Return of the GrievousAngel: Persönliche Schätze aus der weiten Welt der Kunst

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  • #11688729  | PERMALINK

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    lathoWas die Krise in den 40ern angeht: war das nicht die Zeit, in der es bei Disney (lang überfällige) Streiks gab?

    Ja, richtig: https://www.jacobinmag.com/2021/05/disney-workers-animators-cartoonists-artists-strike-picket-1941-guild-scg-sorrell-babbitt

    Da hat Disney auch viele einfach gefeuert. Da ging die Qualität wohl auch deshalb drastisch berg ab.

     

     

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    #11688793  | PERMALINK

    Anonym
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    lathoWas die Krise in den 40ern angeht: war das nicht die Zeit, in der es bei Disney (lang überfällige) Streiks gab?

    Ja korrekt, 1941 – darauf beziehe ich mich in den Texten auch mehrmals. :)

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    #11688829  | PERMALINK

    latho
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    Beiträge: 37,711

    Weil, das kann man bei aller Ehrfurcht vor dem Werk ja sagen, Uncle Walt ein ziemliches Arschloch war.

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #11696785  | PERMALINK

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    Um diesen Thread vor dem Einschlafen zu bewahren, möchte ich aus einem anderen Thread („Umfrage: Bestes Album eines Ex Beatle?“) einen sehr persönlichen Text holen, der dort wohl für immer begraben wäre und auf den man jetzt freilich nicht wieder eingehen braucht. Wahnsinn, dass das schon wieder fünf Jahre her sein soll. Wenn ich mich wieder fitter fühle, geht es hoffentlich weiter hier.

    GEORGE HARRISON – All Things Must Pass (1970)

    Weil mich diese Gedanken mittlerweile einige Monate in sehr regelmäßiger Frequenz wieder beschäftigen:

    Wie schon häufig erwähnt, ist All Things Must Pass meine liebste Solo-LP eines Beatle. Eines meiner ersten überhaupt, hat dieses Album auf mich immer schon nicht nur eine enorme Faszination ausgeübt, sondern mir auch seit jeher eine eigenartig bedingungslose Liebe abgerungen. Bei Alben, die ich mit ganzen Teilen meiner Jugend in Verbindung bringe und daher zu festem Bestand meiner DNA geworden sind, überrascht mich das nicht, doch kann ich meist immerhin ganz gut nachvollziehen, warum meine Zuneigung auch losgelöst von Nostalgie einen vitalen Nährboden hat. Als ich All Things Must Pass vor einiger Zeit rezensiert habe, musste ich mir unweigerlich wieder Gedanken darüber machen, ob die Jams, die ja immerhin ein knappes Drittel der Spieldauer ausmachen, mittlerweile eine Abwertung meinerseits rechtfertigen oder nicht. Mir geht es hier aber nicht um Sterne oder Bewertungskriterien, sondern um die Frage, ob ich eine LP mit soviel Ballast – denn mehr sind sind die LP-Seiten 5 und 6, die ich trotzdem noch nie ausgelassen habe, auch in meinen Ohren nicht – tatsächlich so eine hohe Wertschätzung entgegenbringen kann. Zumal ich auf dem Album auch sonst noch Schwächen höre.

    Das bringt mich jetzt zu dem Teil, weswegen ich zu dieser Stunde überhaupt so einen belanglosen Roman verfasse: Ich habe mich einfach wieder einmal gefragt, warum All Things Must Pass so einen Zauber auf mich ausübt bzw. was ich in diesem Werk höre, was andere vielleicht nicht hören. Ob es schlicht daran liegt, dass ich einige Tracks so leidenschaftlich liebe, dass die Wertschätzung dieser vor langer Zeit jene des ganzen Albums absorbiert hat oder doch daran, dass der melancholische Grundton genau meine Welt trifft. In den vergangenen Wochen wollte ich diesen Überlegungen auf den Grund gehen, habe die LP beinahe täglich aufgelegt und damit einhergehend auch einen guten Vorwand dafür gefunden, die Scorsese-Doku mal wieder einzuschieben.

    Durch die intensive Befassung haben sich dann einige Verdachte und Gedanken bzw. eher Gefühle, die immer schon da waren, ich aber nie so recht von ihrer abstrakten Silhouette befreien konnte, mehr oder weniger bewahrheiten können. Dass ich mich immer mit George und diesem Album identifizieren konnte (wie später nur mit Gram und Gene), wusste ich schon damals, als ich wie eine hungrige Hyäne alle Infos zu den Fab Four zusammenkratzt habe. Obwohl mein Englisch zu jener Zeit, Anfang des Gymnasiums, noch höchst ausbaufähig war und nicht jeder (Prä-)Pubertierende ausgeprägte empathische Veranlagungen besitzt (so wirkte es auf mich zumindest), konnte ich auf eigenartige Weise nachvollziehen, wie befreiend diese Platte für George gewesen sein musste. Und nicht nur das, ich konnte den abgebauten Frust tatsächlich nachempfinden, als wäre es mein Album oder als hätte ich selbst irgendwann ähnliche Erfahrungen gemacht und hätte mich dieser vor langer Zeit damit entledigt. Dass ich das damals zwar empfunden, aber wohl nicht deuten konnte, weiß ich jetzt (wieder/endlich), wo die Eindrücke, die beim Hören des Albums auf mich einprasseln, sich exakt mit den Erinnerungen bzw. eher den darin verwobenen Emotionen decken. Die Frage, die sich im Zuge dieser Aufarbeitung ebenfalls aus diffusen Gedankensträngen herauskristallisiert hat und mit der ich jetzt in meinen Schatten zurückbleibe: empfinde bzw. empfand ich tatsächlich Verständnis und Mitgefühl für George und seine damalige Situation oder habe ich mich nur immer von ihm verstanden gefühlt? Schwierig, je sais…

    Dass mir das jetzt keine Ruhe mehr gelassen hat und mich um diese Uhrzeit sogar noch aus dem Bett geholt hat, erscheint mir zwar mit jedem Moment lächerlicher – ich habe nach solchen Ergüssen sowieso immer das Gefühl, als hätte ich noch keinen einzigen Gedanken akkurat ausformuliert -, löschen möchte ich das Geschreibsel aufgrund dessen aber doch nicht mehr. Eins weiß ich immerhin jetzt so klar wie nie zuvor: obwohl ich in meiner Rezension meine Eindrücke von den Jams entsprechend in meine Bewertungen einfließen habe lassen, ändert das partout nichts an meiner außerordentlichen, für mich in ihrer Form durchaus einzigartigen Zuneigung für All Things Must Pass und jede Erinnerung daran.

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    #11697405  | PERMALINK

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    Donnie Darko (Richard Kelly; 2001)

    Donald „Donnie“ Darko ist ein intelligenter, von Sex-Fantasien getriebener Teenager, dem eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert wird. Gemeinsam mit seiner Familie lebt er in den späten 80ern in einer Kleinstadt Virginias und treibt dort sein Unwesen – bis zu jener verhängnisvollen Nacht, in der er sich plötzlich als Protagonist in einem übersinnlichen Spiel der Mächte und einem Wettlauf gegen die Zeit wiederfindet.

    Kein Lieblingsfilm in absolutem Sinne, war Donnie Darko wiederum einer der ersten Filme, die mir in den ersten Jahren der 2010er ein Gefühl von Film als Kunst- und nicht als reines Unterhaltungs-Medium mit auf den Weg gaben. Nachdem ich den Film gestern mit meiner Freundin zum ersten Mal seit damals gesehen habe, hat sich meine Sympathie nur verfestigt, wenn auch nicht verstärkt.

    Ich erinnere mich, dass ich mich seinerzeit fasziniert in emotional aufgeheizte Diskussionen geworfen habe, was denn nun wirklich in dieser eigenartigen Scheinwelt von Donnie Darko passiert ist und was uns das alles eigentlich sagen soll. Heute liegt mir an einer Auflösung nicht mehr so viel, das überlasse ich den anderen Freunden von Nolan und Nostradamus (oder dem Director’s Cut?) – dafür kann ich um die düstere Handlung herum noch mehr mitnehmen. In erster Linie verstehe ich den Film als ironische Satire, die den an der Oberfläche idyllischen und herzlichen Anschein vom sorglos glücklichen Leben in der amerikanischen Kleinstadt in Lynch-Manier aufs Korn nimmt.

    Während die einzelnen Figuren praktisch als Karikaturen dargestellt und unbedeutende Veranstaltungen zu sozialen Festlichkeiten hochgejazzt werden, sieht man vor allem, dass für einen jungen Menschen mit psychischen Problemen – ungeachtet seiner weiteren Mission – in diesem Umfeld voller überforderter Erwachsenen mit fragwürdigen Idealen nur schwer der richtige Platz sein kann. Mit Patrick Swayze in einer selbstironischen Rolle als abgeschleckter quasi Life-Coach mit dunklem Geheimnis, den verwaschen traumartigen Kameraaufnahmen und der Musik von Tears for Fears und Joy Division ist Donnie Darko insgesamt schon eine sehr runde Sache, die auch über seine Schwächen und visuellen Zeitverhaftungen hinwegblicken lässt.

    Von Regisseur Richard Kelly habe ich sonst allerdings nichts gesehen, habe ich da etwas verpasst?

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    #11697417  | PERMALINK

    opd2

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    Danke für deine interessanten Texte. Bei den Disney-Klassikern muss ich noch einiges nachholen, die ***** für MBDTF gehe ich absolut mit und „All Things Must Pass“ mache ich mir gleich mal an.

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    #11697513  | PERMALINK

    Anonym
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    Dankeschön!  :-)

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    #11697539  | PERMALINK

    latho
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    Beiträge: 37,711

    grievousangelDonnie Darko (Richard Kelly; 2001) […]
    Von Regisseur Richard Kelly habe ich sonst allerdings nichts gesehen, habe ich da etwas verpasst?

     
    The Box ist ein Mysterien-/Mystery-Spiel by the numbers, muss man nicht sehen. Southland Tales eine orgiastische Collage über den Weltuntergang mit politischen Anspielungen, Satire und einem fliegenden Geldtransporter. Letzten Endes scheitert der Film und bleibt im 3-Sterne-Bereich (das war zumindest mal Ergebnis im Forum), ist aber kurioserweise ein Film, den man gesehen haben muss. Kelly hat seit 2009 keinen Film mehr gemacht, das ist eigentlich ein Qualitätssiegel.

    --

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    #11697547  | PERMALINK

    Anonym
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    Merci beaucoup latho – auf dich ist wie immer Verlass! Mit dem fliegenden Geldtransporter hast du mich. Klingt wirklich so, als würde ich Southland Tales zumindest einmal unbedingt sehen müssen.

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    #11697553  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,711

    Wenn dir Donnie Darko gefällt, dann hast du zumindest Spaß beim Sehen von Southland Tales, Schauwerte galore.

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #11697655  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

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    latho

    grievousangelDonnie Darko (Richard Kelly; 2001) […]
    Von Regisseur Richard Kelly habe ich sonst allerdings nichts gesehen, habe ich da etwas verpasst?

    The Box ist ein Mysterien-/Mystery-Spiel by the numbers, muss man nicht sehen. Southland Tales eine orgiastische Collage über den Weltuntergang mit politischen Anspielungen, Satire und einem fliegenden Geldtransporter. Letzten Endes scheitert der Film und bleibt im 3-Sterne-Bereich (das war zumindest mal Ergebnis im Forum), ist aber kurioserweise ein Film, den man gesehen haben muss. Kelly hat seit 2009 keinen Film mehr gemacht, das ist eigentlich ein Qualitätssiegel.

    Völlig richtig, und als ob der Film nicht schon belanglos genug wäre, macht der deutsche Verleihtitel auch noch den letzten, winzigen Rest an möglicher Spannung kaputt.

    --

    And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame
    #11697787  | PERMALINK

    fevers-and-mirrors

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    grievousangel

    fevers-and-mirrors
    Gut, mit Deiner überschäumenden Euphorie für „Fantasy“ kann ich nicht ganz mithalten, ABER ich halte es trotzdem für einen Meilenstein (gute ****1/2) und das zweitbeste Rap-Album dieses Jahrtausends (nach „To Pimp A Butterfly“). Kanyes beste LP sowieso. Der Doppelpack „Gorgeous“ & „Power“ ist der Gipfel seiner Kunst.


    Bei mir ist dafür „To Pimp a Butterfly“ ein bisschen abgeschlagen hinter einigen anderen Hip Hop-LPs aus diesem Jahrtausend. Nichtsdestotrotz natürlich ein fantastisches Album.

    Da ich beide Alben kürzlich nochmal im direkten Vergleich gehört habe: „Fantasy“ nun doch (minimal) vor „Butterfly“ und somit das beste Hip-Hop-LP des 21. Jahrhunderts. Wollte ich noch nachschieben.

    --

    #11697949  | PERMALINK

    Anonym
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    fevers-and-mirrors

    grievousangel

    fevers-and-mirrors Gut, mit Deiner überschäumenden Euphorie für „Fantasy“ kann ich nicht ganz mithalten, ABER ich halte es trotzdem für einen Meilenstein (gute ****1/2) und das zweitbeste Rap-Album dieses Jahrtausends (nach „To Pimp A Butterfly“). Kanyes beste LP sowieso. Der Doppelpack „Gorgeous“ & „Power“ ist der Gipfel seiner Kunst.

    Bei mir ist dafür „To Pimp a Butterfly“ ein bisschen abgeschlagen hinter einigen anderen Hip Hop-LPs aus diesem Jahrtausend. Nichtsdestotrotz natürlich ein fantastisches Album.

    Da ich beide Alben kürzlich nochmal im direkten Vergleich gehört habe: „Fantasy“ nun doch (minimal) vor „Butterfly“ und somit das beste Hip-Hop-LP des 21. Jahrhunderts. Wollte ich noch nachschieben.

    Sehr geil, danke für die Info!  :bye:

    --

    #11699309  | PERMALINK

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    Cinderella (Clyde Geronimi et al.; 1950)

    Wir betreten die 50er. Harry S. Truman ist während seiner Amtszeit einer der unpopulärsten aller amerikanischen Präsidenten, die Hetzjagden von Senator Joseph McCarthy sind im Anrollen und die Vereinigten Staaten sind in die Entwicklungen der Nachkriegszeit maßgeblich eingebunden.

    Während die USA in den Jahren nach WKII ein relativ stabiles Wirtschaftswachstum erlebten, standen die Disney-Studios vor dem Ruin. Seit Snow White war kein Kassenschlager mehr gelungen, sicher auch bedingt durch die Abkapselung von den europäischen Film-Märkten in den Kriegsjahren, und die Segmentfilme halfen zwar dabei, die drohenden Konsequenzen aufzuschieben, nicht aber sie zu beseitigen. Eine Rückkehr zur Erfolgsformel nach den kreativen Einschnitten während WKII stand an. Von den drei Filmen, die seit den späten 30ern geplant und deren Produktion nun aktiv vorangetrieben wurde, entschied sich Walt, der zu diesem Zeitpunkt begann, sich mehr und mehr aus den Prozessen der Produktion zurückzuhalten, für eine erneute damsel in distress-Geschichte.

    Wieder einmal hatte Walt Disney ein glückliches Händchen bewiesen. Cinderella wurde zum erfolgreichsten Film seit Snow White dreizehn Jahre vorher, sicherte die Zukunft der Studios und darf heute stellvertretend für die erste (inoffizielle) Disney-Renaissance stehen.

    Heute ist Cinderella einer der bekanntesten und beliebtesten Disney-Filme. Das altbekannte Märchen vom liebenswürdigen Mädchen mit der bösen Stiefmutter, das am Ende die Liebe eines Prinzen findet, ist aber auch wirklich schön inszeniert. Herrliche Farben, reizende Figuren und große Animationskunst machen das Werk nicht zu Unrecht zu einem zeitlosen Klassiker. Neben den in diesem Thread oft erwähnten „nine old men“, die den einzelnen Charakteren und Szenen ihren Stempel aufdrücken (etwa Frank Thomas bei der Stiefmutter), sieht man auch einen anderen gewachsenen Einfluss. Mary Blair war zwar schon einige Jahre mit von der Partie und für einige der schönsten visuellen Momente der 40er verantwortlich, ihre Beiträge sowie ihr Kunst- und Farbverständnis sollten aber die drei Spielfilme der frühen 50er prägen wie kaum etwas anderes:

    (Kann jedem Interessierten an dieser Stelle nur empfehlen, sich die Concept Art-Illustrationen von Blair einmal anzusehen.)

    Obwohl Cinderella nicht in der Riege meiner absoluten Favoriten mitspielt, halte ich es nicht nur aufgrund seiner enormen Bedeutung für die Studios für einen wunderbaren Film, der alles beinhaltet, was einen gelungenen Disney-Film ausmacht. Und Cinderella selbst empfinde ich entgegen dem Trend nicht als schwache Figur, sondern ganz im Gegenteil als starke Persönlichkeit mit einer stoischen und selbstlosen Haltung.

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    #11699425  | PERMALINK

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    NEKO CASE – Fox Confessor Brings the Flood (2006)

    „I was really inspired by fairy tales on this record, so I wanted to make stories that were more like fairy tales than modern-day stories. Things that were a little more fantastical, with characters like animals who talk and whatnot, ‚cause I was always really attracted to those kinds of things in stories.“

    Es dürfte eine Zeit vor meiner Forums-Zugehörigkeit gegeben haben, da war Neko Case noch ein heiße(re)s Thema hier. Ein Blick auf die von pipe-bowl gewohnt exzellent geführte Auswertung der Jahreslisten der Forumianer offenbart zwar, dass keine ihrer LPs aktuell eine Top 10 der Allgemeinheit schmücken darf, aber zumindest Blacklisted war hier soweit ich das bislang mitbekommen habe ein hochgeschätztes Album.

    Ich persönlich zähle Case zu meinen 3-4 liebsten Sängerinnen und ihr 2006 veröffentlichtes Fox Confessor Brings the Flood zu den besten Platten, die jemals erschienen sind. Auf dieser findet ihre Vision einer Country-Noir, einer in der genuin amerikanischen Musik verwurzelten Country-Spielart mit düsterer Tönung, ihren künstlerischen Höhepunkt.

    Dafür hat sich Case auch noch einmal ein Stück weiter von den gängigen Songstrukturen entfernt. Bereits am Vorgänger Blacklisted nahm sich die Sängerin einige stilistische Freiheiten, hier pfeift sie über weite Strecken auf das übliche Strophe-Refrain-Strophe-Schema. Das führt nicht zuletzt dazu, dass Fox Confessor Brings the Flood ein in höchstem Maße spannendes und unergründliches Werk ist, dessen kleine magische Fein- und Eigenheiten immer wieder aufs Neue eine überraschende und faszinierende Wirkung evozieren. Zwischen mystischer Folklore, 50s-Pop-Anleihen und Gospel ist alles erlaubt und nichts so wie es scheint.

    Während die Backingband mit Mitgliedern von Calexico und Giant Sand oder dem legendären The Band-Veteranen Garth Hudson ein bemerkenswertes, absorbierendes Soundbild kreiert, ist es primär nichtsdestotrotz eine One-Woman-Show. Ganz egal ob Case die beiden Frauen Margaret und Pauline vergleicht, dem Spatzen eine vergebliche Warnung ausspricht oder ukrainische Zeilen trällert, ihr Gesang ist auf dem Zenit ihrer Kunst und erhellt in ihrer wärmenden Strahlkraft auch die dunkelsten Ritzen eines Herzens. Den Höhepunkt der fantasievollen Exzentrik erreicht Case am unheilvoll anmutenden Titeltrack, einer atmosphärisch schwebenden Ballade, auf der sie der Menschheit ihr Verderben ankündigt, während die Düsterheit schließlich im unbehaglichen Dirty Knife ihren gespenstischen Lauf nimmt.

    Die vierte LP von Neko Case ist ein grandioses Gesamtkunstwerk, das sich anfangs vielleicht sperrig und widerspenstig gibt, bei einer intensiven Befassung aber seine Pracht und Schönheit letztlich in vollem Ausmaß entfaltet. Während meinem Zivildienst 2012 habe ich mich daran für meine Verhältnisse überraschend ehrgeizig und unermüdlich abgearbeitet und wurde dann für meine Mühen belohnt. Heute höre ich meinen geliebten Fox Confessor zwar nicht mehr so oft wie damals, allerdings stets mit vollstem Genuss.

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