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AutorBeiträge
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DAVE HOLLAND QUARTET – Extensions (ECM, 1990)
Ein Album, das ich erst mit einiger Verspätung kennengelernt habe und erst deutlich bewuster höre, seitdem sie vor 5 Jahren in der Top 100 von @vorgarten auftauchte und er immer wieder dafür geschwärmt hat. Ich habe zwar Anfangs die Faszination für dieses Album nachvollziehen können, zu einem Aha-Erlebnis kam es bei mir aber erst an einem späten Abend, als sich das extrem vielschichtige und faszinierende Kernstück The Oracle voll entfaltet hat. Seitdem gehört das Album jedenfalls zu meinen Favoriten von Dave Holland und Kevin Eubanks war eine zusätzliche Entdeckung.--
Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Highlights von Rolling-Stone.deNeu auf Disney+: Die Film- und Serien-Highlights im August
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WerbungGianluigi Trovesi Ottetto – Fugace | Die Band habe ich leider damals live nie gehört, aber sie war hie und da im Radio und ich mochte sie sehr. Heute ist da etwas Distanz dazugekommen (die Trovesi-Scheibe, die ich wohl weiter am liebsten mag, dürfte die Midsummernight’s Dream-Adapation auf Enja sein), aber nach den schweren nordischen Tönen der Seim-Scheibe (die sehr schön ist auf ihre Art, aber halt weniger – oder nur selten – meins) tut der südländische Spielwitz von Trovesi gerade richgit gut. Neben dem Leader an Altsax sowie Piccolo- und Altklarinette sind Massimo Greco (t/elec), Bebbe Caruso (tb), Marco Remondini (vc/elec), Roberto Bonati (b), Marco Micheli (b/elb), Fulvio Maras (perc/elec) und Vittorio Marinoni (d) dabei. Lothar Müller schreibt in den Liner Notes, wie – noch in den letzten Zügen des Faschismus – durch Cesare Pavese (er übersetzte Melville und schuf im heimischen Piemont eine Art lokalen Ableger oder ein Gegenstück zum mittleren Westen) oder Lucchino Visconti („Ossessione“, 1943) – die USA nach Italien geholt wurden. Gleichzeitig wie Italien – „Riso amaro“ kam 1944 in die Kinos: „Mamma mia dammi cento lire che in America voglio andar“. Dort gab es Musik von Armando Trovajoli und Goffredo Petrassi, in Trovesis Umfeld in Bergamo gab es die traditionellen (Arbeiter*innen-)Lieder, die moderne Musik und den Jazz im Radio, aber auch die Blechbands, die bei Umzügen und Feierlichkeiten aufspielten. „Fugace“ ist Trovesis eigener „melting pot“, in dem das alles zusammenkommt: Orpheus trifft auf Louis Armstrong und W. C. Handy, auf King Oliver und Clarence Williams („Ramble“ spielt auf „Oh, Didn’t He Ramble“ an, „Blues and West“ auf den „Westend Blues“, „Senza Tigre“ auf den „Tiger Rag“). Trovesis Klarinette spricht die Bergamasca, aber ebenso den Swing von Benny Goodman oder Edmond Halls Klarinette, die Louis Armstongs Linie umrankt und ausschmückt. Der klassisch ausgebildete Virtuose bezieht sich auf Shakespeare, Monteverdi und das 18. Jahrhundert, neapolitanische Weisen gleichermassen wie auf den Jazz – doch seine Musik füllt kein Museum sondern öffnet Bühnen, auf denen es sehr bunt zu und her geht. „Siparietto“ heissen vier Zwischensegmente hier: der Vorhang wird aufgezogen, es folgt die nächste Attraktion. Die Komik ist immer dabei, auch wenn der tief in Gedanken versunkene Orpheus auftritt – bei Trovesi findet das alles zu einem lebendigen Ganzen zusammen. Und das funktioniert, finde ich, wirklich trefflich, auch wenn es oft mehr Medley als Suite bildet. Es entsteht dennoch ein Ganzes, das seinesgleichen nicht kennt und mich immer wieder packt. Das letzte Wort hat übrigens der grosse süditalienische Komiker Totò: da wird ein neapolitanische Melodie, die zugleich marcia funebre ist, zu einem Kalypso: „Totolyspo“, oder „Totò nei Caraibi“.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba@atom – steter tropfen
keith jarrett trio, somewhere
das trio 7 jahre später, weiter 4 jahre braucht’s zur veröffentlichung, ein jahr danach war schluss. der sound im kkl von jean nouvel ist vor ort wahrscheinlich super, die aufnahme hier mag ich überhaupt nicht. fett, majestätisch, dröhnend, ein klaviertrio wie ein donnerhall, ich musste gerade mehrfach leiser drehen. das konzert ist geheimnisvoll, das ist eigentlich schon jarretts setzung im intro zu „solar“, das einen eigenen titel bekommt, „deep space“ – weltraumforschung am vierwaldstättersee. das trio wärmt alte geheimformeln auf, die stotterpassagen in „solar“, die in einen swing übergehen, das aus „somewhere“ entwickelte donnerschmelz-ostinato, als wären es wieder die 80er. vielleicht ist es wirklich der raum: wie sich der klang da ausbreitet, das schreit nach großer geste. und die großen gesten des trios kommen zuverlässig, aber darunter werden alle feinheiten sichtbar. bernstein ist eine ganz tolle wahl, da öffnet sich nochmal was, und jarrett stöhnt und ächzt und juchzt wie schon lange nicht mehr. ein höhepunkt, finde ich, aber danach möchte ich an die frische luft.
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Der Klang im KKL ist für Jazz gar nicht toll – kann sein, dass die da noch ein wenig verstärken, wie das in modernen Sälen anscheinend gemacht wird? Ich mag den Saal, aber ein Drum-Set klingt dort nie gut (hab 2001 oder 2002 dort das Brad Mehldau Trio gehört, erste Hälfte war solo und unproblematisch) und für manches (akustischen Jazz, Barockmusik auf alten Instrumenten) ist er auch schlicht zu gross … Sonny Rollins hörte ich auch mal dort (das einzige Mal) und dort hatten sie den Klang dann immerhin im Griff.
Aber ja, den Bernstein-Teil der CD finde ich auch ein Highlight, und mag die ganze Aufnahmen wohl eine Spur lieber als Du. Mal schauen, wie es beim Wiederhören ergeht. „The Out-of-Towners“ fand ich vorhin recht enttäuschend, gemessen am Dokument aus Montreux … aber die zweite Hälfte ist schon ziemlich gut. Komme wohl die nächsten Tage zu „Up for It“, mit „Somewhere“ dauert’s noch ein wenig länger, aber vielleicht ziehe ich das dann mal vor. Ist jedenfalls von den beiden verbleibenden das, das mir bisher deutlich lieber ist (und ich würd’s wohl auch vor „The Out-of-Towners“ einreihen). „Always Let Me Go“ muss ich aber definitiv noch ein paar Mal anhören, das hat sich mir glaub ich bisher erst teilweise erschlossen.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbavorgarten@atom – steter tropfen
Ja, manchmal gibt es Alben, die mich vom ersten Augenblick des Kennenlernens begeistern, andere brauchen dann diesen einen speziellen Moment, der einem die Augen öffnet.
RALPH TOWNER – Solstice (ECM, 1975)
Ein Beweis dafür, dass man selbst bei langjährigen Favoriten immer wieder neue Momente entdeckt, vor allem, wenn man mit Kopfhörern hört. Wo es sonst immer Towner oder Weber sind, ist es heute Jon Christensen, der mich unglaublich fasziniert.--
Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...gypsy-tail-windDer Klang im KKL ist für Jazz gar nicht toll – kann sein, dass die da noch ein wenig verstärken, wie das in modernen Sälen anscheinend gemacht wird? Ich mag den Saal, aber ein Drum-Set klingt dort nie gut (hab 2001 oder 2002 dort das Brad Mehldau Trio gehört, erste Hälfte war solo und unproblematisch) und für manches (akustischen Jazz, Barockmusik auf alten Instrumenten) ist er auch schlicht zu gross … Sonny Rollins hörte ich auch mal dort (das einzige Mal) und dort hatten sie den Klang dann immerhin im Griff.
ah, danke, gut zu wissen, ich hatte das irgendwie vermutet, dass der raum selbst das problem ist. aber bewunderswert, wie sie damit umgehen, dass sie die tiefe des raums anspielen, wer weiß, vielleicht hätte es sonst ein fats-waller-programm gegeben… (also, jack, gary, ich glaube in diesen modernen räumen können wir nur bernstein spielen…)
das ist ein ganz besonderes konzert, sie spielen auch alle anders als sonst. wahrscheinlich nur, um sich nicht zu langweilen, aber es ist total faszinierend, das zu verfolgen.
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sidsel endresen, so i write
das wächst bei mir seit langer zeit, irgendwann steht so ein album dann auf der 1, würde mich jedenfalls nicht wundern. da das hier bisher nirgends auftauchte, nenn ich es mal geheimtipp, @atom, @gypsy-tail-wind, wer auch immer die sammelt.
das scheint mir auf jeden fall was, was nur eicher hinkriegt. eine nicht mehr allzu frische (oder netter: gestandene) sängerin aus norwegen, die wirklich tolle, reduzierte, englische texte schreibt, in so ein frei assoziierendes ecm-umfeld zu setzen, christensens geschrappel, wunderbar offene akkorde von django bates und einen damals noch nicht so bekannten trompeter, der ein paar elegische linien seufzt. das funktioniert erstaunlich – endresen ist eine sängerin, die wirklich einen sound hat (etwas kratzige seide), die aber eigentlich nur text singt und sich dann zurückzieht, den raum öffnet für wasauchimmer, und dann kommt so ein django bates, der für jede silbe einen akkord erfindet, dann aber die große lücke nutzt, und die sonne geht auf. das ist ornamental und reduziert gleichermaßig, cool und gefühlig. „spring“ musste ich heute dreimal hintereinander hören, das war mir vorher gar nicht aufgefallen.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,509
vorgarten
sidsel endresen, so i write das wächst bei mir seit langer zeit, irgendwann steht so ein album dann auf der 1, würde mich jedenfalls nicht wundern. da das hier bisher nirgends auftauchte, nenn ich es mal geheimtipp, @atom, @gypsy-tail-wind, wer auch immer die sammelt. das scheint mir auf jeden fall was, was nur eicher hinkriegt. eine nicht mehr allzu frische (oder netter: gestandene) sängerin aus norwegen, die wirklich tolle, reduzierte, englische texte schreibt, in so ein frei assoziierendes ecm-umfeld zu setzen, christensens geschrappel, wunderbar offene akkorde von django bates und einen damals noch nicht so bekannten trompeter, der ein paar elegische linien seufzt. das funktioniert erstaunlich – endresen ist eine sängerin, die wirklich einen sound hat (etwas kratzige seide), die aber eigentlich nur text singt und sich dann zurückzieht, den raum öffnet für wasauchimmer, und dann kommt so ein django bates, der für jede silbe einen akkord erfindet, dann aber die große lücke nutzt, und die sonne geht auf. das ist ornamental und reduziert gleichermaßig, cool und gefühlig. „spring“ musste ich heute dreimal hintereinander hören, das war mir vorher gar nicht aufgefallen.
Erstaunlicherweise kann ich hiezu beitragen
…. es gibt eine sehr scheene Interpretation von Paul Simon`s „50 Ways To Leave A Lover“ im Duo von Sidsel Endresen + Bugge Wesseltofft …. erschienen ist dies auf ACT (hmmmh) und ist einer von zwei Tracks auf dem Album welche von Jan Erik Kongshaug aufgenommen wurden …. ja die scheinbar losen Fäden ….
Edit : ich sollte wohl das ECM Album hören wollen ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)ja, die act- und jazzland-alben der beiden sind sehr schön, die kannte ich auch früher als das ecm-debüt, das aber in seiner offenheit und atmosphäre noch mal ganz anders aufgeht.
jetzt das zweite ecm-album:
das höre ich gerade überhaupt zum ersten mal. 4 jahre später aufgenommen, gleiche mannschaft plus david darling und ein paar erste protestantische keyboard-einsätze von wesseltoft, was das klangbild insgesamt voller und die musik eklektischer macht. ein bisschen zum nachteil, aber zwischendurch ist es immer wieder ganz toll. wie django bates es durch ein paar bluesfarben immer wieder schafft, die etherische anlage sanft zu erden, z.b.
am cover mag ich ja sehr, wie wojirsch hier in so ein mittelprächtiges stell-dich-mal-dahin-und denk-an-was-ernstes-foto einfach so reinkritzelt. ein bisschen schade, dass endresen auf ecm nicht weitergemacht hat, aber für ein meisterwerk reichte es ja.
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Orchestre National de Jazz / Paolo Damiani, w/Anouar Brahem and Gianluigi Trovsei – Charmediterranéen | Das französische ONJ lud 2001 Trovesi und Brahem ein, und das passt nach „Fugace“ wirklich ganz gut. Von Trovesi stammt die erste Suite, „Sequenze orfiche“, als Prolog dient mal wieder Monteverdis „L’Orfeo“. Dann folgt „Sestramadure“ von François Jeanneau cem Co-Leider, zumindest gemäss dem Line-Up, aber nicht auf dem Frontcover vermerkt), ein kurzes Trio von Damiani mit den beiden Gästen, dann Brahmes zweiteiliges „Artefact“, und zum Ausklang drei Stücke von Damiani. Das ist sehr vielseitige, warme Musik, nicht so still und frickelig wie ähnlich grosse französische Projekte – aber das hier ist wohl auch weniger der Avantgarde zugeneigt. Nebst den schon genannten, die alle auch solistisch zu hören sind, sind auch Thomas de Pourquery und Jean-Marc Larché (reeds), Médéric Collignon und Alain Vankenhove (t/flh), Gianluca Petrella (tb), Didier Havet (sousaphone), Régis Huby (v), Olivier Benoit (g), Paul Rogers (b) und Christophe Marguet (d) dabei. Hatte ich im Gedächtnis bei schmalen drei Sternen vermerkt, aber da liegt definitiv mehr drin!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaich habe irgendwo gelesen, dass alessi & weber im sommer wieder für ecm aufgenommen haben, deshalb dachte ich, ich teste das hier mal an. aber wenn man einmal jemanden gefressen hat wie ich herrn weber, wird das einfach nichts mehr. hilft auch nicht, dass er sich einen blurb von lee konitz ins booklet schreiben lässt, „this music is divine to me“, uff. aber: linda may han oh ist hier sehr toll, im iyer trio habe ich ja ein bisschen probleme mit ihr.
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gypsy-tail-wind
Orchestre National de Jazz / Paolo Damiani, w/Anouar Brahem and Gianluigi Trovsei – Charmediterranéen…. Hatte ich im Gedächtnis bei schmalen drei Sternen vermerkt, aber da liegt definitiv mehr drin!
Allerdings!
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Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!….auch wenn jazz darauf steht, passt es nicht so ganz hier her und ist von den jazz pa….VÖ mit Johansson das am wenigsten beeindruckendste, trotzdem gut…
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Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!….die nun hinterher, auch wenn andere die på svenska als stärker erachten, hier bin ich spätestens im zweiten Stück hin und weg und im dritten nicht mehr auf der Erde, wie Johansson hier mit Riedel am Bass und Egil Johanson am Schlagzeug mit freundlicher Unterstützung von Arne Domnérus(cl), Bosse Broberg(tr) und Lennart Åberg(ts) diese russischen Volkslieder umsetzt, ohne dass dies Ganze kitschig wird, ist einfach nur grandios….eine meiner allerliebsten Platten überhaupt
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Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,509
lotterlotta
….die nun hinterher, auch wenn andere die på svenska als stärker erachten, hier bin ich spätestens im zweiten Stück hin und weg und im dritten nicht mehr auf der Erde, wie Johansson hier mit Riedel am Bass und Egil Johanson am Schlagzeug mit freundlicher Unterstützung von Arne Domnérus(cl), Bosse Broberg(tr) und Lennart Åberg(ts) diese russischen Volkslieder umsetzt, ohne dass dies Ganze kitschig wird, ist einfach nur grandios….eine meiner allerliebsten Platten überhaupt
Der „andere“ sieht es trotzdem so
….aber Johansson definitiv untersch#tzt ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin) -
Schlagwörter: Ich höre gerade... Jazz
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