Retromania | ist Pop tot?

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  • #8682479  | PERMALINK

    genosse-schulz

    Registriert seit: 06.01.2009

    Beiträge: 5,321

    lathoMag es heute Man In Black bis Teil 26 geben, früher musste dafür Clark Gable ein- ums andere Mal den smarten Abenteuerer geben.

    Oder Humphrey Bogart und James Cagney den Gangster. Trotzdem kamen dabei richtig gute Filme bei rum. MIB?

    Aber ich will ja gar nicht gegenreden, mir geht das „eh bloß alles Retro“ Genöle auch auf den Zeiger. Pop macht jetzt auf Vintage. Was für eine Erkenntnis. Als ob das nicht von Anfang an so gewesen wäre.

    Aber schon lustig, die „Retro-Welle“ macht auch vor der Metal-Szene nicht halt. Auch hier tobt der Kampf um die Deutungshohheit wegen Bands wie Orchid oder Jess and the Ancient Ones. Alles nur alter Wein in neuen Schläuchen? Untrue wie Hulle?

    Na, wenigsten wird wegen einiger Retro-Symptome nicht gleich die “Erschöpfung des kulturindustriellen Potenzials des Kapitalismus, die sich parallel zu seiner Systemkrise entfaltet“ ausgerufen.

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    #8682481  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    Mit dem Internet hat sich die Popmusik atomisiert, der Mainstream löst sich in kleine Nischen auf.

    Je schneller, billiger und unkomplizierter wir auf Popmusik zugreifen können, desto mehr verbreitet sich die Retromania, die Sucht nach dem alten Pop, überhaupt nach allem, was wir schon kennen. Der britische Autor Simon Reynolds hat die neue Zivilisationskrankheit diagnostiziert und mit dem gleichnamigen Buch den aktuellen Diskurshit gelandet. Tatsächlich entsteht auch 2011 fabelhaft tolle, welthaltige Jetztmusik, allerdings hört diese Musik kaum noch jemand. Rustie? Shabbazz Palaces? Peaking Lights? Die 99 Prozent der Hörer, die gerade nicht in der jeweiligen Spezialnische hausen, werden von diesen Künstlern vermutlich noch nie etwas gehört haben.

    Die neue Musik der Gegenwart, diagnostizierte Jens-Christian Rabe zur Retromania, könne nicht mehr in gleichem Umfang wie frühere Pop-Innovationen zu echten Massenphänomenen werden. Was, wenn sich mit dem Internet der Modus der Begegnung mit Kulturprodukten schlechthin verändert hat? Ja, der Modus hat sich verändert, schlechthin – und auch irgendwie zum Schlechteren. Jedenfalls haben wir noch keinen Weg gefunden, mit Reichtum und Vielfalt neuer Kulturproduktion anders umzugehen, als in die Vergangenheit zu flüchten. In eine Zeit, da die Antwort auf die Frage Beatles oder Stones noch über Lebenswege entscheiden konnte. Eine Ton-Steine-Scherben-Zeit, als man noch wusste, wo rechts und wo links ist, wo der Feind steht, und was man kaputt machen muss, um nicht selbst kaputt gemacht zu werden. Die retromanische Beschwörung der guten alten Zeiten ist auch ein Resultat der Legitimationskrise der Massenmedien. Um wirksam zu sein, muss ein Song zum Massenphänomen werden. Er muss in der Luft liegen, in the air, er braucht Airplay, Sendezeit.

    Mit dem Internet hat sich die Popmusik atomisiert, der Mainstream hat sich aufgelöst in tausend kleine Nischen. Selbst Spezialisten verlieren den Überblick bei all den Sub-Trends, die einander immer schneller ablösen: Wonky? Hypnagogic Pop? Chillwave? Witch House? Progstep? Politische Musik ist längst zum ‘preaching to the converted’ verkommen, gepredigt wird nur zu denen, die ohnehin schon überzeugt sind. Einen bekannten Song im Radio zu hören und ihn mitzusingen – das ist eine Art, Kontinuität in einer immer chaotischeren Welt zu finden. Diesen Befund des amerikanischen Schriftstellers Jerry Oster haben sich die meisten Massenmedien sehr zu Herzen genommen und das unbekannte Neue aus ihren Programmen weitgehend verbannt.

    Retromania ist ein Schutzschild, ein Akt der Verteidigung der eigenen Vergangenheit vor der viel zu komplizierten Gegenwart. Mitverteidigt werden Kulturtechniken. Der Weg zum Plattenladen des Vertrauens, der Austausch mit Gleichgesinnten, die fachkundige Beratung des Verkäufers, schließlich der Erwerb einiger Vinyl-Schallplatten, dazu vielleicht noch ein aufwendig gestaltetes Box-Set mit DVD-Beilage und 120-Seiten-Booklet. Da lässt sich Geschichte dann mit Händen greifen. Retromania, das verspricht Haptik, Optik, Konkretion, Selbstvergewisserung. Und Zeit! Die ausgiebige Beschäftigung mit sorgfältig aufbereiteten historischen Dokumenten erfordert Muße, die Entscheidung für derartigen Retrokonsum ist auch ein Akt der Entschleunigung, man hält die Zeit fest.

    Musikkonsum im Netz dagegen ist für viele eine schmerzhaft spürbare Zeitverschwendung, jede Sekunde Lebenszeit rinnt im Balken sichtbar dahin. Apropos Lebenszeit: Im Zuge der Retromania wird die Popgeschichte einer kuriosen Revision unterzogen. Bands wie Sonic Youth oder die Pixies, die zu ihrer Hochzeit in den späten Achtzigern in alternativen Jugendzentren vor 80 Leuten spielten, führen heute in großen Sälen ihre als Meisterwerke kanonisierten Alben werktreu von A bis Z auf und geben 4000 Menschen den Glauben an den gerechten Rockgott zurück. Alben wie DAYDREAM NATION von Sonic Youth oder SURFER ROSA von den Pixies, auch entstanden aus Launen der Mode und der Kontingenz des Augenblicks, werden im Modus der nachholenden Nobilitierung zu Klassikern erklärt und ein Vierteljahrhundert nach ihrer Veröffentlichung mit Platin aufgewogen. Diese positive Geschichtsklitterung beweise, wie sehr aus populärer Musik Kunst geworden ist, hat Diedrich Diederichsen konstatiert. Kunst im Werkformat Album, das übrigens genau in dem Moment ausstirbt, in dem die populäre Musik des späten 20. Jahrhunderts kanonisiert und verklassikt wird.

    [Klaus Walter | aus: Woher kommt der Retro-Trend?]

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    #8682483  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,243

    Nun beten halt alle nach, was Simon Reynolds vorgegeben hat, da kannst Du sicher noch 50 weitere Artikel finden, die alle das gleiche erzählen. Starke Thesen sind der Schmierstoff des Feuilletons, sie leben aber auch von der Vereinfachung und Begradigung des Unübersichtlichen. So ist „Retromania“ nichts anderes als ein feuilletonistisch aufgeblasener Großtrend wie einst „New Wave“ oder „Britpop“. Bei näherem Hinsehen ist natürlich alles viel komplizierter und die Behauptung, dass in der Gegenwart angesiedelte Popmusik nicht mehr gehört würde, findet bei genauerem Hinsehen nur wenig Anhaltspunkte. Man betrachte nur mal die gerade eintreffenden Jahresbestenlisten. Klar, der „Retromania“-Anhänger wird auch dort sicher seine Fallbeispiele herauspicken können und die These bestätigt sehen, zumal es ja offensichtlich beliebig möglich ist, jeden Künstler unter „Retroverdacht“ zu stellen.

    So, das mal als steile Gegenthese, darf gerne abgeschrieben werden.;-)

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    #8682485  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    Welcome back, genosse!

    genosse schulzOder Humphrey Bogart und James Cagney den Gangster. Trotzdem kamen dabei richtig gute Filme bei rum. MIB?

    Naja, Gable hat auch ein paar Gurken gedreht. Was ich meinte, war, dass es zwischen dem alten Geldverdien-Hollywood und dem neuen Geldverdien-Hollywood in der Motivation keine so großen Unterschiede gab. Gute Filme entstehen heute auch noch, wenn man die Macher der Filme machen läßt, das war früher auch so. Und wenn’s egal ist, dann setzt man eben Handwerker an den Film, früher Van Dyke, heute Zwick und peng, schon ist der Langweiler fertig.

    genosse schulz
    Aber ich will ja gar nicht gegenreden, mir geht das „eh bloß alles Retro“ Genöle auch auf den Zeiger. Pop macht jetzt auf Vintage. Was für eine Erkenntnis. Als ob das nicht von Anfang an so gewesen wäre.

    Aber schon lustig, die „Retro-Welle“ macht auch vor der Metal-Szene nicht halt. Auch hier tobt der Kampf um die Deutungshohheit wegen Bands wie Orchid oder Jess and the Ancient Ones. Alles nur alter Wein in neuen Schläuchen? Untrue wie Hulle?

    Na, wenigsten wird wegen einiger Retro-Symptome nicht gleich die “Erschöpfung des kulturindustriellen Potenzials des Kapitalismus, die sich parallel zu seiner Systemkrise entfaltet“ ausgerufen.

    Haha, Telepolis über Autos! Das ist so wie wenn konkret über „Kühlschränke über 1000 Euro“ schreibt.

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #8682487  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    Herr RossiNun beten halt alle nach, was Simon Reynolds vorgegeben hat, da kannst Du sicher noch 50 weitere Artikel finden, die alle das gleiche erzählen. Starke Thesen sind der Schmierstoff des Feuilletons, sie leben aber auch von der Vereinfachung und Begradigung des Unübersichtlichen. So ist „Retromania“ nichts anderes als ein feuilletonistisch aufgeblasener Großtrend wie einst „New Wave“ oder „Britpop“. Bei näherem Hinsehen ist natürlich alles viel komplizierter und die Behauptung, dass in der Gegenwart angesiedelte Popmusik nicht mehr gehört würde, findet bei genauerem Hinsehen nur wenig Anhaltspunkte. Man betrachte nur mal die gerade eintreffenden Jahresbestenlisten. Klar, der „Retromania“-Anhänger wird auch dort sicher seine Fallbeispiele herauspicken können und die These bestätigt sehen, zumal es ja offensichtlich beliebig möglich ist, jeden Künstler unter „Retroverdacht“ zu stellen.

    In Zeiten des umgekehrten kulturellen Düsenantriebs stehen nicht nur Künstler, sondern auch Konsumenten unter Retro-Verdacht. Daher dürften auch die Abwehrreaktionen so heftig ausfallen. Niemand möchte schließlich gerne als Pop-Zombie dastehen.

    Ob das Feuilleton einer Großtrendblase hinterherschreibt, kann ich nicht sagen, würde diese Retromanie zudem auch nicht ausschließlich in der Glaskugel Popmusik, sondern überhaupt als kulturelles Phänomen sehen. An der Behauptung (oder These), dass Gegenwarts-Popmusik nicht mehr gehört würde, melde ich allerdings trotz durchgreister US-Rolling-Stone-Bestenliste auch meine Zweifel an. Ein solcher Trend scheint dennoch nicht unwahrscheinlich.
    .

    --

    #8682489  | PERMALINK

    demon

    Registriert seit: 16.01.2010

    Beiträge: 66,870

    tolomoquinkolom
    Daher dürften auch die Abwehrreaktionen so heftig ausfallen.
    Niemand möchte schließlich gerne als Pop-Zombie dastehen.

    Unahängig davon, ob an deinen (bzw. den von dir zitierten) Thesen
    was dran ist oder nicht:
    Argumentation wie diese ist reinste Demagogie und trägt nichts zum
    Thema bei.

    --

    Software ist die ultimative Bürokratie.
    #8682491  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,243

    lathoWelcome back, genosse!

    Ja, ein erfreuliches Wiedersehen!

    tolomoquinkolomIn Zeiten des umgekehrten kulturellen Düsenantriebs stehen nicht nur Künstler, sondern auch Konsumenten unter Retro-Verdacht. Daher dürften auch die Abwehrreaktionen so heftig ausfallen. Niemand möchte schließlich gerne als Pop-Zombie dastehen.

    Warum muss eigentlich jede Diskussion darauf hinauslaufen, dass die Kritik an einer These bloß persönlicher Eitelkeit der Kritiker geschuldet ist? Du lässt eine kritische Prüfung der These Reynolds überhaupt nicht zu, sie ist für Dich anscheinend sakrosankt. Was mich an ihr stört bzw. an dem auffällig bereitwilligen Nachbeten durch die ganze einschlägige Presse: Wieso sollte das Starren auf ein (erdachtes?) Gespenst namens „Retromania“ dazu beitragen, die „Früchte der Gegenwart“ (oder so ähnlich) zu ernten? Ich höre lieber auf die Musiker, die Musik für das hier und jetzt machen. Währenddessen dürfen sich alle Erzkonservativen, die eh schon immer meinten, man brauche sich für aktuelle Musik nicht mehr interessieren, denn nach dem Jahr xy sei nichts mehr gekommen, mit breitem Gesäß auf ihrem Vorurteil bequem machen.

    --

    #8682493  | PERMALINK

    genosse-schulz

    Registriert seit: 06.01.2009

    Beiträge: 5,321

    lathoUnd wenn’s egal ist, dann setzt man eben Handwerker an den Film, früher Van Dyke, heute Zwick und peng, schon ist der Langweiler fertig.

    Daneben hat damals aber das US-amerikanische Kino, z.B. mit dem Film Noir, die gesellschaftliche Atmosphäre/Krise der Zeit ziemlich gut eingefangen. Das fehlt, zumindest fällt mir nichts zusammenhängendes auf. Aber Kino hat heute vielleicht einfach nicht mehr die gesellschaftliche Bedeutung, das abbilden zu können. TV (Serien!) und Internet geben wohl eher den Ton an.

    lathoHaha, Telepolis über Autos! Das ist so wie wenn konkret über „Kühlschränke über 1000 Euro“ schreibt.

    Sehr schön!

    Das meiste dazu hat er ja aus der FAZ geklaut. Und dann umstandslos vom Aggro-Auto-Antlitz zur Retro-Regression wechseln:

    „Die in immer kürzeren Abständen über uns hereinbrechenden Retro-Wellen sind selbstverständlich nicht nur auf die Fahrzeugästhetik begrenzt. Inzwischen sind so ziemlich alle Sparten der Kulturindustrie vom Retrovirus befallen, der fast alle Jahrzehnte bereits verwurstet hat. In Musik, Film, Mode, Computerspielen oder massenmedialen Spektakeln wurden die Ergüsse der 70er, 60er oder 50er immer wieder neu aufgewärmt und in einer modernisierten Form erneut auf den Markt geworfen.“

    Kulturpessimismus vom Feinsten, was er dann aber genau dem Bürgertum vorwirft.

    --

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    #8682495  | PERMALINK

    latho
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    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    genosse schulzDaneben hat damals aber das US-amerikanische Kino, z.B. mit dem Film Noir, die gesellschaftliche Atmosphäre/Krise der Zeit ziemlich gut eingefangen. Das fehlt, zumindest fällt mir nichts zusammenhängendes auf. Aber Kino hat heute vielleicht einfach nicht mehr die gesellschaftliche Bedeutung, das abbilden zu können. TV (Serien!) und Internet geben wohl eher den Ton an.

    Das ist heute eben zweigeteilt und läuft entlang der Geldaufwendungen. Wird viel Geld in einen Film gepumpt, muss der Regisseur/Star schon ein sehr großer sein, sonst wird der Film auf das Testpublikum hinnivelliert. Die Innovation kommt eher aus der zweiten oder gar dritten Reihe.

    genosse schulz
    Sehr schön!

    Das meiste dazu hat er ja aus der FAZ geklaut. Und dann umstandslos vom Aggro-Auto-Antlitz zur Retro-Regression wechseln:

    „Die in immer kürzeren Abständen über uns hereinbrechenden Retro-Wellen sind selbstverständlich nicht nur auf die Fahrzeugästhetik begrenzt. Inzwischen sind so ziemlich alle Sparten der Kulturindustrie vom Retrovirus befallen, der fast alle Jahrzehnte bereits verwurstet hat. In Musik, Film, Mode, Computerspielen oder massenmedialen Spektakeln wurden die Ergüsse der 70er, 60er oder 50er immer wieder neu aufgewärmt und in einer modernisierten Form erneut auf den Markt geworfen.“

    Kulturpessimismus vom Feinsten, was er dann aber genau dem Bürgertum vorwirft.

    Ja, das deckt sich mit dem, was Rossi oben schon feststellte: eine steile These, die Reynolds da locker in den Raum wirft, wird gern und unkritisch im Feuilleton übernommen, auch wenn da das Wissen über Pop-Musik eher begrenzt ist. Aber es klingt eben so schön und es muss ja einen Grund geben, warum man nur unter Kultur (oder, Achtung, Retro-Zeit-Witz: unter „Leben“) schreiben darf und nicht im Politik-Teil. Ganz klar, man war halt zu radikal für’s Establishment!

    --

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    #8682497  | PERMALINK

    genosse-schulz

    Registriert seit: 06.01.2009

    Beiträge: 5,321

    lathoAber es klingt eben so schön und es muss ja einen Grund geben, warum man nur unter Kultur (oder, Achtung, Retro-Zeit-Witz unter „Leben“) schreiben darf und nicht im Politik-Teil. Ganz klar, man war halt zu radikal für’s Establishment!

    Und endlich kann man es dem zeigen, mit einer schon vorher umhergeisternden, irgendwie griffig klingenden Parole, ein Buch dazu, schon ist Aufmerksamkeit generiert. Bisschen Geld/Sex fällt auch noch ab.

    Das z.B. die Renaissancekünstler sich zu einem Großteil an antiken Texten orientierten und sich antiker Formensprache bedienten, und nur der Papst bei Michelangelos Jüngstem Gericht die altrömische Nackheit bemängelte, fällt so nebenbei unter den Tisch. (Zugegeben, der kulturgeschichtliche Bogen wird hier doch sehr von mir gespannt.)

    --

    I hunt alone
    #8682499  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    genosse schulzUnd endlich kann man es dem zeigen, mit einer schon vorher umhergeisternden, irgendwie griffig klingenden Parole, ein Buch dazu, schon ist Aufmerksamkeit generiert. Bisschen Geld/Sex fällt auch noch ab.

    Das z.B. die Renaissancekünstler sich zu einem Großteil an antiken Texten orientierten und sich antiker Formensprache bedienten, und nur der Papst bei Michelangelos Jüngstem Gericht die altrömische Nackheit bemängelte, fällt so nebenbei unter den Tisch. (Zugegeben, der kulturgeschichtliche Bogen wird hier doch sehr von mir gespannt.)

    Ha, wirklich schön, dass du wieder da bist! Da bin ich dann nicht ganz alleine mit meinen Bögen. Weiter vorne habe ich ja schon für meine Sympathie mit dem Historismus eine kassiert…

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    #8682501  | PERMALINK

    genosse-schulz

    Registriert seit: 06.01.2009

    Beiträge: 5,321

    Historismus mag ich auch sehr. Gott, bin ich Retro. Für meine Diplomarbeit musste ich Hübschs „In welchem Style sollen wir bauen?“ (1828) lesen. Ich weiß gar nicht mehr, wieviele blöde Historismus vs. Hip-Hop Sprüche mir damals eingefallen sind.

    --

    I hunt alone
    #8682503  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,243

    lathoWeiter vorne habe ich ja schon für meine Sympathie mit dem Historismus eine kassiert…

    Bei den Bauhistorikern, die ich kenne, ist Historismus völlig akzeptiert und „credible“.

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    #8682505  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    Herr RossiBei den Bauhistorikern, die ich kenne, ist Historismus völlig akzeptiert und „credible“.

    Im Vergleich mit der Willy-Brandt-Gaswerkarchitektur der Sechziger und Siebziger Jahre stellt er ja auch das deutlich geringere Übel dar. ;-)

    --

    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #8682507  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    latho So wie ich Reynolds (und auch dich verstehe), nimmt „retro“ zu, wird zuviel aufgekocht, gibt es nichts neues. Mir fehlen da aber Belege, Belege die vor allem die Tatsache mit einberechnen, dass die aktuelle Pop-Musik inzwischen diverse Dekaden auf dem Buckel hat, gleichzeitig phänomenal erfolgreich war. Natürlich ist es nach 50 Jahren schwierig komplett neues zu bringen, wenn gleichzeitig das Alte nur ein paar Klicks entfernt ist. Von daher hat die Beschwerde, es würde nichts neues mehr geben, zumal ohne genaue Angaben, was denn neu ist und wie man es erreichen kann, viel Larmoyanz.

    Hatte ich nicht bereits geschrieben, dass ich auch nicht weiß was fehlt oder was an Neuem kommen soll und wie entsprechende Innovationen angestoßen werden könnten? Dennoch kann hinterfragt werden, wohin die Reise der Popmusik geht, wenn der Kessel Buntes nur immer weiter umgerührt wird und Zitate neu verklebt werden. Worin würdest du denn Belege für das vorhandene Neue in der aktuellen Popmusik sehen?

    Das ist aber etwas anderes als die Musikindustrie. […] Ich finde, das kann man nur schwer vergleichen.

    Dann sieh dir mal die Interessens- und Besitzverhältnisse in der Musikindustrie (EMI, Sony, Universal, Warner) und der wichtigen Studios, Konzerne, Spin-offs und Medienkonglomerate an, und du wirst feststellen, dass es in Sachen Musik- und Filmindustrie schon längst nur noch marginale Unterschiede gibt.

    Herr Rossi Warum muss eigentlich jede Diskussion darauf hinauslaufen, dass die Kritik an einer These bloß persönlicher Eitelkeit der Kritiker geschuldet ist? Du lässt eine kritische Prüfung der These Reynolds überhaupt nicht zu, sie ist für Dich anscheinend sakrosankt.

    Falls sich dies so darstellt, war und ist es nicht meine Absicht. Eine kritische Prüfung der keineswegs sakrosankten Thesen Reynolds bzw. die anderer zitierter Autoren wäre wünschenswert. Hilfreich wäre dabei, würden Buchpublikationen und anderweitige Veröffentlichungen auch gelesen. Bei Hecken und Reynolds drängt sich mir der Verdacht auf, dass dies nicht geschieht, sondern die Inhalte ebenso ungeprüft abgelehnt werden, wie überhaupt die Möglichkeit einer Interessensverschiebung in der aktuellen Popmusik.
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