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Zuerst spielt das Trio ein kurzes Set, das mit dem Standard „Will You Still Be Mine“ öffnet, gefolgt von Clifford Browns wundervollem „Joy Spring“. In „Gal in Calico“ steuert Herb Ellis seine damals längst patentierungswürdigen Percussion-Effekte bei, bevor er zu einem swingenden Solo ansetzt. Das Trio-Set endet wieder mit „52nd Street Blues“, den die Gruppe in halsbrecherischem Tempo nutzt, um ihr erstklassiges Zusammenspiel zu demonstrieren.
Für die zweite Hälfte des Albums stossen Drummer Jo Jones und die Solisten Roy Eldridge und Sonny Stitt (an Alt und Tenorsax) dazu – ich plagiiere mich selbst:
gypsy tail wind
Mit Roy Eldridge sowie Jo Jones gesellte sich Stitt am Abend des 7. Juli 1957 zum Trio von Oscar Peterson (mit Herb Ellis und Ray Brown), um an dessen Konzert am Newport Jazz Festival zu spielen. Das Album hiess The Oscar Peterson Trio with Roy Eldridge, Sonny Stitt & Jo Jones (Verve MGV-8239). Nach dem öffnenden Trio-Set werden Jones, Eldridge und Stitt auf die Bühne gebeten und die Band rompt frohen Mutes durch den „Monitor Blues“ (mit Stitt am Tenor). Es folgt Eldridges Balladen-Feature „Willow Weep for Me“, dann Stitt am Altsax mit „Autumn in New York“ und zum Ende noch ein Romp, „Roy’s Son“, wie „Monitor Blues“ Eldridge und Stitt gemeinsam zugeschrieben. Hinter Roy’s Son verbirgt sich ein wohlbekannter Bebop-Knaller, nämlich Denzil Bests „Wee“ („Allen’s Alley“), das Stitt schon im vorigen Oktober mit Dizzy Gillespie und Stan Getz für „For Musicians Only“ eingespielt (s.o.). Stitt spielt Altsax im Thema und im ersten Solo, später greift er zum Tenor und zum Abschluss folgt ein furioser Dialog mit Eldridge (der hier wesentlich bissiger scheint als Stitt).
Mit drei Virtuosen, einem tollen Drummer und den beiden eingespielten Begleitern Petersons fliegen schnell die Funken, die Subtilität bleibt dabei wenig überraschend etwas auf der Strecke. Es war wohl toller, das Konzert damals live zu erleben, als es heute zu nachzuhören.
Das Trio-Set gefällt mir wohl eher etwas besser, aber die Scheibe ist insgesamt halt eine recht typische, JATP-verwandte Live-Aufnahme … dagegen ist nichts einzuwenden und ich höre solche Aufnahmen grundsätzlich sehr gerne, aber wie oben angetönt geht das halt oft in eine wenig subtile Richtung.
Und verdammt spielt Jo Jones geil!
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