Re: Keith Jarrett

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vorgarten

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welche farbe hat keith jarrett?

die kultur/“rassen“(traut man sich im deutschen ja aus guten gründen kaum zu schreiben)/traditionen-frage ist natürlich reine konstruktion – und trotzdem hat sie konsequenzen gehabt und den jazz immer begleitet. musik entsteht ja nicht im vakuum, sondern ist von sozialen, öknomischen, politischen fragen durchzogen und beeinflusst. segregation, vermarktung, ausbeutung, netzwerke etc. – man weiß das ja alles.
jetzt kann man das ganze fortschrittlich ignorieren und glauben, dass sich das letztlich nicht in der musik niederschlägt – oder aber hinsehen und untersuchen, wie und wann diese außermusikalischen diskurse in die musik einfließen oder ins spiel gebracht werden.
thomas meinecke hat über diese kostruktionen in der popmusik einen schönen roman geschrieben: HELLBLAU. da geht es – ähnlich wie im fall jarrett – auch um jemanden, der in den hautfarben-diskursen völlig uneindeutig ist: mariah carey.

ich bin ürbigens sicher, dass sich, was jarrett angeht, ziemlich hartnäckige vorurteile halten, die ihm die jazzmäßigkeit absprechen: weiß, klassische ausbildung, virtuosentum, elfenbeinturm, geniekult, europäisches label (ECM), studentenmusik (KÖLN CONCERT)… dabei könnte ich diverse momente in seiner musik festmachen, wo ich ihn total funky finde, wo er sehr emotional blues spielt – und ich höre mehr ernsthaftigkeit und tiefes verständnis z.b. in seiner GOD BLESS THE CHILD version als z.b. bei mc coy tyner oder oscar peterson, die sich da vor allem an die skalen und harmonien halten.

wie blutleer ist ECM?

ist natürlich auch eine merkwürdige frage, auch wenn man (wie ich auch) weber, den großteil von metheney und garbarek schnarchig findet. ECM hat andererseits auch die dave holland bands publiziert, darunter einige der wichtigsten M-BASE-aufnahmen (EXTENSIONS, THE RAZOR’S EDGE, TRIPLICATE). und jack de johnette. und charles lloyd. ein besonderes klangideal hat(te) ja auch blue note. bei aller nähe zum kammermusikalischen, zur neuen musik und manchmal zur esoterik (ECM ist schließlich in den 70ern gegründet worden) würde ich dem label immer zugute halten, dass es mit einer wirklichen liebe zur musik geführt wird, mit einer fairness gegenüber den künstlern und z.t. ziemlich unbeeindruckt von den gesetzen des marktes…

das KÖLN CONCERT finde ich auch ganz furchtbar und ich bin heilfroh, dass das nicht meine erste jarrett-erfahrung war. andererseits weiß ich, dass unglaublich viele menschen diese platte heiß und innig lieben und das sicherlich aus gutem grund (der mir einfach verborgen bleibt).

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