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lotterlottaWelche Rolle spielt Zeit bei der Qualität eines Stückes, darf sie überhaupt eine spielen? Es geht um die einzelnen Kompositionen! Was wäre im umgekehrten Fall, auf Seite 1 5 x ***** und auf Seite 2 eine lange Komposition die genau die Länge der 1 Seite hat aber völlig schrottig ist und nur nen 1/2 Stern bekommt? Wären bei mir dann 4,25 also ****+! Bei euch nur **1/2+ weil die Hälfte Schrott ist? Es gibt darauf eigentlich nur eine Antwort: Zeit oder Umfang oder Größe darf bei der Betrachtung oder der Bewertung von Kunst keine Rolle spielen…. Ich will hier niemanden bekehren, einfach mal drüber nachdenken
Bei mir auch 4,25. Also ****+. So What? 5×5=25+0,5/6. Weiß nicht, wie Du rechnerisch auf **1/2+ kommst. Schwierig finde ich es hingegen, wenn sehr kurze und sehr lange Stücke auf einem Album sind und ein kurzes Stück von 1 Minute und… den Bewertungsschnitt des Albums sehr nach unten drückt. Würde ich die 1/2 * Wertung des Longtracks zeitbereinigt bewerten, würde ein Gesamtschnitt von *** herauskommen. Das würde aber der formidablen ersten Seite mit 5x ***** Songs nicht gerecht werden. Würde ich hingegen den kurzen Song 1:41 Min mit einem 1/2 * zeitbereinigt in die Wertung nehmen, würde immer noch ein Schnitt von 4,85 zu Buche stehen, wenn die übrigen 5 Songs einschließlich des 23 Minüters ***** aufweisen.
zuletzt geändert von klausk--
There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul birdHighlights von Rolling-Stone.de11 coole Zitate aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“
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WerbunglotterlottaSide one 1. „Watcher of the Skies“ 7:23 **** 2. „Time Table“ 4:46 ***1/2 3. „Get ‚Em Out by Friday“ 8:36 ***** 4. „Can-Utility and the Coastliners“ 5:45 ***** Side two 1. „Horizons“ (instrumental) 1:41 ***1/2 2. „Supper’s Ready“ 23:06 ***** 4,33= ****+
Habe gerade mal nachgerechnet. Zeitbereinigt würde Deine Wertung bei 4,67 liegen. Nur mal so nebenbei bemerkt.
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There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul birdKlaus, ich glaube ganz arg, Du verschwendest da Deine Zeit. Da liegen die Ansichten dann doch viel zu weit auseinander.
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Jokerman. Jetzt schon 70 Jahre Rock 'n' RollbeatgenrollKlaus, ich glaube ganz arg, Du verschwendest da Deine Zeit. Da liegen die Ansichten dann doch viel zu weit auseinander.
Egal. Ich will lediglich meine Sicht der Dinge erwidern. Und dann ist auch gut. Da kann jeder verfahren wie es ihm beliebt.
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There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul birdDas ist nun also eines der Zentralgestirne. Zu Recht, wie ich finde. Wer damit nichts anfangen kann, braucht mit Genesis in der Prog-Phase eigentlich auch nicht weitermachen. Ich selbst stehe zwar mehr auf „The lamb (…)“, aber ich verstehe schon, dass die „Foxtrot“ (und „Selling […]“) auf ihre zuweilen ziemlich schrullige Weise ähnlich herausragend empfunden werden kann. Aus meiner Sicht ist dabei nur „Can-utility (…)“ richtig rund geworden. Bei allen anderen Tracks hätte ich neben vielen, vielen Highlights strukturell etwas zu bemängeln. Insgesamt aber ergibt sich ein phänomenales Gesamtwerk, bei aller Imperfektion.
1. Watcher of the skies ****1/2-
2. Time table ****1/2-
3. Get ´em out by friday ****1/2-
4. Can-utility and the coastliners *****-
5. Horizons ****-
6. Supper’s ready ****1/2-
—————————–
Gesamtwertung: ****1/2-Heute beim Hören besonders eindrucksvoll, wie geil das 2008er-Remaster klingt, was da für reizvolle Spuren zutage treten. Und Rutherford am Bass bei „Get ´em out (…)“: Der war richtig klasse, der Mann. Schade, dass er sich selbst nicht noch mehr abverlangt hat. Na ja. Immerhin reichte es für ein paar Maßstäbe setzende Alben.
zuletzt geändert von gruenschnabel--
gruenschnabelDas ist nun also eines der Zentralgestirne. Zu Recht, wie ich finde. Wer damit nichts anfangen kann, braucht mit Genesis in der Prog-Phase eigentlich auch nicht weitermachen. Ich selbst stehe zwar mehr auf „The lamb (…)“, aber ich verstehe schon, dass die „Foxtrot“ (und „Selling […]“) auf ihre zuweilen ziemlich schrullige Weise ähnlich herausragend empfunden werden kann. Aus meiner Sicht ist dabei nur „Can-utility (…)“ richtig rund geworden. Bei allen anderen Tracks hätte ich neben vielen, vielen Highlights strukturell etwas zu bemängeln. Insgesamt aber ergibt sich ein phänomenales Gesamtwerk, bei aller Imperfektion.
1. Watcher of the skies ****1/2-
2. Time table ****1/2-
3. Get ´em out by friday ****1/2-
4. Can-utility and the coastliners *****-
5. Horizons ****-
6. Supper’s ready ****1/2-
—————————–
Gesamtwertung: ****1/2-
Heute beim Hören besonders eindrucksvoll, wie geil das 2008er-Remaster klingt, was da für reizvolle Spuren zutage treten. Und Rutherford am Bass bei „Get ´em out (…)“: Der war richtig klasse, der Mann. Schade, dass er sich selbst nicht noch mehr abverlangt hat. Na ja. Immerhin reichte es für ein paar Maßstäbe setzende Alben.Danke für die gute Analyse. Habe ich gerne gelesen. Und kommt mir zupass, weil ich Foxtrot und Selling England auch gerade am Wickel habe. Mit Gewinn.
wahr
gruenschnabelDas ist nun also eines der Zentralgestirne. Zu Recht, wie ich finde. Wer damit nichts anfangen kann, braucht mit Genesis in der Prog-Phase eigentlich auch nicht weitermachen. Ich selbst stehe zwar mehr auf „The lamb (…)“, aber ich verstehe schon, dass die „Foxtrot“ (und „Selling […]“) auf ihre zuweilen ziemlich schrullige Weise ähnlich herausragend empfunden werden kann. Aus meiner Sicht ist dabei nur „Can-utility (…)“ richtig rund geworden. Bei allen anderen Tracks hätte ich neben vielen, vielen Highlights strukturell etwas zu bemängeln. Insgesamt aber ergibt sich ein phänomenales Gesamtwerk, bei aller Imperfektion.
1. Watcher of the skies ****1/2-
2. Time table ****1/2-
3. Get ´em out by friday ****1/2-
4. Can-utility and the coastliners *****-
5. Horizons ****-
6. Supper’s ready ****1/2-
—————————–
Gesamtwertung: ****1/2-
Heute beim Hören besonders eindrucksvoll, wie geil das 2008er-Remaster klingt, was da für reizvolle Spuren zutage treten. Und Rutherford am Bass bei „Get ´em out (…)“: Der war richtig klasse, der Mann. Schade, dass er sich selbst nicht noch mehr abverlangt hat. Na ja. Immerhin reichte es für ein paar Maßstäbe setzende Alben.Danke für die gute Analyse. Habe ich gerne gelesen. Und kommt mir zupass, weil ich Foxtrot und Selling England auch gerade am Wickel habe. Mit Gewinn.
Oh – wusste ich gar nicht, dass du Ohren für sowas hast. Ist ja schon ein ziemlich spezieller Charme. Vielleicht schreibst du ja mal ein wenig dazu, was du an dieser Musik reizvoll findest. (Ich selbst könnte darüber seitenlang schwadronieren.)
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Bei meinem besten Album … of all time, mache ich mal eine Ausnahme:
1. Watcher of the skies ***** (# 405)
2. Time table *****
3. Get‘ em out by Friday ***** (# 101)
4. Can-utility and the coastliners ***** (# 575)
5. Horizons ***1/2+
6. Supper’s ready ***** (# 17)Und natürlich fließt bei mir die Laufzeitlänge mit ein – und schließlich auch der Gesamteindruck des Albums…………………
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Jokerman. Jetzt schon 70 Jahre Rock 'n' RollbeatgenrollBei meinem besten Album … of all time mache ich mal eine Ausnahme: 1. Watcher of the skies ***** (# 405) 2. Time table ***** 3. Get‘ em out by Friday ***** (# 101) 4. Can-utility and the coastliners ***** (# 575) 5. Horizons ***1/2+ 6. Supper’s ready ***** (# 17) Und natürlich fließt bei mir die Laufzeitlänge mit ein – und schließlich auch der Gesamteindruck des Albums…………………
Also ich würde mich über die eine oder andere weitere Ausnahme sehr freuen.
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There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul birdklausk Also ich würde mich über die eine oder andere weitere Ausnahme sehr freuen.
Ich werde es mir mal überlegen, aber mein System ist nicht so kompatibel zum allgemeinen RS-System, was hier von fast allen verwendet wird. Nur ein Beispiel: Bei mir hat ein Album mit sagen wir mal lauter sehr guten Liedern (****1/2+) den höchsten Status, weil das ja eigentlich äußerst selten ist. Hier werden viel zu schnell Höchstwertungen für Lieder vergeben, was ich nicht mache.
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Jokerman. Jetzt schon 70 Jahre Rock 'n' Rollbeatgenroll
klausk Also ich würde mich über die eine oder andere weitere Ausnahme sehr freuen.
Ich werde es mir mal überlegen, aber mein System ist nicht so kompatibel zum allgemeinen RS-System, was hier von fast allen verwendet wird. Nur ein Beispiel: Bei mir hat ein Album mit sagen wir mal lauter sehr guten Liedern (****1(2+) den höchsten Status, weil das ja eigentlich äußerst selten ist. Hier werden viel zu schnell Höchstwertungen für Lieder vergeben, was ich nicht mache.
Alles oder fast alles sehr gute Lieder auf einem Album führen auch zu einer sehr guten Wertung des Albums. Und das wären ****1/2 (-) bis ****1/2 (+). Mit den Höchstwertungen für Lieder ist das so eine Sache. Rückblickend auf eigene Bewertungen hätte hier und da vielleicht auch eine ****1/2 statt eine ***** gereicht. Aber das ist vielleicht auch dem Umstand geschuldet, dass man Songs nicht immer gleich gut hört. Oder von neuen Songs begeistert ist, an denen aber der Zahn der Zeit nocht nicht genagt hat. Du hast selbst doch aber auch in Deiner Bewertungssystematik eine ganze Reihe von Alben mit Meisterwerksstatus. Und auf diesen Alben werden dann vermutlich ja wohl auch zumindest mehr als die Hälfte aller Songs *****er Wertungen haben.
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There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul birdklausk … Du hast selbst doch aber auch in Deiner Bewertungssystematik eine ganze Reihe von Alben mit Meisterwerksstatus. Und auf diesen Alben werden dann vermutlich ja wohl auch zumindest mehr als die Hälfte aller Songs *****er Wertungen haben.
Ja natürlich. Mit leider nur wenigen Leuten hier bin ich übereinstimmend der Ansicht, dass ein Album mit zumindest der Hälfte aller Lieder die Höchstwertung durchaus verdient hat. Pipe bitte mal dazu melden, denn an Dich denke ich gerade.
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Jokerman. Jetzt schon 70 Jahre Rock 'n' Rollgruenschnabel
Oh – wusste ich gar nicht, dass du Ohren für sowas hast. Ist ja schon ein ziemlich spezieller Charme. Vielleicht schreibst du ja mal ein wenig dazu, was du an dieser Musik reizvoll findest. (Ich selbst könnte darüber seitenlang schwadronieren.)
Ich schreibe dazu bestimmt noch was, aber es wird etwas dauern. Gerne kannst du aber das seitenlange Schwadronieren schon starten. :)
wahr
gruenschnabel
Oh – wusste ich gar nicht, dass du Ohren für sowas hast. Ist ja schon ein ziemlich spezieller Charme. Vielleicht schreibst du ja mal ein wenig dazu, was du an dieser Musik reizvoll findest. (Ich selbst könnte darüber seitenlang schwadronieren.)
Ich schreibe dazu bestimmt noch was, aber es wird etwas dauern. Gerne kannst du aber das seitenlange Schwadronieren schon starten. :)
Okay.
Allein die „Watcher of the skies“-Einleitung ist schon eine Besonderheit, auf die man mal näher eingehen könnte. Klar, Genesis waren nicht die Ersten, die das Mellotron auf markante Weise in Szene setzten. Dies taten zuvor z.B. schon die Beatles, The Moody Blues und King Crimson. Dass dem zukunftsweisenden Instrument (Quasi-Vorläufer des Samplers) aber eine recht lange Eröffnung nicht nur des einen Titels, sondern des ganzen „Foxtrot“-Albums anvertraut wurde, ihm also eine derart exponierte und exponierende Rolle zugeschanzt wurde, dürfte ein echtes Alleinstellungsmerkmal sein – oder gibt es noch weitere Mellotron-Passagen bis 1972 (und darüber hinaus?), die einen solch strukturell prominenten Platz einnehmen? Immerhin war die Wirkung der Einleitung wohl so überzeugend, dass die Band, die einen starken Sinn für die Dramaturgie ihrer Tonträger als auch Konzerte hatte, ebenfalls ihre Gigs seinerzeit damit eröffnete.
Zugleich liefert dieser für die ersten Jahre des Progs repräsentativ gewordene Opener allgemeinere Hinweise auf die ästhetische Entwicklung der Rockmusik. Denn ab ungefähr Mitte der 60er fand über die Herstellung neuer klanglicher Möglichkeiten eine Veränderung statt, die dann sämtliche musikalischen Parameter auf ziemlich massive Weise betraf. Bernward Halbscheffel prägte dafür den Begriff des „anhaltenden Tons“. Das hört sich zwar simpel an und ist es auch für sich genommen. Dennoch kann man die Faszination gerade der Progbands für das Mellotron vor allem vor dem Hintergrund verstehen, dass die Beatmusik der 60er im Wesentlichen zunächst vom Spaltklang und diesen mit recht schnell verklingenden Tönen produzierenden Instrumenten geprägt war. Fast synchron war dann aber zum Ende des Jahrzehnts der Trend zu beobachten, dass sowohl E-Gitarristen (mit Feedback und Verzerrung) als auch Keyboarder auf Equpiment zurückgriffen, das die Verlängerung des Tons erlaubte. Damit hielt u.a. das Prinzip orchestral anmutender Klangverschmelzung in die Rockmusik Einzug und bildete eine Erweiterung des Genres als Gegenpol zum Prinzip des Spaltklangs. Darauf fuhren ja gerade die Progger ab. Und dazu passt, dass ja auch klassische Orchesterinstrumente zu dieser Zeit verstärkt in die „progressive“ Rockmusik einbezogen wurden.
Das Mellotron hatte nun nicht nur den (ca. 8 Sek.) „anhaltenden Ton“ zu bieten, sondern im Unterschied zur Hammondorgel eben auch tradierte orchestrale Klangfarben – selbstverständlich deutlich verfremdet, aber das erschien im Sinne des „progressiven“ Klangbildes nicht als Nachteil, sondern schuf eher eine Art ästhetisch abgrenzbarer Klangidentität. Ich kenne ziemlich viele Leute, bei denen sich schon beim Wort ‚Mellotron‘ die Nackenhaare wohlig aufstellen und die natürlich sofort an den klassischen Prog denken. Das Instrument hat wirklich Charakter und Charisma, bei allen klanglichen und technischen Schwächen.Zu Beginn von „Watcher of the skies“ ist dieses Charisma auf eine fast schon prototypische Weise in Szene gesetzt und zu spüren – dieses starke, von der Tonentwicklung eher statisch bleibende Reiben, dieses Wimmern… Gemäß den oben genannten Möglichkeiten des Mellotrons handelt es sich um eine sinfonisch anmutende Einleitung aus lang gehaltenen Akkorden, die mit großer Geste einen klangmächtigen Raum und damit auch die Ohren der Hörer öffnen.
Ohren öffnend ist sie allerdings auch auf Grund ihrer harmonischen Beschaffenheit. Nach der Mellotron-Einleitung beginnt der erste Gesangsteil in Fis-Dur, und deshalb wundert es kaum, dass sich ein fettes Fis sofort zu Beginn des Intros in tiefer Lage als Orgelpunkt breitmacht. Darüber jedoch liegt ein H-maj7 und darauf folgend ein Cis-Dur-Dreiklang: Statt der ersten Stufe also ihr „Vorrecht“ der tonalen Selbstetablierung einzuräumen, werden sofort komplexere und instabilere Bezüge geknüpft, was sich dann in dieser Einleitung auf sehr eigene Weise fortsetzt, obwohl das Fis durchaus weiterhin repräsentiert ist. Symptomatisch: In Takt 12 erscheint zwar das erste Mal ein lupenreiner Fis-Dur-Dreiklang (also eigentlich das tonale Zentrum), dieser aber wird nicht im Sinne einer Grundtonart wahrgenommen, weil er als Zwischendominante zum nachfolgenden h-Moll 7(mit hinzugefügter Sexte) fungiert. Erst kurz vor Einsatz der Singstimme wird dann unüberhörbar Fis-Dur als Tonika gefestigt – nach weit ausgreifenden und stark angereicherten Harmonien von Fis-Dur bis b-Moll mit Sexte, Septe, Trallala, verminderten Dreiklängen, ungewöhnlichen Quintfällen, überraschenden chromatischen Rückungen, Sekundvorhalten usw. Harmonisch bedienen sich Genesis hier einmal mehr einer Art Verschleierungstaktik und gewinnen dadurch Spannung und Originalität. Eine solche Verschleierungstaktik lässt sich auch hinsichtlich der Abschnittsbildung der Einleitung erkennen, die zwar als achttaktig angelegt betrachtet werden kann, eine klare Festlegung des Ohres darauf allerdings harmonisch nicht explizit unterstützt.
Ebenso verschleiert erscheint an mehreren Stellen auch das Metrum. Reizvoll ist für mich daran, dass der anfänglich noch recht „feste“ Vierer später unauffällig zum Sechser wechselt, in welchem dann ja das markante Rhythmus-Riff nach der Einleitung beginnt. Weniger gefällt mir aber eine doch ziemlich unorganisch und zerfasernd wirkende Tempoverschärfung davor.Banks wird sich über viele dieser Dinge kaum Gedanken gemacht haben. Wenn ich ihn richtig einschätze, wird er einfach gedacht haben: „Wow, klingt geil! Und ungewöhnlich!“ Er stand voll auf den charismatischen Klang des Mellotrons, welchen er hier ja auch mit seiner Orgel verschmolz. Und ich stehe darauf auch. Digital-Fanatiker können das vielleicht nicht verstehen, aber ich nehme diesen Sound im Vergleich zu vielen anderen auf digitalen Tasteninstrumenten einfach als vergleichsweise lebendig wahr.
zuletzt geändert von gruenschnabel--
Cool und herzlichen Dank, @gruenschnabel, auch wenn ich irgendwo zwischen Fis-Dur und ungewöhnlichen Quintfällen die Orientierung verloren habe. An der Tonverlängerung gegenüber den Beat-Jahren ist sicher was dran. Dass das Mellotron sich dadurch besonderer Beliebtheit erfreut hat, kann ich auch nachvollziehen. Das Mellotron zeichnet noch eine Eigenschaft aus, die sicher auch zur Beliebtheit beigetragen hat: Es zeigt zum einen in die Zukunft, weil technisch vorher so nicht gearbeitet werden konnte (obwohl Drones bzw. lang anhaltende Töne natürlich schon durch Kirchenorgel und besonders der Drehleier in der Folkmusik möglich waren), gleichzeitig transportiert es aber auch etwas antikes, eine Art Versprechen auf uralte Gültigkeit. Man könnte auch sagen, das Mellotron ist in der Zukunft und in der Vergangenheit gleichzeitig verankert – es ist damit in gewisser Weise eine Zeitmaschine. Dazu schwingt noch im Mellotron eine eigenartige, kalte Melancholie mit. Zusammen ergibt das einen idealen Resonanzraum für die Sehnsüchte und Verwirrungen, die man als Heranwachsener so durchmacht. Irgendwann ist dieser Effekt aber auch aufgebraucht, weil neue kulturelle Einflüsse (und auch technische Erfindungen) wieder neue Sounds und neue Kontexte erfordern. Ich würde behaupten, mellotrondurchsetzte Musik hören heute großenteils nur noch Erwachsene, die eben als Jugendliche das Mellotron kennengelent haben (von kurzen Revivals so um die Jahrtausendwende mal abgesehen).
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