Spex

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  • #2776307  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

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    Die Analyse – Internet-Konkurrenz, Veröffentlichungsrhythmen, Fragwürdigkeit der einen Kritikerpapst-Meinung, wenn sie einen Monat hinterdreintrült – ist diskutabel. Die Antwort – „Pop-Briefing“ – überzeugt nicht; weder von der Grundidee, noch, was die bisherigen konkreten Umsetzungen betrifft.

    Im Grunde ist es mir nach wie vor lieber, ich kann die fundierte Auseinandersetzung eines Einzelnen mit einer Platte lesen und mich an ihr reiben, als von einem Rudel Durcheinanderschwätzender – ekliges Wort: – „gebrieft“ zu werden. Und wenn derjenige, der die Platte bespricht, für mich eine verlässliche Referenzgröße ist (wenn ich zum Beispiel weiß, dass ich schon öfters gut gefahren bin, als ich seinen Empfehlungen gefolgt bin), ist es umso besser. Das Durcheinanderschwätzen kann ich dann nachher im Kreis der Freunde selber besorgen.

    Mir kommt es insgesamt wie eine zwar modische, aber nicht sonderlich belastbare These vor, dass in unseren Zeiten die Stimme eines Einzelnen nicht mehr trage. In der Literaturwissenschaft gab es mal was ähnliches: Die Postmodernisten sagten, das Erzählen sei tot. 40 Jahre später lebt es aber immer noch und riecht noch nichtmal schlecht.

    Nachvollziehbar ist aber die Sehnsucht, sich manchmal abzukoppeln von VÖ-Terminen. Ich gebe mal zu bedenken, wie es „Die Zeit“ mit manchen Büchern (natürlich nicht dem Hegemann-Ding, da mussten alle schnellschnellschnell sein) macht: Ein guter, kompetenter Autor bespricht das Buch nach gründlicher Lektüre und nachdem alle anderen Feuilletons schon damit durch sind – und eröffnet neue Blicke und Erkenntnisse, an denen die anderen in ihrer Hektik vorbeigestolpert sind.

    So sollte man auch öfter mal mit Platten umgehen. Und deshalb hat es mir immer gut gefallen, wenn der Rolling Stone einen größeren Porträt- oder Special-Artikel um eine bewertete Auswahldiskographie ergänzt hat. Das empfinde ich als eine bessere Antwort auf die digitale Schnelllebigkeit als das „Pop-Briefing“.

    Interessanterweise hat der Stone um diese Rezensionsform nie einen großen poptheoretischen Wind nach dem Motto „Wir erfinden die Gattung Rezension neu“ gemacht – und sie, soweit ich das sehe, leider mittlerweile wieder weitgehend einschlafen lassen. Sehr schade.

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    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #2776309  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,031

    bullschuetz

    Nachvollziehbar ist aber die Sehnsucht, sich manchmal abzukoppeln von VÖ-Terminen. Ich gebe mal zu bedenken, wie es „Die Zeit“ mit manchen Büchern (natürlich nicht dem Hegemann-Ding, da mussten alle schnellschnellschnell sein) macht: Ein guter, kompetenter Autor bespricht das Buch nach gründlicher Lektüre und nachdem alle anderen Feuilletons schon damit durch sind – und eröffnet neue Blicke und Erkenntnisse, an denen die anderen in ihrer Hektik vorbeigestolpert sind.

    So sollte man auch öfter mal mit Platten umgehen. Und deshalb hat es mir immer gut gefallen, wenn der Rolling Stone einen größeren Porträt- oder Special-Artikel um eine bewertete Auswahldiskographie ergänzt hat. Das empfinde ich als eine bessere Antwort auf die digitale Schnelllebigkeit als das „Pop-Briefing“.

    Interessanterweise hat der Stone um diese Rezensionsform nie einen großen poptheoretischen Wind nach dem Motto „Wir erfinden die Gattung Rezension neu“ gemacht – und sie, soweit ich das sehe, leider mittlerweile wieder weitgehend einschlafen lassen. Sehr schade.

    Ich hab das im Nachbarforum schon mal geschrieben, ob es, da mir aktuelle Rezensionen (außer in der Spex) der wichtigste Faktor sind und ich sie nicht missen möchte, gleichzeitig aber auch eine etwas tiefgehendere Einschätzung durchaus wünschenswert wäre, nicht sinnvoll wäre eine Rubrik einzuführen, die sich nach ein paar Monaten Abstand, noch einmal mit dem ein oder andren Album beschäftigt. Quasi ein Vergleich des Autoren, aktueller Eindruck von damals, gegen die Wirkung der Platte heute. Das stell ich mir durchaus reizvoll vor und könnte auch ein Gegenentwurf zum Briefing-Unsinn sein.

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    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #2776311  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    Die beteiligten Autoren dürften mit der neuen Anforderung noch ebenso kämpfen, wie ihre Leser. Es handelt sich um einen Umbruch, der nicht schnell mal zwischen zwei Magazinausgaben hinzubekommen ist. Das wirklich Dialogische – durchaus auch konträr wünschenswert – wird gewiss noch einige Zeit benötigen um tatsächlich wirkungsvoll umgesetzt werden zu können. Ein ansprechender Dialog als Abkehr von monologischen Rezensentenergüssen hinge natürlich nicht zuletzt auch von Zusammensetzung und Qualifikation einer solchen Dialogrunde ab. Vertrauensvorschuss hätte die neue Idee durchaus verdient und hoffentlich schenkt man jenen Hasenfüßen keine Beachtung, die an Tankstellen das Magazin durchblätternd jeder Veränderung ängstlich entgegenblicken.

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    #2776313  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    jeder, der eine Kritik Schreiben kann, sollte auch eine Kritik in Form eines Dialogs schreiben können. Und jeder, der eine Meinung zu einem Album entwickelt, sollte sich auch eine andere Meinungen vorstellen können. Das ist doch alles komplett hilflose Verarsche…

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    #2776315  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    tolomoquinkolomDie beteiligten Autoren dürften mit der neuen Anforderung noch ebenso kämpfen, wie ihre Leser. Es handelt sich um einen Umbruch, der nicht schnell mal zwischen zwei Magazinausgaben hinzubekommen ist. Das wirklich Dialogische – durchaus auch konträr wünschenswert – wird gewiss noch einige Zeit benötigen um tatsächlich wirkungsvoll umgesetzt werden zu können. Ein ansprechender Dialog als Abkehr von monologischen Rezensentenergüssen hinge natürlich nicht zuletzt auch von Zusammensetzung und Qualifikation einer solchen Dialogrunde ab.

    Ja, aber das läuft ja nun schon eine ganze Zeit und ein Fortschritt ist nicht in Sicht – wie lange soll man noch warten?

    Im Prinzip ist die Idee nicht schlecht, aber sie funktioniert nicht. Eine dialogische Kritik klingt ja erst einmal toll, aber niemand hat als Journalist gelernt, so zu schreiben. Das sind ja keine Dramatiker oder Drehbuchschreiber.

    Das Literarische Quartett hat das in der Literaturkritik erfolgreich betrieben, aber das war eine Fernsehsendung und sie funktionierte, weil drei (+eine) Persönlichkeiten mit klaren Meinungen einander gegenübersaßen. Es gab ja mal einen Versuch bei VH1 das nachzumachen, aber der scheiterte schon an der Auswahl der Platten.

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #2776317  | PERMALINK

    slow-train

    Registriert seit: 25.09.2008

    Beiträge: 2,109

    Auf Radio1 gibt es Freitags mit dem „Soundcheck“ auch einen ähnlichen Ansatz, der, im Vergleich zum Pop Briefing, deutlich besser abschneidet, allein weil hier nicht zwaghaft die richtigen Sätze gesucht werden, die man unbedingt unterbringen möchte und es auch spontane Meinungen, von denen Gespräche ja auch leben, existieren. Hörenswert ist das meiner Meinung nach zwar auch nicht, weil die immer wieder selben Themen („Ende des Pop“, „NME gibt alle Meinungen vor“, „Hype“) aufgegriffen werden, aber immer noch besser als in der Spex.
    Vergleichbar ist das freilich nur schwer, da im Radio ja auch die Möglichkeit besteht einzelne Tracks zu spielen.

    Die circa 20 Seiten Pop Briefing sind für mich verschenkt und ich habe auch kaum Interesse daran Rezensionen zu lesen, die mich eigentlich interessieren, wie aktuell z.B. Gil Scott-Heron.

    Außerdem sollten sich die Redakteure einmal überlegen, ob sie sich wirklich hauptberuglich dem Schreiben widmen sollten, wenn es kein einziges Gespräch gibt, das in sich logisch aufgebaut ist und nur holprig erscheint.

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    #2776319  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    So etwas müsste man jedenfalls erst einmal üben, damit sich Abläufe entwickeln. Es funktioniert nicht, wenn jeder in seiner Kammer vor sich hin schreibt und man sich per Email die Texte zuschickt, mit dem PS: Schreib Du noch was über dies und das. Sinnlos.

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #2776321  | PERMALINK

    slow-train

    Registriert seit: 25.09.2008

    Beiträge: 2,109

    Ich gehe schon davon aus, dass Dax die Entscheidung zum Pop Briefing nicht Hals über Kopf getroffen hat und das schon seit einiger Zeit fest gestanden hat, dass es nun dazu kommt und somit kann ich auch erwarten, dass es von beginn an zumindest auf der textlichen Ebene funktioniert. Meiner Meinung nach ist das, was man hier derzeit serviert bekommt eine riesige peinlichkeit. Nicht einmal halbgar.

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    #2776323  | PERMALINK

    light-of-love

    Registriert seit: 31.10.2009

    Beiträge: 1,109

    „Das hier ist Musik für Leute, die Musik eigentlich gar nicht mögen.“ (Spex #326, S. 134) ist der dümmste Spruch über Musik, den ich jemals gelesen oder gehört habe oder der überhaupt denkbar ist.

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    #2776325  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,242

    Light of Love“Das hier ist Musik für Leute, die Musik eigentlich gar nicht mögen.“ (Spex #326, S. 134) ist der dümmste Spruch über Musik, den ich jemals gelesen oder gehört habe oder der überhaupt denkbar ist.

    Den Spruch hab ich schon öfter gelesen, auch hier im Forum. Wer sagt das über wen? Ich hab das neue Heft noch nicht.

    --

    #2776327  | PERMALINK

    light-of-love

    Registriert seit: 31.10.2009

    Beiträge: 1,109

    Thomas Hübener zum Goldfrapp-Album. Es kommt auch sonst nicht allzu gut weg im Pop-Briefing…

    Kann ich mir gut vorstellen, daß der Spruch auch im Forum öfters auftaucht (darum schrieb ich nicht „der mit Abstand dümmste Spruch“). Ich kann auch nachvollziehen, warum jemand so etwas sagt, halte es jedoch für völlig daneben, vor allem wenn man damit über Musik herzieht, die man – ähm – nicht mag. Nicht einmal Heino macht Musik für Leute, die sie nicht mögen.

    (Ich gebe zu, wenn ich das Goldfrapp-Album nicht mögen würde, würde ich die ganzen Verrisse vielleicht lustig finden. Aber so fällt mir nur auf, wie bescheuert sie sind).

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    #2776329  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,307

    Ich dachte das wäre ein klassischer U2 Spruch, liest man aber doch regelmäßig in verschiedenen Reviews.

    --

    and now we rise and we are everywhere
    #2776331  | PERMALINK

    light-of-love

    Registriert seit: 31.10.2009

    Beiträge: 1,109

    U2? Okay, da kann man den Spruch mal gelten lassen.

    Nein, ich bleibe dabei. Dagegen sind „Früher war alles besser“, „Die 80er waren scheiße“ und „Musik muß authentisch sein“ Offenbarungen unendlicher Weisheit.

    --

    #2776333  | PERMALINK

    grandandt

    Registriert seit: 10.10.2007

    Beiträge: 24,622

    Absolute Empfehlung für die neue Spex.
    Sehr viel Lesenswertes im Heft. Nur an das Popbriefing habe ich mich immer noch nicht gewöhnt.

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    Je suis Charlie Sometimes it is better to light a flamethrower than curse the darkness. T.P.
    #2776335  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Heft 1 nach Dax angekommen. Erfreulich unaufgeregtes Editorial. Und, schau an, auf vielfachen Wunsch des Rolling Stone-Forums wird das Pop Briefing gestrichen.

    „So produktiv diese Textform häufig auch war (…), so sehr hakte das Format in anderen Fällen. (…) sind wir der Ansicht, dass die veränderten Musikrezeptionsgewohnheiten im Internet die individuelle Meinungsbildung keineswegs überflüssig gemacht haben.“

    --

    I like to move it, move it Ya like to (move it)
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