Sun Ra

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    soulpope
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    gypsy tail windYep, auch dazu gibt es im Wire was … ebenso über die Neuauflage von Geerkens Buch (das anscheinend „The Earthly Recordings“ mit enthält, weswegen ich ziemlich angepisst bin bzw. einen Grund mehr habe, Geerkens Buch nicht zu kaufen), über Art Yard, und eben die erwähnte lange Strecke über Allen.

    Ich fand das Wirken von Gilles Peterson oft ziemlich (im positiven Sinn) amüsant und so wäre ein Sun Ra Mix durchaus eine Option – sollte sich der Herbst/Winter mit anderen Käufen minim erweisen ……

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    #5166011  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    soulpopeIch fand das Wirken von Gilles Peterson oft ziemlich (im positiven Sinn) amüsant und so wäre ein Sun Ra Mix durchaus eine Option – sollte sich der Herbst/Winter mit anderen Käufen minim erweisen ……

    Das Ding klingt auch gut – ist bloss die Frage, welche Edition(en) man haben will …

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    #5166013  | PERMALINK

    vorgarten

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    bei der recherche rund um die dorothy-ashby-alben auf cadet lese ich plötzlich, dass ihr produzent und arrangeur richard evans (der eigentliche künstlerische leiter bei cadet) der bassist des arkestra aus der frühen chicagoer zeit war (zu hören u.a. auf JAZZ BY SUN RA). hier, in einem interview, erzählt er eine ziemlich eigenartige geschichte über seine einmonatige arkestramitgliedschaft:

    You went on to play with Sun Ra really early on in your career. What was Sun Ra like as a bandleader?

    Sun Ra, to my ear, was like a poor man’s Duke Ellington at the time. He was like the planet Saturn; he was just strange and far out. He would do magic tricks a lot. And if you were a horn player in his band, he would write licks for you. Also, you couldn’t say anything negative to him. It wasn’t a band, more like a cult. He was one strict fella.

    One time, I painted a sign for him that said “Sun Ra and his fabulous jazz band performing.” I spent about two weeks on it. He looked at it and broke out laughing. He said, “We don’t play jazz, we play dazz.” I took my little painting back, and still don’t know what he meant by that. [laughs]

    I stayed with Sun Ra for about a month or so. Even though I left his band, and even though he was a strange fella, he did show me how to get copyrights for my work. I have to give him credit for helping me out with that.

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    #5166015  | PERMALINK

    vorgarten

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    heliocentric worlds (1965)

    gypsy tail wind
    JAZZ OF A MINORITY
    WBAI Radio, New York City
    21 April 1964

    Group Panel Discussion with
    Ornette Coleman, George Russell,
    Mort Perry, Gunther Schuller,
    Cecil Taylor, Leroi Jones.

    Topics include club owners, music critics, Downbeat editorial policies, free jazz and audiences, working class relation to music, social revolution and race, and free jazz and it’s relation to the space age.

    A real rarity and sure to be a treat for anyone interested in 20th-century jazz and social issues.

    mort perry: “what do you think about the present employment scene here in new york city?”
    george russell: “well, there is none. because no one is working.”

    so wird die erste frage des round table am 21. april 1964 beantwortet, und keiner von den prominenten anderen herren (coleman, taylor, schuller, baraka) widerspricht. es geht hier in etwas über 70 minuten über die situation der vertreter des „new thing“, und sie lamentieren, was das zeug hält: keine auftrittsmöglichkeiten weit und breit. die clubbesitzer sind schuld (sie wollen nur drinks verkaufen und haben von jazz keine ahnung), dann die kritiker (sie haben auch keine ahnung und wenn, wie z.b. baraka, dann werden ihre texte von den redaktionen um die empfehlungen der „neuen musiker“ gekürzt). das state department schickt statt duke ellington lieber benny goodman als jazz-botschafter in die sowjetunion („his music is dead für 20 years now“, russell). ornette coleman spricht von sozialen barrieren, die die akzeptanz der „neuen musik“ behindern und hofft auf einen schulterschluss von clubs und kritikern, um ihr mehr gehör zu verschaffen. die realität ist aber: die jazz gallery hat gerade zugemacht, wenig später wird auch das birdland konkurs anmelden. alle anwesenden diskutanten trauen auch den betreibern des five spots nicht viel zu. mit singender, etwas artifiziell nasaler stimme meldet sich cecil taylor zu wort, als einziger nicht im modus des jammerns und klagens, und macht den konstruktiven vorschlag: „let’s take jazz out oft he clubs!“ seine greenwich-village-erfahrungen haben ihn gelehrt, dass es dort orte gibt, in denen alle möglichen formen von musik zu hören sind, da sei jazz noch nicht von seinem (potentiellen) publikum getrennt worden.

    auffällig still in der diskussion ist baraka. erst 1965, nach dem tod von malcolm x, wird er nach aus dem village nach harlem ziehen und ernst machen mit seinem black arts movement. das geld für das angeschlossene theaterprojekt soll ein benefit-konzert am 28. märz einbringen, in dem einige stars des „neuen thing“ auftrittsmöglichkeiten erhalten: shepp, coltrane, moncur, ayler, der junge charles tolliver und das sun ra arkestra. impulse ist dabei, schneidet mit und veröffentlicht wenig später THE NEW WAVE IN JAZZ.

    was hier fehlt: das sun ra arkestra, und damit die vielleicht perfekteste materialisierung von dem, was baraka mit seinem „black arts repertory theater“ überhaupt will (es wird zu mehreren zusammenarbeiten kommen). selbst, wenn impulse sich dazu durchringt, die peripherie ihres haushelden coltrane abzuklappern, wird doch zum arkestra eine unsichtbare linie gezogen. das ist kein jazz, noch nicht mal ein new thing.

    es braucht jemand anderen, unvorbelasteten, um sich der herausforderung des arkestras zu stellen. der junge anwalt bernard stollmann, der schon zeuge der „october revolution“ war, möchte sich in die welten begeben, in denen alles sich um die sonne, bzw. sun ra, kreist.

    stollman, unbezahlter anwaltsgehilfe einer afroamerikanischen columbia-law-school-kommilitonin, die die finanzen von billie holiday und charlie parker regelt, kommt völlig ohne scheuklappen zum jazz, hilft musikern bei lizenzfragen, geht abends in jazzclubs, findet einen obskuren auftritt von albert ayler so toll, dass er dem saxofonisten verspricht, eine platte mit ihm zu machen, und hat ein besonderes faible für esperanto. ein diesbezügliches promotionsalbum wird nr.1 im „esp-disk“-katalog, albert aylers SPIRITUAL UNITY die nr.2.

    mit etwas geld von seinen eltern will stollman das „new thing“ dokumentieren, er hat als anwalt mitbekommen, wie das mit moe ash und folkways läuft. ESP wird das bohème-label der greenwich-village-szene, jazz, folk, platten mit burroughs und leary erscheinen, nichts davon ist kommerziell gedacht, stollman lässt die musiker in richard aldersons „rla studio“ zack zack ihr zeug auf 4 spuren aufnehmen, mit manchen davon, wie z.b. pharoah sanders, redet er dabei kein wort, gezahlt wird sowieso nichts. erst, als anti-kriegs-bands wie the fugs und pearls before swine sich fragen, warum auch bei ihnen kein geld fließt, obwohl ihre alben ziemliche hits sind, redet sich stollman mit CIA-machenschaften und bootleg-attacken heraus und schließt mitte der 70er für’s erste seinen laden.

    für sun ra und sein arkestra lässt er an zwei tagen sein studio aufschließen: am 20. april und am 16. november 1965. THE HELIOCENTRIC WOLRDS OF SUN RA entsteht – in der zweiten session das PART II (und mit material, das erst 35 jahre später wieder auftauchte, auch noch ein PART III). diese sessions sind denkbar schroff und wenig entertaining, allerdings im hohen maße ernsthaft konzeptioniert. verkauft hat sich das natürlich kaum, trotzdem waren die ESP-aufnahmen einer von drei startschüssen für sowas wie einen kleinen durchbruch der band (endlich!), da willis connover, discjockey für das nach europa ausstrahlende „voice of america“-radioprogramm die alben nachts in seiner jazzsendung spielte und damit den grundstein für erfolgreiche spätere europa-tourneen des arkestras legte (die anderen beiden startschüsse waren das vielmonatige montägliche slugs-engagement ab märz 1966 und abrahams verkauf von mehr als 30 saturn-alben an impulse 1972).

    sobald man sich in die heliozentrischen welten des ersten albums einhört, wird einem klar, dass sie kaum noch etwas mit dem fröhlichen bildersturm in der judson hall ende dezember 1964 zu tun haben. keine space chants, keine theatralik, kein flötenvirtuose, kein exaltiertes schlagzeug-solo. überhaupt kaum soli. wir hören ein exakt geführtes avantgarde-ensemble mit absurden klangkontrasten: bass-marimba und piccolo-flöte, kesselpauken und celesta. kurze akzente wild geordneter instrumentengruppen, lange pausen dazwischen, ein bisschen walking bass und alles mögliche im tiefen klangspektrum. von marshall allen wissen wir, wie autoritär sun ra diese session dirigiert hat, immer wieder umarrangierend, handzeichen gebend, scharf umrissene effekte einfordernd. es dröhnt, stöhnt, seufzt in diesen aufnahmen. kaum ein längerer bogen, kaum entwicklung. es dominieren bassklarinette, bassposaune und die von ra selbst gespielte bass-marimba, solisten wie gilmore, patrick, allen und davis verschwinden in den effektspitzen des ensembles. eine kollektivimprovisation ist dabei und ein solostück für den leader, wo sich celesta und klavier gegenseitig den raum verschließen. am ende 2 minuten abstrahierter arkestra-swing, aus großer entfernung. heute nennt man die HELIOCENTRIC WORLDS eine der bahnbrechendsten aufnahmen des free jazz überhaupt – aber in der bahn fliegt das arkestra hier ziemlich allein.

    bevor es zur zweiten ESP-session kommt, entsteht auf arkestra-proben noch ein saturn-album, das das free-konzept der band in einem anderen, organischeren licht zeigt. THE MAGIC CITY entsteht zur hälfte im april oder mai 1965, das 27-minütige titelstück im september, alles zusammen erscheint auf saturn 1966 und wird 1973 von impulse wiederveröffentlicht.

    „the shadow world“ von der ersten session, wird bald zu einem standard im arkestra-programm. in einem höllisch schnellen freien swing grooven sich drummer jimmy johnson (der auf vielen arkestra-einspielungen dieser zeit zu hören ist – ich weiß wenig über ihn, es scheint so, dass er regelmäßig vor allem mit whalt dickerson zusammengespielt hat; im arkestra heißt er manchmal auch „jimhmi“), sun ra auf bass-marimba und kesselpauken, bassist ronnie boykins und weitere percussionspieler erstmal ein, bevor sich eine aggressive kollektivimprovisation entwickelt, in der immer wieder einzelstimmen (trompeter chris capers, john gilmore, ra auf piano und celesta) durchscheinen und dafür kurz allein gelassen werden. es gibt einzelne, aber klar als solche erkennbare kurze motive.
    „abstract eye“ und „abstract ‚i‘“ von der gleichen session sind buchstäblich abstrakter, vor allem durch boykins gestrichenen bass dominiert. die bläser spielen mit dämpfern, ab und zu gibt es akzente von flöte oder marimba, schließlich dünnen sich die sounds in langen pausen um einzelne percussionakzente aus. hier ist man in der tat wieder sehr nahe am programm der heliocentric worlds. ein weiteres stück dieser session, „other worlds“, ist nicht auf THE MAGIC CITY zu finden, sondern auf dem blast-first-sampler OUT THERE A MINUTE. von ra, wieder gleichzeitig auf klavier und celesta, eingeleitet, hat man es hier wieder mit einer wilden kollektivimprovisation um einzelne soli zu tun, während johnson auf dem ridebecken einen schnellen free-swing spielt. hier glänzt vor allem gilmore durch ein high-energy-solo, dass ihn weit aus den irdischen sphären treibt. sun ra auf dem klavier vermag ihm zu folgen (toll, wie beim höhepunkt wieder die celesta, das „himmlische instrument“, dazukommt). man könnte diese art des free jazz schon wieder historisch finden; man möchte es aber auf jeden fall lieber live als auf konserve hören. zu keinem zeitpunkt hat man allerdings das gefühl, hier würde „einfach“ wild durcheinander gespielt. das arkestra bewegt sich sehr bewusst durch strukturierte räume.

    das titelstück von MAGIC CITY ist (auf der evidence-cd) 27 ½ minuten lang (für vinyl musste 1 ½ minuten vorher ausgefaded werden). nicht nur die besetzung ist verändert (walter miller statt chris capers als trompeter, nur ein posaunist, dafür mit harry spencer ein dritter altsaxofonist und roger blank statt johnson an den drums), es tauchen auch andere klangfarben auf: ra spielt neben klavier diesmal nicht celesta, sondern das primitiv-elektronische clavioline, ein vorgänger des analogen synthesizers, das vibrierende quäksounds macht, die aber oft wie ein holzblasinstument klingen und sich interessant mit allens und davis‘ flöten verbindet) – und tommy hunter ist nach seinem filmstudium in schweden wieder dabei und setzt seinen reverb-effekt ein. die gesamte performance ist ziemlich toll, verhallter gestrichener bass, schrille flöten mit clavioline, gereverbte drums, darunter eine düster swingende bassklarinette von robert cummings. erst gegen ende kommen die anderen bläser dazu und sehr harmonisch entwickelt sich ein höllischer kollektivkrach, der – trotz mehrmaligem zurückrauschen in die stille – einfach nicht sterben will.

    ein düsteres, schroffes, fremdartiges album insgesamt, ähnlich stark strukturiert wie die heliozentrischen welten, dafür aber immer wieder mit ausgespieltem high-energy-playing als aggressiver, himmelwärts gerichteter geste. es ist nicht viel magie im spiel bei der „magic city“, als die sich 1965 gerade die verhasste stadt birmingham werbemäßig verkauft. doch sun ras „magic city“ ist eher eine utopische fantasiestadt, die die irdischen unruhen schon in himmlische potentialitäten aufgelöst hat. für szwed ist MAGIC CITY ein zeichen für den wandel des arkestras, hin zu einer aggressiveren, konfrontativ auftretenden band-einheit.

    am 16. november ist ein deutlich abgespecktes arkestra wieder im auftrag von bernard stollman in den rla studios zu gast. THE HELIOCENTRIC WORLDS OF SUN RA, VOLUME 2 entsteht – und mit weiterem bei der gelegenheit aufgenommenem material auch das erst 2005 erscheinende VOLUME 3.

    die besetzung laut liner notes & discogs: sun ra (wieder auf dem neuen clavioline, klavier und bongos), walter miller (tp), keinem einzigen posaunisten, nur marshall allen am altsax (und flöte ), john gilmore, pat patrick (bariton und flöte), robert cummings (bcl), ronnie boykins und roger blank an den drums.

    VOLUME 2 besteht nur aus 3 stücken, den beiden langen „the sun myth“ und „cosmic chaos“ und dem 4-minütigen „a house of beauty“, ein allen-ra-boykins-blank-quartett. die klanggestaltung ist deutlich heller, da die ganzen pauken, bassmarimben und posaunen fehlen. „the sun myth“ hält einen fluss aufrecht, keine abstrakten fragmente, die immer wieder in stille versinken, wie auf VOLUME 1. am ehesten knüpft „cosmic chaos“ daran an, hier kommt es aber immer wieder zu wilden tumulten der bläser, vor allem von gilmore und patrick, die eher die energie der „magic city“ sessions weitertragen. das kurze zwischenstück ist dagegen völlig anders – hier führen schrille piccoloflöten- und clavioline-linien in eine art freie cocktail-piano-ballade, ein mood peace, das von boykins harmonisch abgesichtert wird und das am ende wieder in merkwürdig quäkende clavioline-sounds übergeht.

    VOLUME 3: das albumseiten lange stück „intercosmosis“ eröffnet mit einem gilmore-solo, in das sich allmählich ra einmischt. danach funktionieren diese 17 minuten hauptsächlich als duo-interplays, wobei sich die spieler und damit die klangfarben sehr unangestrengt abwechseln. wie bei den anderen aufnahmen dieses jahres ist auch hier das aggressionsniveau ordentlich, wobei es sich eigenartigerweise im kollektivimprovisationsteil abschwächt, fast stellt sich der effekt einer ratlosigkeit ein. den rest bilden vier kurze, d.h. etwa 5-minütige stücke. „mythology metamorphosis“ fängt mit einem percussion-teil an, indem vor allem roger blanks toll verschobener rhythmus auffällt. danach folgen erratischere sounds, ra holt doch noch einmal die bassmarimba heraus. „heliocentric worlds“ hat sogar einen durchgehenden walzerrhythmus (boykins spielt walking bass), den ra ironisch auf dem klavier aufgreift, mit der celesta aber wieder aushebelt. am ende verrätselt sich alles erneut mit einem klavier-celesta-duett und unheilschwangeren beckencrescendi. auch „world worlds“ hat zunächst einen quasi geradlinigen groove, der von unisono ausbrechenden bläsern punktiert wird. dann gibt es überraschend tonale harmonien.

    und plötzlich ein posaunensolo –hä? schon in „intercosmosis“ meinte ich zwei altsaxofone gehört zu haben. stimmen hier die diskografischen angaben nicht? es kann sich eigentlich nicht um die session vom november handeln, wo kein posaunist dabei war. einem kommentator auf discogs ist das auch aufgefallen, er vermutet, dass teddy nance dazugestoßen ist. eigenartig aber, dass ra hier auch bassmarimba spielt, dass sein clavioline fehlt, statt dessen wieder die celesta im einsatz ist. eine dritte session also? ich finde im netz nichts dazu. was ich da aber finde, ist die information, dass das fünfte stück, „interplanetary travellers“ identisch ist mit dem lost track „other worlds“ aus den „magic city“ sessions (das dann auf der blast-first-cd gelandet ist). das ist laut campbell jedenfalls nicht von einer ESP-session. offensichtlich kann man deren angaben nicht trauen (obwohl es offensichtlich im netz jeder tut.) eigenartig… wer mag, kann da mal etwas tiefer graben.

    zuletzt geändert von vorgarten

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    #5166017  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Toller Post, mal wieder – schön, dass es weitergeht!

    EDIT: besonders schön die Beschreibung der ESP-Sessions!

    „The Earthly Recordings of Sun Ra“ gibt für „The Magic City“ den Posaunisten Ali Hassan an, aber für Heliocentric 2 genau das Line-Up, das Du erwähnst.

    Aber mehr interessiert mich, ob Du zur Aussage betreffend Impulse und das Konzert mit Coltrane, Shepp, Moncur etc. eine Quelle hast oder ob das („kein Jazz, kein New Thing“) Deine Lesart ist (gegen die vermutlich nichts einzuwenden hätte) – und ob Du mehr zum Gesinnungswandel auf Seiten von Impulse! weisst – hing das mit dem Abgang Thieles und dem neuen Produzenten Ed Michel zusammen?

    Und falls sonst noch jemand das Panel-Gespräch hören möchte, die Files liegen immer noch im Netz bereit, einfach PN!

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    #5166019  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy tail windToller Post, mal wieder – schön, dass es weitergeht!

    EDIT: besonders schön die Beschreibung der ESP-Sessions!

    vielen dank. wie man merkst, sind das nicht gerade meine lieblings-alben des arkestras. aber sie sind natürlich äußerst spannend.

    gypsy tail wind“The Earthly Recordings of Sun Ra“ gibt für „The Magic City“ den Posaunisten Ali Hassan an, aber für Heliocentric 2 genau das Line-Up, das Du erwähnst.

    genau, hassan und nance waren damals die posaunisten, die öfters dabei waren. aber HELIOCENTRIC 3 soll halt die gleiche besetzung wie VOLUME 2 haben, also keine posaune. in einem stück gibt es auch reverbs, was darauf hindeutet, dass tommy hunter auch dabei war. und dann gibt es meines erachtens noch mindestens einen weiteren altsaxofonisten. für mich deutet es ein bisschen darauf hin, dass VOLUME 3 nicht einheitlich ist, d.h. material aus mehreren, wahrscheinlich nicht mehr rekonstruierbaren sessions und rehearsals beinhaltet.

    gypsy tail windAber mehr interessiert mich, ob Du zur Aussage betreffend Impulse und das Konzert mit Coltrane, Shepp, Moncur etc. eine Quelle hast oder ob das („kein Jazz, kein New Thing“) Deine Lesart ist (gegen die vermutlich nichts einzuwenden hätte) – und ob Du mehr zum Gesinnungswandel auf Seiten von Impulse! weisst – hing das mit dem Abgang Thieles und dem neuen Produzenten Ed Michel zusammen?

    das ist komplett meine lesart. es ist ziemlich auffällig, dass impulse das arkestra als einzigen act der veranstaltung ignoriert hat, das kann aber natürlich alle möglichen gründe haben. allerdings muss man halt auch festhalten, dass alle anderen zu der zeit auch reguläre jazzclub-engagements hatten, nur das arkestra blieb auf nicht-jazz-orte beschränkt, bevor es zum legendären montag im slugs kam (wo dann auch leute wie adderley, blakey, dizzy und an einem einzigen abend sogar coltrane, monk, farmer und mingus auftauchten, um das arkestra zu hören).

    ed michel war natürlich der richtige mann bei impulse, um sun ra verspätet zum label zu holen. überhaupt ein etwas unterschätzter produzent (den ich natürlich auch sehr mag, weil er so lange an alice coltrane festgehalten hat).

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    #5166021  | PERMALINK

    vorgarten

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    kollaborationen (1965/66)

    bevor sich für das arkestra die saloontüren des slugs öffneten, wäre das sun-ra-in-new-york-porträt unvollständig, würde man nicht zumindest drei langjährige wegbegleiter nennen, mit denen sich um 1965 herum auch (weitere) diskografische zusammenarbeiten ergaben.

    leroi jones, auf dem foto am tag der premiere seines stücks „the toilet“ (1964), zog nach entwürdigenden rassistischen erfahrungen in der air force 1957 an die kulturell offene lower east side gleich neben dem greenwich village. er flirtete mit den beat-schriftstellern, lernte langston hughes kennen, besuchte das neue five spot, ging mit weißen frauen aus, heiratete hettie cohen, wurde von jugendlichen und polizisten verprügelt, nahm pilze mit timothy leary, und kam schließlich mit frau und zwei kindern am cooper square unter (wo hettie heute wohl immer noch lebt), ihre nachbarn waren u.a. archie shepp und marion jones. fast jede nacht hörte er 18 monate lang monk & coltrane im five spot, schrieb „blues people“ und wurde von mingus als „goddamn punk“ beschimpft. 1964 wurde sein stück „the dutchman“ uraufgeführt und bekam einen obie award. für die medien spielte er seitdem die cocktail-version eines schwarzen rassisten und entwickelte mit freunden die idee eines revolutionären black theatres. die nachricht vom tod malcolm x‘ hörte er, champagner trinkend, auf der eröffnung eines buchladens. danach schreibt er einen brief an seine frau, in dem er das village als dekadent und verzweifelt bezeichnet, packt seine sachen und zieht nach harlem, wo er das „black arts movement“ ins leben ruft und sich in amiri baraka umbenennt.

    baraka, ein leidenschaftlicher verfechter des „new thing“, war zunächst sehr skeptisch, als er sun ra anfang der 60er kennenlernte. kurze zeit später leiht er sich bücher von ra und philosophiert über die altägyptischen ursprünge des schwarzen amerika. „ra was so far out because he had the true self consciousness of the afro american intellectual artist revolutionary”. seine eigene radikalisierung im februar 1965 schien mit derjenigen von ra korrespondiert zu haben – fast täglich besucht ihn der leiter des arkestras in seinem büro in harlem, in dem sich alle möglichen strömungen des afroamerikansichen intellektualismus austauschten: die garveyiten, die nation of islam, die kommunisten, die christen, die anhänger des yoruba-tempels und ägyptische kopten. szwed: „once again sun ra was there in the middle of it all“.

    für kurze zeit profitierte barakas black arts repertory theater, das an allen möglichen orten in der community lesungen, konzerte und theateraufführungen veranstaltete, von verschiedenen kommunalen und staatlichen programmen gegen die armut und die rassenkonflikte, die seit 1964 immer wieder offen ausbrachen. das arkestra profitierte mit, konnte neue musiker aquirieren und auftreten.

    kurze zeit später wurde das black arts office von der polizei besucht und nach waffenfunden geschlossen. baraka zog in seine geburtsstadt newark, gründete das „spirit house“, ein kulturzentrum mit theater und buchladen, außerdem „jihad“, einen buchverlag und plattenlabel. unter den drei veröffentlichten jihad-alben ist das bekannte „sonny’s time“ von sunny murray – und das in ein hörspiel umgewandelte theaterstück A BLACK MASS, zu dem das arkestra die musik beitrug. angeblich im jahr der veröffentlichung 1968 aufgenommen, scheint es mittlerweile sicher, dass es schon von 1966 stammt, als das arkestra mit dem repertory theater das stück aufführte, „telling the nation of islam story of “jacob” – a deranged scientist who creates an evil race of white people out of the original Black inhabitants of earth“. die hörspielversion ist komplett in der tube abgestellt – man mag das kaum in gänze anhören, aber es ist doch auffällig, wie sparsam und effektsicher das arkestra dabei agiert (neben ra auf clavinet und orgel hört man marshall allen und danny davis, john gilmore, pat patrick, robert cummings, ronnie boykins und wahrscheinlich nimrod hunt, clifford jarvis und james jacson als drummer & percussionisten). an einer stelle summen musiker und schauspieler zusammen „the satelites are spinning“. so richtig aus den augen verloren haben sich ra und baraka auch nach der new yorker zeit eigentlich nie.

    zwei weitere wichtige wegbegleiter des arkestras in schwierigen new yorker zeiten kannte ra schon aus chicago. tom wilson produzierte bereits das erste album, JAZZ BY SUN RA, für sein eigenes kurzlebiges transition-label, und war wiederum der erste, der dem arkestra auch in new york zu einer aufnahmesession verhalf (THE FUTURISTIC SOUNDS OF SUN RA für savoy). ebenso langjährig war auch die beziehung zu ed bland, dem chicagoer discjockey und komponisten, der das arkestra in chicago mit der kamera begleitete, den film THE CRY OF JAZZ mit ihnen produzierte und sie auch in new york auf mambo-, surf-rock- und r&b-produktionen beschäftigte, wo er nur konnte (bevor er als film- und tv-musik-produzent an die westküste ging und später wieder ernsthafte klassische musik komponierte).

    tom wilsons zeit bei columbia, später bei mgm, das ja 1961 verve aufkaufte, war höhepunkt einer erstaunlichen karriere, zumal für einen afroamerikaner im musikmainstream der 60er jahre. wilson hat aus vielen pflanzen des new yorker undergrounds große stars gemacht, das village, wenn man so will, geplündert, die dylans, simon & garfunkels, zappas, animals und später velvet undergrounds aus ihren nischen geholt und in einen neuen markt gebracht, der große lust auf das unangepasste, dreckige, pure, authentische und schräge hatte. ob sun ra seine erste erfahrung mit solchen „spinnern“ war oder einfach in sein profil passte, weiß man nicht, funktioniert hat die zusammenarbeit in kommerzieller hinsicht natürlich nie, aber er wilson hat das arkestra nie wirklich vergessen. gleich zwei gastauftritte sun ras wurden von ihm 1956/66 ermöglicht: walt dickersons session für IMPRESSIONS OF A PATCH OF BLUE (für mgm) und das obskure BATMAN&ROBIN-album für tifton, das von ed bland arrangiert wurde.

    PATCH OF BLUE ist ein konzeptalbum, dessen material lose auf dem oscarnominierten soundtrack von jerry goldsmith basiert (dickerson war schon mal ähnlich mit LAWRENCE OF ARABIA umgegangen). eingespielt ist das im intimen quartettformat, bob cunningham ist der bassist und arkestra-mitglied roger blank sitzt hinter den drums. sun ra, der für die session einen anzug anzieht, ist sowohl für die produzenten wilson & bland wie auch für dickerson ein wunschkandidat:

    „sun ra was a teacher, and sometimes teachers need to be fed other than what they teach; that’s where I came in. that’s why I used sun ra on several of my recordings. he did a marvelous job; I wanted that difference; I wanted that uniqueness that he brought to the table.” (walt dickerson, die andere gemeinsame aufnahme ist das duo-album VISIONS von 1979 auf steeple chase).

    die uniqueness ist tatsächlich sehr präsent. nicht nur, dass er auf vier stücken cembalo spielt; auch sein unkonventionelles comping passt hervorragend zu den leichten, fließenden, virtuosen kaskaden von dickerson. in den soli bleibt er sich treu: wilde free-ausflüge werden mit angedeuteten musical-gesten versetzt, der showcharakter bleibt spürbar, was wiederum hervorragend zur score-haften konzeption dieses pseudo-filmsoundtracks passt. und da die einzelnen stücke so lustvoll unterschiedlich arrangiert sind und sich ra und dickerson permanent mit großer sympathie ergänzen und herausfordern, umspielen, wird ein fantastisches album daraus.

    das kann man vom nächsten fantasiesoundtrack nur bedingt sagen:

    dieses obskure projekt knüpfte an die damals gerade gestartete batman-tv-serie an, deren selbstbewusst billiger look als musterbeispiel für die popularisierung d.h. „verpoppung“ des camp-stils galt, der zuvor nur ein geheimwissen in queeren underground-szenen war und plötzlich das lebensgefühl der mitsechziger auf den punkt brachte (susan sontags essay „notes on camp“ war 1964 erschienen und gab den weg frei für die umverschämte umarmung der billigsten kulturindustrieprodukte: it’s good because it’s awful!). das album knüpfte an die upbeat-musik von der stange an, mit der die serie untermalt war. das zielpublikum sollten allerdings kinder sein. damit man nicht allzuviel lizenzen zahlen musste, wurden klassische themen zwischen chopin und tschaikowski geplündert (von ed bland arrangiert). das einzige, was aus der serie stammte, war das batman-thema von neal hefti.

    obwohl das wahrscheinlich jeder dahergelaufene musiker hätte einspielen können, stellten wilson und bland aus eigenen reihen eine in der mischung völlig durchgeknallte band zusammen, die das ding schnell und billig exekutierten: die greenwich-village-jam-band THE BLUES PROJECT (die gitarristen danny kalb und steve katz, bassist andy kuhlberg, drummer roy blumenfeld, organist al kooper) – dazu (was die orgel angeht, im wechsel) arkestra-mitglieder ra, patrick und gilmore, außerdem noch die beiden altgedienten jazzer jimmy owens (tp) und tom mc intosh (tb), um den bläsersatz aufzufüllen. ab und zu singt jemand. und wer sirenen, diabolisches gelächter und diverse percussion-effekte beisteuert, kann man sich denken, auch wenn niemand identifiziert werden kann. angeblich haben die blues-project-leute die etwas stumpfe surf-rock-session gehasst. die arkestra-„stars“ scheinen den job dagegen äußerst professionell angegangen sein – obwohl… irgendwie passt die queer-campige batman&robin-nummer ziemlich gut zu ra, auch der verquere witz dahinter (ein stück namens „I’m gonna unmask the batman“ war später im regulären arkestra-repertoire). und dass er mit pop durchaus was anzufangen wusste, ist ja eh klar. nur wie das zu jemandem passt, der täglich ins schwarznationalistische „spirit house“ pilgert, ist mir etwas schleierhaft.

    tom wilsons berühmter fez-auftritt an anderer stelle der popgeschichte soll angeblich auch von ra beeinflusst sein:

    zuletzt geändert von vorgarten

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    #5166023  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

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    vorgartenbevor sich für das arkestra die saloontüren des slugs öffneten, wäre das sun-ra-in-new-york-porträt unvollständig, würde man nicht zumindest drei langjährige wegbegleiter nennen, mit denen sich um 1965 herum auch (weitere) diskografische zusammenarbeiten ergaben.

    http://bedfordandbowery.com/wp-content/uploads/2014/01/83583821.jpg%5B/IMG%5D

    leroi jones, auf dem foto am tag der premiere seines stücks „the toilet“ (1964), zog nach entwürdigenden rassistischen erfahrungen in der air force 1957 an die kulturell offene lower east side gleich neben dem greenwich village. er flirtete mit den beat-schriftstellern, lernte langston hughes kennen, besuchte das neue five spot, ging mit weißen frauen aus, heiratete hettie cohen, wurde von jugendlichen und polizisten verprügelt, nahm pilze mit timothy leary, und kam schließlich mit frau und zwei kindern am cooper square unter (wo hettie heute wohl immer noch lebt), ihre nachbarn waren u.a. archie shepp und marion jones. fast jede nacht hörte er 18 monate lang monk & coltrane im five spot, schrieb „blues people“ und wurde von mingus als „goddamn punk“ beschimpft. 1964 wurde sein stück „the dutchman“ uraufgeführt und bekam einen obie award. für die medien spielte er seitdem die cocktail-version eines schwarzen rassisten und entwickelte mit freunden die idee eines revolutionären black theatres. die nachricht vom tod malcolm x‘ hörte er, champagner trinkend, auf der eröffnung eines buchladens. danach schreibt er einen brief an seine frau, in dem er das village als dekadent und verzweifelt bezeichnet, packt seine sachen und zieht nach harlem, wo er das „black arts movement“ ins leben ruft und sich in amiri baraka umbenennt.

    ….

    Ich denke Du schreibst dies -wie vermutlich die meisten inhaltlichen Beitraggeber hier – (auch) für Dich, hast damit jedenfalls (zumindest) mir eine interessante und anregende Zeitreise ermöglicht. Dank dafür ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #5166025  | PERMALINK

    vorgarten

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    Beiträge: 12,586

    das freut mich natürlich. ich habe ehrlich gesagt keine ahnung, warum ich das mache. für mich ist das chronologische hören von sowas (vorher) komplett furchteinflößendem wie der ra-diskografie ein großer spaß und ich hoffe, andere auch dazu zu ermutigen. und wenn einem selbst zusammenhänge o.ä. auffallen, kann man ja auch kurz was darüber schreiben (die texte entstehen nach und nach, so nebenher).

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    #5166027  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    aus gegebenem anlass & baroness pannonica de koenigswaters „three wishes“-projekt:

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    #5166029  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,142

    vorgartenaus gegebenem anlass & baroness pannonica de koenigswaters „three wishes“-projekt:

    Haha, sehr schön!

    Ich glaube Miles Davis hatte nur ein Wunsch: „To be white!“ Nochmals Haha!

    Das Buch müsste ich mir eigentlich mal besorgen.

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #5166031  | PERMALINK

    sandman

    Registriert seit: 11.02.2015

    Beiträge: 694

    FriedrichHaha, sehr schön!

    Ich glaube Miles Davis hatte nur ein Wunsch: „To be white!“ Nochmals Haha!

    Das Buch müsste ich mir eigentlich mal besorgen.

    Das Buch lohnt sich – auch wegen der vielen Fotos. Und natürlich wegen dem, was die Wünsche der Musiker über sie selbst und ihr Leben offenbaren.

    --

     
    #5166033  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,586

    „money, money, money“ (hank mobley). keine geschönten aussagen. es bleibt alles privat. und von meiner seite aus auch kein haha über sun ras wünsche. tolles foto übrigens – auch privat, auch nicht geschönt, trotzdem lässt es ihn in seiner selbstinszenierung aus schimmernden goldverläufen und einem am körper getragenen firmament.

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    #5166035  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,142

    vorgarten“money, money, money“ (hank mobley). keine geschönten aussagen. es bleibt alles privat. und von meiner seite aus auch kein haha über sun ras wünsche. tolles foto übrigens – auch privat, auch nicht geschönt, trotzdem lässt es ihn in seiner selbstinszenierung aus schimmernden goldverläufen und einem am körper getragenen firmament.

    Mein „Haha!“ bezog sich nicht auf die 3 Wünsche von Le Sun Ra, sondern Deine witzige Idee, anlässlich des Pannonica de Koenigswarter-Threads hier dieses Buch zu posten. Sein zweiter Wunsch, mit Hilfe von lights, shadows, colors and music innerhalb einer Stunde zur Erleuchtung über das entire universe zu gelangen – darüber darf man dann aber schon mal etwas schmunzeln, oder? Ich weiß, im Zusammenhang mit Sun Ra ergibt das Sinn, aber das ist schon ein seeehr ehrgeiziges Anliegen. ;-)

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #5166037  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,586

    FriedrichSein zweiter Wunsch, mit Hilfe von lights, shadows, colors and music innerhalb einer Stunde zur Erleuchtung über das entire universe zu gelangen – darüber darf man dann aber schon mal etwas schmunzeln, oder? Ich weiß, im Zusammenhang mit Sun Ra ergibt das Sinn, aber das ist schon ein seeehr ehrgeiziges Anliegen. ;-)

    da ich weiter oben schon susan sontag zitiert habe – für sie liegt (1964) ja eine große schönheit in „a seriousness that fails“ (ohne sich darüber lustig zu machen). ;-)

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