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AutorBeiträge
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Geht denn überhaupt jemand zu Herbie Hancock hier?
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It's only Rock'n Roll but I like it ---------------------------------------- Wenn die Sonne der Diskussions-Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge einen langen Schatten. ---------------------------------------- Mein Konzertarchiv @ SONGKICKHighlights von Rolling-Stone.de11 coole Zitate aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“
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WerbungUnd, wer war alles auf Ornette Coleman? Ich fand den alten Mann klasse – ein grossartiger Konzertabend – schade dass ich morgen nicht auf Herbie Hancock kann – aber es sind ja noch genug andere gute Konzerte.
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Es war genial! Und warum kannst du heute nicht zu Herbie?
Ich weiß! Du feierst 18 Jahre deutsche Einheit.Einzelheiten zu Ornette evtl. später. Erstmal beruhigen!
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Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)Gespräch mit Festivalleiter Rainer Kern
Spiegel Online
Frankfurter Rundschau
Mannheimer Morgen
Rhein-Neckar-Zeitung--
Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)Um sich auf den Artikel zu beziehen: Ich habe das Konzert auch als unendlich schön empfunden- aber nicht kitschig (mit Gabarek hat er nachwievor nichts gemein). Ich denke, daß Freejazz in der Zwischenzeit von der Rezeption her längst nicht mehr so sehr als Provokation empfunden wird wie früher, sondern als Teil der Jazzgeschichte (so wie Charlie Parker). Insoweit spielte hier schlicht ein Klassiker. Außerdem habe ich bei Coleman nie das Gefühl von „Wut“ gehabt, auch nicht so sehr von Radikalität (wie z.B. bei Cecil Taylor/oder Shepps Fire Music)- sondern seine Musik als schlichte Schönheit empfunden (wie z.B. auf der Golden Circle Aufnahme zu hören) und stets in der Bluestradition. Vielleicht war „Freejazz“ und manch etwas reißerischer Plattentitel eher ein Misverständnis.
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Ich habe die Artikel jeweils nur überflogen, aber im Vergleich zum Konzert von vor 3 Jahren war es deutlich weniger Free Jazz und dafür melodischer. Außerdem hat Coleman die Stücke eher kurz gehalten und den Musikern nicht – wie sonst im Jazz meistens üblich – die Gelegenheit zu langen Soli gegeben. Dennoch war es höchstens für diejenigen „gefällig“, die „Freejazz“ zum Frühstück hören. Coleman war ja schon immer ein Musiker, der Wert auf Melodien legte, sich aber eben auch die Freiheit nahm, die Melodien dann auf gänzlich freien Wegen zu verändern, zu dekonstruieren und meinetwegen auch zu zerstören. Daran hat sich nichts geändert, obwohl bei diesem Konzert, die Melodien sicherlich eine größere Rolle spielten als vor drei Jahren. Kraft hat der alte Mann weiterhin außerordentlich viel und er vermag immer noch auf den Punkt ein musikalisches Statement abzugeben, ohne dabei zu wirken, als bekäme er gar nicht mehr wirklich mit, was da vorgeht, wie das bei Wayne Shorter der Fall ist.
Ganz besonders schlimm bei dem Konzert war das ständige Kommen und Gehen. Keine Ahnung weshalb, vielleicht wussten viele gar nicht, wer das ist, aber dauernd rannte jemand rein und raus. Ebenso schlimm war die Masse an Leuten, die Fotos gemacht hat, oft auch mit Blitz. Keith Jarrett wäre vermutlich vor Ärger gestorben. In dieser Masse ist das kaum zu ertragen. Bei Hancock war das übrigens deutlich besser, dort haben nur wenige Fotos gemacht. Ein Gutes hatte die Knipersei für mich: Einige stürmten nach vorne, um dem Meister ganz nahe zu sein, denen schloss ich mich an, so dass ich bei der Zugabe in der 1. Reihe saß.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Wow, was ein Erlebnis!
Bin noch total beeindruckt von diesem Wahnsinnskonzert gestern abend.
Dass es so anstrengend wird, im Sinne von musikalisch anspruchsvoll, hätte ich nicht gedacht. Allein schon die Konzertlänge von ca. 165 min. verlangte einem einiges an Konzentration ab und wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit gerade mal 8 Stücke gespielt wurden, sagt das eigentlich alles über den Improvisationsgrad aus. Hervorragende Musiker waren da am Werk unter der Regie des Meisters der Tasten, der seinen Mitstreitern unglaublich viel Raum zur Entfaltung einräumte und selbst nur 15 min bei seinem Solo-Spot am Piano alle Aufmerksamkeit auf sich zog.
Die größte Überraschung für mich, dass bei einem Jazzkonzert einer Mundharmonika eine derartig tragende Rolle beigemessen wird. Respekt! Gelegentlich dachte ich der junge Bursche braucht ein Sauerstoffzelt nach seinen Soli, so dermaßen hat er sich verausgabt. Wahnsinn!
Insgesamt ein extrem spielfreudiges Ensemble, dass sichtlich Spaß hatte miteinander und ein Herbie Hancock, der durchaus auch das Zeug zum Entertainer hätte.--
It's only Rock'n Roll but I like it ---------------------------------------- Wenn die Sonne der Diskussions-Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge einen langen Schatten. ---------------------------------------- Mein Konzertarchiv @ SONGKICKDer Unterschied zwischen Hancock und Coleman im Auftreten war in der Tat riesig. Hancock war gut gelaunt, redete viel, während Coleman – wie üblich – nur auf die Bühne schlich und kein Wort sprach. Hancock wirkte jedenfalls regelrecht jugendlich. Auch in anderer Hinsicht das krasse Gegenteil: Keine Soli bei Coleman, viele ausgedehnte Soli bei Hancock usw.
Das Konzert war sehr gut. Es war sehr stark von den funkigen-rockigen Elementen der Headhunters-Zeit geprägt. Viele Effekte, viel Elektronik, aber dennoch unverkennbar Jazz. Sicherlich kein Auftritt für diejenigen, die sich Hancock im Stil seiner Blue-Note-Aufnahmen wünschen, dafür energiegeladen und mitreißend. Anders als MC hielt ich jedoch das zwanzigminütige Solostück von Hancock für langweilig und uninspririert. Soloplatten von ihm gibt es ja aus gutem Grund keine und dieses Stück lieferte den Grund, warum das so ist. Das ist einfach nicht seine Welt.
@MC: Respekt für die Bilder. Ich hatte mich ja sehr kritisch gegenüber der Foto-Manie auf Konzerten geäußert, aber Du hast – wohl bei der Zugabe – einige gute Aufnahmen hinbekommen. Zumal es gestern auch bei weitem nicht so schlimm war wie bei Coleman, wo es bisweilen unerträglich wurde.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Bei genauem Zuhören habt ihr die Versatzstücke im Solo-Teil sicherlich
erkannt: Maiden Voyage. Normalerweise gibt es live ein langes Intro
und dann das Stück in voller Bandbesetzung. Deshalb war ich auch etwas
verwundert, nachdem das „Intro“ direkt in Cantaloupe Island überging.
Und so schlecht fand ich den Solo-Teil gar nicht, wie nail es dargestellt hat.Übrigens: in diesem Soloteil haben ein paar Leute dazwischen gehustet,
das war wirklich sehr störend. Jarrett wäre wohl sofort gegangen.Zu Ornette Coleman: sein Ansatz bzw. seine Sprache scheinen tatsächlich
universell zu sein, jedenfalls lässt sich ein Bach-Prelude genauso behandeln
wie ein Blues oder irgendein anderes Genre.Kurzum: zwei wirklich schöne Abende, da kann man Rainer Kern nur
gratulieren. Das Einzige, was man vielleicht noch kritisieren kann, ist
diese seltsame Halle. Mehr wie eine Kirche als ein Konzertsaal. Die Plätze
unter den Emporen sind fast alle sichtbehindert und der Sound wird
dort wahrscheinlich auch nicht so prickelnd gewesen sein. Habe direkt
vor dem Soundboard am Mittelgang gesessen (beide Abende), und da
war der Sound jedenfalls optimal.Schöne Bilder, Herr Weissbier!
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Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)Hancocks Solo-Spot hat mir auch nicht so zugesagt, ich hatte lediglich angemerkt, dass das der einzige Teil des Konzerts war, wo der Focus komplett auf ihm lag. Der Übergang zu Cantaloup war aber grandios. Auch die Versatzstücke kamen mir bekannt vor, wusste sie nur nicht direkt zuzuordnen.
Mit den Fotos war es tatsächlich schwierig, insgesamt zu dunkel um aus 10-12m Entfernung scharfe Fotos zu kriegen, aber immerhin ein gutes Dutzend waren letztendlich O.K. Hab‘ auch nur während der Zugabe fotografiert, da mir die Sicht auf Herbie durch den Notenständer zum Teil verdeckt war.--
It's only Rock'n Roll but I like it ---------------------------------------- Wenn die Sonne der Diskussions-Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge einen langen Schatten. ---------------------------------------- Mein Konzertarchiv @ SONGKICKBericht über Dave Hollands Auftritt am Montag in Ludwigshafen:
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Der Triumph des Heiligen Geistes
Roy Campbell, Joe McPhee, William Parker und Warren Smith, Enjoy Jazz, Heidelberg, Karlstorbahnhof, 11.11.2008Roy Campbell, Joe McPhee, William Parker und Warren Smith würdigten mit ihrem bewegenden und begeisternden Auftritt im Rahmen des Enjoy-Jazz-Festivals die frühverstorbene Free-Jazz-Legende Albert Ayler.
„John Coltrane war der Vater, Pharoah Sanders der Sohn und ich der Heilige Geist“, so lautete die treffende Selbstbeschreibung Albert Aylers. Als er im Alter von gerade einmal 33 Jahren ertrunken aus dem New Yorker East River geborgen wurde, hinterließ er eine Lücke, die kein anderer Musiker zu füllen vermochte. Albert Ayler war sowohl ein radikaler, abstrakter Modernist, als auch ein traditionsbewusster Melodiker. Aylers Musik basierte auf seiner extrem expressiven Spiritualität, die sozusagen eine musikalische Befreiungstheologie darstellte. Der Titel einer seiner Kompositionen Truth Is Marching In, verweist auf den Text des Bürgerkriegslieds Battle Hmyn Of The Republic und erinnert somit direkt an die Sklavenbefreiung. Aylers Spiritualität und sein Streben nach Befreiung hatte daher auch immer einen politischen Gehalt. Im überbordenden Treiben seiner Musik fanden sich aber auch stets bemerkenswerte Augenblicke der Ruhe. Nichts weniger als die Geschichte und das Schicksal der Afro-Amerikaner spiegelt sich in seiner Musik wider.
Mehr als vierzig Jahre sind seitdem vergangen, in denen die Musik Albert Aylers unzählige Musiker geprägt hat. Vier von ihnen, Roy Campbell, Joe McPhee, William Parker und Warren Smith traten am vergangenem Dienstag im Rahmen des Enjoy-Jazz-Festivals im Heidelberger Karlstorbahnhof auf, um ihr Vorbild zu würdigen. Ihr hundertminütiger Auftritt lieferte ein begeisterndes und bewegendes Portrait Aylers und seiner Musik, die fast 40 Jahre nach seinem Tod nichts von ihrer beeindruckenden und mitreißenden Kompromisslosigkeit verloren hat.
Dass die vier Musiker den Geist Albert Aylers atmen, verdeutlicht nichts besser, als die grandios gelungene Verbindung von gefühlvoller Melodik und abstrakter, bisweilen radikaler Expressivität. Campbell und McPhee, ersterer an der Trompete, Pocket-Trumpet, am Flügelhorn und der Querflöte, McPhee vornehmlich am Tenor-Saxophon sind diejenigen, die dafür vornehmlich verantwortlich zeichnen, den vorwärtstreibenden Charakter von Aylers Musik auf der Bühne zu verwirklichen. Wenn hingegen Bassist William Parker ins Rampenlicht tritt, dann scheint für einen Augenblick die Zeit stillzustehen. Es ist nicht, dass seine Musik statisch oder frei von Spannung wäre, aber sie scheint einem ganz anderen Kontext zu entstanden, der doch auf (für mich) unerklärliche Weise mit Campbell und McPhee harmoniert. Schlagzeuger William Smith glänzt vor allem in den kleinen, subtilen Gesten, für die die Musik Aylers wiederum zahlreiche Gelegenheiten bietet.
Wenn die afro-amerikanische Erfahrung das zentrale Element der Musik von Albert Ayler ist, dann kann der Wahlsieg Barack Obamas nicht ohne Wirkung auf dieses Konzert bleiben. Und so ist es auch. Campbell spricht von der Notwendigkeit, für Obama zu beten, um ihn vor negativen Kräften zu beschützen und leitet damit Aylers Our Prayer ein. Und dann wird klar: Die Wut und Zerrissenheit Aylers haben einer neuen, vorsichtigen, etwas nervösen, aber klar spürbaren Hoffnung Platz gemacht. Mit Barack Obamas Wahl beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Afro-Amerikaner. Was wohl Albert Ayler dazu gesagt hätte?
Einen Tag nach der Wahl Obamas spielte Peter Brötzmann in der Alten Feuerwache. Der Vergleich mit diesem Konzert drängt sich geradezu auf und verdeutlicht die schier endlosen Möglichkeiten, in der Jazzmusik eine individuelle Sprache zu finden. Brötzmann, der sich mit dem Die Like A Dog-Quartett, in dem William Parker eine wichtige Rolle spielte, ebenfalls der Musik von Ayler widmete, ist sehr viel stärker an der körperlichen Erfahrung von Musik interessiert. Campbell und seine Mitstreiter hingegen vermitteln ihre Musik nicht nur im Expressiven oder Ekstatischen, sondern gerade auch in den kleinen Gesten, den ruhigen Momenten und in der Stille. Deshalb vermittelt die Musik bei allem stürmischen Tosen ein Gefühl erhabener Ruhe. Es ist ein wenig so, als hätte Albert Ayler in Gestalt von Campbell, McPhee, Parker und Smith seinen Frieden mit der Welt gemacht.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Das nächste Enjoy-Jazz-Festival steht vor der Tür.
Habe heute einige der Teilnehmer „geprüft“.Wer auf Krach steht, sollte sich dieses hier auf keinen Fall entgehen lassen:
http://www.enjoyjazz.de/content/e3/e3493/e3763/index_ger.html
http://www.youtube.com/watch?v=JchSZ1evGYYKönnte einer der Moderatoren vielleicht das „2008“ aus dem Titel nehmen?!
Danke!
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Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)Beim nächsten Enjoy Jazz Festival im Herbst darf auch JanPP auflegen.
Freitag (11.10.2024) ab 18:00 Uhr im Syte Hotel in Mannheim.
Fragt sich nur, wer zu dieser seltsamen Tageszeit da hin geht.
Koscht nix!https://enjoyjazz.de/veranstaltung/enjoy-jazz-listening-bar-mit-jan-paersch/
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Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013) -
Schlagwörter: Enjoy Jazz, Festival, Herbie Hancock, Ornette Coleman
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