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Und nochmal Christian, diesmal zu den Gründertagen:
Clash – Die Geburt des Münchener Undergrounds
Ein Embryogründer erinnert sich
Ende der 60er Jahre ging es auch in München los. Aussteiger waren die ersten, die dem konventionellen Leben In Münchner Langeweile eine Alternative entgegensetzen wollten. Zu Ihnen gesellten sich bald Musiker. Sie spielten die Musik für die protestieren der Gegenbewegung. Langsam, aber sicher verwandelte sich das bis dahin in fristprovinzieller Spießigkeit vor sich hindümpelnde Dorf München in einen kochenden Topf rebellischer Alternativ-Kultur.
Die Hippierebellen nahmen einen heruntergekommenen Gebäudekomplex aus Leerstehenden Baracken in der Ungererstraße ein. Ihren autonomen Kleinstaat inmitten der Stadt nannten sie Paranoia-Center. Von nun an hatten die Aussteiger einen Treffpunkt. Und der Münchner Underground war geboren.
Noch vor ihrer Gründung im Jahr 1969 kamen auch die Jungs vom Münchner Musiker-Kollektiv Embryo hierher. Hier konnten sie laut proben, sich mit anderen Musikern austauschen, Konzerte geben und mit Drogen experimentieren. Christian Burchard, in die Jahre gekommener Chef und Gründungsmitglied des Flaggschiffs des deutschen Underground (Stern, Anfang 80er) erinnert sich an die wilden Jahre dieser Zeit: Das Paranoia-Cent war deutschlandweit einzigartig. Alle wirklich eigenständigen deutschen Bands gaben hier Konzerte.
Auch die Musiker um die Kommune von Amon Düül aus der Einsteinstrasse nahmen die große Halle im Paranoia Center unter Beschlag, um zu proben und Konzerte zu geben. Republikweit bekannte Underground-Größen wie Guru Guru“ oder Checkpoint Charlie ließen es sich nicht nehmen, vor dem alternativkulturellem Münchner Publikum aus Hippie-Schriftstellern, Psychodelikfanatikern oder studierenden Drogenspezis zu spielen.
An vorderster Front aber mischten Embryo mit. Die Formation wurde zum Star des deutschen Underground. Mit ihrem klapprigen Tourbus reisten sie zu ihrem ersten Festival nach Fehmam, auf dem auch Größen wie Jimi Hendrix spielten. Die protestierende Studentenbewegung rockte zum Embryo-Sound und die unterdrückte Bevölkerung im Franco-Spanien sang zu Emhryo-Klängen ‚Revolution ist the only way! Größeren Bekanntheitsgrad auch für das Münchner Spießbürgertum erlangten sie schließlich über die Münchner Medien, die darüber berichtet hatten, dass die Polizei die von Embryo geplante Gegen-Passion in Oberammergau verboten hatte.
Während der Studentenunruhen hielten Studenten die Kunstakademie in der Akademiestraße tagelang besetzt. Auch hier spielten Embryo, während die Polizei draußen den gesamten Straßenblock umstellt hatte. In der Kunstakademie wurde in diesen Tagen nonstop Feste gefeiert. Unglaublich bunte einfallsreiche und kreative Aktionen fanden hier statt die Studenten bemalten die Wende der Kunstaka8emie und wer auf den Gängen Fahrradrennen. In den wilden Anfangsjahren bis 1974 wohnten die Embryo-Leute als Musik-Kommune in einer Drei-Zimmer-Wohnung in der Haidhausener Metzstrasse. Zwei Stockwerke unter ihnen hatte sich das RAF-Paar Brigitte Mohnhaupt und Rolf Heisler eingemietet. Burchard erinnert sich: Zu den beiden hatten wir kaum Kontakt. Wir sind ab und zu ihnen runter gegangen wenn wir was gebraucht haben, Zwiebeln oder so. Trotzdem schaute die Polizei regelmäßig auch bei uns vorbei und stellte um sechs Uhr in der Früh unsere Bude auf den Kopf. Lachend erzählt Burchard die ironische Seite des beginnen den deutschen Oberwachungsstaats: Meine damalige Lebenspartnerin studierte zu der Zeit Chemie. Als wieder einmal die Polizei kam, gab es große Probleme, weil die Beamten in ihrer Chemieformelsammlung Anleitungen zum Bombenbau oder Drogen vermuteten.
Irgendwann schließlich rückten über die Nacht die Bagger an Das Paranoia-Center wurde dicht- und dem Erdboden gleich gemacht. Den magischen Kessel, in dem die Alternativ-Kultur brodelte, gab es plötzlich nicht mehr. Burchard beschreibt die Zeit ab den frühen 7Oem so: München fiel wieder in die alte Spießigkeit zurück. Die Aufbruchstimmung der Jahre 1968 bis 1970 war wie weggeblasen. Viele Orte wurden zum Teil zwangsweise geschlossen, anderswo spielten sie Weichspüler-Underground.
Für Embryo war es die Zeit, in der sie mit dem Reisen begannen. Unterwegs entwickelten sie die Idee, die bis heute Prinzip des Embryo ist: Völkerverständigung und kultureller Austausch per Musik Mit über 400 Musikern haben die noch immer aktiven Wegbereiter der Welt, seit ihrer Gründung vor 34 Jahren gespielt. In kaum einem Land der Welt haben sie die Menschen noch nicht mit ihrer Musik begeistert. Und er erzählt: Von München – wo alles begann
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