Ich höre gerade … Jazz!

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  • #8470045  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Die ist wirklich gut, ja! Man kann sich da auch ungefähr denken, warum Coltrane Steve Kuhn in seiner Band haben wollte, nicht?

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #8470047  | PERMALINK

    vorgarten

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    redbeansandricezurück aus den Ferien, dabei hatte ich vor allem Basra von Pete LaRoca und wenig mehr, dankbar dafür, mindestens ****1/2 und vorher nie richtig gehört gehabt…

    ist auch eine meiner allerliebsten alben überhaupt. henderson & kuhn funktionieren fantastisch zusammen, laroca ist sowieso immer gut – aber irgendwie passiert hier noch was besonderes, was – glaube ich – nur in diesen komischen mitte-60ern ging, wo das modale zeug wirklich aufgesogen war und in der luft lag, dass jetzt was ganz neues kommen könnte.

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    #8470049  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    gypsy tail wind

    Vorhin lief Vol. 15, Ella mit Petersons Trio (das bestand 1953 aus Barney Kessel und Ray Brown), dem Drummer J.C. Heard sowie auf einem Stück Charlie Shavers und Lester Young (letzterer mit einem tollen Solo). Auf Vol. 16 sind dann die JATP All Stars zu hören: Shavers, Willie Smith, Pres, das OP Trio, Gene Krupa und Heard.

    Sehr feine Sache!

    Die JATP-CD oben läuft nochmal … übrigens spielt auch Flip Phillips mit, der auf dem Cover verschwiegen wird. Ich hatte mich vorhin gewundert, wer denn der muskulöse Webster-ähnliche Tenor ist – Granz kündet ihn an. Mal drauf achten, ob auch klar wird, wo Gene Krupa spielt – müsste man ja eigentlich problemlos heraushören können.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #8470051  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    gypsy tail wind

    CD 1

    Heute richtig, von vorn bis hinten … Peterson wird meist von Ray Brown begleitet, manchmal von Major Holley.

    Auf CD 1 findet sich etwas mehr als eine halbe Stunde aus der Carnegie Hall, zwei kurze, je drei Stücke umfassende Sets mit Brown von 1949 bzw. 1950, das erste erschien auf der Mercury-10″ „Oscar Peterson at Carnegie Hall“ (als einzige single-artist Veröffentlichung in Norman Granz‘ JATP-Serie), zwei Stücke der zweiten Session erschienen auf einer LP mit Aufnahmen anderer JATP-Musiker, das dritte, „Tea for Two“, war bis zum Erscheinen dieses Sets unveröffentlicht.

    Auf CD 2 finden sich dann die LPs „Tenderly“ und „Keyboard“ (beide Clef), das erste v.a. mit Brown und ein paar Stücke mit Holley, das zweite umgekehrt, aufgenommen im März, Mai (Holley) und August 1950.

    CD 3 schliesslich öffnet mit der letzten Duo-LP jener Jahre, „An Evening with Oscar Peterson“ (Clef), wieder komplett mit Ray Brown und im August 1950 sowie Januar 1951 aufgenommen, ein Stück stammt von 1952 mit Barney Kessel und Ray Brown (dem ersten Peterson Trio, das extensiv für Granz aufnahm) sowie Drummer Alvin Stoller.

    Die LP-Konfigurationen der Studio-Sessions erschienen alle 1956 (und 1957 bereits wieder auf Granz‘ neuem Verve-Label), manche Stücke waren zuvor auf Singles, EPs und 10″-LPs greifbar, aber viele erschienen auf den LPs zum ersten Mal.

    Am Ende der dritten CD gibt es dann noch sieben „Bonustracks“, die nicht auf die erwähnten LPs fanden. Zwei weitere mit Holley von der Session im Mai 1950 (darunter ein bisher unveröffentlichtes) und fünf mit Brown vom Januar 1951, vier von ihnen erschienen auf der ersten Seite der LP „Nostalgic Memories“ (Clef, auch 1956 und dann Verve, 1957), deren andere Seite aus Trio-Stücken von 1951-54 mit Barney Kessel, Irving Ashby oder Herb Ellis sowie Ray Brown bestand. Das fünfte Stück erschien auf einer 10″ von Peterson.

    Wenn ich mir das alles genauer anschaue, ist die Einteilung der Stücke nach LPs etwas eigenartig … klar, man kriegt auch die Cover mitgeliefert, was sich im üblichen 7″-Format dieser Hip-O-Select oder Verve-Select Sets sehr hübsch macht, auch ein paar der EPs und 10″-LPs sind im Booklet (klein) abgebildet, eine vollständige Sessionographie gibt es auch, die erlauben würde, die Musik in der Reihenfolge ihrer Aufnahme einzusortieren.

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    #8470053  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    CDs 1 & 2

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    #8470055  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    CD 3 der Peterson-Box

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    #8470057  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Inzwischen bin ich am Ende von CD 5 und höre mir das Set gleich komplett an. Danach geht es weiter mit den vier Herb Ellis-Tracks der Kern, Rodgers und Youmans Songbooks und schliesslich den gänzlich mit Ellis eingespielten Harry Warren, Harold Arlen und Jimmy McHugh gewidmeten Songbooks, sowie „Oscar Peterson Plays Count Basie“ (auf dem Buddy RIch zum Trio stösst):

    Next up dann der Mitschnitt aus dem Zardi’s in Hollywood, den Norman Granz viel später auf Pablo veröffentlichte:

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    #8470059  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ein Album, das ich lange nicht begriff, das mir aber inzwischen sehr gut gefällt. DeFranco mochte ich immer schon, aber die Arrangements, die „Moods“ hier überzeugten mich lange nicht. Russ Garcia hat zehn Gershwin-Stücke arrangiert, darunter allseits bekannte wie „Strike Up the Band“, „The Man I Love“ oder „I Got Rhythm“, aber auch seltener gehörte wie die beiden ersten, „I Wants to Stay Here“ und das besonders schöne „I Was Doing All Right“. Die Band besteht aus dem Peterson Trio (Herb Ellis und Ray Brown), vollen Posaunen- und Holzbläser-Sections, einem Horn und einigen Streichern sowie dem Drummer Bobby White. Das hat alles einen deutlichen Studio-Anspruch, jazzig sind die Arrangements meist gar nicht, das Album nimmt eher schon die Songbooks von Ella Fitzgerald vorweg. Peterson war da ja mit seinen zehn Songbooks gewissermassen der Wegbereiter, mit dem Granz das Konzept ein erstes Mal ausprobierte – damals eine unerhörte Sache, auf die Komponisten achtete man in Jazzkreisen kaum und solche Songbooks waren höchstens als Vermarktungs-Gimmick zusammengestellt worden. Dass man mit ihnen ein ernsthaftes musikalisches Statement abgeben könnte, darauf kam erst Norman Granz. Mit DeFrancos Klarinette und dem Orchester sind wir hier gewissermassen an der Wasserscheide zwischen den Peterson- und den Fitzgerald-Songbooks (für die Petersons Trio auch mal beigezogen wurde, wenigstens für einzelne Stücke).

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    #8470061  | PERMALINK

    friedrich

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    Sun Ra – THE SINGLES

    Es ist inzwischen schon ein paar Tage her, dass ich mir dieses Sammelsurium von Kuriosa mal komplett zu Gemüt geführt habe. Auch wenn ich mich mit der wahrscheinlich sowieso uferlosen Diskografie dieses schillernden Extraterrestrischen nicht besonders gut auskenne, wage ich zu behaupten, dass es sich bei der 2 CD-Zusammenstellung seiner Singles aus den Jahren 1954 – 1982 um wahrscheinlich eine seiner bizarrsten Veröffentlichungen handelt. Doo Wop, Weihnachtslieder, Blues, Swing, Bop, Free Jazz und Musik, für die unsere Sprache keine griffige Bezeichnung kennt, mal einigermaßen professionell produziert, mal aber auch im Keksdosen-Sound, ursprünglich auf 7″/45 rpm-Singles veröffentlicht unter Namen wie The Nu Sounds, The Cosmic Rays, Le Sun Ra oder dem verschiedener Inkarnationen des Arkestras (Astro Infinity, Outer Space, Myth Science et al) verlangen dem Hörer einiges an Flexibilität, Toleranz und – ja: Humor ab, belohnen ihn aber aber umgekehrt mit einer Fülle desgleichen.

    Viele Aufnahmen sind toll, andere eigenartig und manches auch nur lustig. Einiges davon würde für sich genommen nicht besonders interessant sein, aber in Verbindung mit all den anderen Steinchen in diesem Mosaik ergibt sich ein faszinierendes Bild der musikalischen Vielfalt des Universums von Sun Ra.

    --

    “There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)
    #8470063  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Auch wenn ich das Trio mit Barney Kessel wohl eine Spur lieber mag: Das hier ist wohl die Inselplatte, was Petersons p/g/b-Trios betrifft. Aufgenommen am im Titel genannten Festival in Ontario am 8. August 1956 dokumentiert sie Peterson, Herb Ellis und Ray Brown in allerbester Form und in Stücken, die Raum für lange Soli lassen. Es geht einerseits nicht darum, möglichst viele Standards auf einer Scheibe zu präsentieren, wie das bei den Alben mit Kessel meist der Fall war, und Petersons Selbstsicherheit hat sich wohl in den paar Jahren auch ziemlich gesteigert, er traut sich, längere Soli zu spielen. Sein Einstieg in die US-Jazzszene war ja ziemlich krass – auch wenn er in Kanada schon ein Jazhrzehnt Erfahrung als Berufsmusiker auf dem Buckel hatte, unter Norman Granz‘ Ägide stand er in den USA vom ersten Tag an mit den allerbesten Leuten auf der Bühne oder ging mit ihnen ins Studio: Roy Eldridge, Dizzy Gillespie, Charlie Parker, Johnny Hodges, Buddy DeFranco, Ben Webster, Lester Young, Coleman Hawkins, Buddy Rich etc.

    Die CD enthält zwei Bonustracks: „Daisy’s Dream“ (mit über dreizehn Minuten de rlängste Track, „How High the Moon“ kratzt aber auch an der Zehn-Minuten-Marke und „Love You Madly“ ist acht Minuten lang) sowie „Nuages“, das berühmteste Stück von Django Reinhardt.

    Der Konzertrahmen kommt dem Trio jedenfalls enorm entgegen, das wird schon auf dem früheren Mitschnitt aus dem Zardi’s klar. Die Bälle fliegen in schwindelerregender Geschwindigkeit zwischen Peterson und Ellis hin und her, auch wenn die Arrangements oft wenigstens teils geplant waren – das Trio verstand sich immer besser auf die Kunst, eine einmal spontan gefundene gute Idee sofort zu memorieren und sie am nächsten Abend wieder zu präsentieren – wirkt die Musik sehr spontan und das unglaublich fein abgestimmte Spiel aller drei kommt live noch viel schöner zur Geltung, sei es im zupackenden Swing schneller Stücke oder in Balladen. Die neun Stücke des Albums umfassen für einmal nur wenige Standards, die für Songbook-Projekte in Frage gekommen wären, neben Rodgers/Harts „Falling in Love with Love“ noch Burke/Van Heusens „Swinging on a Star“ und das erwähnte Ellington-Original. Es sind aber weitere bekannte Standards zu hören: „How About You?“ und „How High the Moon“ (ein Feature für Ray Brown), dazu das wundervolle „Flamingo“, das Mingus in der Zeit auch spielte – hier greift Ray Brown zum Bogen. Neben „Daisy’s Dream“ ist mit „Noreen’s Nocturne“ noch ein Peterson-Stück zu hören, zudem spielen die drei „Gypsy in My Soul“ und – vielleicht etwas überraschend – Monks „52nd Street Theme“.

    Peterson schreibt in seinen Linernotes für die LP: „I have never felt more relaxed and at ease at a recording session than I have at this one, and I feel that it shows in my playing.“ Das tolle Cover von Sheldon Marks beruht auf einem Photo von Chuck Stewart.

    Gene Lees, Petersons Biograph, zitiert diesen:

    [W]hen that trio had the lock-down going, it was a unit nobody could interfere with. Ray and Herb did something that a lot of players don’t do. They played together in the daytime, apart from the gig. They sat down and actually practiced harmonic movement … They practiced possibles. All the possibles, all the alternatives. And whatever triggering mechanisms they had – and I wasn’t allowed in that club – they could go any given way at any given time. It was just automatic with them …

    The other thing that trio had, which people may or may not have realized, was a tremendous linear suppleness. We could play lines together like nobody else could play lines together. We could run lines against each other, and it was because we had such a great understanding of each other’s playing. And we could run these lines in such a way that at times, depending on where we were on the instruments, it was almost impossible to tell which instrument you were hearing.“

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    #8470065  | PERMALINK

    nail75

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    gypsy tail wind

    CDs 1 & 2

    Nachdem ich die gehört hatte, verließ mich die Lust am Rest.

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #8470067  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    nail75Nachdem ich die gehört hatte, verließ mich die Lust am Rest.

    Ich kann es auch nicht erklären … aber wenigstens die ersten zehn Jahre, in denen ich Jazz gehört hatte, konnte ich mit Peterson als Sideman zwar ganz gut, aber nicht seinen eigenen Alben. Seit ein paar Jahren ist das ganz anders und ich schätze ihn sehr (und habe Berge von Aufnahmen da, an denen ich mich gerade mal wieder zu schaffen mache).

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    #8470069  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Zuerst spielt das Trio ein kurzes Set, das mit dem Standard „Will You Still Be Mine“ öffnet, gefolgt von Clifford Browns wundervollem „Joy Spring“. In „Gal in Calico“ steuert Herb Ellis seine damals längst patentierungswürdigen Percussion-Effekte bei, bevor er zu einem swingenden Solo ansetzt. Das Trio-Set endet wieder mit „52nd Street Blues“, den die Gruppe in halsbrecherischem Tempo nutzt, um ihr erstklassiges Zusammenspiel zu demonstrieren.

    Für die zweite Hälfte des Albums stossen Drummer Jo Jones und die Solisten Roy Eldridge und Sonny Stitt (an Alt und Tenorsax) dazu – ich plagiiere mich selbst:

    gypsy tail wind

    Mit Roy Eldridge sowie Jo Jones gesellte sich Stitt am Abend des 7. Juli 1957 zum Trio von Oscar Peterson (mit Herb Ellis und Ray Brown), um an dessen Konzert am Newport Jazz Festival zu spielen. Das Album hiess The Oscar Peterson Trio with Roy Eldridge, Sonny Stitt & Jo Jones (Verve MGV-8239). Nach dem öffnenden Trio-Set werden Jones, Eldridge und Stitt auf die Bühne gebeten und die Band rompt frohen Mutes durch den „Monitor Blues“ (mit Stitt am Tenor). Es folgt Eldridges Balladen-Feature „Willow Weep for Me“, dann Stitt am Altsax mit „Autumn in New York“ und zum Ende noch ein Romp, „Roy’s Son“, wie „Monitor Blues“ Eldridge und Stitt gemeinsam zugeschrieben. Hinter Roy’s Son verbirgt sich ein wohlbekannter Bebop-Knaller, nämlich Denzil Bests „Wee“ („Allen’s Alley“), das Stitt schon im vorigen Oktober mit Dizzy Gillespie und Stan Getz für „For Musicians Only“ eingespielt (s.o.). Stitt spielt Altsax im Thema und im ersten Solo, später greift er zum Tenor und zum Abschluss folgt ein furioser Dialog mit Eldridge (der hier wesentlich bissiger scheint als Stitt).
    Mit drei Virtuosen, einem tollen Drummer und den beiden eingespielten Begleitern Petersons fliegen schnell die Funken, die Subtilität bleibt dabei wenig überraschend etwas auf der Strecke. Es war wohl toller, das Konzert damals live zu erleben, als es heute zu nachzuhören.

    Das Trio-Set gefällt mir wohl eher etwas besser, aber die Scheibe ist insgesamt halt eine recht typische, JATP-verwandte Live-Aufnahme … dagegen ist nichts einzuwenden und ich höre solche Aufnahmen grundsätzlich sehr gerne, aber wie oben angetönt geht das halt oft in eine wenig subtile Richtung.

    Und verdammt spielt Jo Jones geil!

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    #8470071  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    In seinen kurzen Liner Notes erzählt Norman Granz irgendwelchen Bullshit, um den völlig falschen Titel zu rechtfertigen … die Aufnahme stammt (auch wenn die Jungs von jazzdisco.org das noch immer nicht gemerkt haben) aus dem Civic Opera House in Chicago und wude am 29. September 1957 aufgezeichnet. Die CD enthält auch die OP-Hälfte der Shared-LP „The Modern Jazz Quartet and the Oscar Peterson Trio at the Opera House“, die wiederum nicht aus dem Opera House (selbige Civic Opera in Chicago ist gemeint) stammt, sondern aus dem Shrine Auditorium in Los Angeles (9. Oktober 1957). Granz schnitt damals öfter live mit, es erschienen diverse „At the Opera House“-Alben, etwa von Stan Getz/J.J. Johnson (dort wurde für die Mono- und die Stereo-LP jeweils anderes Material gewählt, aus der Civic Opera bzw. dem Shrine Auditorium, die CD enthält fast das gesamte Material der beiden LPs), Ella Fitzgerald oder Roy Eldridge/Coleman Hawkins. Die Mitschnitte stammen von Jazz at the Philharmonic Konzerten, die leider im Gegensatz zu denen aus den Vierzigerjahren nie ordentlich aufgearbeitet wurden (ich glaube, es gibt nicht einmal eine schlaue Diskographie, eine Box wäre wohl viel zu gross, für die Vierziger war das noch knapp machbar, aber der Aufwand, um die mangelhaften Notizen Granz‘ in Ordnung zu bringen, wäre wohl immens).

    Anyway, die Aufnahmen hier sind einmal mehr sehr gut, reichen für mein Empfinden aber nicht ganz an den früheren Mitschnitt aus Ontario und den späteren aus Toronto („On the Town with the Oscar Peterson Trio“) heran. Das Programm enthält Standards („The Lady Is a Tramp“. „I’ve Got the World on a String“), Pop-Songs („We’ll Be Together Again“) und mehr Originals als zuvor: „Budo“ (aka „Hallucinations“), „Daahoud“ (schon wieder Clifford Brown), Milt Jacksons „Bluesology“ (das auf de LP „Bags‘ Groove“ hiess, bzw. noch schlimmer, „Bag’s Groove“, wenn die Liner Notes der CD korrekt sind), Petersons „Evrev“ (der Titel ist eine Umkehrung von „Verve“, Norman Granz mochte solche Spielchen anscheinend) und Benny Carters Swing-Klassiker „When Lights Are Low“.

    Das küzere Set aus Los Angeles öffnet mit dem Nacio Herb Brown/Arthur Freed-Song „Should I?“, es folgt „Big Fat Mama“ von Lucky Millinder, dann „(Back Home Again in) Indiana“ (ein Pop-Song aus den Zehnerjahren), erneut Clifford Browns „Joy Spring“ und schliesslich ein weiteres unerwartetes Original, diesmal von Gerry Mulligan und Elliot Lawrence, „Elevation“.

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    #8470073  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Auf dem LP-Cover gab es damals stilecht eine Windmühle:

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