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Zappa1Was heisst „halberzig“? Wie wären sie denn „ganzherzig“ gewesen.
Wieso haben sie nicht das „Herzblut“ gehabt, wie ein Engländer wie der Inder Cliff Richard?
Das verstehe ich nicht.
Ich will doch Peter Kraus nicht auf eine Stufe mit Elvis oder anderen stellen, es geht doch nur darum, dass sie, für die Leute, die sich nicht die Dinge aus UK oder USA besorgen konnten oder wollten, war z.B. bei meinen Eltern so, eine gewisse Befreiung waren, mit denen sich unsere Eltern irgendwie identifizieren konnten. Raus vom Hopfenzupfengesang, hin zu einer Alternative.Noch einmal: man konnte hierzulande alle Rock ’n Roll-Platten kaufen, sie standen vielleicht nicht in jedem Laden.
Nein, darum geht es nicht.
Das Lebensgefühl des absoluten Großteils der dt. Jugend war im internationalen (angelsächsischen) Vergleich und vor allem, was Musik betrifft, einfach absolut uncool, um es einmal so platt zu sagen. Da war die Suche nach adäquater Musik keine Herzensangelegenheit, kein Muss, und vor allem waren der schwarze amerikanische R&B und Blues der 50s hierzulande noch viel weiter außen vor als im UK etwa. Sie existierten praktisch nicht.
Wie gesagt, wer sich hip fühlte, hörte Davis, Parker, Monk, Coltrane. Ein Kollege von mir (10 Jahre älter) hatte eine fantastische Jazzsammlung aus den 50s. Aber solche Typen waren sophisticated.
Und wieso das bei den UK-ies anders war, war ja auch meine Frage.--
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WerbungMick67Ist doch klar! Weil die Teenies die Texte nicht verstanden haben. Daher klang alles eine Spur geheimnis- und unheilvoller, was aus den USA oder UK kam, weil man sich auf den Beat und die E-Gitarren fokussierte.
Bei Peter Kraus klang halt
„Ich kenn Susi und Marleen,
kenn die Mary und die Jane,
auch Diana ist bezaubernd und nett,
und das eine ist mir klar,
ich wär dauernd in Gefahr,
wenn ich dich nicht hätt‘, Sugar-Baby“
nur noch wenig revolutionär und gefährlich.
Ja, aber selbst das, dass er so viele Frauen kennt, oder vielleicht „hatte“, was man aus dem Text ja durchaus raushören kann, war doch schon ziemlich gewagt für die damalige Zeit.
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„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102gollumVielleicht lag’s an der Feigheit oder der mangelnden Erfahrung der dominierenden deutschen Plattenlabels wie Polydor, Ariola etc. Oder sie meinten, das ist ein Strohfeuer… lohnt nicht, in diese aufrührerischen Noten zu investieren.
Ein Profi wie Bert Kaempfert hatte selbst die Beatles ohne langes Überlegen aus dem Vertrag entlassen.Das Lebensgefühl hängt nicht von ein paar Plattenfirmen ab. UK-Decca hat die Beatles auch abgelehnt.
„Feigheit“ der Jugend, das kommt vielleicht eher hin: Feigheit im Sinne von fehlender Selbstbehauptung, Selbsterfahrung, Ich-Willen. Das meine ich keineswegs despektierlich, dafür habe ich diese Zeit viel zu hautnah miterlebt.--
FAVOURITESotis….Wie gesagt, wer sich hip fühlte, hörte Davis, Parker, Monk, Coltrane. Ein Kollege von mir (10 Jahre älter) hatte eine fantastische Jazzsammlung aus den 50s. Aber solche Typen waren sophisticated.
Und wieso das bei den UK-ies anders war, war ja auch meine Frage.Dem war ja im UK auch nicht so. Jazz war dort auch Altherren- und Langweilermusik. Das lese ich jedenfalls aus diversen Biographien, die sich mit den früher 60ern beschäftigen, heraus.
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gollumVielleicht lag’s an der Feigheit oder der mangelnden Erfahrung der dominierenden deutschen Plattenlabels wie Polydor, Ariola etc. Oder sie meinten, das ist ein Strohfeuer… lohnt nicht, in diese aufrührerischen Noten zu investieren.
Ein Profi wie Bert Kaempfert hatte selbst die Beatles ohne langes Überlegen aus dem Vertrag entlassen.Nein, es gab sicher vielschichtige Gründe für das mangelnde Verständnis für „echten“ Rock’n Roll. Dazu gehörte sowohl das gesellschaftliche Klima, wie der gesamte kulturelle Hintergrund der Gesellschaft. Plattenfirmen treffen ihre Entscheidungen auch vor einem solchen Hintergrund, obwohl sie ja in erster Linie unter kommerziellen Gesichtspunkten agieren. Ich erinnere mich, dass in dem von Herrn Rossi erwähnten Buch auch zu dieser Frage ein paar recht erhellende Zeilen zu lesen sind. Die Politik der deutschen Plattenfirmen in den 50ern war eine Mischung aus Tradition und Innovation. Dass es z.B. fast alle US Rock’n‘ Roll Singles auch in Deutschland gab, lag zum einen an wirtschaftlichen Verpflechtungen und Abhängigkeiten, zum anderen aber auch an Mitarbeitern (heute würde man sie A&R Manager nennen), die ein offenes Ohr hatten für Neues. An kommerziellem Erfolg lag es gewiss nicht, denn keine dieser Rock’n‘ Roll Singles verkaufte sich hier in nennenswerten Stückzahlen. Darum sind sie ja heute so verflucht teuer.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Noch eine Erinnerung an Zeitzeugen und am Rande: Ich kann mich an sehr viele dt. 50’s-Rocker auf Plattenbörsen erinnern (das war seit Ende der 70er mein größtes Kommunikationsfeld bzgl. Musik), die zwar Ted Herold akzeptieren konnten, aber Peter Kraus abgrundtief verachteten. Weiß nicht warum.
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FAVOURITESotisNoch einmal: man konnte hierzulande alle Rock ’n Roll-Platten kaufen, sie standen vielleicht nicht in jedem Laden.
Nein, darum geht es nicht.
Das Lebensgefühl des absoluten Großteils der dt. Jugend war im internationalen (angelsächsischen) Vergleich und vor allem, was Musik betrifft, einfach absolut uncool, um es einmal so platt zu sagen. Da war die Suche nach adäquater Musik keine Herzensangelegenheit, kein Muss, und vor allem waren der schwarze amerikanische R&B und Blues der 50s hierzulande noch viel weiter außen vor als im UK etwa. Sie existierten praktisch nicht.
Wie gesagt, wer sich hip fühlte, hörte Davis, Parker, Monk, Coltrane. Ein Kollege von mir (10 Jahre älter) hatte eine fantastische Jazzsammlung aus den 50s. Aber solche Typen waren sophisticated.
Und wieso das bei den UK-ies anders war, war ja auch meine Frage.Mein Vater ist 1951 von Altmannstein mit einem klapprigen Fahrrad 80 km nach München gefahren, um nen Job zu finden, zwei Jahre später kam meine Mutter nach, dann haben sie geheiratet. Sie hatten sicher nicht das Bedürfnis, erst mal in München die Plattenläden abzuklappern, um sich Monk und Coltrane reinzuziehen.
Aber sie hatten dann irgendwann das bissl Geld über, um sich zumindest Valente, Alexander und auch Billy Vaughn (den spielt auch Doebeling ab und zu) zu besorgen. Und dann kam halt irgendwann auch Peter Kraus, und dann ich…:-)--
„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
otis….
„Feigheit“ der Jugend, das kommt vielleicht eher hin: Feigheit im Sinne von fehlender Selbstbehauptung, Selbsterfahrung, Ich-Willen. Das meine ich keineswegs despektierlich, dafür habe ich diese Zeit viel zu hautnah miterlebt.Plakativ!: Dann passte also Elvis‘ „Muss i denn zum Städtele hinaus“ (Wooden Heart) besser ins deutsche R’n’R-Feeling?
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Herr Rossi
Nur mal als Beispiel die 30 erfolgreichsten Hits des Jahres 1957.Auf welchen Quellen beruhen denn diese Charts?
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)otisDas Lebensgefühl des absoluten Großteils der dt. Jugend war im internationalen (angelsächsischen) Vergleich und vor allem, was Musik betrifft, einfach absolut uncool, um es einmal so platt zu sagen. Da war die Suche nach adäquater Musik keine Herzensangelegenheit, kein Muss, und vor allem waren der schwarze amerikanische R&B und Blues der 50s hierzulande noch viel weiter außen vor als im UK etwa.
Gegenfrage, in welchem anderen Land (außer im UK) war die Jugend cool? Doch wohl nicht in den Staaten, ein Blick in die Charts genügt. Außerdem wären die vielen R&B und Blues Musiker nicht scharenweise nach Europa übergesiedelt, wenn sie das „coole“ US Publikum hätte ernähren können.
Und wer waren die revolutionären Rock’n‘ Roller mit denen Peter Kraus und Ted Herold hier immer verglichen werden? Peter Kraus war doch mehr die deutsche Antwort auf Paul Anka oder Rick Nelson, als auf Elvis. War Paul Anka ein Revolutionär?
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Joshua TreeGegenfrage, in welchem anderen Land (außer im UK) war die Jugend cool? Doch wohl nicht in den Staaten, ein Blick in die Charts genügt. Außerdem wären die vielen R&B und Blues Musiker nicht scharenweise nach Europa übergesiedelt, wenn sie das „coole“ US Publikum hätte ernähren können.
Und wer waren die revolutionären Rock’n‘ Roller mit denen Peter Kraus und Ted Herold hier immer verglichen werden? Peter Kraus war doch mehr die deutsche Antwort auf Paul Anka oder Rick Nelson, als auf Elvis. War Paul Anka ein Revolutionär?
Ja, richtig, mit Kategorien wie „cool“ oder „uncool“ kommt man doch nicht wirklich weiter.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.MistadobalinaAuf welchen Quellen beruhen denn diese Charts?
Das ist aus der bekannten „Hit-Bilanz“ von Günther Ehnert (CD-ROM Version). Als Quelle benannt werden am 1.1.1956 eingeführte Top30, leider fehlt – zumindest in der CD-Version – der genauere Quellennachachweis.
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gollumPlakativ!: Dann passte also Elvis‘ „Muss i denn zum Städtele hinaus“ (Wooden Heart) besser ins deutsche R’n’R-Feeling?
Wooden Heart hat nichts mit Rock ’n Roll zu tun. Nicht mit den 50s, um die es hier geht.
Joshua TreeGegenfrage, in welchem anderen Land (außer im UK) war die Jugend cool? Doch wohl nicht in den Staaten, ein Blick in die Charts genügt. Außerdem wären die vielen R&B und Blues Musiker nicht scharenweise nach Europa übergesiedelt, wenn sie das „coole“ US Publikum hätte ernähren können.
Erstens gibt es die Jugend nicht, und eine vordefinierte Form von „Coolness“ auch nicht. Allerdings hat sich die US-Jugend sehr wohl den R’nR erschlossen und sich von ihm erobern lassen, das war keinesfalls uncool. (Und ja: Popmusik ist m.E. immer auch unter dem Aspekt von cool/uncool zu betrachten. Ich halte den sogar für elementar. )
Zum anderen hatten/haben R&B und Blues keineswegs automatisch den Cool-Bonus, sie haben ihnen bekommen durch die Popmusikhistorie, durch den R’nR und durch die 60s-UK-Bands.
Nein, andere Jugendliche mögen nicht „cooler“ gewesen sein, aber sie waren selbstbewusster, sich selber und ihrer Ansprüche an sich selbst gegenüber, z.B. in Frankreich. (Nochmal an Franz: ich verurteile da überhaupt nichts, habe vollstes Verständnis für die dt. Jugend damals).Joshua TreeUnd wer waren die revolutionären Rock’n‘ Roller mit denen Peter Kraus und Ted Herold hier immer verglichen werden? Peter Kraus war doch mehr die deutsche Antwort auf Paul Anka oder Rick Nelson, als auf Elvis. War Paul Anka ein Revolutionär?
Kraus‘ erste Singles waren Elvis-Cover, (Don’t be cruel, Treat me nice, Jailhouse Rock) und sogar ein Gene Vincent-Titel: Bluejean Bop. Ted Herold bis in die 60s eindeutig auf Elvis-Titel fixiert.
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FAVOURITESnail75Ja, richtig, mit Kategorien wie „cool“ oder „uncool“ kommt man doch nicht wirklich weiter.
Diesen Ausdruck gab’s ja noch nicht mal in meiner Jugend, also in den 70ern. Nicht mal „geil“ gab es. Geil gab es schon, war man ja auch meistens…;-) aber hatte halt ne völlig ander Bedeutung, als es heute hat.
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„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102Zappa1Diesen Ausdruck gab’s ja noch nicht mal in meiner Jugend, also in den 70ern.
Natürlich gab es ihn. Außerdem weiß man wohl, was gemeint ist, wahlweise auch „hip“ oder „in“.
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Schlagwörter: Deutschsprachig
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