Re: Spex

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themagneticfield

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bullschuetz

Nachvollziehbar ist aber die Sehnsucht, sich manchmal abzukoppeln von VÖ-Terminen. Ich gebe mal zu bedenken, wie es „Die Zeit“ mit manchen Büchern (natürlich nicht dem Hegemann-Ding, da mussten alle schnellschnellschnell sein) macht: Ein guter, kompetenter Autor bespricht das Buch nach gründlicher Lektüre und nachdem alle anderen Feuilletons schon damit durch sind – und eröffnet neue Blicke und Erkenntnisse, an denen die anderen in ihrer Hektik vorbeigestolpert sind.

So sollte man auch öfter mal mit Platten umgehen. Und deshalb hat es mir immer gut gefallen, wenn der Rolling Stone einen größeren Porträt- oder Special-Artikel um eine bewertete Auswahldiskographie ergänzt hat. Das empfinde ich als eine bessere Antwort auf die digitale Schnelllebigkeit als das „Pop-Briefing“.

Interessanterweise hat der Stone um diese Rezensionsform nie einen großen poptheoretischen Wind nach dem Motto „Wir erfinden die Gattung Rezension neu“ gemacht – und sie, soweit ich das sehe, leider mittlerweile wieder weitgehend einschlafen lassen. Sehr schade.

Ich hab das im Nachbarforum schon mal geschrieben, ob es, da mir aktuelle Rezensionen (außer in der Spex) der wichtigste Faktor sind und ich sie nicht missen möchte, gleichzeitig aber auch eine etwas tiefgehendere Einschätzung durchaus wünschenswert wäre, nicht sinnvoll wäre eine Rubrik einzuführen, die sich nach ein paar Monaten Abstand, noch einmal mit dem ein oder andren Album beschäftigt. Quasi ein Vergleich des Autoren, aktueller Eindruck von damals, gegen die Wirkung der Platte heute. Das stell ich mir durchaus reizvoll vor und könnte auch ein Gegenentwurf zum Briefing-Unsinn sein.

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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!