Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Wieviel Musik braucht ein Mensch?
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krautathaus Im Groben war mein Interesse an Musik immer am Songwriting geknüpft. Und mir kann keiner erzählen, dass in den 10er, 00er, 90er, 80er nicht genügend gute Songs geschrieben wurden, auch im Vergleich zu den Jahrzehnten zuvor. Wenn man aber schon grundsätzlich kein Interesse an Künstlern diesseits der 80er hat, wird man das Songwriting auch nicht einschätzen können.
Darf ich das ein wenig anders sehen? Danke.
Die 60-er und 70-er waren voll guter Songs, auch die 80-er konnten noch einigermassen mithalten. In den 90-ern begann es dann aber schon zu tröpfeln. Man kann das ganz gut an den Jahreslisten der Alben und vor allem Singles ablesen. Kein „Hey Jude“, I’m a Believer“ oder „Dancin Barefoot“weit und breit. Oder wenn, dann nur vereinzelt. Nicht mehr in der Fülle.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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herrlich, bei fast niemandem sonst lässt sich der Zeitpunkt, als das Interesse an Musik zu einem Verwalten eines ehemaligen Musikinteresses umkippte so leicht bestimmen…
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@stormy-monday Natürlich wurden genauso gute Songs, Tunes geschrieben, wie deine genannten. Der Unterschied ist nur, dass seit der Digitalisierung die Rezeption von Musik immer spezifischer und weniger gemeinschaftlich war. Anders gesagt, eine große Menge kann sich heute kaum mehr auf den „Hit“ einigen, weil fast jeder musikinteressierte Mensch oft sehr spezifische Songs höört, die andere nicht mehr kennen. Sprich im Rückblick werden diese Klassiker vor allem deshalb hoch geschätzt, weil sie 1.) oft gespielt wurden und 2.) sich viele Menschen darauf einigen konnten. Das macht einen Beatles Song trotzdem nicht besser, als einen von Radiohead, Oasis, Wilco oder St.Vincent, Ryan Adams etc. etc. etc.. David Bowies Songs der letzen 2 Jahrzehnte sind auch nicht grundsätzlich schlechter als die der Jahre zuvor. Warte mal, bis man die 90,00, 10er in 30 Jahren mal im Rückblick betrachtet.
Auch hat Musik in der Gesellschaft nicht mehr diesen Stellenwert, weil die Zeiten sich geändert haben. Keine Jugendrebellion, keine sozialen Umbrüche, kaum gesellschaftliche Tabus mehr, die sich in Pop-, Rockmusik wiederspiegeln können. Das hat Rossi auch schon mal schön ausgeführt.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykoDas ist eine Diskussion, die zwangsläufig ins Nichts führt, weil wir uns nicht darüber verständigen können, was ein „guter Song“ ist. Auch was „Melodie“ angeht und deren „Qualität“ wird es wohl kaum eine Verständigung geben.
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Going down in KackbratzentownIch kann mich aber auch nicht hinstellen und behaupten, es gäbe keine gute neue Musik mehr, wenn ich gleichzeitig konstatiere, dass ich mich mit neuer Musik mangels Interesse gar nicht mehr beschäftige.
Und dann wäre noch zu definieren, ob gute neue Musik zwingend Musik in neuem Gewand sein sollte oder ob es auch reicht, wenn über altbewährte Strukturen neue tolle Songs und Tracks entstehen. Ich denke, es kann und wird niemals alles, was gut ist, auch zwangsläufig innovativ sein.
Ansonsten wage ich auch zu bezweifeln, dass man hier auf einen Nenner kommen wird.
Für meinen Teil kann ich sagen, dass ich sehr daran interessiert bin, neue Musik zu entdecken und dadurch auch immer wieder auf gute neue Musik stoße. Aber auch manches an guter alter Musik will noch von mir entdeckt werden. Dabei bin ich froh, dass ich mir die Zeit, die ich investieren möchte, dafür nehmen kann, ohne dass die mir wichtigen Personen in meinem unmittelbaren privaten Umfeld daran Anstoß nehmen. Die Diskussion darüber, ob es die ca. 6000 Tonträger braucht, die ich aktuell habe, möchte ich gar nicht führen.
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there's room at the top they are telling you still but first you must learn how to smile as you killDengel schrieb ein paar Seiten vorher sinngemäß, Musik ist nicht lebensnotendig, aber sie verschönert das Leben ungemein.
Damit ist auch für mich schon so ziemlich alles gesagt. Jeder hat da seine eigene Philosophie und das ist auch gut so, damit weiterhn Austausch stattfinden kann und man von anderen Musikhörern auch noch neue Ideen bekommt, abseits von Radio, Musikzeitschriften etc. pp. Die Diskussion über alt vs. neu, 60s vs. 90s oder aktuell vs. historisch empfinde als ganz und gar redundant. Und da spielt es auch kaum eine Rolle ob einer 60 oder 60.000 Platten besitzt. Es soll Menschen geben, für die das lediglich eine Platzfrage ist.--
Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better. Samuel Beckett - 'Cos music is for listening and not to stored away in a bloody cupboard.mozzaDas ist eine Diskussion, die zwangsläufig ins Nichts führt, weil wir uns nicht darüber verständigen können, was ein „guter Song“ ist. Auch was „Melodie“ angeht und deren „Qualität“ wird es wohl kaum eine Verständigung geben.
Soweit kommen wir schon gar nicht, weil sowohl Choosefruit als auch Stormy-Monday kaum Veröffentlichungen aus den letzten 3 Jahrzehnten kennen.
Die „Songqualität“ wird aus meiner Sicht durch seit Jahrzehnten anhaltenden Wiederholungen bestimmt. Gerade die bekannten Stücke der bekannten Interpreten der 60/70s sind es doch, die immer wieder gespielt werden, b.z.w. über die auch rückblickend in verscheidenen Medien berichtet werden. Warum? Weil sich über diese Titel/Interpreten noch ein großer gemeinsamer Nenner an ehemaligen und aktuellen Konsumenten einigen kann. Die Re-Issue- und Remaster-Politik (Vinylboom!) der großen Plattenfirmen tut dann auch noch ihres dazu, den Eindruck zu schaffen, als gäb’s kaum anderes.
P.S. „Hey Jude“ haben auch genug Menschen gehört, die sich überhaupt nicht für Musik interessieren. Sogar meine Mutter kennt das Stück.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Roykokrautathaus
Soweit kommen wir schon gar nicht, weil sowohl Choosefruit als auch Stormy-Monday kaum Veröffentlichungen aus den letzten 3 Jahrzehnten kennen.Und wie kommst du zu dieser abenteuerlichen Aussage? Sie ist Unfug. Kein Wunder, dass wir aneinander vorbeireden, wenn wir über den Gegenüber dann doch so wenig Bescheid wissen.
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choosefruit
krautathaus Soweit kommen wir schon gar nicht, weil sowohl Choosefruit als auch Stormy-Monday kaum Veröffentlichungen aus den letzten 3 Jahrzehnten kennen.
Und wie kommst du zu dieser abenteuerlichen Aussage?
Deine regelmäßige Aufstellung der gehörten Alben der letzten 6 Monate. Da ist vielleicht noch ein bischen was aus den 80ern dabei (The Smiths) und Tocotronic, aber viel mehr konnte ich da nicht entdecken. Aber du kannst ja gerne mal deine Lieblingsalben z.B. seit 2000 posten.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykopheebeeDengel schrieb ein paar Seiten vorher sinngemäß, Musik ist nicht lebensnotendig, aber sie verschönert das Leben ungemein.
Musik ist schon immer Teil des menschlichen Lebens, der menschlichen Kultur gewesen. Insofern kann ich mir ein Leben ohne Musik eigentlich gar nicht vorstellen. Es wäre mal interessant zu untersuchen, inwieweit Menschen, die ganz ohne Musik leben, leben mussten, die gar keine Musik kennen, inwieweit die überhaupt überlebensfähig sind. Ist natürlich ein nicht durchführbares Experiment. Ich stelle jedenfalls mal die These auf, Menschen ohne Musik gehen vielleicht nicht körperlich zugrunde, sie haben aber psychische Defizite.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!nicht hören ≠ nicht kennen
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mikko
pheebeeDengel schrieb ein paar Seiten vorher sinngemäß, Musik ist nicht lebensnotendig, aber sie verschönert das Leben ungemein.
Musik ist schon immer Teil des menschlichen Lebens, der menschlichen Kultur gewesen. Insofern kann ich mir ein Leben ohne Musik eigentlich gar nicht vorstellen. Ich stelle jedenfalls mal die These auf, Menschen ohne Musik gehen vielleicht nicht körperlich zugrunde, sie haben aber psychische Defizite.
Ja zu Teil der menschlichen Kultur. Aber sehr gewagte These. Trifft bei mir schon mal nicht ganz zu. Psychische Defizite sind ebenfalls ein Teil des menschlichen Lebens, mit oder ohne Musik. Nenne mir einen Menschen, der nicht ohne psychische Defizite ist. Psyche ist nun mal kein statischer Zustand. Musik hat aber auch therapeutischen Nutzen.
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There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul birdklausk
mikko
pheebeeDengel schrieb ein paar Seiten vorher sinngemäß, Musik ist nicht lebensnotendig, aber sie verschönert das Leben ungemein.
Musik ist schon immer Teil des menschlichen Lebens, der menschlichen Kultur gewesen. Insofern kann ich mir ein Leben ohne Musik eigentlich gar nicht vorstellen. Ich stelle jedenfalls mal die These auf, Menschen ohne Musik gehen vielleicht nicht körperlich zugrunde, sie haben aber psychische Defizite.
Ja zu Teil der menschlichen Kultur. Aber sehr gewagte These. Trifft bei mir schon mal nicht ganz zu. Psychische Defizite sind ebenfalls ein Teil des menschlichen Lebens, mit oder ohne Musik. Nenne mir einen Menschen, der nicht ohne psychische Defizite ist. Psyche ist nun mal kein statischer Zustand. Musik hat aber auch therapeutischen Nutzen.
Schon klar. Das meinte ich aber nicht. Meine These besagt, dass Menschen, die ganz ohne Musik leben, die Musik nie kennengelernt haben, dass die dann psychische Defizite haben. Lässt sich leider nicht beweisen, weil jeder Mensch irgendwann mal mit Musik in Berührung kommt.
Dass psychische Defizite generell zum Leben gehören, ist insofern richtig, dass sie entweder organisch bedingt sind. Es gibt psychische Krankheiten, die durch Gene oder biologische Ursachen ausgelöst werden. Oder aber sie werden durch äußere Einflüsse ausgelöst. Das sind dann soziale Ursachen. Mitunter wirken soziale Ursachen auch als Auslöser für genetisch bedingte psychische Defekte.
Dass jeder Mensch psychische Defekte hat, halte ich wiederum für eine ziemlich gewagte These.--
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klausk
mikko
pheebeeDengel schrieb ein paar Seiten vorher sinngemäß, Musik ist nicht lebensnotendig, aber sie verschönert das Leben ungemein.
Musik ist schon immer Teil des menschlichen Lebens, der menschlichen Kultur gewesen. Insofern kann ich mir ein Leben ohne Musik eigentlich gar nicht vorstellen. Ich stelle jedenfalls mal die These auf, Menschen ohne Musik gehen vielleicht nicht körperlich zugrunde, sie haben aber psychische Defizite.
Ja zu Teil der menschlichen Kultur. Aber sehr gewagte These. Trifft bei mir schon mal nicht ganz zu. Psychische Defizite sind ebenfalls ein Teil des menschlichen Lebens, mit oder ohne Musik. Nenne mir einen Menschen, der nicht ohne psychische Defizite ist. Psyche ist nun mal kein statischer Zustand. Musik hat aber auch therapeutischen Nutzen.
Schon klar. Das meinte ich aber nicht. Meine These gesagt, dass Menschen, die ganz ohne Musik leben, die Musik nie kennengelernt haben, dass die dann psychische Defizite haben. Lässt sich leider nicht beweisen, weil jeder Mensch irgendwann mal mit Musik in Berührung kommt. Dass psychische Defizite generell zum Leben gehören, ist insofern richtig, dass sie entweder organisch bedingt sind. Es gibt psychische Krankheiten, die durch Gene oder biologische Ursachen ausgelöst werden. Oder aber sie werden durch äußere Einflüsse ausgelöst. Das sind dann soziale Ursachen. Mitunter wirken soziale Ursachen auch als Auslöser für genetisch bedingte psychische Defekte.
Die Annahme, dass Menschen nie Musik kennengelernt haben, ist aber in höchstem Maße theoretischer Natur. Das sagst Du ja selbst. Dennoch ein interessanter Gedanke. Alles weitere zu psychischen Erkrankungen würde jetzt den thread-Rahmen wohl sprengen.
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There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul bird
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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pipe-bowl
Für meinen Teil kann ich sagen, dass ich sehr daran interessiert bin, neue Musik zu entdecken und dadurch auch immer wieder auf gute neue Musik stoße. Aber auch manches an guter alter Musik will noch von mir entdeckt werden.so sollte es eigentlich für jeden aussehen, der musikinteressiert unterwegs ist.
Das Problem dieser ständig wiederkehrenden Diskussion ist ja, dass die üblichen Mitdiskutanten ihren persönlichen Geschmack zur Grundlage allgemeiner Aussagen über Musik machen wollen – wobei eigentlich jedem klar sein sollte, dass genau das nicht funktionieren kann. Mit jeder Wiederholung trifft man nur Aussagen über die eigenen musikalische Beschränktheit.
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