Jazz: Fragen und Empfehlungen

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  • #8043289  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

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    icculus66Also wenn ich mir „Cherokee“ von der Village Vanguard Box anhöre,
    fliegt mir jedes mal neu das Blech weg. In solchen Momenten ist es
    mir ziemlich egal, welcher Konfession Wynton angehört.

    ja, wenn er einfach die Klappe gehalten und weitergetrötet hätte, wer weiß was dann wäre, dann würd man ihn vielleicht ähnlich milde sehen wie Geri Allen oder James Carter… die Chance ist aber vertan…

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    #8043291  | PERMALINK

    icculus66

    Registriert seit: 09.01.2007

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    redbeansandriceja, wenn er einfach die Klappe gehalten und weitergetrötet hätte, wer weiß was dann wäre, dann würd man ihn vielleicht ähnlich milde sehen wie Geri Allen oder James Carter… die Chance ist aber vertan…

    Die Frage ist immer, was man sich erlauben kann und was nicht.
    Und während die meisten Leute nicht mal halbwegs Ahnung haben,
    wogegen sie zu verstoßen gedenken, ist bei Wynton Marsalis ein
    solides Fundament vorhanden. Vollkommen unabhängig davon, ob
    man gleicher Meinung ist oder nicht.

    --

    Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)
    #8043293  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    redbeansandriceja, wenn er einfach die Klappe gehalten und weitergetrötet hätte, wer weiß was dann wäre, dann würd man ihn vielleicht ähnlich milde sehen wie Geri Allen oder James Carter… die Chance ist aber vertan…

    …und zwar nachhaltig.

    Ich kenne kaum was von Wynton Marsalis und hab auch wenig Lust, das zu ändern. Er gehört überdies auch zu den Leuten, die viel zu viele Alben auf den Markt werfen.

    Carter profitiert von seiner Zugehörigkeit zur Szene von Chicago, Allen hat schon einen bedeutend offeneren musikalischen Horizont, sie hat immerhin mit Charlie Haden, Paul Motian oder Ornette Coleman gespielt.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #8043295  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    mit „Cherokee aus der Vanguard Box“ ist übrigens für mich das hier gemeint:

    :-)

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    #8043297  | PERMALINK

    nail75

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    Beiträge: 45,045

    icculus66Also wenn ich mir „Cherokee“ von der Village Vanguard Box anhöre, fliegt mir jedes mal neu das Blech weg.

    Gerade die Box zeigt überdeutlich, weshalb Wynton nie zu den Großen des Jazz gehören wird. Es fehlt schlichtweg die Leidenschaft, mit der Betonung auf Leiden. Die Musik ist seelenlos, verkopft, durchkonstruiert und selbstreferentiell.

    redbeansandriceja, wenn er einfach die Klappe gehalten und weitergetrötet hätte, wer weiß was dann wäre, dann würd man ihn vielleicht ähnlich milde sehen wie Geri Allen oder James Carter… die Chance ist aber vertan…

    Richtig.

    icculus66 Und während die meisten Leute nicht mal halbwegs Ahnung haben, wogegen sie zu verstoßen gedenken, ist bei Wynton Marsalis ein solides Fundament vorhanden.

    Er wäre besser beraten gewesen, seine Fähigkeiten für etwas Positives einzusetzen. Es ist kein Verdienst, Hass auf Free Jazz in die Welt hinauszutragen und das auch noch für eine Tugend zu halten. Marsalis hat es verbockt.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #8043299  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    Ach, ich denke Marsalis hat schon seine Verdienste um den Jazz und seine Bekanntheit in den USA. Das dumme ist nur, dass er dabei mit so krassen Scheuklappen agiert und quasi die Diskussionshoheit innehat – es ist diese Kombination, über die ich mich so massiv aufregen kann… gäbe es ein paar andere Stimmen, die mit denen sich Wynton die Diskurshoheit (zumindest wie sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird) teilen müsste, dann wäre er eine quantité négligeable

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    #8043301  | PERMALINK

    icculus66

    Registriert seit: 09.01.2007

    Beiträge: 2,374

    nail75Gerade die Box zeigt überdeutlich, weshalb Wynton nie zu den Großen des Jazz gehören wird. …

    Nail, du solltest dich vielleicht mal untersuchen lassen.
    Du bist doch hier einer der wenigen Universalgelehrten.
    Ich verlange Auskunft.

    --

    Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)
    #8043303  | PERMALINK

    alexischicke

    Registriert seit: 09.06.2010

    Beiträge: 1,776

    Herbie Hancock äußert sich auch in einer Doko sehr negativ über Marsalis.Scheint bei vielen Musikern unbeliebt zu sein.Aber er stammt ja aus einer großen Famillie.Sein Vater Ellis Marsalis war gut mit Monk befreundet.

    Ja aus dem Lincoln Center gibt es viele Aufnahmen.

    Ich denke,dass sich der Jazz seit den 70ern immer zerspliterrt hat.Es gibt da wohl verschiedene Strömungen.In den letzten Jahren hat er sich mit Hip hop und Rap vermischt.Miles Davis leitete ja den Weg dafür ein mit seiner letzten Platte.So eindeutig und klar kann man den Jazz nicht mehr definieren.Aber darüber sollen sich Professoren den Kopf zerbrechen.

    Sehr intressant finde ich auch was Leute wie „Dave Douglas“ machen,sollten wir mal weiterverfolgen.

    Aber einen Hauptvertreter gibt es nicht.Wynton Marsalis ist sicherlich der Anführer der „Young Lions“,die ich aber alle schwach finde.Sie können vom Blatt jeden Fliegendreck spielen,nimmt ihnen das Blatt weg kommt meistens nix.Der zunehmende Fokos auf präzise Technik im Jazz, hat der Musik insgesamt geschadet.

    --

    #8043305  | PERMALINK

    icculus66

    Registriert seit: 09.01.2007

    Beiträge: 2,374

    Der Hellste scheinst du auch nicht zu sein. Wenn du DAS von Wynton Marsalis meinst.

    Sie können vom Blatt jeden Fliegendreck spielen,nimmt ihnen das Blatt weg kommt meistens nix.

    --

    Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)
    #8043307  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,931

    alexischickeHerbie Hancock äußert sich auch in einer Doko sehr negativ über Marsalis.Scheint bei vielen Musikern unbeliebt zu sein.Aber er stammt ja aus einer großen Famillie.Sein Vater Ellis Marsalis war gut mit Monk befreundet.

    Ja aus dem Lincoln Center gibt es viele Aufnahmen.

    Ich denke,dass sich der Jazz seit den 70ern immer zerspliterrt hat.Es gibt da wohl verschiedene Strömungen.In den letzten Jahren hat er sich mit Hip hop und Rap vermischt.Miles Davis leitete ja den Weg dafür ein mit seiner letzten Platte.So eindeutig und klar kann man den Jazz nicht mehr definieren.Aber darüber sollen sich Professoren den Kopf zerbrechen.

    Sehr intressant finde ich auch was Leute wie „Dave Douglas“ machen,sollten wir mal weiterverfolgen.

    Aber einen Hauptvertreter gibt es nicht.Wynton Marsalis ist sicherlich der Anführer der „Young Lions“,die ich aber alle schwach finde.Sie können vom Blatt jeden Fliegendreck spielen,nimmt ihnen das Blatt weg kommt meistens nix.Der zunehmende Fokos auf präzise Technik im Jazz, hat der Musik insgesamt geschadet.

    was immer du gelesen hast, um zu diesen Erkenntnissen zu kommen – willkommen zurück im Forumsmainstream; auch wenn der Text scheinbar eher den Stand ca 1998 wiedergibt – von der Vermischung mit Rap redet heute kein Mensch mehr, das gilt tendentiell als gescheitert… und bei aller Sympathie für Dave Douglas würde man wohl heute an dieser Stelle eher von „Rudresh Mahanthappa“ sprechen… (über Douglas haben wir hier auch schon gelegentlich diskutiert – ob das dein Ding ist, alex, naja, schwer zu sagen);

    was das abspielen nach Noten betrifft, so ist das natürlich oberflächlich betrachtet Blödsinn, die Young Lions improvisieren durchaus… was beklagt wird, ist mangelnde Originalität und Mangel an Visionen/Ehrgeiz etwas auf die Beine zu stellen, was es nicht schon lange gab… die Standardmethode, um „Jazz“ zu lernen, ist es, viele Soli auswendig zu lernen, sie genau zu studieren, und dann eigene Soli aus Versatzstücken dieser gelernten Soli neu aufzubauen… naja, und irgendwie ist es zu einfach, das Problem darauf zu reduzieren, denn in gewisser Weise haben die Musiker schon in dern 40er und 50er Jahren so gelernt… durch diese Schulen wie Berklee lernen die Leute vielleicht verstärkt die gleichen Sachen/Soli, durch die Akademisierung oder wie man es nennen mag, mögen sich die Musiker zu stark auf Sachen fokussieren, die technisch interessant sind, vielleicht hat Sound nicht mehr so sehr den Stellenwert, den er mal hatte (vs der Flug der Linien – aber das ist letztlich auch schon bei Charlie Parker so gewesen, harmonische und rhythmische Komplexität, …), find es nicht leicht den Finger in die Wunde zu legen… kurz: „zu sehr immer wieder die gleichen Schemen“ scheint mir ein legitimer Vorwurf, und das ist nicht das gleiche wie „sie können nur nach Noten spielen“ (was sicherlich nicht der Fall ist), aber so viel anders ist es dann auch nicht

    --

    .
    #8043309  | PERMALINK

    katharsis

    Registriert seit: 05.11.2005

    Beiträge: 1,737

    Vor Urzeiten hatte ich mal „Live at the House of Tribes“ von WM gehört, die mir seinerzeit sehr gut gefallen hat. Nachdem ich mich weiterentwickelt habe, müsste ich die Eindrücke mal wieder auffrischen.
    Ansonsten geht es mir so, dass ich WM nicht brauche, wenn ich Dorham, Burns, Fruscella, Hubbard, usw. hören kann.

    --

    "There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III
    #8043311  | PERMALINK

    alexischicke

    Registriert seit: 09.06.2010

    Beiträge: 1,776

    Sorry,hab nicht gemeint,dass Marsalis nur von Blatt abspielen kann.Ich wollte damit eigentilch nur sagen,dass die „Young lions“ für mich keine eigene indivduelle Stimme haben.Das war etwas blöd geschrieben.

    Keine Ahnung,welche Strömung wir aktuell im Jazz haben.Die Musik von Dave Douglas gefällt mir, hab mich mit ihm mal unterhalten.Ein sehr netter Kerl!

    --

    #8043313  | PERMALINK

    deleted_user

    Registriert seit: 20.06.2016

    Beiträge: 7,399

    Hallo zusammen, ich hätte gerne ein paar Empfehlungen von euch:-).
    Leider kenne ich mich im Jazz noch nicht so gut aus, meine Ausflüge in dieses Genre haben sich bisher immer nur auf den Gitarristen Grant Green beschränkt (man bleibt ja ganz gerne erst einmal bei dem, was einem sicher gefällt).
    Seine gefühlvolle, nicht aufdringliche aber sehr ausdrucksstarke Spielweise gefällt mir sehr gut. Ebenso seine oft ziemlich soulig angehauchten Interpretationen bzw. Kompositionen.
    Jetzt reizt es mich doch, etwas weiter ins Genre einzusteigen, wobei ich vor allem auf der Suche nach zumindest ansatzweise ähnlich entspannt klingenden Sachen bin, denn oft finde ich Jazz sehr anstrengend und entsprechend schwierig zu Hören.
    Das Lead-Instrument ist mir eigentlich egal (gerne mal etwas anderes als die Gitarre), aber durch bspw. eine sehr penetrante Trompete kann das Ganze schnell wieder zu anstrengend werden. Auch gegen ausgeprägtere Solos habe ich nichts (davon streute Mr. Green ja auch immer gerne welche ein), der interessante Aspekt an der Jazz-Musik soll auch bei mir nicht hinter der Entspanntheit zurückbleiben.

    Also, keine falsche Bescheidenheit, beeindruckt mich mit eurem Fachwissen und lasst mir Empfehlungen um die Ohren fliegen.:-)
    Vielen Dank im Voraus,
    der Villain.

    --

    #8043315  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,931

    magst du mal (nur um so ein Gefühl zu kriegen) sagen, welches deine liebsten/weniger liebsten Green Alben sind?

    ansonsten wär mein erster Vorschlag: Horace Silver – Song For My Father (stream)
    schon zu viel Trompete? dann Hank Mobley – Soul Station (stream), der Grant Green des Tenorsaxophons…

    --

    .
    #8043317  | PERMALINK

    deleted_user

    Registriert seit: 20.06.2016

    Beiträge: 7,399

    Mir gefallen sowohl die frühen Aufnahmen wie Grant’s First Stand oder Green Street (auch das etwas spätere Solid) sehr gut, als auch das ziemlich bluesige, 1970 entstandene Green Is Beautiful. In beide Richtungen bin ich also interessiert.
    Nicht so mein Ding ist The Latin Bit, wobei das ja ein Projekt ist, dass sich vieler Latin-Elemente bedient, der „normale“ Jazz gefällt mir dann doch besser.
    Weiterhin besitze ich noch Carryin‘ On, welches ich zwar nicht herausragend, aber durchaus gelungen finde.
    Übrigens finde ich die Gastmusiker bei Solid, vor allem Bob Cranshaw (Bass) und Elvin Jones (Drums) super. Auch Joe Henderson (ziemlich bekannt oder?) am Tenor-Saxophon gefällt mir sehr gut.

    Den Horace Silver Track finde ich ganz großartig (hier auch die Latin-Elemente), die Trompete ist sehr nach meinem Geschmack:-). Außerdem glaube ich, dass ich mit Pianisten generell viel anfangen kann, da ich auch selber Klavier spiele (leider nie Jazz, sondern fast nur Klassik/Romantik, muss ich mal ändern).
    Hank Mobley gefällt mir auch sehr gut, das Ganze klingt aber tatsächlich sehr nah an Green, weshalb ich mir vor allem erst einmal (um möglichst viel Neues kennenzulernen) den Namen Horace Silver merken werde und nach Alben von ihm Ausschau halten werde.
    Gibt es bestimmte, die du empfehlen kannst?

    --

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