Konzertimpressionen und -rezensionen

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  • #12062941  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    gruenschnabel

    gypsy-tail-wind Hier heute Abend Sokolov – mit einem überraschend kurz gehaltenen Programm (für die erste Hälfte mit Purcell werden Programmheft 38 Minuten geschätzt, für KV 333 nach der Pause sind’s nochmal 30 Minuten. Die Zugaben werden jetzt wohl in die „Normaldauer“ (ca. 2 Stunden inkl. Pause) miteingeplant? Oder ist bekannt, dass er kürzer treten muss oder so? Hoffentlich nicht!

    In Hamburg (28.04.) hat er vor der Pause laut Programmheft ca. 35 Minuten Purcell gespielt und nach der Pause nicht nur KV 333 (ca. 31 Min.), sondern auch noch das wunderbare h-Moll Adagio (ca. 13 Minuten), sodass es in etwa 80 Minuten Spielzeit gewesen sein müssen. Danach kamen allerdings noch 6 Zugaben. Ich meine mich zu erinnern, dass ich danach draußen vor der Halle auf die Uhr geschaut habe und es mit Pause ungefähr 2 Stunden gewesen sein müssen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass es jetzt irgendwie zu kurz war. Und auch sonst sah oder hörte ich keinen Grund, über seine Verfassung nachzudenken. Er schlurfte zwischen Bühnentür und Flügel hin und her und spielte außerordentlich gut.

    Na das klingt ja noch gewohnt „rüstig“ 😉 …. Dank für die Info ….

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    #12063649  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Sokolov war in der üblichen Form, alles gut! Er ist nicht mal so sehr geschlurft, wie ich’s erinnerte sondern eigentlich ganz normal gelaufen heute Abend. Die Zeitangaben im Programm waren recht deutlich daneben (am Ende des regulären Programmes waren zwei Stunden um – 5 Minuten Verspätung, weil die letzten noch ihre Plätze suchen mussten, maximal 20 Minuten Pause, also um die 90 Minuten Spielzeit). Und dann folgten eine halbe Stunde lang sechs Zugaben, ab der dritten stets mit stehenden Ovationen (ich denke zweimal Chopin, dann etwas völlig Irres, vielleicht ev. von Liszt, dann ein richtig heftig schweres, romantisches Stück … dachte an Chopins Balladen oder so, war aber wohl was anderes, unter den letzten zwei dann ein ganz Bezauberndes, das ich leider ich nicht erkannt habe, und am nochmal was Barockes, was ich glaub ich schon mal bei ihm als Zugabe hörte … vielleicht komme ich da noch weiter, wenn ich etwas herumsuche).

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #152: Enja Records 1971-1973 – 14.05., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12064257  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    gypsy-tail-wind Sokolov war in der üblichen Form, alles gut! Er ist nicht mal so sehr geschlurft, wie ich’s erinnerte sondern eigentlich ganz normal gelaufen heute Abend. Die Zeitangaben im Programm waren recht deutlich daneben (am Ende des regulären Programmes waren zwei Stunden um – 5 Minuten Verspätung, weil die letzten noch ihre Plätze suchen mussten, maximal 20 Minuten Pause, also um die 90 Minuten Spielzeit). Und dann folgten eine halbe Stunde lang sechs Zugaben, ab der dritten stets mit stehenden Ovationen (ich denke zweimal Chopin, dann etwas völlig Irres, vielleicht ev. von Liszt, dann ein richtig heftig schweres, romantisches Stück … dachte an Chopins Balladen oder so, war aber wohl was anderes, unter den letzten zwei dann ein ganz Bezauberndes, das ich leider ich nicht erkannt habe, und am nochmal was Barockes, was ich glaub ich schon mal bei ihm als Zugabe hörte … vielleicht komme ich da noch weiter, wenn ich etwas herumsuche).

    Hört sich nach einem klassischen Sokolov Arbeitsabend an 😇 ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #12064523  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    https://www.rbb-online.de/rbbkultur/themen/musik/rezensionen/buehne/2023/05/philharmonie-klavierabend-grigory-sokolov.html

    Sokolov Zugaben ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #12064613  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Zürich, Tonhalle – 13.05.2023 – Neue Konzertreihe Zürich

    Grigory Sokolov Klavier

    HENRY PURCELL
    Ground in Gamut G-Dur
    Suite Nr. 2 g-Moll
    A New Irish Tune («Lilliburlero») G-Dur
    A New Scottish Tune G-Dur
    Trumpet Tune «Cibell» C-Dur
    Suite Nr. 4 a-Moll
    Rondo («Round O») d-Moll
    Suite Nr. 7 d-Moll
    Chaconne g-Moll

    WOLFGANG AMADEUS MOZART
    Sonate B-Dur KV 333
    Adagio h-Moll KV 540

    Encores:
    JEAN-PHILIPPE RAMEAU: Les Savages
    FRÉDÉRIC CHOPIN: Prélude Op. 28 No. 15 („Raindrop“)
    SERGEI RACHMANINOV: Prélude Op. 23 No. 2
    FRÉDÉRIC CHOPIN: Mazurka Op. 63 No. 2
    JEAN-PHILIPPE RAMEAU: Le Tambourin
    BACH/SILOTI: Prélude h-Moll

    Für meine Ohren war das das beste Sokolov-Rezital seit dem Mozart/Beethoven-Programm von 2017 – aber es irgendwie auch sinnlos, diese Konzerte überhaupt in Worte zu fassen, denn die magischen Momente gibt es zuverlässig jedes Mal! Gestern ging es mit Purcell zunächst scheinbar etwas verhalten los, doch natürlich hat Sokolov sich ganz genau überlegt, wie er diese Stücke präsentiert, es ergab sich eine perfekte Dramaturgie, eine Steigerung, nach einer Viertelstunde oder so fand ich mich tief in der Musik wieder (ein Effekt, wie sie The Necks haben können, um einen zumindest oberflächlich etwas verqueren Vergleich zu ziehen), und die Faszination wuchs und wuchs – und mündete in die faszinierende Chaconne mit ihrem Groove: durch ihre Klarheit zugleich irgendwie ein Herunterfahren am Ende, aber eben auch der krönender Höhepunkt, mit dem wir in die Pause entlassen wurden.

    Danach wurde es noch besser. Zum Einstieg der Sonate B-Dur KV 333 liess Sokolov den Steinway singen, spielte ein ums andere Mal perfekt perlende Läufe – dabei stets mit zurückhaltender Pedalierung. Das beeindruckendste „jeu perlé“, das ich bisher im Konzert zu hören gekriegt habe. Wirklich umwerfend. Und wenn das Programm insgesamt vielleicht etwas gar galant sein mochte, so ergab sich über den Abend hinweg auch insgesamt eine stimmige Abfolge. Denn bei Mozart setzt sich die zweckfreie, die absolute Musik durch, da ist so viel mehr dabei als biedermeierlicher Wohlklang, die Verschattungen im mittleren Satz zeigen in aller Schönheit, dass da noch ganz anderes mitläuft – und da ist auch diese Traurigkeit, die den grossen Klavierkonzerten, die im selben Zeitraum entstehen, stets inhärent ist. Das Adagio in h-Moll (KV 540) wirkte danach – wie zuvor die Chaconne – als eine Art ruhender Schlusspunkt. Nur dass das hier keine Krönung mehr war sondern bereits wie ein Requiem wirkte, ein Rückblick aus einem Danach. „Galante musicke and a requiem for troubled times“ mochte das Motto des Abends geheissen haben.

    Die sechs folgenden Zugaben habe ich inzwischen mit etwas Schützenhilfe (bei zwei Stücken kam ich selbst nicht zum Ziel, obwohl ich das eine mit Sicherheit erkannte und beim anderen auch recht sicher war, zumindest dass ich es kenne): mit „Les Sauvages“ ging es ins Barock zurück, mit Chopins „Regenbogen-Prélude“ (Op. 28 Nr. 15) kam dann doch noch romantischer Klavierdonner auf, der mit der Prélude Op. 23 Nr.2 von Rachmaninov bis an die Grenzen gesteigert wurde. Das riss das zahlreich erschienene Publikum (drum die vier Reihen Zusatzplätze auf der Bühne, die im Bild zu erkennen sind) von den Stühlen, und das wiederholte sich nun noch drei weitere Male. Mit Chopins bezaubernder Mazurka Op. 63 Nr. 2 schloss der kurze Romantik-Block, mit „Le Tambourin“ ging es zurück zu Rameau und ins Barock, und dann folgte ein wahnsinnig schöner Ausklang mit dem Prélude h-Moll, Silotis Arrangement vom e-Moll-Präludium aus Bach wohltemperierten Klavier (Präludium und Fuge BWV 855). Eine Rückkehr zur Tonart von Mozarts Adagio – und ein ebenso nachdenklicher Schlusspunkt.

    Das ganze dauerte bei einer kurzen Pause am Ende die übliche zweieinhalb Stunden, die Zeitangaben im Programmheft lagen recht deutlich daneben. Es ging mit etwas Verspätung los, weil die vielen Leute noch ihre Plätze suchten. Teil eins dauerte wohl eine Dreiviertelstundde, dann maximal zwanzig Minuten Pause, und nach Mozart (ein kurzer Applaus vor dem Adagio liess sich leider nicht vermeiden) waren die zwei Stunden voll. Die sechs Zugaben dauerten zusammen nochmal eine halbe Stunde – natürlich immer durch viel Applaus unterbrochen und wie immer mit dem doppelten Ab- und Aufgang Sokolovs: Nach einer Zugabe kehrt er einmal zurück und verneigt sich kurz, beim zweiten Mal sitzt er dann wieder hin, am Ende kam er dann noch zwei- oder dreimal, um sich zu verneigen, und dann ging das Licht an, das – auch wie immer – stärker runtergedimmt war, als sonst üblich (allerdings weniger stark als bei früheren Sokolov-Konzerten, dünkte mich).

    Und mehr für mich selbst, die bisherig gehörten Sokolov-Konzerte (2015 und 2016 hatte ich ihn in Zürich verpasst, nach dem doppelt verschobenen Konzert von 2020 – es gab den ursprünglichen Termin im März und einen ersten Ersatztermin im Juli, doch erst im September konnte das Konzert stattfinden) kam er jetzt zum ersten Mal wieder:

    26.11.2012 – Luxembourg, Philharmonie
    MOZART Klaviersonate Nr. 8 a-Moll KV 310; RAMEAU Suite d-Moll/D-Dur; BEETHOVEN Klaviersonate Nr. 29 B-Dur Op. 106 „Grosse Sonate für das Hammerklavier“

    26.02.2017 – Zürich, Tonhalle
    MOZART Sonate C-Dur KV 545, Fantasie und Sonate c-Moll KV 475/457; BEETHOVEN Sonate Nr. 27 e-Moll op. 90, Sonate Nr. 32 c-Moll op. 111

    07.05.2018 – Zürich, Tonhalle-Maag (Bericht)
    HAYDN Sonate (Divertimento) Nr. 32 g-Moll Hob. XVI:44, Sonate (Divertimento) Nr. 47 h-Moll Hob. XVI:32, Sonate Nr. 49 cis-Moll Hob. XVI:36; SCHUBERT Impromptus D 935

    15.04.2019 – Zürich, Tonhalle-Maag (Bericht)
    BEETHOVEN Klaviersonate Nr. 3 Op. 2/3, Elf Bagatellen Op. 119; BRAHMS Klavierstücke Opp. 118 & 119

    15.09.2020 – Zürich, Tonhalle-Maag
    MOZART Präludium (Fantasie) und Fuge C-Dur KV 394, Sonate A-Dur KV 331, Rondo a-Moll KV 511; SCHUMANN Bunte Blätter op. 99

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #152: Enja Records 1971-1973 – 14.05., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12064619  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    soulpope
    https://www.rbb-online.de/rbbkultur/themen/musik/rezensionen/buehne/2023/05/philharmonie-klavierabend-grigory-sokolov.html
    Sokolov Zugaben ….

    Passt, danke! Die Ernsthaftigkeit war bei dem Programm tatsächlich perfekt. Vielleicht habe ich darum die Programme mit Schubert- und Schumann-Hälften als eine Spur weniger gut abgelegt? Bei Brahms, Beethoven, Mozart und auch bei Haydn scheint das für meine Ohren besser zu passen (obwohl: bei Schumann eigentlich ja auch?) – und dass es bei Purcell zu einem dermassen fesselnden Ergebnis führen sollte … ich kann nicht sagen: „hat mich überrascht“, denn ich hatte keinerlei Vorstellung, wie das werden könnte. Und die Beobachtung, dass es da keine Nebensächlichkeiten gibt, finde ich ebenfalls sehr treffend. Da ist wirklich jeder Triller ein vollwertiger Teil der Aufführung, der Interpretation. Und wie er das umsetzt … das ist wirklich die pure Perfektion!

    (Und ich bin mir relativ sicher, dass er bei einem der Konzerte in Zürich aus der Liste oben „nur“ fünf Zugaben spielte? Aber vielleicht spielt mir da auch das Gedächtnis einen Streich.)

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    #12064623  | PERMALINK

    soulpope
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    gypsy-tail-wind

    soulpope https://www.rbb-online.de/rbbkultur/themen/musik/rezensionen/buehne/2023/05/philharmonie-klavierabend-grigory-sokolov.html Sokolov Zugaben ….

    Passt, danke! Die Ernsthaftigkeit war bei dem Programm tatsächlich perfekt. Vielleicht habe ich darum die Programme mit Schubert- und Schumann-Hälften als eine Spur weniger gut abgelegt? Bei Brahms, Beethoven, Mozart und auch bei Haydn scheint das für meine Ohren besser zu passen (obwohl: bei Schumann eigentlich ja auch?) – und dass es bei Purcell zu einem dermassen fesselnden Ergebnis führen sollte … ich kann nicht sagen: „hat mich überrascht“, denn ich hatte keinerlei Vorstellung, wie das werden könnte. Und die Beobachtung, dass es da keine Nebensächlichkeiten gibt, finde ich ebenfalls sehr treffend. Da ist wirklich jeder Triller ein vollwertiger Teil der Aufführung, der Interpretation. Und wie er das umsetzt … das ist wirklich die pure Perfektion! (Und ich bin mir relativ sicher, dass er bei einem der Konzerte in Zürich aus der Liste oben „nur“ fünf Zugaben spielte? Aber vielleicht spielt mir da auch das Gedächtnis einen Streich.)

    Wichtig, dass es Dir getaugt hat …. btw die rbb Besprechung ganz ok wie ich meine ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #12064657  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ja, finde die Rezension auch gut – und kann sie nach dem Konzert in Zürich auch sehr gut nachvollziehen.
    Zumindest von den genannten Komponisten sind die Zugaben wohl exakt dieselben gewesen.

    Ist grad der helle Wahnsinn hier, die drei letzten Konzerte (Smirnov/Holliger beim Kammerorchester Basel, Faust/Herreweghe bei der Tonhalle und jetzt das Sokolov-Rezital) reihen sich ganz vorn bei den besten Konzerten des Jahres ein (hinter der „Così fan tutte“ in Basel und dem irren Hannigan-Abend im Musikkollegium Winterthur). Hab gestern nach dem Konzert kurz gedacht, dass das jetzt grad etwas gar krass ist, was ich die Tage an hervorragenden Konzerten erlebe!

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    #12064771  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    gypsy-tail-wind …. Ist grad der helle Wahnsinn hier, die drei letzten Konzerte (Smirnov/Holliger beim Kammerorchester Basel, Faust/Herreweghe bei der Tonhalle und jetzt das Sokolov-Rezital) reihen sich ganz vorn bei den besten Konzerten des Jahres ein (hinter der „Così fan tutte“ in Basel und dem irren Hannigan-Abend im Musikkollegium Winterthur). Hab gestern nach dem Konzert kurz gedacht, dass das jetzt grad etwas gar krass ist, was ich die Tage an hervorragenden Konzerten erlebe!

    Genieße es …. in vollen Zügen …. die Jahre zuvor waren mühsam genug ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #12068941  | PERMALINK

    yaiza

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    gypsy-tail-wind
    Brugg, Zimmermannhaus Kunst & Musik – 05.05.2023
    Trio Rafale
    Maki Wiederkehr
    Klavier
    Daniel Meller Violine
    Flurin Cuonz Violoncello
    ROBERT SCHUMANN (1810–1856)
    Klaviertrio Nr. 1 d-Moll Op. 63
    Klaviertrio Nr. 2 F-Dur Op. 80
    Klaviertrio Nr. 3 g-Moll Op. 110

    Die Spielweise des Trio Rafale gefiel mir dabei ganz hervorragend. Vielleicht lag’s auch ein wenig am Bösendorfer – und am kleineren Raum sicherlich – dass das intimer und freier wirkte, als der umjubelte Auftritt des Oliver Schnyder Trio im März in der Tonhalle (damals gab’s Mendelssohn und Schubert, auf CD habe ich vom Schnyder Trio Beethoven und Schubert; vom Trio Rafale gibt es Schubert ebenfalls, aber da würde mich wohl eher mal eine der anderen Einspielungen interessieren). .

    Die drei Klaviertrios mal live nacheinander zu hören – das wird so oft auch nicht möglich sein, krasses Programm.
    Das Trio Rafale hörte ich im BR-Programm… an den Mitschnitt kann ich mich auf jeden Fall noch erinnern (SCHUBERT: Piano Trio D 28/ Notturno D 897 & BRAHMS: Piano Trio op. 8)
    Finde ich auch gut, dass die Kammermusik bei diesem Sender so hoch angesehen ist und es unterschiedliche Sendungen dazu gibt (im rbb meist Füller nach Konzertübertragungen)

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    #12068947  | PERMALINK

    yaiza

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    soulpope
    https://www.wienerphilharmoniker.at/en/konzerte/9th-subscription-concert/10265/
    Die Geschichte des Konzertes in aller Kürze : Das Entre mit Janacek gelungen .. das 3tte KK von Prokofiev bei mir doppelt belastet aka mein generelles Problem mit den Klavierkonzerten und meine Ambivalenz zu Daniil Trifonov – beide Problemstellungen bleiben für mich ungelöst, das Restpublikum war begeistert .. schliesslich eine famose Shostakovich 5, welche seitens Jakob Hrusa ungemein expressiv angelegt wurde und die Wiener Faserschmeichler dabei sowohl in den elegischen Teilen als auch im „realstaatlichen“ Bombast brillierten …. sehr beeindruckend ….

    vielen Dank für Deine Eindrücke. Ich schrieb ja schön im Hörfaden, dass ich den ersten Teil dieses Programms in Berlin mit dem RSB im Juni hören werde. Bin auch mal gespannt, wie KK3 von Prokofiev live rüberkommt (hier mit Behzod Abduraimov, den ich auch schon mal mit DSO/Ashkenazy, Dez. 2019 sah).

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    #12068983  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Zürich, Opernhaus – 19.05.2023

    Orphée et Euridice
    Tragédie (Drame-héroïque) in vier Akten von Christoph Willibald Gluck (1714-1787)
    Bearbeitung von Hector Berlioz (1859), Libretto von Pierre-Louis Moline nach Ranieri de’ Calzabigi

    Musikalische Leitung Stefano Montanari
    Inszenierung Christoph Marthaler
    Regiemitarbeit Joachim Rathke
    Ausstattung Anna Viebrock
    Lichtgestaltung Martin Gebhardt
    Choreinstudierung Ernst Raffelsberger
    Dramaturgie Malte Ubenauf, Kathrin Brunner

    Orphée Olga Syniakova
    Euridice Chiara Skerath
    L’Amour Alice Duport-Percier
    Selige und unselige Geister Sebastian Zuber, Graham F. Valentine, Bérengère Bodin, Marc Bodnar, Raphael Clamer, Liliana Benini, Bernhard Landau
    Philharmonia Zürich
    Chor der Oper Zürich
    Statistenverein am Opernhaus Zürich

    Das fühlte sich fast nostalgisch an gestern – mehr als die verstreuten Marthaler-Theateraufführungen (und die eine Oper, der grossartige „Freischütz“ in Basel vor ein paar Monaten), die ich gesehen habe in den 20 Jahren oder so, seitdem er aus Zürich verjagt wurde. Das hatte viel mit der typischen Bühne von Anna Viebrock zu tun, aber auch mit dem Slow-Motion-Slapstick (einer der „Geister“, die Marthaler dazu erfunden hat, öffnet zum Beispiel mehrmals eine Türe und schliesst sie wieder, ohne je einzutreten), dann gibt es so eine ähnliche Szene mit einer Urne – wir finden uns ja im Wartesaal der Unterwelt oder so – , und es gab von Seiten der Geister auch einige komische Akrobatik: mehrmals robben, kriechen, zucken und ruckeln sie auf der Bühne hin und her.

    Amor (im Bild im grünen Kostüm) ist nicht völlig von den Geistern abgegrenzt, Eurydice (im hellblauen Kleid) bleibt dafür lange ein Gespenst (huscht mal schnell durchs Bild, tritt aber erst gegen Ende wirklich auf), Orphée (mit den weissen Schuhen zwischen Amor und dem Dirigenten) ist hingegen fast immer da und prägt das Stück, mal von hinten (da standen die längste Zeit Möbel, Altersheim-Cafeteria, Bahnhofscafé, sowas – Marthaler/Viebrock halt), mal im Zentrum. Der Chor bleibt das ganze Stück hindurch unsichtbar – eine Pandemie-Inszenierung, für die Chor und vermutlich damals auch Orchester aus dem Probegebäude zugespielt wurden – und es auch wenig räumliche Nähe zwischen den drei Figuren gibt. Wobei letzteres überhaupt nicht aufgefallen wäre.

    Der ewige Mythos – er ist auch heute brandaktuell, als Widerstreit zwischen Vertrauen und Kontrolle. Den Vertrauensverlust, wenn ich mich mal kurz an die grosse Zeitdiagnose wagen darf, scheint mir eins der die Gegenwart prägenden Themen zu sein. Ein höchst politisches Thema. Und das Private ist und war es schon immer: politisch – also auch dann, wenn Eurydice also fast umkehrt und wieder in die Unterwelt zurückkehrt (das tut sie dann in Kreneks Adaption, nicht? Die kenne ich noch gar nicht). Das Happy End von Gluck wirkt aufgesetzt: Orpheus bzw. Orphea dreht sich um, Eurydice stirbt, Amor greift ein, als Orpheus sich erdolchen will und lässt, weil Orpheus seine Standhaftigkeit und seine Treue (aber was ist mit seinem Gottvertrauen?) bewiesen habe, Eurydice ein zweites Mal auferstehen – mit einem breiten Wischer unsanft angestupst, als sie nicht will … es wird gegen Ende saubergemacht, die Möbel werden weggeräumt. Ob das ein Happy End sei, fragt Marthaler im Gespräch im Programmheft zurecht: „‚Und sie lebten glücklich bis zu ihrem Ende …‘ Ist das ein Happy End? Ich bin mir nicht so sicher. Da kann ich mit der nüchternen Feststellung ‚und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ schon deutlich mehr anfangen. Interessant am Happy End ist vor allem das zweite Wort: End. Was kommt danach? Es kommt ja immer noch etwas. Insofern gibt es auch in unser Arbeit kein Happy End. Weil es kein End gibt. Es endet nicht. Jedes Happy End ist dazu verdammt, dass es kein Ende hat. Unsere Inszenierung ist also auch ein Wiederauferstehungstraining. Wann und warum darf man wieder auf(er)stehen, nachdem sich jemand umgeblickt hat, der sich nicht umblicken durfte? Und glückt so etwas verlässlich? Das ist eigentlich ein sehr optimistischer Ansatz.“ – Um diese End-Geschichte zu verdeutlichen wohl rezitiert der eine sprechende Geist, Graham Valentine (immer eine erfreuliche Wiederbegegnung!) kurz vor Schluss, vor dem musikalischen Ausklang, Zeilen aus T.S. Eliots „The Hollow Men“: „This is the eaad land / This is cactus land / Here the stone images / Are raised, here they receive / The supplication of a dead man’s hand / Under the twinkle of a fading star. // Is it like this / In death’s other kingdom […]“.

    Man kann den dunkel schattierten Abend durchaus optimistisch deuten. ich hatte in den ca. 95 Minuten nicht das Gefühl, dass der Funke in den Saal übergesprungen sei – doch der Schlussapplaus war intensiv, er war warm und laut. Musikalisch war das betörend schön, mich zog die Musik Glucks nach wenigen Minuten immer stärker in den Bann. Im Graben Philharmonia in recht grosser Besetzung, doch es wurde gar nicht laut musiziert, im Gegenteil. Meine Verwunderung, dass das Orchester nicht in seinem Alte-Musik-Gewand als La Scintilla daherkam, verging bald. Neben der sehr präsenten Harfe gab es im Graben auch einen Hammerflügel (für einmal sass ich nicht links, konnte diesen leider nur knapp sehen, wenn ich mich weit nach vorn bog, dafür hatte ich seit langem wieder einmal die Holzbläser und die ersten Geigen im Blick). Dennoch klappte die Balance nicht immer so gut, die Stimme von Olga Syniakova (die Orphea) trug nicht immer über das Orchester hinweg, auch wenn dieses nicht laut spielte (und erst recht nicht flächig). Alice Duport-Percier und Chiara Skerath hatten damit keine bzw. weniger Mühe (sie waren beide bei der Lockdown-Aufzeichnung in der Saison 2020/21 schon dabei, Aufführung wird aktuell als Premiere behandelt, weil es ausser der Aufzeichnung bisher nichts gab). Dennoch: für sich genommen drei wunderschöne Stimmen, im Zusammenklang auch gut. Es passte also vieles, aber nicht alles. Am wichtigsten jedoch: das Regiekonzept ging auf. Marthalers Ziel, alles auf die Musik hin zu verengen, wurde wirklich aufs Schönste sichtbar: all der Slapstick, all die Verrenkungen der Geister wirkten – verblüffenderweise, möchte ich sagen – wirklich nicht als Ablenkung sondern ergaben im Endeffekt eine Art Brennglas, unter dem Glucks Stück umso mehr zum Glänzen kam.

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    #12068995  | PERMALINK

    yaiza

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    Ich komme leider erst heute richtig zum Konzertberichte-Lesen, daher meine Reaktionen so geblockt.
    Gypsy, auch Dir großen Dank!
    Bzgl. Zugabe „Waltzing Matilda“ bei Made In Berlin … hier wollte ich vorher schon schreiben, mal schauen was die Zugabe wird ;) …im Konzerthaus spielte er ein Arr. mit The Knights.
    Vielleicht kann ich die vier auch mal live sehen; dieses Jahr passte es nicht so.

    zu Dmitry Smirnov:
    das Finale des ARD Musikwettbewerbs/Violine, 2021 habe ich mir im Stream angeschaut (unglaublich, wieviel Zeit ich rückblickend in der Pandemie dafür hatte). Mich hatte es aber interessiert, da die drei Finalisten zwischen Hindemith VK und Martin VK wählen konnten. Beide hört man ja nicht so oft. Dmitry Smirnov entschied sich als einziger für das VK von Frank Martin. Und ihm gelang wirklich ein Gänsehaut-Einstieg. Es war toll, ihn spielen zu hören. Leider reichte die Kondition nicht bis zum Ende. Ich meine, dass dies Harald Eggebrecht, der danach kommentierte, auch sagte (also er spielte auf das Einteilen, Anlage der Soli an). Aber gar nicht lange Zeit später wurde dieses VK in „Interpretationen“ auf Dlf Kultur vorgestellt. Hier Eggebrecht wieder am Mikro und sogar auch mit Schnipseln der Smirnov-Interpretation von München. Da hatte ich mich gefreut, dass das VK und Interpret so schnell aufgegriffen wurden. Harald Eggebrecht machte da kein Geheimnis draus, dass er von Smirnov sehr begeistert war und hoffte, dass das VK wieder den Weg in die Programme findet. Es gab ja zuletzt bei Claves eine VÖ mit Svetlin Roussev und Baiba Skride spielte es für Orfeo ein (VÖ 2012). Die Ausschnitte mit Hansheinz Schneeberger waren in dieser Sendung allerdings der Höhepunkt.

    Seji Okamoto, den die Jury bei diesem Finale auf 1 setzte, hörte ich gestern mit dem Brahms VK (Konzerthausorchester/Eschenbach).
    Alexandra Tirsu war die dritte Finalistin; ihr wurde der Publikumspreis zugesprochen.

    PS: Nun habe ich geschaut und das Finale des ARD Musikwettbewerbs 2021 ist sogar noch im Netz.
    z.B. Dmitry Smirnov ab 26min mit Frank Martin VK
    https://www.br-klassik.de/concert/ausstrahlung-2613094.html

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    #12069011  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Oh, vielen Dank, da gucke ich vielleicht an einem kommenden Wochenende mal noch rein!

    Das Martin-Konzert hätte ich letzte Saison glaub ich mit Willi Zimmermann (Konzertmeister des Zürcher Kammerorchesters) hören können, musste aber passen (zuviele andere Aktivitäten, verbleibende Karten am Ende viel zu teuer …) – das hoffe ich auch mal noch nachholen zu können (wohl nicht mit Zimmermann leider, denn den stelle ich mir dafür ziemlich perfekt vor, Schneeberger allerdings auch, den habe ich aber noch nie live gesehen).

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #152: Enja Records 1971-1973 – 14.05., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    gypsy-tail-wind
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    Beim Spaziergang ins KKL dran erinnert, dass ich nur wegen @yaiza hier bin. Hatte das Programm gesehen, dass ich Freitag (Rezital von Levit, danach Fred Hersch Trio) nicht konnte … dann hatten wir es von Johanna Summer, und ich hab nach erneutem Programmstudium umentschieden…und jetzt warte ich auf Fred Hersch solo und danach Summer ebenfalls solo – und freue mich riesig! :good:

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