Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Alben › "Krautrock" und seine Verwandten
-
AutorBeiträge
-
Mikko… Aber ein bisschen mehr Vorbereitung und Organisation der Sendung würde das Zuhören noch angenehmer gestalten.
Da schließe ich mich an. Das ist auch genau meine Kritik.
Aber der Jan kriegt das demnächst besser in den Griff…:sonne:--
Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' RollHighlights von Rolling-Stone.deWerbungJa, technisch war ich mit der Sendung noch nicht voll zufrieden. Es war die dritte Sendung von zu Hause und es steht alles technisch noch nicht so wie in den Jahren vorher. Ich bin erstmal froh, dass es überhaupt klappt, aber es ist noch nicht die endgültige Version von SVM. Mischpult, Geräte, der Ablauf, … sind noch nicht perfekt. 9 Jahre habe ich von den Findorffer Studios aus gesendet, aber leider werden die Studios aus Geldgründen verkauft.
--
kramerMeine Güte! Wer hat das denn behauptet?
In aller Fairness: Niemand.
TosheyAlso ich hab kein Problem, anderen Leuten ihre Fähigkeiten, ihr Glück oder auch ihre Relevanz zu gönnen. Im Gegenteil: Im günstigsten Fall entsteht dadurch ein „Wir“-Gefühl. Aber schon klar, im saturierten Germany ist das ja nicht nötig. .Wir müssen Kultur nicht zwingend wertschätzen – wir kaufen sie. Wenn die Welt um uns auch untergeht. Wir leben einfach weiter. Uns wird es nie (be)treffen. (das ist jetzt nicht auf dich gemünzt, Imposter)
Das wäre als wären große Teile der Iren nicht „stolz“ auf U2. Die verehren sogar Rory Gallagher wie einen Heiligen. An einem Auftrittstermin von ihm (ich glaube in Belfast) herrschte sogar Waffenruhe, trotz dieses bescheuerten Krieges. Soweit geht das bei denen.
Die könnten auch den ganzen Tag Haare spalten und sich selbst von der musikalischen Landkarte auslöschen. Sind die cleverer oder dümmer?Andere haben es schon gesagt: Ich wiederhole es gerne. Ich mag diesen Gedankengang nicht. Oben redest Du noch (zu Recht) von der gegenseitigen Befruchtung über Grenzen hinweg und hier klingt das als lokal- oder national-patriotische Vereinnahmung gewisser Künstler oder Genre, die doch vollkommen unnötig oder sogar kontraproduktiv ist. Welche Absicht Du damit verfolgst, ist mir vollkommen schleierhaft. Du musst Dich schon für eine Sichtweise entscheiden.
kramer
Gibt es Jaki Liebezeit-Einspielungen ausserhalb von Can, die du kennst und empfehlen kannst?Zusätzlich von den von Napo genannten (soweit ich sie kenne) auch noch Holger Czukays „Movies“, das hier von pinch exzellent beschrieben wurde:
http://forum.rollingstone.de/showthread.php?t=25136&highlight=czukay
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Mikko
Den Beweis für die unmittelbare Beeinflussung Joy Divisions durch Neu! oder andere „Krautrock“ Pioniere bist Du indes weiter schuldig geblieben. Natürlich kann man da gewisse rhythmische Parallelen ziehen. Dass diese bewusst und gewollt sind, das bleibt Deine Spekulation, nichts weiter.Erstmal schön, dass Du die Sendung gehört hast. Bei Bowie-Harmonia und Techno gibts Du mir ja zumindest halbwegs Recht.
Was Postpunk anbelangt: Das stimmt so nicht. Es ist nicht meine persönliche Spekulation, aber ich werde dazu noch mal genauer etwas schreiben. So schnell lasse ich da nicht locker.--
TosheyHier noch ein knapp neunminütiges Interview mit FAUST bei last.fm: http://www.youtube.com/watch?v=rFik4KZQzzk
“Music is important because… äh… äh… äh… [Jean-Hervé Péron]
Großartig! Vielen Dank für diesen Clip mit meinen ganz persönlichen Kraut-Helden FAUST. Kannte dieses Interview mit Jean und Zappi gar nicht.
Dem möglichen “Einfluss” von FAUST auf FM Einheit bzw. auf Abwärts, Einstürzende Neubauten, Stein könnte man auch einmal nachgehen. Ich halte die Faustschen Bohrgeräte, Elektrosägen, Zementmisch- und andere Maschinen durchaus für Vorläufer der “Arbeitsgeräte” von FM Einheit und anderer.
--
TosheyAuf der ersten Seite habe ich ganz unten begonnen „Kraut-alben für Einsteiger“ aufzulisten. Wenn ihr noch weitere Vorschläge dazu habt, nur her damit…Thanks!
Wie steht es – neben den Basics und Einsteigertipps – mit den musikalischen Kindern mit Kraut im Blut und den sogenannten Spätfolgen? Würden diese unter Verwandtschaft fallen?
Zum Beispiel … Beak>
http://www.youtube.com/watch?v=jtE62pFC8jUoder … Public Image Limited
http://www.youtube.com/watch?v=PsD7F6N_1PQ&feature=PlayList&p=348C721BD8C93331&index=7oder … Susumu Yokota
http://www.youtube.com/watch?v=i3M1doAZtlQ--
tolomoquinkolom
Zum Beispiel … Beak>
http://www.youtube.com/watch?v=jtE62pFC8jUoder … Susumu Yokota
http://www.youtube.com/watch?v=i3M1doAZtlQDas klingt beides gut. Das erste Tonbeispiel klingt wie NEU 1:1 und und Susumu wie typischer Minimaltechno, der in den Clubs en vogue ist. Vielleicht noch mit ein paar psychedlelischen Ansätzen.
Mikko und Interessierte:
Zum Einfluss von Krautrock auf Postpunk
Schon mehrfach habe ich versucht zu beweisen, was an sich offensichtlich ist. Ein letzter Versuch:
Bei NEU! ist ein mechanischen, sich ständig wiederholendes Schlagzeug zu erkennen, dass wie ein Drumcomputer praktisch fast einen Beat durchschlägt, aber durch diese Repitition schafft es etwas Hynotisches, Einnehmendes. Wir können auch den Begriff Psychedelisches ins Spiel bringen. Wesentlich ist das Bassspiel dabei, dass synchron mit dem Schlagzeug diesen Rhythmus immer wieder mitspielt. Meistens sind es nur drei Akkorde im Bass.
Das ist das Hauptgerüst eines 80s Wave/Gothic Songs. Ich verwende jetzt mal nicht Postpunk, da der Begriff nun einmal alle Bands nach Punk zusammenfasst und es hier zu Irritationen kommen kann. Joy Division wird zwar als Postpunk eingeordnet, steht aber ja praktisch für DIE Wave Band überhaupt. Ich habe früher das Wort Postpunk nie verwendet. Zum Großteil wurden in den 80ern gesprochen von: Wave, Gothic, Pop, Synthie- Pop, Industrial, Electronic Body Music, Rock (EBM), Hard Rock, Heavy Metal, Speed Metal, Black Metal, Sixties, Folk, 70er, Progressive Rock, Ambient, Disco, Schlager, Reaggae und Punk. Das war´s zum Großteil. Das Wort Postpunk hat sich m. E. erst in den letzten Jahren so richtig durchgesetzt (genauso wie das Wort Indie eine Art Renaissance erfahren hat). Simon Reynolds Bibel des Postpunks (Rip it up and start again!) hat den Begriff endgültig als Umschreibung diesen facettenreiches Genres sich durchsetzen lassen.
Joy Divisions Sound ist bestimmt durch die typische Verwendung eines mechanischen Schlagzeugs in Zusammenarbeit mit dem Bass, der in drei abfolgenden Akkorden das Schlagzeug synchron begleitet. Das Grundgerüst einer jeden Wave Band. Die Funktion des Basses wird im Wave sehr stark mehr betont, während die Gitarre größtenteils ins Hintertreffen gerät. Es ist kein Virtuose an der Gitarre gefragt, sondern es wird mehr geschrammelt, experimentiert, einzelne Akkordfolgen gespielt- das war´s. Ein Gitarrensolo wie im Hardrock wäre fast undenkbar. Man könnte polemisch auch sagen: Die Gitarristen können nichts. Im Vergleich zu Robert Fripp, Jimi Hendrix … mag das vielleicht sogar stimmen. Es geht aber wie gesagt mehr um den Gesamtsound der Band: ein wummender Bass, ein motorisches Schlagzeug und dazu ein Gesang oder Nicht-Gesang, manchmal melancholisch, nörgelnd, teils aggressiv, verzweifelt- egal ob The Cure, Joy Division, The Fall- das Prinzip bleibt gleich.
Ich bin großer Joy Division Verehrer und habe sie immer bewundert, wie sie aus dem Nichts Wave gemacht haben. Diesen düsteren Sound. Nach dem Film „Control“ habe ich aufgehört Electro aufzulegen, weil ich einfach dachte: Diese Musik hat so eine Tiefe, der Sänger hat es ernst gemeint und es hatte noch eine Aussage. Was ist Techno dagegen? Nichts. Somit kehrte ich zurück zur Musik meiner Jugend.
Jedenfalls bin ich letztes Jahr dann doch darauf gestoßen, dass das Hauptmerkmal von Joy Division auf NEU! eindeutig zurückgeht. „No love lost“ im Vergleich zu NEUs „Negativland“ sprechen eine deutliche Sprache. In der Sendung habe ich mal „Lila Engel“ (NEU) und danach von Joy Division „She´s lost control“ gewählt. Ersteres um die Punkeinflüsse von Neu zu betonen und She´s lost control aufgrund des mechanischen Schlagzeugspiels.
Musik entsteht nicht aus dem Nichts und versetzen wir uns zurück Ende der 70er, als Joy Division und andere Wave Bands nach einem neuen Ausdruck in der Musik gesucht haben. Zunächst wendet sich ja der Blick in die Vergangenheit der Musikgeschichte, sozusagen ins Repertoire. Wer machte die kälteste, dunkelste Musik in den 70ern: Die Deutschen. Neu, Kraftwerk, Harmonia waren anders als andere 70er Ausrichtungen. Sie wollten keinen Bombastrock a la Emerson Lake And Palmer, kein Disco, kein Rock, nicht mal Punk- sie wollten modern, anders, rau, ernst, dunkel und vielleicht unbewusst böse klingen. Da blieb nur der Blick nach Deutschland. Natürlich war der Blick auf Deutschland bei Interesse für Düsteres und Böses sowieso vorhanden. Allein der Name „Joy Division“ geht auf ein Freudenhaus zurück, wo sich die SS Offiziere mit Jüdinnen amüsiert haben, bevor sie vergast wurden. Also ein ähniches Interesse für diese NS Thematik wie Bowie von SS Uniformen etc. fasziniert war. Damit meine ich jetzt natürlich nicht, dass die genannten Künstler rechts waren. Es war mehr so eine vielleicht naive Herangehensweise an das Thema. Wir als Deutsche hätten das nie tun können. Schon Punkbands wie Siouxsie And The Banshees zu ihren Anfangszeiten kokettierten mit Hakenkreuz.
Es war also viel Provokation mit im Spiel. Womit kann man am Meisten provozieren? Mit Hitler? Gut, dann spielen wir mit der Symbolik.
Bei Ian Curtis (Frontmann von Joy Division) war stets eine Faszination für Tod, menschliche Abgründe und dem NS vorhanden. Er hatte mal ein Praktikum in einer psychiatrischen Anstalt gemacht und interessierte sich sehr für Geisteskrankheiten. Als Jugendlicher bestahlen sie Omas in Manchester und hauten sich alles rein, was der Medikamentenschrank hergab. Seine Frau und die Eltern waren immer bestürzt, was für negativen Sachen Curtis konsequent las. Das dies Einfluss auf sein Leben haben würde, ist im Nachhinein nicht verwunderlich. Er soll schon früher für Selbstmörder in der Geschichte geschwärmt haben. Manch einer würde jetzt einfach polemisch sagen, dass er eben nicht alle Tassen im Schrank hatte und so ja enden musste. Das wäre mir dann allerdings zu hart formuliert. Außenseiter sind wichtig im Leben. In der Musikgeschichte sowieso und der Zwiespalt zwischer früher Hochzeit, Vaterschaft und einer neuen Liebe plus seine körperlichen Leiden (und der beginnende Tourstreß, den Ian Curtis nicht mochte) führten dann wohl zur verhängnisvollen Tat, aber das ist ein anderes Thema.
Genie und Wahsinn gehen ja oft Hand in Hand: Bowies Bruder war schizophren und er hatte immer Angst selbst verrückt zu werden. Seine Mutter ist auch psychisch krank gewesen.
Also, wir haben es hier mit extremen Charakteren zu tun und deren musikalischer Geschmack suchte nach etwas Düsterem, Dunklem, Andersartigem, was sie bei Bands wie Neu, Harmonia, Cluster etc. fanden.
Keine Musik war so unterkühlt wie dieser. Keine RocknRoll Wärme, kein Gitarrensoli- perfekt zur Schaffung des Sounds, der später Wave/Gothic in den 80ern heißen würde. Es gab vorher höchstens Roxy Music, Bowie, Stooges/Iggy Pop, Doors, Velvet Underground und Suicide für diese Künstler, die später diese Musik machten. Als Frühform des Gothic sehe ich übrigens „In every dream home a heartache“, gerade in der Liveversion, von Roxy Music. Bryan Ferry singt auf einmal sehr tief, theatralisch und dunkel. Es wundert mich nicht, dass beispielsweise Fields Of The Nephilim genau dieses Stück coverten auf der „Blue Water“- Single. Sisters Of Mercy covern „Ghostrider“ von Suicide, „Sister Ray“ von Velvet Underground (Joy Division wählen das gleiche Stück). Gut Sisters Of Mercy wandelten jedes Cover in Gothic um. Da wird selbst aus „Gimme shelter“, „Jolene“ (Dolly Parton), „Knocking on heavens door“ eine Gothic Hymne. Das soll nur verdeutlichen, dass diese Bands nicht viel Repertoire vorher in der Musikgeschichte hatten, womit sie ihren Sound hätten kreieren können.
Einige Postpunk Acts wie Joy Division, The Fall entdecken den deutschen Krautrock für sich und schaffen so eine eigene Interpretation ihres Wave/Postpunk Sounds. Nachfolgende Bands orientierten sich wohl eher an Joy Divison als an NEU. Ich will damit sagen, dass sie im Prinzip auch die gleichen Bass Akkorde spielten und das mechanische Schlagzeug, aber die Orginale nicht kannten.
Was Punk betrifft: Da würde ich noch eingestehen, dass bereits The Stooges Punk 68 gemacht haben. Ihr Song „I wanna be your dog“ ist übrigens zusätzlich noch interessant, weil der das typische Wave Muster der Melodie spielt: der Bass hämmert drei Akkorde stumpf runter, ein cooler Gesang drüber, nur Ashetons phänomenale Gitarre am Ende entpricht nicht dem, was da Ende der 70er sich neu erschafft. Punk aus England würde ich gar nicht überbewerten. Viele Bands klangen gleich. Die Sex Pistols mehr eine Boy Group. Punk war sehr kurz nur angesagt. Musikalisch war er notwendig, um das Vorher (Bombast Rock, …) wegzublasen, aber musikalisch war das Nichkönnen ja gerade die Hauptmessage. Vielleicht auch die wichtigste Message- jeder kann Musik machen. Du musst kein Gitarrenhero sein. Singen? Wozu? Das ist alles egal. Hauptsache rauslassen und kreativ sein. Viele Punkbands finde ich persönlich jetzt nicht so kreativ. Die Kreativität kam dann im Postpunk zum Tragen, der eben aus dem Punk enstand. Joy Division und viele Artists machten ja vorher Punk, erkannten aber den begrenzten musikalischen Rahmen und letztendlich bewegte man sich noch immer im Rockschemata. Auch in der RocknRoll Haltung, dem Lebensstil etc.
Postpunk war davon beeinflusst, schlug aber vielfältiger zu. So wie Kraftwerk eher wie Roboter aussahen als wie Krautrocker (sie verwandelten sich quasi selbst vom Outfit), so trugen Joy Division kurze Haare, 30er Jahre Anzüge. Nichts mehr erinnerte an Rock, Punk und Nieten. Die Revolution war quasi verinnerlicht und es zählte nur noch der Ausdruck der Musik.
Heutige Bands, die sich auf Joy Division berufen gibt es sehr viel und sobald wir diesen wummernden Bass mit den drei abfallenden Akkorden und das mechanische Schlagzeug hören (vielleicht noch der entsprechende Gesang)- schon ist die Joy Division Assoziation da.
Ob das The Editors, White Lies, Mary Onettes, Interpol etc. sind. Es ist ja erstaunlich, wie sich in der Rezeption so viele Bands auf diese Band aus Manchester als Einfluss einigen können. Waren sie zu Lebzeiten eher eine Independent Band, sind sie jetzt retroperspektiv eine der wichtigsten Bands der 80er Jahre. Vielleicht neben The Smiths. Das Erbe, was Joy Divison versteckt aber an die heutige Jugend weitergibt, ist der Rhythmus von Neu! und anderen Krautrockern. So gesehen lebt Krautrock versteckt selbst in den Joy Division Ablegern der Neuzeit weiter.
Zudem kommen noch Bands der Neuzeit wie Oasis, My Bloody Valentine, Stereolab, Primal Scream etc. , die sich auf NEU! beziehen.Playlist+ Nachhören Krautrock Special bei Some Velvet Morning vom 04.12.09:
http://somevelvetmorning.de.dd17036.kasserver.com/2009-12-04.m3u
01 NEU!- Hallogallo
02 Kraftwerk- Autobahn
03 Kraftwerk- Morgenspaziergang
04 Harmonia- Watussi
05 David Bowie- Sense of doubt
06 Harmonia- Sometimes in autumn
07 Cluster- Zuckerzeit
08 NEU!- Lila Engel
09 Joy Division- She´s lost control
10 PIL- Memories
11 Ron Trent- Altered states
12 Kraftwerk- Trans Europa Express
13 Newest (mit Klaus Dinger)- Summer forever
14 Stereolab- French disco
15 My Bloody Valentine- Off your face
16 Klaus Schulze- Blanche
17 Jonsi And Alex- Sleeping giant--
tolomoquinkolom“Music is important because… äh… äh… äh… [Jean-Hervé Péron]
Großartig! Vielen Dank für diesen Clip mit meinen ganz persönlichen Kraut-Helden FAUST. Kannte dieses Interview mit Jean und Zappi gar nicht.
Dem möglichen “Einfluss” von FAUST auf FM Einheit bzw. auf Abwärts, Einstürzende Neubauten, Stein könnte man auch einmal nachgehen. Ich halte die Faustschen Bohrgeräte, Elektrosägen, Zementmisch- und andere Maschinen durchaus für Vorläufer der “Arbeitsgeräte” von FM Einheit und anderer.
Aber gerne doch!
Ich find´s auch irre…
Ja, du sagst es. Ich habe unterbewußt daran auch mal gedacht, dass die Neubauten Faust zumindest gekannt haben, bevor sie richtig loslegten.
--
tolomoquinkolomWie steht es – neben den Basics und Einsteigertipps – mit den musikalischen Kindern mit Kraut im Blut und den sogenannten Spätfolgen? Würden diese unter Verwandtschaft fallen?
Zum Beispiel … Beak>
http://www.youtube.com/watch?v=jtE62pFC8jUoder … Public Image Limited
http://www.youtube.com/watch?v=PsD7F6N_1PQ&feature=PlayList&p=348C721BD8C93331&index=7oder … Susumu Yokota
http://www.youtube.com/watch?v=i3M1doAZtlQAbsolut! Der erste Track ist ja wohl der totale Wahnsinn! Hab ich noch nie was von gehört. Wie bist du auf die Band gestossen?
Bei P.I.L. ist der Beat ja auch unverkennbar, aber musikalisch könnte für meinen Geschmack mehr passieren. Aber der Hinweis ist auch offenkundig.Das letzte ist auch schön gelungen. Aber am meisten fasziniert mich an allen Dreien, dass dieser hypnotische Beat einen total in sich aufnimmt. Nice Trip.
--
Hier ein Interview mit Christian Burchard von Embryo:
Christian Burchard über „World Music Made in Germany“
zum „ROCK THE INTEGRATION“ Festival in Berlin 9. – 11- Juni 2000Ein Pionier blickt zurück
Alles scheint sich zu ändern. Jetzt müssen die Schulkinder hierzulande schon lernen, dass es Embryo mal gegeben hat, denn in einem Arbeitsbuch für den Musikunterricht ab Klasse 9 werden die 70er Jahre mit unserem Bandnamen garniert, fast mit Vorbildfunktion. Etwas rätselhaft für uns, denn die offizielle pädagogische Szene hat uns eigentlich totgeschwiegen bis zur Einstufung ins negative. Vielleicht ist es geschehen, weil vor kurzem herausgekommen ist, daß wir die einzige deutsche Band waren, die Miles Davis gemocht hatte, und dessen Urteil war besonders gefürchtet, denn der Trompeter war bekannt als oftmals sehr kritischer Kommentator seiner Kollegen. Oder weil der „new star“ des orientalischen Jazz Rabih Abou-Khalil in seinen CD Hüllentexten zugibt, dass er durch unsere Schule gegangen ist, was einige Berühmtheiten immer noch verschweigen.
Bei Miles Davis hatten wir Glück, denn sein Schlagzeuger AI Foster hat ganz viele Platten mit unserem großen musikalischen Vater Mal Waldron eingespielt, dessen Bedeutung als Komponist, Pianist und Architekt des modernen Jazz mittlerweile nicht nur von Musikern erkannt wird.
Das war auch mal anders. Ich habe Mal Waldron 1967, zwei Jahre vor der Embryo Gründung getroffen. Ganz stolz, denn ich fühlte mich wie im Paradies, erzählte ich den anderen Musikern und Leuten aus der Szene, dass ich jetzt mit ihm auftreten würde, doch da hieß es nur abfällig, den kannst du vergessen, der kann doch nicht mehr spielen. Ich war fassungslos, seine Musik war unverändert aufregend, fantastisch und neu, denn niemand spielte damals über ungerade Metren. Glücklicherweise war da noch der von allen verehrte USA Saxophonmatador Don Menza , der sie mit einem lauten „shut up“ zum verstummen brachte.
Dann ein Jahr später gründeten sich Amon Düül II, Guru Guru waren auch schon am touren und wir kannten uns alle schon seit Jahren wie eine kleine Familie. Plötzlich wurde das alles aufgeblasen, ich saß damals das erste Mal in einem Flugzeug, weil ich wegen einer Pressekonferenz von München nach Hamburg geschippert wurde, die weder unsere bescheidenen Gagen noch unser Image besser machte. Wir waren die Kellerkinder, die von der grosszügigen Musikindustrie entdeckt worden sind. Dass wir natürlich aus den Kellern herauswollten, war denen gar nicht recht, denn nichts verkauft sich besser als das hype des verkannten Genies mit all der Romantik. Wenn die Plattenfirmen einen ausgaben, stand meist was Gutes über uns in der Fachpresse, ansonsten wehe uns. Die Oud, dieses wunderbare arabische Instrument, erklang von Roman Bunka gespielt Anfang der 70er auf unseren Platten. In der Presse wurde sie dann als stumpfe Sitar bezeichnet, heute wird das wahrscheinlich nicht mehr passieren.
Die Musikerkollegen wurden auch anders. Edgar Froese kam z.B. zu einem unserer damaligen berüchtigten Berliner Quartier Latin Sessions, wo ein Sigi Schwab mit dabei war. Nach dem Auftritt meinte er zu mir, ich sei clever, ich würde mir die Leute aus den Jugendzentren mit auf die Bühne holen.
Schwab war einige Jahre älter als ich und der Gitarrist der Nation, denn er spielte u.a. bei Catarina Valente oder Wolfgang Dauner.
Klaus Doldinger, den wir immer wieder trafen, hatte nichts für uns übrig. Ende der 60er meinte er, wir wüssten nicht, wo die Eins ist. Anfang der 70er verbot er seinem Keyboarder Jimmy Jackson, bei uns mitzuspielen, angeblich würden wir seinen Sound wegnehmen. Anfang der 80er, als wir auf einem Festival der Phonoakademie zusammen mit anderen Musikern unserer Schneeballvereinigung gegen die kommerzielle Verdummung protestierten, kam Klaus Doldinger auf mich zugelaufen und meinte, wir wären die, die die Bombe auf dem Oktoberfest gezündet hätten.
Ich könnte ein ganzes Buch darüber schreiben. Wir waren Kummer gewohnt. Seit Jahren wurden wir observiert wie Staatsfeinde der schlimmsten Sorte. Obwohl wir eigentlich nur Musik machten, kaum Texte. Jede Menge Hausdurchsuchungen, Sadistischerweise in den frühen Morgenstunden, wo einer gerade eingeschlafen war, oder auf den Tourneen lauerten uns Schwerbewaffnete Uniformträger auf. Wir konnten nichts dagegen machen, lernten es sogar, uns mit der Exekutive zu arrangieren: Z.B. fragte der Gerichtsvollzieher, der uns öfters besuchte, irgendwann, ob er nicht mal privat bei uns vorbeikommen könnte und kaufte sogar eine unserer Platten. Wir hatten gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Wir mussten Konzerte auschecken um die Miete reinzubekommen, ständig ging einer unserer Tourbusse wieder kaputt. In unserer Kommune ging es chaotisch zu, wir wurden von der Szene beklaut oder wieder mal herausgeworfen. Unterwegs waren wir am glücklichsten, und nachdem es in der damaligen BRD zu wenig Arbeit zum Überleben gab, reisten wir über die Grenzen bis in ferne Länder, um unser Musikerhandwerk ausüben zu können. Dann natürlich die Begegnung mit den anderen Kulturen, so sind wir fast zwangsläufig Weltmusiker geworden. Total überrascht waren wir über die Reaktionen in diesen Ländern. 1972 ordnete eine Zeitung in Casablanca uns als kulturellen Exportartikel neben Beethoven und Stockhausen ein, Musikprofessoren und Weltmeister wie Prof. V. J. Jog musizierten zwanglos mit uns.
Doch Dank auch an die Menschen hierzulande, die zu uns gehalten haben, wo wir immer noch und hoffentlich auch in Zukunft leben, wie an den gerade eben auf tragische Weise von uns gegangenen Joachim Ernst Berendt. Mit Professor sollten wir ihn bitte nicht anreden, hatte er uns kürzlich geschrieben.
Wir machen weiter!--
Und nochmal Christian, diesmal zu den Gründertagen:
Clash – Die Geburt des Münchener Undergrounds
Ein Embryogründer erinnert sichEnde der 60er Jahre ging es auch in München los. Aussteiger waren die ersten, die dem konventionellen Leben In Münchner Langeweile eine Alternative entgegensetzen wollten. Zu Ihnen gesellten sich bald Musiker. Sie spielten die Musik für die protestieren der Gegenbewegung. Langsam, aber sicher verwandelte sich das bis dahin in fristprovinzieller Spießigkeit vor sich hindümpelnde Dorf München in einen kochenden Topf rebellischer Alternativ-Kultur.
Die Hippierebellen nahmen einen heruntergekommenen Gebäudekomplex aus Leerstehenden Baracken in der Ungererstraße ein. Ihren autonomen Kleinstaat inmitten der Stadt nannten sie Paranoia-Center. Von nun an hatten die Aussteiger einen Treffpunkt. Und der Münchner Underground war geboren.
Noch vor ihrer Gründung im Jahr 1969 kamen auch die Jungs vom Münchner Musiker-Kollektiv Embryo hierher. Hier konnten sie laut proben, sich mit anderen Musikern austauschen, Konzerte geben und mit Drogen experimentieren. Christian Burchard, in die Jahre gekommener Chef und Gründungsmitglied des Flaggschiffs des deutschen Underground (Stern, Anfang 80er) erinnert sich an die wilden Jahre dieser Zeit: Das Paranoia-Cent war deutschlandweit einzigartig. Alle wirklich eigenständigen deutschen Bands gaben hier Konzerte.
Auch die Musiker um die Kommune von Amon Düül aus der Einsteinstrasse nahmen die große Halle im Paranoia Center unter Beschlag, um zu proben und Konzerte zu geben. Republikweit bekannte Underground-Größen wie Guru Guru“ oder Checkpoint Charlie ließen es sich nicht nehmen, vor dem alternativkulturellem Münchner Publikum aus Hippie-Schriftstellern, Psychodelikfanatikern oder studierenden Drogenspezis zu spielen.
An vorderster Front aber mischten Embryo mit. Die Formation wurde zum Star des deutschen Underground. Mit ihrem klapprigen Tourbus reisten sie zu ihrem ersten Festival nach Fehmam, auf dem auch Größen wie Jimi Hendrix spielten. Die protestierende Studentenbewegung rockte zum Embryo-Sound und die unterdrückte Bevölkerung im Franco-Spanien sang zu Emhryo-Klängen ‚Revolution ist the only way! Größeren Bekanntheitsgrad auch für das Münchner Spießbürgertum erlangten sie schließlich über die Münchner Medien, die darüber berichtet hatten, dass die Polizei die von Embryo geplante Gegen-Passion in Oberammergau verboten hatte.
Während der Studentenunruhen hielten Studenten die Kunstakademie in der Akademiestraße tagelang besetzt. Auch hier spielten Embryo, während die Polizei draußen den gesamten Straßenblock umstellt hatte. In der Kunstakademie wurde in diesen Tagen nonstop Feste gefeiert. Unglaublich bunte einfallsreiche und kreative Aktionen fanden hier statt die Studenten bemalten die Wende der Kunstaka8emie und wer auf den Gängen Fahrradrennen. In den wilden Anfangsjahren bis 1974 wohnten die Embryo-Leute als Musik-Kommune in einer Drei-Zimmer-Wohnung in der Haidhausener Metzstrasse. Zwei Stockwerke unter ihnen hatte sich das RAF-Paar Brigitte Mohnhaupt und Rolf Heisler eingemietet. Burchard erinnert sich: Zu den beiden hatten wir kaum Kontakt. Wir sind ab und zu ihnen runter gegangen wenn wir was gebraucht haben, Zwiebeln oder so. Trotzdem schaute die Polizei regelmäßig auch bei uns vorbei und stellte um sechs Uhr in der Früh unsere Bude auf den Kopf. Lachend erzählt Burchard die ironische Seite des beginnen den deutschen Oberwachungsstaats: Meine damalige Lebenspartnerin studierte zu der Zeit Chemie. Als wieder einmal die Polizei kam, gab es große Probleme, weil die Beamten in ihrer Chemieformelsammlung Anleitungen zum Bombenbau oder Drogen vermuteten.
Irgendwann schließlich rückten über die Nacht die Bagger an Das Paranoia-Center wurde dicht- und dem Erdboden gleich gemacht. Den magischen Kessel, in dem die Alternativ-Kultur brodelte, gab es plötzlich nicht mehr. Burchard beschreibt die Zeit ab den frühen 7Oem so: München fiel wieder in die alte Spießigkeit zurück. Die Aufbruchstimmung der Jahre 1968 bis 1970 war wie weggeblasen. Viele Orte wurden zum Teil zwangsweise geschlossen, anderswo spielten sie Weichspüler-Underground.
Für Embryo war es die Zeit, in der sie mit dem Reisen begannen. Unterwegs entwickelten sie die Idee, die bis heute Prinzip des Embryo ist: Völkerverständigung und kultureller Austausch per Musik Mit über 400 Musikern haben die noch immer aktiven Wegbereiter der Welt, seit ihrer Gründung vor 34 Jahren gespielt. In kaum einem Land der Welt haben sie die Menschen noch nicht mit ihrer Musik begeistert. Und er erzählt: Von München – wo alles begann
--
Auf dieser Site gibt es gnadenlos geniale Interviews mit CAN, (aber auch mit anderen). Mir persönlich hat es besonders das Michael Karoli Interview angetan, aber auch die anderen sind mehr als nur lesenswert.
Wünsche Euch viel Spaß damit! :sonne:
--
SVM, Du hast jetzt noch mal in aller Ausführlichkeit musikalische Entwicklungen beschrieben, die jede für sich hier wohl niemand anzweifelt. Gut, im Detail sehe ich da manchmal die Dinge etwas differenzierter, aber es sind eben Deine Schlussfolgerungen, denen ich (und andere hier) nicht so einfach folgen können und wollen.
Aber letztlich ist es auch nicht wirklich wichtig. Ich hab mich damals sehr intensiv mit Joy Division beschäftigt; mit The Fall weniger. JDs Faszination von Düsternis und (morbider) NS Symbolik hat mich damals eher verstört. Ich fand das aber in ihrer Musik konsequent umgesetzt. Einen Hinweis auf Bezüge zum Minimalismus und der Motorik in der Musik von Neu! u.a. deutschen Musikgruppen habe ich seinerzeit nirgends gefunden. Zwar habe ich mich mit Neu! und Co. nie sonderlich intensiv beschäftigt, aber ihre künstlerischen Einflüsse und Intentionen sind m.E. deutlich andere als die der Gothic Bands später. Da sehe ich schon eher Zusammenhänge mit der Musik und den Ausdrucksformen der Stooges zehn Jahre früher. Wenn schon musikalische Vorbilder, dann sind m.E. The Stooges und Velvet Underground viel naheliegender als Einfluss auf die britischen Postpunk, New Wave und Gothic Bands der späten 70s und frühen 80s.
Wie gesagt, eine gewisse Faszination von Nazi Symbolik und der Dekadenz der deutschen Boheme der 1930er Jahre ist bei David Bowie, Brian Ferry u.a. durchaus erkennbar. Das alles hat aber wenig mit Krautrock und neuer deutscher Musik der 70er Jahre zu tun, die gleichwohl auch ihre Spuren hinterlassen hat im UK. Was mich stört ist, dass Du das alles in einen Topf wirfst.
Die Musik von Kraftwerk, Faust, Neu! u.a. war alles andere als eine Fortsetzung oder ein Wiederaufnehmen von deutschen Traditionen der Vorkriegszeit. Zu Stockhausen kann ich in diesem Zusammenhang nichts sagen. Dessen Werk kenne ich so gut wie gar nicht. Aber das war ja auch eher Tosheys Steckenpferd.
--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
percy-thrillington "If you don't feel it, don't play it"Registriert seit: 04.02.2008
Beiträge: 2,050
Wer noch mal in der Praxis das erleben möchte, über was hier diskutiert wird: Am Mittwoch, 9. Dezember, spielen Guru Guru und Birth Control gemeinsam in München.
--
*** Konsens-Heini der Umfrage "Die 20 besten Tracks der Talking Heads" ***TosheyAbsolut! Der erste Track ist ja wohl der totale Wahnsinn! Hab ich noch nie was von gehört. Wie bist du auf die Band gestossen?
BEAK> ist ein spannendes Sideproject von Portishead. Geoff Barrow, Motor des letzten Portishead-Albums THIRD, hat zusammen mit Billy Fuller (Fuzz Against Junk, Massive Attack) und Matt Williams (Team Brick) eine Krautrock-Band ins Leben gerufen und inzwischen gibt es auch ein erstes, sehr beeindruckendes Album von dieser Formation. “Yes, they CAN!” könnte man sagen. Barrow hat sich so lange durch die Plattensammlung seines Portishead-Kollegen Utley gehört, bis der krautige Funke sprang. Adrian Utley, der in der ersten Hälfte der Siebziger Jahre als Kunststudent in Deutschland war und eine Menge musikalische Eindrücke mit zurück auf die Insel genommen hat, hat also gewissermaßen eine “Teilschuld” an Beak>. Übrigens nennt man im Englischen den Profax, also den Lehrer, gelegentlich auch „Beak“. Wer in diesem Fall Lehrer und wer Schüler war, dürfte klar sein.
--
-
Schlagwörter: Krautrock
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.