  | PERMALINK

    tops
    This charming man

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 3,598

    MistadobalinaWas verstehst du unter Medien? Und wann wurden sie wovon überrascht? Amerikanische Musik-Profis wie Bernstein konnten das, was in England 1963 passierte, doch sehr gut einordnen. Auch die DJs in den Radiostationen spielten englischen Bands, sobald sie deren Platten in die Hand bekamen. Die Fachzeitschriften wie Billboard und Variety berichteten schon sehr früh über die Beatles etc.

    Sorry, hatte ich eben etwas zu flüchtig gelesen. Hierzu folgendes:
    Was in England 1963 passierte, wurde vereinzelt freilich wahrgenommen. Ebenso wie das, was 1958 bis 1962 dort ablief. Aber primär unter dem Aspekt, inwieweit die Entwicklungen auf dem UK-Markt die Absatzchancen der eigenen Produkte in Britain und Europa beeinträchtigen könnten. Nicht etwa, weil man glaubte, Amerika würde auf die Beatles warten. Die Radio-DJs blieben davon weitestgehend unbeleckt, weil sich die kleinen Labels wie VeeJay keine landesweite Flächenbemusterung leisten und nur wenige ausgesuchte DJs/Sender versorgen konnten. John Peel, der damals in den USA lebte, kriegte den Umschwung aus nächster Nähe mit. „One minute there was nothing, next minute all hell broke loose“, erinnerte er sich. Und wurde damals über Nacht zum Radio-DJ, gut bezahlt zudem, weil er Engländer war und auch noch den Liverpool-Akzent draufhatte. Es sei wie ein Fieber gewesen, sagte er, das sich in Windeseile verbreitet habe.

    So, nun muß ich aber weg.

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    #892123  | PERMALINK

    sokrates
    Bound By Beauty

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 19,111

    Herr RossiSchon klar, aber mir ging es doch um was anderes: Warum haben die Beatles im allgemeinen(!) Bewusstsein bis heute einen solchen Ausnahmestatus? Dazu muss man sich doch nur vor Augen führen, wie die Medien „Geschichte machen“. Es sind eine Handvoll Schlüsselereignisse, die immer wieder schlagwortartig und emblematisch wiederholt werden, um die 60s zu kennzeichnen – Mauerbau, Kennedy-Mord, Beatlesmania, „I have a dream“, Vietnam, Woodstock, Mondlandung, in der deutschen Version dann noch der tote Benno Ohnesorg und die nackige Kommune 1 an der Wand aufgereiht – fertig. So sind die 60s in den Medien. Und die Beatles haben den Vor- oder Nachteil, Teil dieser „Reader’s Digest“-Version zu sein. Die Medien erinnern sich nicht an die US-Erfolge der Dave Clark Five oder von Herman’s Hermits, sondern an die Chartsrekorde der Beatles 1964, die Ed-Sullivan-Shows und die hysterischen Zahnspangen-Mädchen.

    Man sollte vielleicht doch noch ihre Musik als Grund für die Ausnahmestellung nennen. Die Beatles haben unzählige Evergreens geschrieben.

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    „Weniger, aber besser.“ D. Rams
    #892125  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,237

    SokratesMan sollte vielleicht doch noch ihre Musik als Grund für die Ausnahmestellung nennen. Die Beatles haben unzählige Evergreens geschrieben.

    Unbestritten. Ich hab auch nirgends geschrieben, dass es ein kaltblütiger merkantiler Hype ohne künstlerische Substanz gewesen sei. So funktioniert es auch nicht, es braucht schon die richtigen Künstler mit den richtigen Songs, um einen solche Welle auszulösen. Die Ausgangsfrage war doch nur, was die Beatles von anderen genauso großartigen Künstler dieser Zeit unterscheidet, dass sie im allgemeinen Bewusstsein, im kollektiven Gedächtnis so stark verankert sind. Die Beach Boys, um mal das erfolgreichste amerikanische Pendant zu nennen, hatten auch Dutzende Evergreens, hatten Fans, waren weltweit erfolgreich, aber außerhalb der Pop-Liebhaberkreise, im öffentlichen Bewusstsein, sind die Beach Boys heute nur noch eine Fußnote der Geschichte.

    Der Unterschied ist eben die, meinetwegen, Beatlemania. Wahrscheinlich bin ich begriffstutzig, aber in den Medien war und ist nicht von einer Britmania und nicht von einer Dave-Clark-Five-Mania und noch nicht mal von einer Stones-Mania die Rede. Der Kern des Phänomens waren die Beatles. Dass dann eine British Invasion folgte, lag selbstverstandlich daran, dass es nach dem Überraschungserfolg der Beatles genügend tolle Bands gab, die den Heißhunger der Kids und der Medien auf Pop aus dem UK stillen konnten.

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    #892127  | PERMALINK

    sokrates
    Bound By Beauty

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 19,111

    Ich wollte Deinen Beitrag gar nicht kritisieren, Rossi, sondern nur ergänzen. Ich stimme Dir zu, was die Medienpräsenz angeht.

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    „Weniger, aber besser.“ D. Rams
    #892129  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,237

    Kein Problem. Ich wollte meine Aussage nur noch mal präzisieren, auch im Hinblick auf andere Beiträge.

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    #892131  | PERMALINK

    clau
    Coffee Bar Cat

    Registriert seit: 18.03.2005

    Beiträge: 92,237

    otisDass Epstein mit dem Auftritt in der Ed Sullivan-Show einen Riesen-Coup gelandet hatte, dass die Beatles drei Wochen später die Top 10 okkupierten, das kann kein Hype gewesen sein. Das war eine Naturgewalt ;-)

    Yes.

    --

    How does it feel to be one of the beautiful people?
    #892133  | PERMALINK

    mistadobalina

    Registriert seit: 29.08.2004

    Beiträge: 20,833

    topsSorry, hatte ich eben etwas zu flüchtig gelesen. Hierzu folgendes:
    Was in England 1963 passierte, wurde vereinzelt freilich wahrgenommen. Ebenso wie das, was 1958 bis 1962 dort ablief. Aber primär unter dem Aspekt, inwieweit die Entwicklungen auf dem UK-Markt die Absatzchancen der eigenen Produkte in Britain und Europa beeinträchtigen könnten. Nicht etwa, weil man glaubte, Amerika würde auf die Beatles warten. Die Radio-DJs blieben davon weitestgehend unbeleckt, weil sich die kleinen Labels wie VeeJay keine landesweite Flächenbemusterung leisten und nur wenige ausgesuchte DJs/Sender versorgen konnten. John Peel, der damals in den USA lebte, kriegte den Umschwung aus nächster Nähe mit. „One minute there was nothing, next minute all hell broke loose“, erinnerte er sich. Und wurde damals über Nacht zum Radio-DJ, gut bezahlt zudem, weil er Engländer war und auch noch den Liverpool-Akzent draufhatte. Es sei wie ein Fieber gewesen, sagte er, das sich in Windeseile verbreitet habe.

    Das ist alles richtig so, aber ich glaube nicht, dass sich von einem zum anderen Tag alles änderte, sondern dass vor allem auch Capitols geballte Promotionmaschinerie den Stein ins Rollen brachte. Mit „aufgerollt“ meinte ich die Voraussetzungen für die Vermarktung der Beatles: die Platten mussten im Handel und die Medien informiert sein, bevor die Welle so richtig schwappen konnte. Insofern war z.B. Capitol sicherlich Mitinitiator der British Invasion und genauso wurde sie ja auch vermarktet und zwar heftig. Capitol hat noch im Dezember 50.000 Dollar in eine sog. Crash Publicity Campaign gesteckt, die zum Ziel hatte, Single und Album bis zur Ankunft der Beatles optimal zu promoten. Eine Wahnsinns-Aktion, denn der Vertrag war ja erst Mitte Dezember unterzeichnet worden, und die Beatles waren schon für Februar angekündigt. Dazu gehörten Beatles-Buttons und Sticker für DJs und Händler und daran anschließend Beatle-Perücken, die sich die armen Capitol-Mitarbeiter aufsetzen und ebenfalls an DJs und Handel weitergeben sollten. Das aber nur am Rande, ich wollte damit auch nur sagen, dass in meinen Augen schon so etwas wie einen Medienhype gegeben hat. Als reine „Naturgewalt“ wird man es nicht bezeichnen können.

    --

    When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)
    #892135  | PERMALINK

    realman

    Registriert seit: 06.03.2004

    Beiträge: 3,594

    SokratesMan sollte vielleicht doch noch ihre Musik als Grund für die Ausnahmestellung nennen. Die Beatles haben unzählige Evergreens geschrieben.

    Eben. Keine andere Band hat auch nur annähernd so viele Songs komponiert, die sich so stark ins kollektive Gedächntnis eingebrannt haben.

    Und darüberhinaus waren die Jungs mit einem Charisma gesegnet, dass ich bis heute noch als einzigartig bezeichnen würde.
    Bewundernswert jedenfalls wie schlagfertig und souverän Lennon und McCartney schon am Beginn ihrer Karriere agierten, während ein Keith Richards zum Beispiel auf mich eher unsicher und schüchtern wirkte.
    So jedenfalls mein Eindruck als Spätgeborener, wenn ich Aufnahmen aus den Sechzigern sehe.

    --

    #892137  | PERMALINK

    chrysomeles

    Registriert seit: 10.02.2008

    Beiträge: 40

    @ otis:

    Vielen Dank für Deinen kleinen Rückblick. Schön und nachvollziehbar beschrieben die Wahrnehmung der „anderen“ (erinnert mich ein wenig an den Blick auf den Klischee-BWL-Studenten aus Studienzeiten), die Funktion der Abgrenzung als Identitätsstifter – wer will schon der angepasste Popper sein.
    Nachfolgend ging es hier dann ja auch um den die Beatles umgebenden, einzigartigen Hype, die Ausnahmewirkung bis heute, die Herr Rossi, wie ich finde, recht treffend erklärte.

    Wenn ich das ganze richtig verfolge, ist das, was otis als „klassisches Fan-Verhalten“ beschreibt aber eben damals so klassisch gar nicht gewesen, sondern gerade neu entstanden.
    Wieder meine nachgeborene und sicher grobe Wahrnehmung: War der Rock’n’Roll in den 50ern noch eine Rebellion gegen die Älteren/Elterngeneration, kam nun als neue Komponente auch die Abgrenzung zu Gleichaltrigen verstärkt hinzu. Und zum ersten mal beim ein oder anderen auch die Angst einem allgemeinen Hype oder Trend nachzulaufen, nicht ausreichend individuell zu sein. Passt das?

    --

    #892139  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    chrysomelesWieder meine nachgeborene und sicher grobe Wahrnehmung: War der Rock’n’Roll in den 50ern noch eine Rebellion gegen die Älteren/Elterngeneration, kam nun als neue Komponente auch die Abgrenzung zu Gleichaltrigen verstärkt hinzu. Und zum ersten mal beim ein oder anderen auch die Angst einem allgemeinen Hype oder Trend nachzulaufen, nicht ausreichend individuell zu sein. Passt das?

    Nein.
    In den 50s gab es z.B in Deutschland die Lager der Elvis- und Bill Haley-Fans, die sich z.T. recht aggressiv gegenüber standen. Selbst P.Kraus/T.Herold-Feindschaften sollen aktenkundig sein. Kann mich an Gespräche mit einem älteren Haley-Fan erinnern, der diese Zeiten recht anschaulich schilderte. Überhaupt war die Jugend damals in den 50s und Anfang der 60s wesentlich krawalliger drauf als zwischenzeitig. Schlägereien waren weit mehr als in den Jahren danach an der Tagesordnung (auf dem Lande hat sich diese „Tradition“ noch wesentlich länger gehalten ;-) habe ich den Eindruck). Willkommene Anlässe wurden gesucht und gefunden, Fan-tum war bester Nährboden. Er war ja auch noch richtig neu und unverbraucht, außerdem außerhalb all dessen, was die Erwachsenenwelt vorlebte (z.B. den klassischen Fußbal-Fan). Aber das sind auch nur Mutmaßungen und Einschätzungen eines nicht wirklich Dabeigewesenen.
    Mittlerweile ist die Lage, was die Gewaltbereitschaft anbelangt, wohl wieder ähnlich oder schlimmer, aber auf anderen Oberflächen.

    --

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    #892141  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    Wobei das Fan-Phänomen der kreischenden Mädchen ja von Frank Sinatra „erfunden“ worden sein soll (da bin ich mir nicht so sicher) und es ähnliche Massenbegeisterung ja auch vorher gab (nein, ich meinte nicht nur Hitler…).

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #892143  | PERMALINK

    kukolorum

    Registriert seit: 08.08.2006

    Beiträge: 205

    Richtig „kreischende Mädchen“ habe ich bisher erst einmal erlebt, nämlich als ich meine 10jährige Tochter zum Tokio-Hotel-Konzert begleitete…und die wurden ja vom Spiegel auch schon mal mit den Beatles in einem Atemzug genannt :-)

    Ansonsten versteh‘ ich immer noch nicht ganz, wohin diese Diskussion hier führen soll.
    Der eine steht mehr auf Beatles, der andere auf Stones – wo ist das Problem? Muss es denn immer einen „besseren“ geben? Dem einen bedeutet dies mehr, dem anderen jenes. Beide Bands haben grandiose Songs komponiert und aufgenommen. Freuen wir uns darüber! Aus meiner Sicht können Vergleiche der beiden immer nur hinken, da doch die Stones viel mehr dem Blues verschrieben waren bzw. immer noch sind.

    --

    Everyone is a setting sun.
    #892145  | PERMALINK

    tiny-bubble

    Registriert seit: 29.11.2006

    Beiträge: 224

    KukolorumRichtig „kreischende Mädchen“ habe ich bisher erst einmal erlebt, nämlich als ich meine 10jährige Tochter zum Tokio-Hotel-Konzert begleitete…und die wurden ja vom Spiegel auch schon mal mit den Beatles in einem Atemzug genannt :-)

    Was Blasphemie gleichkommt…

    Sind doch nur ein von den Medien hochgespielter Hype, welcher, wie das meiste heutzutage, perfekt auf seine Zielgruppe abgestimmt ist und nur deshalb erfolgreich ist…
    In ein paar Jahren kräht kein Hahn mehr nach diesen Jungs.

    --

    #892147  | PERMALINK

    schussrichtung

    Registriert seit: 06.02.2007

    Beiträge: 17,697

    Tiny BubbleIn ein paar Jahren kräht kein Hahn mehr nach diesen Jungs.

    Was macht Dich da so sicher?

    --

    smash! cut! freeze!
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