"Krautrock" und seine Verwandten

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  • #7328923  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

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    Natürlich ist Krautrock kein Stilbegriff. Aber es ist auch kein Schimpfwort.
    Irgendjemand schrieb hier doch schon, dass der Begriff von (vermutlich britischen) Journalisten zu Beginn der 70er Jahre geprägt wurde für alles, was an damals neuer Pop/Rock Musik aus Deutschland kam. Dabei wurde „Kraut“ vielleicht von manchen auch leicht abwertend verstanden. Eigentlich war es aber doch nur ein gängiger Begriff im angloamerikanischen Sprachraum für alles Deutsche.

    Heute wird der Begriff meist für den gesamten Output deutscher Rockmusik in den Jahren 1968-1976/77 (so ungefähr jedenfalls) verwendet.

    Dass da sowohl Mittelalter-Folk drunter fällt wie avantgardistische Elektronik Experimente, Agitprop und Politrock wie Prog und Psychedelia, Deutschrock Anfänge genauso wie Trance und Ambient Musik, macht es natürlich etwas schwierig, von einer einheitlichen Szene oder Musik zu reden.

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    #7328925  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 28,638

    Wieso eigentlich nur bis 1977 ?
    Hat das damit zu tun, dass zu der Zeit im angloamerikanischen Raum der Artrock dem Wave und dem Punk Platz machen mußte ? Bei uns etablierte sich doch das inländische wavige Zeug (und die NDW) eigentlich erst ab 1980. Zwar verloren einige der Krautrock-Acts, die so lange durchhielte, einiges von ihrer Verspieltheit, aber es gab sie doch immerhin noch.

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    #7328927  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Close to the edgeDanke, schön dass das endlich mal jemand feststellt.

    Das wurde auf den letzten Seiten bereits mehrfach festgestellt. Unglaublich.

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    #7328929  | PERMALINK

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    Registriert seit: 16.02.2007

    Beiträge: 1,643

    Besitzt oder kennt jemand dieses Album?

    Moebius + Plank – Rastakrautpasta/Material (2 Alben auf einer CD)

    …scheint ja in der Form selten zu sein… Hab ich eben mal „blind“ bei amazon bestellt…

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    #7328931  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 28,638

    kramerDas wurde auf den letzten Seiten bereits mehrfach festgestellt. Unglaublich.

    Und ? Wolltest du irgendwas mitteilen ?

    --

    #7328933  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    CTTE, ich schrieb ja bereits „ungefähr“. Natürlich kannst Du auch heute noch von Krautrock reden, wenn Du deutsche Rockmusik meinst. Wie das halt mit so schwammigen und eigentlich untauglichen Begriffen ist, irgendwann weiß keiner mehr so recht, was damit eigentlich gemeint war. Und jeder benutzt den Begriff so wie es ihm passt. Die meisten Leute benutzen den Begriff aber so wie Du ihn wahrscheinlich auch verstehst, für Rockmusik aus Deutschland in den 1970er Jahren, die etwas anders war, als der Mainstream.

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    #7328935  | PERMALINK

    weilstein

    Registriert seit: 10.10.2002

    Beiträge: 11,095

    atomIch glaube auch, dass es letztendlich nur eine Minderheit ist.

    Natürlich ist es nur eine Minderheit. Bis vor ein paar Wochen wurde über das Thema kaum ein Wort verloren.

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    #7328937  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 28,638

    MikkoCTTE, ich schrieb ja bereits „ungefähr“. Natürlich kannst Du auch heute noch von Krautrock reden, wenn Du deutsche Rockmusik meinst. Wie das halt mit so schwammigen und eigentlich untauglichen Begriffen ist, irgendwann weiß keiner mehr so recht, was damit eigentlich gemeint war. Und jeder benutzt den Begriff so wie es ihm passt. Die meisten Leute benutzen den Begriff aber so wie Du ihn wahrscheinlich auch verstehst, für Rockmusik aus Deutschland in den 1970er Jahren, die etwas anders war, als der Mainstream.

    Ich hab doch gar keine Einwände gegen 1977. Mir ist nur schon öfter aufgefallen, dass man jenseits dieses Jahres den Krautrock-Begriff flächendeckend nicht mehr verwendet. Und da läge es doch nah, dass die aufkommende Wave-Phase im Ausland unseren Krautrock gleich mit weggefrühstückt hat. Es gab ja auch wirklich deutsche Bands, die in der Phase ganz neue Einflüsse zugelassen haben.

    --

    #7328939  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 28,638

    weilsteinNatürlich ist es nur eine Minderheit. Bis vor ein paar Wochen wurde über das Thema kaum ein Wort verloren.

    Inzwischen dürften einige der bisweilen uninteressierten Mehrheit einige spannende Tipps ausprobiert haben. Für manche wird das hier ein regelrechter Entwicklungshilfe-Thread sein.

    --

    #7328941  | PERMALINK

    _____

    Registriert seit: 16.02.2007

    Beiträge: 1,643

    Ich finde auch, dass die zu strenge Kategoriesierungsfrage, doch vielmehr vom Wesentlichen ablenkt, als das man sich seinem wahren Kern damit annähren würde. Zuviel Voreingenommenheit zerstört doch auch vieles an Magie.
    Und das meiste an dieser Musik läßt sich doch kaum mit Worten vermitteln. Wenn man es schafft sich erst einmal vorurteilsfrei damit auseinanderzusetzen, dann eröffnen sich dem ein oder anderen doch ganz andere Welten. Es mag, zugegeben, Gruppen und Strömungen geben, die sich einfacher klassifizieren und durchleuchten lassen. Aber bei dieser ist es denkbar schwer und anhand der schier unendlichen Bandbreite wird dieses Unterfangen nicht einfacher…
    Wenn ich als Vergleich Sonic Youth, Radiohead, Portishead oder die Neubauten nehme – Die bewegen sich doch in den gleichen tendeziellen Kontexten und bedienen sich auch jener Einflüssen. Kein Mensch käme doch auf die Idee, diese Tatsache und die Gruppen dafür in Frage zu stellen. Da läßt man sich doch auf darauf ein und hört sich das an. Nur weil sie organisatorisch und ästhetisch zeitgemäßer agieren, heißt das doch nicht, dass sie auch besser oder relevanter wären. Sie sind anders, aber im Grunde bewegen sie sich auf vergleichbarer Ebene.

    --

    #7328943  | PERMALINK

    weilstein

    Registriert seit: 10.10.2002

    Beiträge: 11,095

    TosheyIch finde auch, dass die zu strenge Kategoriesierungsfrage, doch vielmehr vom Wesentlichen ablenkt, als das man sich seinem wahren Kern damit annähren würde.

    Erst diese Kategorisierung macht eine Auseinandersetzung überhaupt möglich. Das gilt übrigens auch für Musiker, deren Musik sich nicht einfach einem Genre zuordnen läßt. Denk mal darüber nach.

    Wenn ich als Vergleich Sonic Youth, Radiohead, Portishead oder die Neubauten nehme – Die bewegen sich doch in den gleichen tendeziellen Kontexten und bedienen sich auch jener Einflüssen.

    Wie meinst Du das?

    Nur weil sie organisatorisch und ästhetisch zeitgemäßer agieren, heißt das doch nicht, dass sie auch besser oder relevanter wären. Sie sind anders, aber im Grunde bewegen sie sich auf vergleichbarer Ebene.

    Und das?

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    #7328945  | PERMALINK

    _____

    Registriert seit: 16.02.2007

    Beiträge: 1,643

    .

    weilsteinErst diese Kategorisierung macht eine Auseinandersetzung überhaupt möglich. Das gilt übrigens auch für Musiker, deren Musik sich nicht einfach einem Genre zuordnen läßt. Denk mal darüber nach.

    Ja, ein Begriff des Anstoßes ist natürlich unabdingbar, aber darüberhinaus könnte man verstärkt in die nichtbegriffliche Materie übergehen. Das Beschreibende als Bindeglied zwischen diesen beiden Polen ist natürlich essentiell, aber ab einem gewissen Punkt müssen diese Worte erfahrbar werden und zuviele Worte sind da auch nicht immer das Optimale. Ich beziehe das nicht auf die Diskussionen hier, die ich sehr ernst nehme, sondern vielmehr wenn es um vereinfacht Beschreibung und „Musikerfahrung“ (im Sinne von Hören) geht.

    Wenn ich als Vergleich Sonic Youth, Radiohead, Portishead oder die Neubauten nehme – Die bewegen sich doch in den gleichen tendeziellen Kontexten und bedienen sich auch jener Einflüssen.
    Wie meinst Du das?

    Ich meine damit, dass diese Gruppen, in der Gegenwart, eine ganz ähnliche Herangehensweise praktizieren, als auch, zu Teilen, vergleichbare Ergebnisse produzieren und veröffentlichen. Sie werden jedoch als Individualisten angesehen. Im grunde ähnelt ihr Tun dem Krautmovement, sie stammen nur aus einer anderen Zeit und teils nicht aus Deutschland.

    Zitat:
    Nur weil sie organisatorisch und ästhetisch zeitgemäßer agieren, heißt das doch nicht, dass sie auch besser oder relevanter wären. Sie sind anders, aber im Grunde bewegen sie sich auf vergleichbarer Ebene.
    Und das?

    Das sie von einem ähnlichen Geist oder einer Herangehensweise beseelt sind, bzw. sogar vom KR beeinflußt, aber lediglich einer anderen Generation / Szene angehören, ohne das die Inhalte komplett konträr wären.
    Ich habe das auch schon einmal ironisch angemerkt:
    Das Intro zu Radioheads „Paranoid Android“ z.B. ist zu 98% von Eloy´s „Future City“ abgekupfert. Ich find das dennoch toll… :-)

    --

    #7328947  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,141

    TosheyWenn ich als Vergleich Sonic Youth, Radiohead, Portishead oder die Neubauten nehme – Die bewegen sich doch in den gleichen tendeziellen Kontexten und bedienen sich auch jener Einflüssen.

    at weilstein: Deine Frage, wie Toshey das meine, will ich andeutungsweise zu beantworten versuchen: Toshey weist sehr richtig darauf hin, dass sich Bands wie zum Beispiel Portishead offensichtlich auf musikalische Konzepte berufen und stützen, die Bands wie Can entwickelt haben.

    Zitat Geoff Barrow in „Spex“:

    „Meine augenöffnende Krautrock-Erfahrung verdanke ich einer Sendung, die Mark E. Smith von The Fall 1990 auf Radio 2 moderierte. Er spielte den Track »Vitamin C« von Cans wegweisenden Album »Ege Bamyası« von 1972. Ich war sprachlos, suchte panisch nach einer Musikkassette und schnitt mit, was ich noch auf Band bekam. Can wurden binnen fünf Minuten zu meiner absoluten Lieblingsband – weil sie mit Jaki Liebezeits Schlagzeug neben den amerikanischen JB’s den ganz anderen, den europäischen Entwurf einer rhythmusbasierten Musik verkörperten. Es bereitete mir später übrigens größte Schwierigkeiten, das Spezifi sche dieses Can-Sounds zu adaptieren. Das gelang mir erst bei Portisheads »Third«-Album.“

    --

    #7328949  | PERMALINK

    _____

    Registriert seit: 16.02.2007

    Beiträge: 1,643

    bullschuetz

    Zitat Geoff Barrow in „Spex“:

    „Meine augenöffnende Krautrock-Erfahrung verdanke ich einer Sendung, die Mark E. Smith von The Fall 1990 auf Radio 2 moderierte. Er spielte den Track »Vitamin C« von Cans wegweisenden Album »Ege Bamyası« von 1972. Ich war sprachlos, suchte panisch nach einer Musikkassette und schnitt mit, was ich noch auf Band bekam. Can wurden binnen fünf Minuten zu meiner absoluten Lieblingsband – weil sie mit Jaki Liebezeits Schlagzeug neben den amerikanischen JB’s den ganz anderen, den europäischen Entwurf einer rhythmusbasierten Musik verkörperten. Es bereitete mir später übrigens größte Schwierigkeiten, das Spezifi sche dieses Can-Sounds zu adaptieren. Das gelang mir erst bei Portisheads »Third«-Album.“

    Wow, das hätte ich so deutlich jetzt auch nicht vermutet!
    …sollte mal wieder Spex lesen ;-)

    --

    #7328951  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,141

    Dir zur Freude, Toshey: Das Zitat geht noch weiter …

    „Und bei Beak> [Barrows neues Projekt] tauchen viele repetitive Momente à la Can auf, einfach, weil wir alle total auf diese deutsche Musik stehen. Als Portishead 2007 die künstlerische Leitung des ATP-Festivals übetragen bekamen, buchten wir auch ein Konzert von Damo Suzuki, dem Sänger von Can. Aber ich traute mich nicht, ihn anzusprechen. Ich schaute mir einfach sein Konzert an und genoss die Musik und war glücklich, dass ich Can durch einen Zufall früh in meinem Leben entdeckt hatte.“

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