Re: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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In seinen kurzen Liner Notes erzählt Norman Granz irgendwelchen Bullshit, um den völlig falschen Titel zu rechtfertigen … die Aufnahme stammt (auch wenn die Jungs von jazzdisco.org das noch immer nicht gemerkt haben) aus dem Civic Opera House in Chicago und wude am 29. September 1957 aufgezeichnet. Die CD enthält auch die OP-Hälfte der Shared-LP „The Modern Jazz Quartet and the Oscar Peterson Trio at the Opera House“, die wiederum nicht aus dem Opera House (selbige Civic Opera in Chicago ist gemeint) stammt, sondern aus dem Shrine Auditorium in Los Angeles (9. Oktober 1957). Granz schnitt damals öfter live mit, es erschienen diverse „At the Opera House“-Alben, etwa von Stan Getz/J.J. Johnson (dort wurde für die Mono- und die Stereo-LP jeweils anderes Material gewählt, aus der Civic Opera bzw. dem Shrine Auditorium, die CD enthält fast das gesamte Material der beiden LPs), Ella Fitzgerald oder Roy Eldridge/Coleman Hawkins. Die Mitschnitte stammen von Jazz at the Philharmonic Konzerten, die leider im Gegensatz zu denen aus den Vierzigerjahren nie ordentlich aufgearbeitet wurden (ich glaube, es gibt nicht einmal eine schlaue Diskographie, eine Box wäre wohl viel zu gross, für die Vierziger war das noch knapp machbar, aber der Aufwand, um die mangelhaften Notizen Granz‘ in Ordnung zu bringen, wäre wohl immens).

Anyway, die Aufnahmen hier sind einmal mehr sehr gut, reichen für mein Empfinden aber nicht ganz an den früheren Mitschnitt aus Ontario und den späteren aus Toronto („On the Town with the Oscar Peterson Trio“) heran. Das Programm enthält Standards („The Lady Is a Tramp“. „I’ve Got the World on a String“), Pop-Songs („We’ll Be Together Again“) und mehr Originals als zuvor: „Budo“ (aka „Hallucinations“), „Daahoud“ (schon wieder Clifford Brown), Milt Jacksons „Bluesology“ (das auf de LP „Bags‘ Groove“ hiess, bzw. noch schlimmer, „Bag’s Groove“, wenn die Liner Notes der CD korrekt sind), Petersons „Evrev“ (der Titel ist eine Umkehrung von „Verve“, Norman Granz mochte solche Spielchen anscheinend) und Benny Carters Swing-Klassiker „When Lights Are Low“.

Das küzere Set aus Los Angeles öffnet mit dem Nacio Herb Brown/Arthur Freed-Song „Should I?“, es folgt „Big Fat Mama“ von Lucky Millinder, dann „(Back Home Again in) Indiana“ (ein Pop-Song aus den Zehnerjahren), erneut Clifford Browns „Joy Spring“ und schliesslich ein weiteres unerwartetes Original, diesmal von Gerry Mulligan und Elliot Lawrence, „Elevation“.

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