Re: Retromania | ist Pop tot?

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tolomoquinkolom

Registriert seit: 07.08.2008

Beiträge: 8,651

Herr RossiNun beten halt alle nach, was Simon Reynolds vorgegeben hat, da kannst Du sicher noch 50 weitere Artikel finden, die alle das gleiche erzählen. Starke Thesen sind der Schmierstoff des Feuilletons, sie leben aber auch von der Vereinfachung und Begradigung des Unübersichtlichen. So ist „Retromania“ nichts anderes als ein feuilletonistisch aufgeblasener Großtrend wie einst „New Wave“ oder „Britpop“. Bei näherem Hinsehen ist natürlich alles viel komplizierter und die Behauptung, dass in der Gegenwart angesiedelte Popmusik nicht mehr gehört würde, findet bei genauerem Hinsehen nur wenig Anhaltspunkte. Man betrachte nur mal die gerade eintreffenden Jahresbestenlisten. Klar, der „Retromania“-Anhänger wird auch dort sicher seine Fallbeispiele herauspicken können und die These bestätigt sehen, zumal es ja offensichtlich beliebig möglich ist, jeden Künstler unter „Retroverdacht“ zu stellen.

In Zeiten des umgekehrten kulturellen Düsenantriebs stehen nicht nur Künstler, sondern auch Konsumenten unter Retro-Verdacht. Daher dürften auch die Abwehrreaktionen so heftig ausfallen. Niemand möchte schließlich gerne als Pop-Zombie dastehen.

Ob das Feuilleton einer Großtrendblase hinterherschreibt, kann ich nicht sagen, würde diese Retromanie zudem auch nicht ausschließlich in der Glaskugel Popmusik, sondern überhaupt als kulturelles Phänomen sehen. An der Behauptung (oder These), dass Gegenwarts-Popmusik nicht mehr gehört würde, melde ich allerdings trotz durchgreister US-Rolling-Stone-Bestenliste auch meine Zweifel an. Ein solcher Trend scheint dennoch nicht unwahrscheinlich.
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