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bullschuetz Meiner Lebenswirklichkeit entspricht das auch nicht.
Bevor wir uns falsch verstehen: Ich auch nicht. Ich weiß auch nicht, wann ich zum letzten Mal bewusst über „Rasse“ nachgedacht habe, abseits von historischen Erkundungen.
Unabhängig davon glaube ich allerdings, dass Du an das Thema hier dennoch sehr rational herangehst, schon klar von Intellekt, Empathie und vor allem Erfahrungswerten beeinflusst. Was gut und richtig so ist. Mir ging es auch nicht um den Prozess, dass man letztlich mit hinreichenden Momenten des Kennenlernens unvermeidbar auf den Trichter kommen muss, dass alle Menschen letztlich doch mehr eint, als trennt, sondern um den Gedanken, was die erste Wahrnehmung ohne Vorkenntnisse ist. Dass sich alle Individuen zunächst über Abgleichungsmechanismen selbst verorten und „man sich selbst am nächsten steht“, halte ich für ziemlich unstrittig. Das beginnt ja bereits nach der frühkindlichen Phase mit „Meins – Deins“ Differenzierungsmechanismen. In diesem Setting fremdelt man u.U. mit Menschen, die anders sprechen, anders aussehen. Weil eben noch keine Verbindung über Oscar Wilde entstanden ist, die kommt erst später. Ich denke, das könnte durchaus z.T. erklären, warum gerade in Landstrichen, die am wenigsten Migration erfahren, die größte Sorge vor dem Unbekannten besteht.
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bullschuetz
firecracker@bullschuetz Warum würdest du Wilde Keats und Yeats vorziehen? Oder anders gefragt: Warum hat dich das „gefesselt und begeistert und bestärkt“?
Bestärkt in dem Gefühl, dass Literatur mehr ist als Hobby, Schulstoff, Bildungsinhalt: nämlich identitaets- und identifikationsstiftend, Lebens- und Weltdeutungshilfe, Selbstfindungs- und Selbstformungsanleitung.
Gefesselt, weil in diesem literary match so viel jugendlicher Ueberschwang steckt, so viel Distinktionsbeduerfnis (auch ein Schuss altkluger Snobismus natürlich) und so viel Freude beim Autor der Zeilen, jemanden gefunden zu haben, dem Yeats und Keats und Wilde genauso wichtig sind wie ihm.
Begeistert, weil es so lustig und so stimmig ist, dass zwei Menschen im jugendlichen Romantikueberschuss einander die jeweiligen Lieblingsschriftsteller wie in einem Boxkampf um die Ohren zu schlagen. So was kann man nur mit Gleichgesinnten, und während man es tut, ist man so glücklich, nicht allein zu sein, sondern einen Seelenverwandten im Sich-unverstanden-Fuehlen und im Sich-begeistern-Koennen gefunden zu haben, und zugleich fühlt man sich wohl auch wohlig erhaben über all die anderen Gleichaltrigen, die zu dem keinen Zugang haben.
Kurzum: eine wunderbare Adoleszenz-Szene, hochsuggestiv, da weht der Geist des Fängers im Roggen. Weiß nicht, ob das nachvollziehbar ist. Aber das konnte Morrissey, und deshalb tun seine engstirnigen Wirrkoepfigkeiten mir heute so weh.Ja, nachvollziehbar. Sehr schöne Worte. Danke dafür.
Stimme ebenso zu. Thx!
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http://www.radiostonefm.de/ Wenn es um Menschenleben geht, ist es zweitrangig, dass der Dax einbricht und das Bruttoinlandsprodukt schrumpft.@irrlicht: Meines Erachtens unterstellst Du da Morrissey Deine eigenen Gedanken, statt seine zur Kenntnis zu nehmen. Erstens sagt Morrissey: „Everyone ultimately prefers their own race… does that make everyone racist?“ „Am Ende/Wenn es darauf ankommt, bevorzugt jeder seine eigene Rasse/ethnische Gruppe… sind wir deshalb alle Rassisten?“ Das ist schon für sich genommen etwas anderes als Dein Gedanke, dass man „Unbekannten“ gegenüber zunächst „fremdelt“. Zweitens sagt er das im Kontext seiner Lobrede auf die rechtsradikale Politikerin Anne Marie Waters (For Britain), von der er und sein Neffe noch nie ein rassistisches Wort gehört haben wollen (ein extremer Fall von selektiver Wahrnehmung). Um Waters, die er unterstützt, vor dem Vorwurf des Rassismus zu schützen, erklärt er den Begriff „Rassismus“ kurzerhand für bedeutungslos – darum geht es ihm bei dieser Äußerung. Und dann sagt er noch, er sei ja wohl kein Rassist, wenn er das Verbot des Schächtens fordere. Nein, aber es hätte auch ihm auffallen können, dass das Verbot des Schächtens die einzige konkrete Forderung im „Animal Welfare“-Abschnitt der For Britain-Plattform ist – zu den Themen Tierhaltung und Tierversuche hat die Partei nur Phrasen zu bieten und verrät mit keinem Wort, was sich konkret ändern soll. Ist ja auch kein Wunder, denn die Kernthemen von Morrisseys Lieblings-Partei sind „Islam“, „Kriminalität“ und „Einwanderung“, nicht Tierschutz oder Landwirtschaft.
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To Hell with Povertydenke der Bub ist einfach nicht die hellste Kerze im Kuchen. Davor schützt auch guter Geschmack und eine schöne Stimme nicht. Dämlich sein ist ja rechtsaußen ziemlich verbreitet.
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Ich beweine wirklich die Veränderung in der künstlerischen Ausdrucksform von Morrissey. Der beste Textschreiber im UK der 80s, der einst die perfekte Symbiose zwischen witzig, zynisch, tiefemotional und doch sehr direkt kultivierte wie kein anderer, radikalisiert sich in seiner Ausdrucksweise ja schon länger. Früher reichte ein blutrot gefärbter Bühnenvorhang um z.B. bei meinem ersten Gig in Köln 1999 bei „Meat is murder“ trotzdem zu verstehen um was ging. Seit 2014 müssen es dann wirklich auch snuffartige Schlachthausfilme sein oder aufgespießte Toreros, um mir zu zeigen, was viele aber schon verstanden hatten. Für manche ein großer Ekelfaktor, die vielleicht wirklich nicht so tief gehen wollen, wie Morrissey es gerne hätte. Nicht jeder muss sich 150% mit ihm inhaltlich verbinden. Wenn er könnte, würde er sowieso alle Fleischfresser aus seinen Konzerten ausschließen.
Nach einem Konzert in Essen 2014 saß ein Asiate bei uns am Frühstückstisch und erzählte kauend, dass er alle Konzerte der WPINOYB Tour besucht und Morrissey hinterherreist. Auf seinem Teller hatte er ungelogen 10 Scheiben Bratspeck gestapelt, die er genussvoll zu sich nahm. Der Typ sah fast jeden Abend diese Schlachthausszenen und es ließ ihn kalt, er mag halt gebratenen Speck und auch Morrissey sehr gerne. Ist das jetzt bigott, völlig Ok oder scheissegal?
Damit will ich eigentlich nur den Irrsinn darstellen, der den Kult um den ganzen Künstler umgibt und der sich immer mehr spiralartig zuspitzt weil Morrissey immer dünnhäutiger darauf reagiert, dass ihm nicht alle Herzen zufliegen (wie einst).
Es ist völlig OK das Bewusstsein der Leute zu schärfen, wenn es ihm wichtig ist. Ich habe aber den Eindruck, das genügt ihm nicht. Da er merkt, dass sich die Welt wegen seiner Bemühungen dann doch nicht komplett ändert, wird er immer verbitterter und noch radikaler in den Ansichten. Anfangs tat man das als Fan eher ab im Sinne von: „Ja, Morrissey, das ist jetzt so eine Phase“, aber der Weg, den er jetzt eingeschlagen hat und die totale Ablehnung der Medien, werden ihn am Ende nirgendwohin führen. Der Fan ist nicht daran interessiert als Nazi abgestempelt zu werden, weil er Morrissey mal als Künstler verehrte und jetzt händeringend hofft, es wäre alles nicht so schlimm währenddessen Morrissey immer weiter daran arbeitet alles aus seinem Fankreis auszusortieren, was nicht 100% seiner Meinung ist. Ich schreibe das hier, weil ich heute bei Twitter die ersten Videos gesehen habe, bei denen Fans ihre Tonträger zerstören, was ziemliche Kreise zieht. Ich finde das ganz furchtbar.--
"And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."zissoudenke der Bub ist einfach nicht die hellste Kerze im Kuchen. Davor schützt auch guter Geschmack und eine schöne Stimme nicht. Dämlich sein ist ja rechtsaußen ziemlich verbreitet.
Man kann Morrissey sicherlich alles Mögliche vorwerfen oder nachsagen, aber ganz bestimmt nicht, dass er doof ist.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Hirntumor?
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"Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"wenns wie ein Birne aussieht, wie eine Birne riecht und wie eine Birne schmeckt ist es oftmals eine Birne.
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go1 Zweitens sagt er das im Kontext seiner Lobrede auf die rechtsradikale Politikerin Anne Marie Waters (For Britain), von der er und sein Neffe noch nie ein rassistisches Wort gehört haben wollen (ein extremer Fall von selektiver Wahrnehmung).
Ja, der Kontext ist wichtig, sehe ich auch so. Mich schockierts nur sehr, dabei bin ich nichtmal ein sonderlich ausgeprägter Morrissey Fan. Ich halte ihn nur für ausgesprochen intelligent, zumindest als Musiker. Vermutlich muss man jedoch einsehen, dass Intelligenz allein nicht vor faschistoider Vereinnahmung bewahrt. Hamsun war auch ein exzellenter Schriftsteller, auf diesem Auge aber blind.
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Hold on Magnolia to that great highway moonirrlicht
bullschuetz Meiner Lebenswirklichkeit entspricht das auch nicht.
Bevor wir uns falsch verstehen: Ich auch nicht. […] Das beginnt ja bereits nach der frühkindlichen Phase mit „Meins – Deins“ Differenzierungsmechanismen. In diesem Setting fremdelt man u.U. mit Menschen, die anders sprechen, anders aussehen. Weil eben noch keine Verbindung über Oscar Wilde entstanden ist, die kommt erst später. Ich denke, das könnte durchaus z.T. erklären, warum gerade in Landstrichen, die am wenigsten Migration erfahren, die größte Sorge vor dem Unbekannten besteht.
Danke für die klugen Anschlussüberlegungen zu Deinem auch schon absolut nachvollziehbaren Ausgangspost – was Du aus dem Morrissey-Zitat rausholst, ist wirklich bedenkenswert. Insofern halte ich Morrissey zugute, dass er Dich zu gedanklich anregenden Reflexionen über das Eigene und das Fremde angestiftet hat. Ich fürchte nur, dass @go1 mit seiner Kontextualisierung des Zitats ziemlich präzise ins Schwarze trifft.
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dennis-blandford Ich beweine wirklich die Veränderung in der künstlerischen Ausdrucksform von Morrissey. Der beste Textschreiber im UK der 80s, der einst die perfekte Symbiose zwischen witzig, zynisch, tiefemotional und doch sehr direkt kultivierte wie kein anderer […]
Ganz genau.
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bullschuetz Danke für die klugen Anschlussüberlegungen zu Deinem auch schon absolut nachvollziehbaren Ausgangspost – was Du aus dem Morrissey-Zitat rausholst, ist wirklich bedenkenswert. Insofern halte ich Morrissey zugute, dass er Dich zu gedanklich anregenden Reflexionen über das Eigene und das Fremde angestiftet hat. Ich fürchte nur, dass @go1 mit seiner Kontextualisierung des Zitats ziemlich präzise ins Schwarze trifft.
Danke. Ich finde das Thema grundsätzlich einfach enorm interessant, beruflich und privat sowieso. Man sieht leider jeden Tag mehr, wie sich die Fronten verhärten. Massenzulauf am rechtsextremen Rand, gleichsam zuteilen reichlich eitles Gebaren an der anderen Front, als wäre mit einer „falschen“ Wahl das Leben eines Menschen verwirkt, irreversibel und restlos besiegelt.
Bei Morrissey finde ich interessant, dass seine Haltung zuteilen so zwiespältig ist. Es ist ja gleichsam auch eine Person, die Sachen sagt wie: „I love this city [Tel Aviv]. The rest of the world does not like Israel well. But the people there are very generous and friendly. You should never judge a people by their government. It is very rare for the government to reflect the wishes of the people.“ Als Reaktion auf die BDS Bewegung und einem Statement, das nicht sehr tiefgreifend ist, aber doch sehr meiner Vorstellung von einem stumpfen Rassisten wiederstrebt. Im Gegenteil: Gerade Israel, das weitreichende Kritiker um sich weiß, hebt er hervor, um zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Menschen nicht zu verurteilen, nur weil die Regierung versagt und implizit auch, dass der Bevölkerung eine stärkere Rolle zukommen sollte (weil wir es in einem anderen Thread eben von direktdemokratischer Partizipation hatten). Ganz schlau werde ich aus dem allen bislang nicht.
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Hold on Magnolia to that great highway moondennis-blandfordIch Ich schreibe das hier, weil ich heute bei Twitter die ersten Videos gesehen habe, bei denen Fans ihre Tonträger zerstören, was ziemliche Kreise zieht. Ich finde das ganz furchtbar.
Das ist natürlich unfassbarer Bullshit. Bücher verbrennen und Tonträger zerstören ist etwas, das Faschisten oder fundamentalistische Christen tun, also vermutlich Leute, mit denen die Morrissey-Platten-Zerstörer nichts an der Mütze haben wollen. Außerdem finde ich solche „Demonstrationen“ zutiefst albern. Das ist doch wichtigtuerischer Unfug.
Ich mag meine Morrissey-Platten leider auch nicht mehr hören, aber ich mache da nicht viel Gewese drum, zerstöre nichts und schon gar nicht öffentlich. Dass mir der Arsch mit jedem Interview meine Smiths-Platten madig macht, nehme ich ihm persönlich übel. Wie hieß es so schön: „Every time Morrissey opens his mouth, a Smiths-song dies.“
zuletzt geändert von liam1994--
Nie mehr Zweite Liga!!!Aber für die dummen Aussagen vom Dicken können doch Johnny und co nichts.
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Natürlich nicht.
Trotzdem denke ich fast immer „Arschloch“ mit, wenn ich die Platten höre. Seit man sich nicht mehr vormachen kann, dass es sich bei Morrissey bloß um einen Exzentriker oder um einen harmlosen weinerlichen alten Mann handelt, ist das so.
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Nie mehr Zweite Liga!!! -
Schlagwörter: Morrissey, rechte Grütze Rindshuftsteak
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