Keith Jarrett

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  • #55783  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,577

    als RS-neueinsteiger wundert es mich etwas, dass hier (wie aber auch in anderen jazzforen) wenig von keith jarrett die rede ist. obwohl das ja nicht gerade jemand ist, der behäbig auf einem konzept hängen bleibt und keine risiken eingeht – im gegenteil: kaum jemand hat das risiko für sich so sehr zum improvisatorischen grundprinzip gemacht wie er, wie ich finde.
    es ist sicherlich schwierig, noch groß zwischen den unmengen an jarrett/peacock/de johnett-einspielungen zu differenzieren, deren output ja auch nicht abreisst. und vielleicht gewöhnt man sich an zeitgenössische künstler, die so regelmäßig produzieren – und hört im einzelnen nicht mehr so genau hin.

    ich finde die einzelnen phasen seines werks sehr spannend – den free funk bei miles und charles lloyd, die romantischen fusion-versuche auf impulse, das amerikanische quartett mit seinen ornette-coleman-anleihen, das europäische, das in den 90ern noch so schnöde von e.s.t. kopiert wurde, die solo-einspielungen (vom zarten FACING YOU über das am liebsten von ihm eingestampte köln concert, die ausufernden japan-konzerte, das wilde RADIANCE und das zerbrechliche A MELODY AT NIGHT), das standard-trio, nicht zuletzt seine klassik-aufnahmen…

    welche aspekte mich interessieren:
    – kann man eine entwicklung, einen verlauf des ’standard-trios‘ nachzeichnen, das es jetzt schon so lange gibt?
    – was haltet ihr von der neuen tendenz in jarretts werk in richtung free, bezogen auf RADIANCE und INSIDE OUT (zu der er geschrieben hat, dass es mehr von dieser musik in zukunft geben werde?)
    – wie kommt es, dass er als jazzmusiker immer in den verdacht des schwulstes, der romantizismen gerät – seine klassikeinspielungen aber so kühl und zurückgenommen sind (man vergleiche seine goldberg-variationen mit den viel verzierteren des momentan gefeierten murray perahia)?
    – die krankheit (das chronische erschöpfungssyndrom). habe mich immer gefragt, ob man das ‚vorher‘ und ’nachher‘ in seiner musik hören kann?

    wenn ich mich mit jazzfans über jarrett unterhalte, kommen oft so platte sachen wie „das ist wieder so ein weißer, der den schwarzen den blues geklaut hat“ – ich habe mich immer gefragt: ist jarrett überhaupt weiß? (nicht unbedingt als physiologische kategorie / ist ja sowieso absurd – gleichwohl: man vergleiche mal diverse jarrett-fotografien…).
    auch gerne ironisch ausgebreitet: seine aktuellen publikumsbeschimpfungen (die sehr wenig mit seiner musik zu tun haben, obwohl sie schon interessant sind).

    in der jazzgeschichte ohne vergleich – so finde ich – sind einige momente in der jarrett-diskographie, die wirklich nur bei ihm existieren können. ein stück, was sich ungeplant (?) selbstständig macht und mit seinem beginn am ende nichts mehr zu tun hat (vgl. SOLAR auf der TRIBUTE). oder der moment in EYES OF THE HEART, als dewey redman einsetzt, nach unzähligen stop&go-bewegungen der band plötzlich ein losbrechen, das selbst die tontechnik überfordert. das hat etwas mit der risikobereitschaft zu tun, die gleichwohl nur auf dem sicheren boden des technischen könnens denkbar ist(?).

    damit verbunden ist auch die prozess-idee: fast alles, auch das schlechte, redundante, überflüssige publizieren, um andere am entstehungsprozess teilnehmen zu lassen. UP FOR IT z.b. – ein völlig missglücktes konzert, es regnet, peacock kann vor schmerzen kaum spielen, der flügel stimmt nicht… und trotzdem wird das transparent gemacht und rausgebracht. und so konnte sich jarrett auch mit dem KÖLN CONCERT versöhnen: er sei halt damals kitschig drauf gewesen…

    ein paar lose fäden und angebote. vielleicht habt ihr ja lust. listen und sternchen finde ich bei jarrett unangemessen. gibt es hier aber auch schon.

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    #6720033  | PERMALINK

    kory

    Registriert seit: 09.09.2007

    Beiträge: 245

    Ich muss gestehen, dass ich im Grunde und gerade in Relation zu seinem umfangreichen Gesamtwerk praktisch nichts kenne. „Köln Concert“ (klar…), dazu hatte ich es noch mit „Birth“ von 1971 versucht. Der Kitsch an Erstgenanntem ist es letztlich auch, der mir die Lust auf Jarrett weitgehend genommen hat. Wenn Du indes schreibst, dass er ausgesprochen vielseitig sei, dann finde ich das zwar interessant, aber der….der „Stachel aus Köln“ sitzt irgendwie zu tief. Ich fürchte, ich muss da einfach mal reinhören…im Vorfeld habe ich jetzt schon das Gefühl, dass das alles irgendwie gleich nach ECM-Kuschelpiano klingt.

    Was so eine einzige Platte auf Jahre hinweg versauen kann, wa?

    Nachdem Du vor einiger Zeit mal „Radiance“ empfohlen hast, wurde ich wieder spitz, aber ich habe sie bisher nicht gekauft. Am interessanten fand ich Deine Beschreibung zu „Up For It“: das gerade ein 10000%-iger wie Jarrett sowas veröffentlicht, eine unter solchen Umständen aufgenommenen Platte, dann finde ich das höchst spannend. Und das steht ja dann auch im krassen Gegensatz zu meinem gefühlten Plüschklavier, das mir immer im Ohr säuselt, wenn ich nur seinen Namen höre. *g*

    Und noch ein Satz zu dieser „weißer/schwarzer“-Geschichte: auf solchen Argumenten basierende Diskussionen sind mir so unfassbar egal, dass es brummt. „Was ist Jazz?“, „Der schwarze Groove“, „Die weiße Lyrik Europas“…da brech‘ i z’samm.

    #6720035  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,067

    Da Miles Davis Jarrett in seine Band geholt hat, ist er offiziell ein Mulatte.

    Zum Werk: Das Gesamtwerk ist so riesig, dass es sehr viel Geld und Zeit kostet, es komplett zu erfassen. Ich kann das nicht in Anspruch nehmen und kann mich daher nur zu einem Bruchteil äußern: Ich finde, seine besten Aufnahmen sind aus allen Zeiten hörenswert, insbesondere natürlich das Köln Concert, das hervorragende „Belonging“ (mit dem europäischen Quartett), Expectations sowie die Impulse!-Alben mit dem amerikanischen Quartett (mit dem Begriff „romantische fusion-versuche“ weitgehend falsch umschrieben, da die Aufnahmen doch alles, aber kein Fusion-Jazz sind). Das ist weitgehend akustischer Jazz, der aber durchaus nicht nur „romantisch“ sondern auch richtig anspruchsvoll sein kann. Kein Wunder bei der Besetzung. Selbiges gilt auch für das hervorragende „Expectations“ (sein einziges Columbia-Album als leader).

    Von den Aufnahmen des Standard-Trios gefällt mir eigentlich die Blue-Note Box am Besten. Immer wieder ein Genuss, diesen Exkursionen zu lauschen.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #6720037  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,577

    @kory

    „kuschel-piano“ finde ich, was jarrett angeht, den falschen dampfer. ist vielleicht ein missverständnis, weil man jarrett so sehr mit ECM assoziiert und ECM wiederum mit einem bestimmten ’sound‘ – jarrett geht es in meinen augen eher um prozess und entwicklung von musik, nicht in erster linie darum, wie sie klingt. deshalb ist die veröffentlichung von UP FOR IT auch nicht so überraschend.
    hör doch wirklich mal in die RADIANCE rein!

    und zur hautfarben-geschichte – natürlich nervt das, aber man kann es ja auch nicht einach abtun. und ich finde jarrett da gerade in seiner ‚uneindeutigkeit‘ interessant, um solche diskussionen auszuhebeln. vielleicht.

    nail75Da Miles Davis Jarrett in seine Band geholt hat, ist er offiziell ein Mulatte.

    verstehe ich nicht. für miles waren diese dinge doch nie ein großes thema.

    nail75Expectations sowie die Impulse!-Alben mit dem amerikanischen Quartett (mit dem Begriff „romantische fusion-versuche“ weitgehend falsch umschrieben, da die Aufnahmen doch alles, aber kein Fusion-Jazz sind). Das ist weitgehend akustischer Jazz, der aber durchaus nicht nur „romantisch“ sondern auch richtig anspruchsvoll sein kann. Kein Wunder bei der Besetzung. Selbiges gilt auch für das hervorragende „Expectations“ (sein einziges Columbia-Album als leader).

    war vielleicht etwas unscharf ausgedrückt, aber ich höre da immer noch einen unterschied zwischen den aufnahmen mit dem ‚amerikanischen quartett‘ (EYES OF THE HEART, SURVIVOR’S SUITE, BOP-BE, SILENCE z.b.) und den sachen mit dem zusätzlichen gitarristen sam brown und der latin percussion (FORT YAWUH, TREASURE ISLAND und auch EXPECTATIONS). und „romantisch“ muss ja nicht das gegenteil von „anspruchsvoll“ sein – es waren bewegungen von jarrett, die in hinblick seiner allgemeinen entwicklung zum akustischen ideal eher wie ‚ausbrüche‘ oder eben ‚versuche‘ wirkten (ohne das abzuwerten).

    die LIVE AT THE BLUE NOTE box des trios ist natürlich großartig. und sie kommt dem ‚prozess‘-gedanken auch sehr nahe, den ich jarrett unterstelle – man kriegt ja wirklich mit, wie sich das trio in den drei tagen immer mehr in das standard-material vertieft, erst warm werden muss, dann was versucht und am dritten tag wirklich ohne netz und doppelten boden abhebt. wobei es kaum einen wirklich langweiligen moment im ganzen gibt.
    von den späteren trio-aufnahmen gefällt mir WHISPER NOT noch ziemlich gut.

    --

    #6720039  | PERMALINK

    staggerlee

    Registriert seit: 04.02.2007

    Beiträge: 738

    Im Grunde genommen geht es mir ähnlich wie kory (natürlich ein reines Vorurteil, schon klar, denn ich kenne nur ein minimalen Bruchteil seines Gesamtwerkes).
    1.)Mit dem Köln- Concert bin ich meistens von Leuten beglückt worden, die ansonsten keinen Zugang zum Jazz haben. Und gerade jenes Konzert habe ich nicht allzu gut in Erinnerung.
    2.) Viele ECM – Einspielungen (keineswegs alle!!!) haben ein sehr europäisches Verständnis von Jazz- die Aufnahmen sind teilweise seltsam blutleer und zurückhaltend, nicht selten fehlt mir der „Drive“, den zum Beispiel unendlich viele Blue Note Einspielungen haben (ich weiß der Vergleich ist extrem hinkend).
    3.) Ich kann mich bei Jarrett manchmal nicht des Eindrucks erwehren, daß er gefangener seiner technischen Brillianz ist.

    Aber es stimmt schon: Vielleicht sollte ich mal einen neuen Versuch starten.

    --

    #6720041  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,067

    Doch man kann die Hautfarben-Geschichte einfach abtun. Alles Quark.

    Zum Unterschied der 70er Bands: Romantisch muss nicht das Gegenteil von anspruchsvoll sein, aber es schien mir etwas in die Richtung zu gehen.
    Natürlich gibt es den von Dir genannten Unterschied, aber ob er so bedeutend ist, wage ich zu bezweifeln. Wie gesagt: Die Musik des amerikanischen Quartetts lebt auch etwas aus dem Gegensatz der Musiker und ihrer Herangehensweisen. Sie ist durchaus abenteuerlustig und bei aller Melodiösität ebenso ekstatisch.

    Whisper Not gefällt mir auch sehr gut, die anderen späteren Trio-Sachen teilweise weniger, dafür Radiance. Ich kenne aber auch da nur einen Bruchteil.

    @staggerlee: Mich nervt ungemein, wenn im Jazz „europäisch“ mit „blutleer“ gleichgesetzt wird und dazu noch in so unspezifischer Form, so dass überhaupt nicht klar wird, von welchen ECM-Aufnahmen Du sprichst. Da gibt es ja Dutzende. Der Vergleich ist wie Du schon erkannt hast, äußerst fragwürdig.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #6720043  | PERMALINK

    kory

    Registriert seit: 09.09.2007

    Beiträge: 245

    vorgarten@kory

    „kuschel-piano“ finde ich, was jarrett angeht, den falschen dampfer. ist vielleicht ein missverständnis, weil man jarrett so sehr mit ECM assoziiert und ECM wiederum mit einem bestimmten ’sound‘ – jarrett geht es in meinen augen eher um prozess und entwicklung von musik, nicht in erster linie darum, wie sie klingt. deshalb ist die veröffentlichung von UP FOR IT auch nicht so überraschend.
    hör doch wirklich mal in die RADIANCE rein!

    Ja, werde ich machen. „Kuschelpiano“ kommt halt wirklich aus meiner vorurteilbehafteten Unkenntnis heraus und erfahrungsgemäß dauert es bei mir immer etwas länger, bis ich darüber hinweg bin.

    vorgartenund zur hautfarben-geschichte – natürlich nervt das, aber man kann es ja auch nicht einach abtun. und ich finde jarrett da gerade in seiner ‚uneindeutigkeit‘ interessant, um solche diskussionen auszuhebeln. vielleicht.

    Wer sich darüber austauschen will, soll das gerne tun, aber für mich ist das in Sachen Musik eigentlich schrecklich irrelevant. Ich kann aus diesem Grund inhaltlich gar nichts zu sagen…es interessiert mich einfach nicht. Das einzige, was mich daran wirklich so ein bisschen anfixt, ist die Frage, warum andere das Thema so spannend finden. Also? :lol:

    #6720045  | PERMALINK

    staggerlee

    Registriert seit: 04.02.2007

    Beiträge: 738

    nail75: Nun, das hat natürlich mit meinen persönlichen Vorlieben zu tun und vor allem mit meiner Sozialisation. Viele meiner damaligen Freunde teilte meine Popvorlieben. Coltrane, Mingus etc. hingegen waren „stressig“. Stattdessen Garbarek (Gähn!), Pat Metheny (über weite Strecken ebenso), Eberhard Weber…………..Aber nichts für Ungut, hängt eben mit meiner Sozialisation zusammen, daß ich mit den meisten Aufnahmen selbiger Personen wenig anfangen kann und ein wenig ECM geschädigt bin- ich will hier keine ECM Diskussion neu entfachen.

    --

    #6720047  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,577

    welche farbe hat keith jarrett?

    die kultur/“rassen“(traut man sich im deutschen ja aus guten gründen kaum zu schreiben)/traditionen-frage ist natürlich reine konstruktion – und trotzdem hat sie konsequenzen gehabt und den jazz immer begleitet. musik entsteht ja nicht im vakuum, sondern ist von sozialen, öknomischen, politischen fragen durchzogen und beeinflusst. segregation, vermarktung, ausbeutung, netzwerke etc. – man weiß das ja alles.
    jetzt kann man das ganze fortschrittlich ignorieren und glauben, dass sich das letztlich nicht in der musik niederschlägt – oder aber hinsehen und untersuchen, wie und wann diese außermusikalischen diskurse in die musik einfließen oder ins spiel gebracht werden.
    thomas meinecke hat über diese kostruktionen in der popmusik einen schönen roman geschrieben: HELLBLAU. da geht es – ähnlich wie im fall jarrett – auch um jemanden, der in den hautfarben-diskursen völlig uneindeutig ist: mariah carey.

    ich bin ürbigens sicher, dass sich, was jarrett angeht, ziemlich hartnäckige vorurteile halten, die ihm die jazzmäßigkeit absprechen: weiß, klassische ausbildung, virtuosentum, elfenbeinturm, geniekult, europäisches label (ECM), studentenmusik (KÖLN CONCERT)… dabei könnte ich diverse momente in seiner musik festmachen, wo ich ihn total funky finde, wo er sehr emotional blues spielt – und ich höre mehr ernsthaftigkeit und tiefes verständnis z.b. in seiner GOD BLESS THE CHILD version als z.b. bei mc coy tyner oder oscar peterson, die sich da vor allem an die skalen und harmonien halten.

    wie blutleer ist ECM?

    ist natürlich auch eine merkwürdige frage, auch wenn man (wie ich auch) weber, den großteil von metheney und garbarek schnarchig findet. ECM hat andererseits auch die dave holland bands publiziert, darunter einige der wichtigsten M-BASE-aufnahmen (EXTENSIONS, THE RAZOR’S EDGE, TRIPLICATE). und jack de johnette. und charles lloyd. ein besonderes klangideal hat(te) ja auch blue note. bei aller nähe zum kammermusikalischen, zur neuen musik und manchmal zur esoterik (ECM ist schließlich in den 70ern gegründet worden) würde ich dem label immer zugute halten, dass es mit einer wirklichen liebe zur musik geführt wird, mit einer fairness gegenüber den künstlern und z.t. ziemlich unbeeindruckt von den gesetzen des marktes…

    das KÖLN CONCERT finde ich auch ganz furchtbar und ich bin heilfroh, dass das nicht meine erste jarrett-erfahrung war. andererseits weiß ich, dass unglaublich viele menschen diese platte heiß und innig lieben und das sicherlich aus gutem grund (der mir einfach verborgen bleibt).

    --

    #6720049  | PERMALINK

    m-c

    Registriert seit: 13.11.2007

    Beiträge: 979

    vorgartenwelche farbe hat keith jarrett?

    die kultur/“rassen“(traut man sich im deutschen ja aus guten gründen kaum zu schreiben)/traditionen-frage ist natürlich reine konstruktion – und trotzdem hat sie konsequenzen gehabt und den jazz immer begleitet. musik entsteht ja nicht im vakuum, sondern ist von sozialen, öknomischen, politischen fragen durchzogen und beeinflusst. segregation, vermarktung, ausbeutung, netzwerke etc. – man weiß das ja alles.
    jetzt kann man das ganze fortschrittlich ignorieren und glauben, dass sich das letztlich nicht in der musik niederschlägt – oder aber hinsehen und untersuchen, wie und wann diese außermusikalischen diskurse in die musik einfließen oder ins spiel gebracht werden.
    thomas meinecke hat über diese kostruktionen in der popmusik einen schönen roman geschrieben: HELLBLAU. da geht es – ähnlich wie im fall jarrett – auch um jemanden, der in den hautfarben-diskursen völlig uneindeutig ist: mariah carey.

    Diesen Beitrag empfinde ich als rassistisch.

    --

    "Schönheit lockt Diebe schneller noch als Geld" William Shakespeare ( 1564 - 1616 )
    #6720051  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,577

    m.c.Diesen Beitrag empfinde ich als rassistisch.

    dann hast du ihn nicht verstanden.

    --

    #6720053  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,067

    Staggerleenail75: Nun, das hat natürlich mit meinen persönlichen Vorlieben zu tun und vor allem mit meiner Sozialisation. Viele meiner damaligen Freunde teilte meine Popvorlieben. Coltrane, Mingus etc. hingegen waren „stressig“. Stattdessen Garbarek (Gähn!), Pat Metheny (über weite Strecken ebenso), Eberhard Weber…………..Aber nichts für Ungut, hängt eben mit meiner Sozialisation zusammen, daß ich mit den meisten Aufnahmen selbiger Personen wenig anfangen kann und ein wenig ECM geschädigt bin- ich will hier keine ECM Diskussion neu entfachen.

    Warum eigentlich nicht, die ECM-Diskussion ist überfällig! Garbarek hat Platten sehr unterschiedlicher Qualität gemacht, allerdings sind seine frühen Werke (bis Dis) sehr stark, dann wird es schwach, bis in die 1990er, wo ihm manches wunderschöne Stück gelingt. Eberhard Weber schätze ich sehr, insbesondere die Werke der 1970er und Pendulum (*****). Es wären noch andere grandiose Musiker zu nennen, die für ECM aufgenommen haben, u.a. Dave Holland, Charles Lloyd, Tomasz Stanko, Edward Vesala, Collin Walcott, Don Cherry, John Abercrombie, John Surman, Evan Parker, Paul Motion, Carla & Paul Bley und noch viele mehr. Wenn man die ganze Bandbreite dieser Aufnahmen würdigt, kann man ECM so leicht als seichtes Geplänkel abtun.

    vorgartenwelche farbe hat keith jarrett?
    Edit

    Schöner Beitrag, der noch lesbarer wäre, wenn er Groß- und Kleinschreibung verwendete. Dennoch ist es völlig richtig, dass man Leuten nicht aufgrund der Hautfarbe Dinge zu- oder absprechen soll. Dass ECM ein bestimmtes Klangideal hat, kann man bei den von Eicher produzierten Aufnahmen nicht bestreiten. Aber natürlich hatte das Blue Note, wie Du richtig schreibst, auch. Und das mit der Liebe zur Musik ist auch völlig richtig, man bedenke nur, wie viele Jahre manche Künstler bei ECM bleiben.

    m.c.Diesen Beitrag empfinde ich als rassistisch.

    Quatsch. Ich denke auch, dass Du ihn nicht verstanden hast, zumal Du eine Begründung schuldig geblieben bist.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #6720055  | PERMALINK

    icculus66

    Registriert seit: 09.01.2007

    Beiträge: 2,375

    Zur Abwechslung vielleicht etwas Musik: habe gerade mal wieder
    Standards Vol. 1 gehört. God Bless The Child ist wirklich sensationell!

    Richtig funky! :sonne:

    --

    Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)
    #6720057  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,577

    ja: musik!

    ein paar aufnahmen, die ich empfehlen kann:

    miles davis (m. jarrett): LIVE-EVIL (1970)
    keith jarrett (solo): FACING YOU (1971)
    keith jarrett & jack de johnette: RUTA & DAITIYA (1972)
    jarrett/redman/haden/motian: EYES OF THE HEART (1976)
    jarrett/redman/haden/motian: SURVIVOR’S SUITE (1976)
    jarrett/garbarek/danielsson/christensen: NUDE ANTS (1979)
    jarrett/peacock/de johnette: CHANGES (1983)
    jarrett/peacock/de johnette: STANDARDS I (1983) / STANDARDS II (1983) / STILL LIVE (1986) / CHANGELESS (1987) / TRIBUTE (1989)
    jarrett/peacock/motian: AT THE DEER HEAD INN (1992)
    jarrett/peacock/de johnette: AT THE BLUE NOTE (1994; 6 cds) / WHISPER NOT (2000) / INSIDE OUT (2001) / ALWAYS LET ME GO (2002)
    jarrett (solo): RADIANCE (2005)

    nochmal zu ECM: interessant (unter dem aspekt „blutleerer europäischer jazz“) finde ich auch, dass sie die aufnahmen des art ensemble of chicago herausgebracht haben – auch das mit großer treue (auch die solosachen von lester bowie und – heute – die grandiosen aufnahmen von roscoe mitchell).
    gibt es eigentlich ECM-künstler, die nachher zu einem anderen label gewechselt sind?

    --

    #6720059  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,577

    vorgartengibt es eigentlich ECM-künstler, die nachher zu einem anderen label gewechselt sind?

    okay, mir fallen selbst direkt ein: pat metheney und n.p. molvaer…

    --

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