Antwort auf: Return of the GrievousAngel: Persönliche Schätze aus der weiten Welt der Kunst

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Cinderella (Clyde Geronimi et al.; 1950)

Wir betreten die 50er. Harry S. Truman ist während seiner Amtszeit einer der unpopulärsten aller amerikanischen Präsidenten, die Hetzjagden von Senator Joseph McCarthy sind im Anrollen und die Vereinigten Staaten sind in die Entwicklungen der Nachkriegszeit maßgeblich eingebunden.

Während die USA in den Jahren nach WKII ein relativ stabiles Wirtschaftswachstum erlebten, standen die Disney-Studios vor dem Ruin. Seit Snow White war kein Kassenschlager mehr gelungen, sicher auch bedingt durch die Abkapselung von den europäischen Film-Märkten in den Kriegsjahren, und die Segmentfilme halfen zwar dabei, die drohenden Konsequenzen aufzuschieben, nicht aber sie zu beseitigen. Eine Rückkehr zur Erfolgsformel nach den kreativen Einschnitten während WKII stand an. Von den drei Filmen, die seit den späten 30ern geplant und deren Produktion nun aktiv vorangetrieben wurde, entschied sich Walt, der zu diesem Zeitpunkt begann, sich mehr und mehr aus den Prozessen der Produktion zurückzuhalten, für eine erneute damsel in distress-Geschichte.

Wieder einmal hatte Walt Disney ein glückliches Händchen bewiesen. Cinderella wurde zum erfolgreichsten Film seit Snow White dreizehn Jahre vorher, sicherte die Zukunft der Studios und darf heute stellvertretend für die erste (inoffizielle) Disney-Renaissance stehen.

Heute ist Cinderella einer der bekanntesten und beliebtesten Disney-Filme. Das altbekannte Märchen vom liebenswürdigen Mädchen mit der bösen Stiefmutter, das am Ende die Liebe eines Prinzen findet, ist aber auch wirklich schön inszeniert. Herrliche Farben, reizende Figuren und große Animationskunst machen das Werk nicht zu Unrecht zu einem zeitlosen Klassiker. Neben den in diesem Thread oft erwähnten „nine old men“, die den einzelnen Charakteren und Szenen ihren Stempel aufdrücken (etwa Frank Thomas bei der Stiefmutter), sieht man auch einen anderen gewachsenen Einfluss. Mary Blair war zwar schon einige Jahre mit von der Partie und für einige der schönsten visuellen Momente der 40er verantwortlich, ihre Beiträge sowie ihr Kunst- und Farbverständnis sollten aber die drei Spielfilme der frühen 50er prägen wie kaum etwas anderes:

(Kann jedem Interessierten an dieser Stelle nur empfehlen, sich die Concept Art-Illustrationen von Blair einmal anzusehen.)

Obwohl Cinderella nicht in der Riege meiner absoluten Favoriten mitspielt, halte ich es nicht nur aufgrund seiner enormen Bedeutung für die Studios für einen wunderbaren Film, der alles beinhaltet, was einen gelungenen Disney-Film ausmacht. Und Cinderella selbst empfinde ich entgegen dem Trend nicht als schwache Figur, sondern ganz im Gegenteil als starke Persönlichkeit mit einer stoischen und selbstlosen Haltung.

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