Ich höre gerade … Jazz!

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  • #8488931  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgartendas war schon immer so. ich bin kein sonderlicher fan von seinen kompositionen – manchmal gehen mir diese einfachen, getricksten hooks auf die nerven (weil sie sich so festsetzen – „bemsha swing“ z.b.). oft mag ich auch das unkommunikative an seinem spiel nicht, deshalb funktioniert seine musik im trio für mich auch am besten. zuletzt finde ich den mythos manchmal übertrieben – die ganze schrägheit ist ja am ende doch wahnsinnig gut konsumierbar. aber dafür kann monk ja nichts.

    vielleicht hat es auch damit zu tun, dass er nie „in die fläche spielt“ – was clasjazz da über bley sagt, ist schon ganz richtig – jedenfalls liegt da ein großes potential des instruments.

    auf der anderen seite bin ich der letzte, der monks originalität schmälern wollte. es gibt einfach nicht so oft das bedürfnis bei mir, ihn zu hören.

    Danke für die Erklärung – wie „leicht“ Monk wann konsumiertbar war und ist, finde ich eine schwierige Frage. Ich brauchte ziemlich lange, bis ich de frühen Aufnahmen begriff, da brauchte es ein paar Jahre „Training“ mit Miles, Mingus, dem frühen und mittleren Coltrane und auch mit Riverside-Aufnahmen von Monk, der Session mit Miles und Milt Jackson, mit der Prestige Trio-Scheibe … und irgendwann gingen dann auch die frühen Aufnahmen, aber gewiss nicht auf Anhieb (ich war 14 oder 15, kann sein, dass das eine Rolle spielte, kann auch sein dass nicht).

    Aber dass Monks Kompositionen allesamt aus einfachen „hooks“ bestünden, wäre mir schon eine viel zu reduzierte Aussage (ich weiss, Du machst sie nicht, aber Du erwähnst die andere Seite halt auch nicht). Auch dass sie „begrenzt variabel“ sind möchte ich hinterfragen. Andersrum gedacht haben sie personality, einen starken, eigenen Charakter, man erahnt meist innert Sekunden, dass das Monk sein muss. Das hat wohl in der Vollständigkeit auch ein Andrew Hill nicht geschafft, vermutlich auch nicht Ellington, obwohl … Herbie Nichols vielleicht noch? Das ist jedenfalls im Jazz ziemlich einzigartig – wenn es um die Personalstile geht, wäre das anders, klar, aber rein in Bezug auf das Kompositorische. Es fehlt so gesehen so sehr an Vergleichsmöglichkeiten, dass ich es schwierig finde, ein so deutliches Urteil zu fällen.

    Aber klar, „Bemsha Swing“ wird immer mit den Red Hot Chili Peppers verbunden bleiben (… your little sister and your little brother / … your little puppy and your puppy dog :lol:) und gehört sicherlich zu den schwächsten von Monks Kompositionen. Andere, mich fasziniert andererseits aber gerade die Breite von Monks kompositorischem Schaffen: im einfachen „Blue Monk“ kommt seine personality ebenso rüber wie im gänzlich unkonventionellen und verdammt schwierigen „Criss Cross“. Und was soll man zu Balladen wie „Round Midnight“ oder „Reflections“ sagen? Schöneres hat im Jazz keiner geschrieben (gleich Schönes, ja). Oder „Crepuscule with Nellie“? Oder dann die Reduktion in verschiedenen Spielweisen: „Thelonious“ oder „Misterioso“, letzteres eine verdammte Idee, aber eine brillante – und eine, die mich auch nach all den Jahren immer wieder verblüfft.

    Was das Format betrifft, so glaube ich gerade, dass Monk auf gute Partner angewiesen war. Klar konnte er phantastische Solo-Aufnahmen machen (aber auch da: das erste Album aus Paris bleibt wohl das definitive, auch wenn „Thelonious Alone in San Francisco“ nicht weit dahinter steht, es ist noch etwas spröder und er spielt ein tolles Programm), klar war er anfangs auch im Trio gut (nicht erst bei Prestige sondern auch schon bei Blue Note … die Riverside-Trios finde ich dann wie gesagt etwas schwächer, bei Columbia gab es ja nur noch gelegentliche Trio-Stücke, zur Variation sicher eine gute Idee, aber das Format nochmal voll auskosten wollte er wie es scheint nicht). Die starken Partner waren Milt Jackson, Art Blakey, Oscar Pettiford, Sonny Rollins, John Coltrane … etwas weniger auch Johnny Griffin und später auch Charlie Rouse, irgendwie … und gute Rhythmiker waren auch sonst hilfreich, Shadow Wilson und Wilbur Ware besonders, aber auch die anschliessende Rhythmusgruppe mit Ahmed Abdul-Malik und Roy Haynes, und später nochmal Frankie Dunlop, und irgendwie ja auch Ben Riley (und Sam Jones und Billy Higgins waren auch mal dabei, von Art Taylor bin ich ja nicht der grösste Fan, der spielt für meine Ohren eher einfach mit bei Monk, wie auch anderswo, aber es gibt schon die eine oder andere Aufnahme, wo ich ihn stärker finde).

    Mit Mythos und Schrägsein hat das alles noch nichts zu tun (abgeseen von der innermusikalischen Schräge oder Schieflage, die doch immer reinspielt) – damit tue ich mich auch eher schwer.

    redbeansandriceich hab zuletzt immer mal wieder das (damals nicht erschienene) „Vorgängeralbum“ „Gulf Coast Jazz Vol 1″ gehört, das ist auch sehr gut, schöner Artikel dazu

    Danke, kenne ich natürlich nicht. Die andere kam auch erst gestern, seit Jahren auf der Liste gehabt … Black ist wirklich stark, kein Wunder, dass der – auch etwa in dieser Zeit – bei Lateef auch mal noch etwas exponierter war. Ansonsten ist Papa Marsalis okay, aber mehr auch nicht, es ist Perillat, der das meiste stemmt, und er macht das ziemlich gut, manchmal etwas gar nah an Coltrane (ein Solo klingt quasi wie die verdichtete Quintessenz von „Giant Steps“, der späte Coltrane ist noch nicht wirklich da, aber dass Coltrane wie ein übermächtiger Schatten über ihm lauert, scheint mir ziemlich klar). Aber insgesamt ein wirklich schönes Album – die Band ist wohl besser als die Summe ihrer Einzelteile!

    Und hi Gesch, kenne Dich zwar noch nicht, aber herzlich willkommen!

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #8488933  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    GeschHallo Jürgen, ein wunderbares Statment – könnte auch von mir sein… (die Beschreibung vom Steve-Coleman-Album auch:lol:)

    Danke, man tut was man kann. ;-)

    Monk war vor vielen Jahren einer meiner Zugänge zu Jazz und ich habe lange Zeit viel von ihm gehört und über ihn gelesen. Ein großer Teil seines Wikipedia-Artikels habe ich an langen Winterabende geschrieben. Irgendwann bin ich dann aber an den Punkt gekommen, wo ich das Gefühl hatte, diese Weide ist abgegrast und jede weitere Monk-Aufnahme wirkte fade auf mich, weil so oder so ähnlich schon x-mal gespielt und gehört. Dann habe ich lange Zeit kaum noch Monk gehört, er war aber sozusagen auf der Festplatte meines geistigen Ohres gespeichert und Teil meiner musikalischen Sozialisation geworden.

    Anlässlich dieser Diskussion habe ich ihn jetzt aber mal wieder rausgeholt und höre gerade dies hier:

    Thelonious Monk – 85th Birthday Celebration

    Eine grafisch katastrophal, aber von der Zusammenstellung und vom Klang hervorragend gemachte und von Markus A. Woelfle kundig kommentierte 3-CD-Compilation. Aufnahmen von 1941-1961, darunter ein field recording aus Minton’s Playhouse, eine Aufnahme von Monk als sideman von Coleman Hawkins von 1944 und auch vier Aufnahmen von der Trio Platte, die vorgarten erwähnte. Ja, was Monk da auf dem verstimmten Klavier anstellt, ist wirklich halsbrecherisch. Ich frage mich bloß, wozu er dabei seine sidemen überhaupt braucht?

    GeschGrüße an die Mitstreiter hier in diesem Thread.
    Gesch (anderswo auch BlueMonk)

    Welcome! Kennen wir uns vielleicht auch aus einem anderen Jazz-Forum?

    --

    “There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)
    #8488935  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    ich kann das alles, was ihr über eure beziehung zu monk sagt, gut nachvollziehen und finde es auch sehr interessant. mit „hassliebe“ ist eben ein sehr ambivalenter bezug gemeint, da komme ich auch nicht weiter, wenn man mir sagt: es gibt da ja nicht nur das, was dich nervt. es gibt eben trotzdem auch das, was mich nervt. natürlich ist „round midnight“ fantastisch, aber „blue monk“ z.b. fand ich immer schlimm, selbst, wenn abbey lincoln das singt (sorry, gesch…) – und „straight, no chaser“ ist eben auch so ein simpler hook und davon gibt es viele…
    aber interessant, dass wir jetzt wissen, wer den deutschen wikipedia-artikel zu monk geschrieben hat. ;-)

    --

    #8488937  | PERMALINK

    gesch

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    Beiträge: 36

    Friedrich …Kennen wir uns vielleicht auch aus einem anderen Jazz-Forum?…

    Tun wir !
    Ich bin derjenige, der auch deutsche Musiker kennt und schätzt…

    …und der völlig entnervt über Nacht verschwunden ist, weil ich die Keiferei nicht weiter ertragen wollte.

    --

    wie Kaiser Barbarossa letzt sagte: Die meisten Zitate im Internet sind frei erfunden
    #8488939  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    Gesch
    …und der völlig entnervt über Nacht verschwunden ist, weil ich die Keiferei nicht weiter ertragen wollte.

    hatte das nicht mit einem anderen wikipedia-autoren zu tun? ;-)

    --

    #8488941  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgartenich kann das alles, was ihr über eure beziehung zu monk sagt, gut nachvollziehen und finde es auch sehr interessant. mit „hassliebe“ ist eben ein sehr ambivalenter bezug gemeint, da komme ich auch nicht weiter, wenn man mir sagt: es gibt da ja nicht nur das, was dich nervt. es gibt eben trotzdem auch das, was mich nervt. natürlich ist „round midnight“ fantastisch, aber „blue monk“ z.b. fand ich immer schlimm, selbst, wenn abbey lincoln das singt (sorry, gesch…) – und „straight, no chaser“ ist eben auch so ein simpler hook und davon gibt es viele…

    Klar, es gibt einige davon und ich kann bei Deinen Gefühlen natürlich auch nicht dreinreden. Meine Faszination für Monk hat sich jedenfalls in bald 20 Jahren noch nicht abgenutzt, aber ich höre oft in Schüben. Am häufigsten liefen bisher insgesamt wohl „Brilliant Corners“ und die Live-Aufnahmen mit Griffin von 1958 – aber das Carnegie Hall-Konzert mit Coltrane wird mit der Zeit aufholen, es war ja verspätet am Start.

    --

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    #8488943  | PERMALINK

    gesch

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    Beiträge: 36

    Kein Problem Jan, Deine Sichtweise ist sehr weit verbreitet und doch völlig ok.

    Speziell Blue Monk ist in seiner brutalen Einfachheit einfach genial…:-)

    --

    wie Kaiser Barbarossa letzt sagte: Die meisten Zitate im Internet sind frei erfunden
    #8488947  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy tail windKlar, es gibt einige davon und ich kann bei Deinen Gefühlen natürlich auch nicht dreinreden. Meine Faszination für Monk hat sich jedenfalls in bald 20 Jahren noch nicht abgenutzt, aber ich höre oft in Schüben. Am häufigsten liefen bisher insgesamt wohl „Brilliant Corners“ und die Live-Aufnahmen mit Griffin von 1958 – aber das Carnegie Hall-Konzert mit Coltrane wird mit der Zeit aufholen, es war ja verspätet am Start.

    ich verstehe es ja selbst nicht. die sachen mit griffin & coltrane finde ich auch toll, BRILLIANT CORNERS gehört bei mir dagegen (wie auch OUT TO LUNCH, SKETCHES OF SPAIN oder BLACK SAINT AND SINNER LADY) zu den quasi unhörbaren alben eigentlich sehr bewunderter musiker…

    ich fänd ja mal einen thread toll über so rätselhafte blinde flecken oder allergien im jazzkanon – dass soulpope ron carter nicht mag, ich keine einzige aufnahme von charlie parker habe usw.

    --

    #8488949  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    gypsy tail wind
    (…) im einfachen „Blue Monk“ kommt seine personality ebenso rüber wie im gänzlich unkonventionellen und verdammt schwierigen „Criss Cross“. Und was soll man zu Balladen wie „Round Midnight“ oder „Reflections“ sagen? Schöneres hat im Jazz keiner geschrieben (gleich Schönes, ja). Oder „Crepuscule with Nellie“? Oder dann die Reduktion in verschiedenen Spielweisen: „Thelonious“ oder „Misterioso“, letzteres eine verdammte Idee, aber eine brillante – und eine, die mich auch nach all den Jahren immer wieder verblüfft.

    Genau!

    vorgartenaber interessant, dass wir jetzt wissen, wer den deutschen wikipedia-artikel zu monk geschrieben hat. ;-)

    Siehste mal! ;-) Bring mich aber bitte nicht mit dem gewissen anderem Autoren in Verbindung!

    --

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    #8488951  | PERMALINK

    john-the-relevator

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    Music is like a river, It's supposed to flow and wash away the dust of everyday life. - Art Blakey
    #8488953  | PERMALINK

    john-the-relevator

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    Freddie Hubbard zum Daniederknien!!! :sonne:

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    #8488955  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    John The Relevator

    Auch interessant.

    Eine der vielen und oft sehr guten Platten aus der inoffiziellen Serie Mulligan Meets … Da gibt es ja ganz großartige Sachen mit Johnny Hodges, mit Ben Webster, mit Paul Desmond und und und. Mulligans Art der Heldenverehrung.

    In meinen Ohren läuft Mulligan Meets Monk leider nicht so ganz rund. Monk ist Monk und Mulligan muss begleiten, hätte ich fast gesagt. Da spürt man ein bisschen Monks Inflexibilität, auf andere Musiker eingehen zu können. Ich höre gerade I Mean You von diesem Album (auf der 85h Birthday Celebration). Das ist schön, keine Frage, aber es ist schon bezeichnend, dass Mulligan während Monks Solo vergeblich einen Einstieg sucht, während umgekehrt Monk bei Mulligans Solo gar nicht erst versucht mitzuspielen, sondern einfach wartet, bis Mulligan fertig ist. Außerdem scheint man vergessen zu haben, dem Bassisten ein Mikrofon hinzustellen. Sicher keine schlechte Platte, aber eigentlich hätte ich mir von diesen beiden Giganten etwas mehr gewünscht – insbesondere, da ich andere Platten à la Mulligan Meets … kenne.

    --

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    #8488957  | PERMALINK

    sparch
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    gypsy-tail-wind
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    FriedrichIn meinen Ohren läuft Mulligan Meets Monk leider nicht so ganz rund. Monk ist Monk und Mulligan muss begleiten, hätte ich fast gesagt. Da spürt man ein bisschen Monks Inflexibilität, auf andere Musiker eingehen zu können. Ich höre gerade I Mean You von diesem Album (auf der 85h Birthday Celebration). Das ist schön, keine Frage, aber es ist schon bezeichnend, dass Mulligan während Monks Solo vergeblich einen Einstieg sucht, während umgekehrt Monk bei Mulligans Solo gar nicht erst versucht mitzuspielen, sondern einfach wartet, bis Mulligan fertig ist. Außerdem scheint man vergessen zu haben, dem Bassisten ein Mikrofon hinzustellen. Sicher keine schlechte Platte, aber eigentlich hätte ich mir von diesen beiden Giganten etwas mehr gewünscht – insbesondere, da ich andere Platten à la Mulligan Meets … kenne.

    Ich finde die Scheibe auch nicht vollumfänglich gelungen, eins der schwächeren Riverside-Alben Monks jedenfalls (wirklich schwache gibt es für mein Empfinden nicht, zu den schwächeren reihe ich fürderhin die beiden ersten und beiden letzten sowie die Aufnahmen aus San Francisco mit Gordon/Land ein, aber letztere kenne ich zugegeben noch nicht gut).

    Aber ob es nur an Monk lag, schwer zu sagen … Monk ist gewiss keiner, mit dem man einfach mal ne Jam Session abhält (das merkte Miles ja schon ein paar Jahre früher) – auch Blakeys lockere Truppe gewinnt auf dem Album mit Monk sofort an Konturen und an einer gewissen Schärfe, die sie sich sonst nur ab und zu überziehen mochte (wenigstens in der Phase, später mit Morgan/Shorter und Hubbard/Fuller/Shorter liefen ja wieder andere Dinge). Aber Mulligan selbst ist auch nicht der grösste Kommunikator, oder? Zwei machen ihr Ding, und was mit Hodges und Webster erstaunlich gut funktionierte (mit Desmond wäre alles andere eine Überraschung gewesen, mit Getz funktioniert es für meine Ohren auch wieder nicht ganz so rund), das will mit Monk halt nicht so recht klappen. Wenn es einen schuldigen geben muss, würde ich mal am ehesten auf denjenigen zeigen, der die Idee hatte oder sie nicht stoppte (wobei sooo schlecht ist das Ergebnis ja dann auch wieder nicht).

    --

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