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Gestern die restaurierte s/w-Version von The Mark of Zorro (US, 1940) – lag netterweise gestern im Briefkasten … und damit bin ich auch mit Teil 2 von Mamoulian fürs erste mal durch … den zweiten Durchgang mit dem Audio-Kommentar habe ich gestern abgebrochen, die ersten zehn oder zwanzig Minuten war das einfach nur Gelaber. Es gibt auch noch eine kolorierte Fassung sowie „Tyrone Power – The Last Idol“, eine Biographie der Hauptdarstellers wie es scheint, der ja – wieder zusammen mit Linda Darnell – ein Jahr später in Mamoulians „Blood and Sand“ erneut zu sehen war.
Der Film ist schon toll, aber von den drei nachgeholten fand ich „Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ mit einigem Abstand den besten. Klar gibt es haufenweise toll choreographierte Szene – gleich zum Einstieg z.B. die aus der spanischen Kampfschule – und die übliche Unmenge an exquisit zusammengestellten Requisiten bei den Innenaufnahmen … aber der ganze Film ist eben auch eine Innenaufnahme, eine oft etwas beengt wirkende Studio-Produktion, in der die befreite Kamera z.B. überhaupt nicht auftaucht (oder ich hab mich so dran gewöhnt, dass ich es nicht bemerkt habe?), auch keine „Swipes“ oder sonstige typischen Mamoulian-Kniffe zu sehen sind. Was das Studio angeht: es hier kaum freien Himmel zu sehen, die Kamera filmt „draussen“ kaum je nach oben, das wirkt alles … eben irgendwie beengt, wie das bei solchen Studio-Produktionen oft der Fall ist. Das fällt auch darum stark auf, weil Mamoulian nicht zuletzt im unmittelbaren Vorgänger „Golden Boy“ eindrückliche Aussenaufnahmen in New York gedreht hatte.
Die Figuren sind dennoch recht behutsam gezeichnet und gut charakterisiert, auf der Beziehungsebene läuft im Film fast mehr als in Sachen Action (sorry, das finde ich einfach schnell ermüdend, auch wenn die eine lange Fecht-Szene von Power und Basil Rathbone zweifellos eindrücklich ist … aber das ganze Gereite und so … das ist in „Love Me Tonight“, der dortigen umwerfend komischen Jagdzsene und später der Zugjagd, einfach besser, auch wenn hier in Zorro vielleicht doch so ein Mamoulian-Trick zum Einsatz kommt: beschleunigt abgespielte Reitszenen, bildete ich mir zumindest da und dort zu sehen ein). Dass Zorro in seiner Tarnung als verweichlichter spanischer Edelmann ordentlich gay wirkt, dass daneben der präpotente Gegenpol Rathbone dauernd mit seinem Ding – als seinem Degen – rumwedelt … der Action-Film funktioniert eben auch – oder für mich vor allem – als Komödie ganz gut.
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Meine verbleibenden Mamoulian-Lücken sind damit das Historiendrama „Becky Sharp“ (1935, Miriam Hopkins‘ zweiter Auftritt bei Mamoulian), die Komödie „The Gay Desperado“ (1936, mit Ida Lupino), das Western-Musical „High, Wide, and Handsome“ (1937), sowie der zweitletzte Film (der einzige zwischen 1942 und 1957), die Musical-Komödie „Summer Holiday“ (1948 ). Ich hab noch nicht gesucht, aber ich gehe nicht davon aus, dass die alle so leicht auf DVD oder Blu-Ray zu finden sind?
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deWerbunggypsy-tail-wind
Gestern die restaurierte s/w-Version von The Mark of Zorro (US, 1940) – lag netterweise gestern im Briefkasten … und damit bin ich auch mit Teil 2 von Mamoulian fürs erste mal durch … den zweiten Durchgang mit dem Audio-Kommentar habe ich gestern abgebrochen, die ersten zehn oder zwanzig Minuten war das einfach nur Gelaber. Es gibt auch noch eine kolorierte Fassung sowie „Tyrone Power – The Last Idol“, eine Biographie der Hauptdarstellers wie es scheint, der ja – wieder zusammen mit Linda Darnell – ein Jahr später in Mamoulians „Blood and Sand“ erneut zu sehen war.
Der Film ist schon toll, aber von den drei nachgeholten fand ich „Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ mit einigem Abstand den besten. Klar gibt es haufenweise toll choreographierte Szene – gleich zum Einstieg z.B. die aus der spanischen Kampfschule – und die übliche Unmenge an exquisit zusammengestellten Requisiten bei den Innenaufnahmen … aber der ganze Film ist eben auch eine Innenaufnahme, eine oft etwas beengt wirkende Studio-Produktion, in der die befreite Kamera z.B. überhaupt nicht auftaucht (oder ich hab mich so dran gewöhnt, dass ich es nicht bemerkt habe?), auch keine „Swipes“ oder sonstige typischen Mamoulian-Kniffe zu sehen sind. Was das Studio angeht: es hier kaum freien Himmel zu sehen, die Kamera filmt „draussen“ kaum je nach oben, das wirkt alles … eben irgendwie beengt, wie das bei solchen Studio-Produktionen oft der Fall ist. Das fällt auch darum stark auf, weil Mamoulian nicht zuletzt im unmittelbaren Vorgänger „Golden Boy“ eindrückliche Aussenaufnahmen in New York gedreht hatte.
Die Figuren sind dennoch recht behutsam gezeichnet und gut charakterisiert, auf der Beziehungsebene läuft im Film fast mehr als in Sachen Action (sorry, das finde ich einfach schnell ermüdend, auch wenn die eine lange Fecht-Szene von Power und Basil Rathbone zweifellos eindrücklich ist … aber das ganze Gereite und so … das ist in „Love Me Tonight“, der dortigen umwerfend komischen Jagdzsene und später der Zugjagd, einfach besser, auch wenn hier in Zorro vielleicht doch so ein Mamoulian-Trick zum Einsatz kommt: beschleunigt abgespielte Reitszenen, bildete ich mir zumindest da und dort zu sehen ein). Dass Zorro in seiner Tarnung als verweichlichter spanischer Edelmann ordentlich gay wirkt, dass daneben der präpotente Gegenpol Rathbone dauernd mit seinem Ding – als seinem Degen – rumwedelt … der Action-Film funktioniert eben auch – oder für mich vor allem – als Komödie ganz gut.
[…]Klar, der Film ist ein Vergnügen – ich musste damals zweimal nachgucken, ob der Film von Mamoulian ist, den hatte ich ganz woanders verortet. Dass sich der Film erkennbar nicht aus dem Studio herausbewegt, kann man ihm nicht unbedingt vorwerfen: das musste man ja erst wieder lernen, nachdem man sich wegen der Soundaufnahmen nicht mehr nach draußen getraut hatte.
Mamoulian bringt aber richtig schön eine Leichtigkeit in Powers Spiel (Rathbone ebenso), sehr an Michael Curtiz und Flynn erinnernd.--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.gypsy-tail-wind Meine verbleibenden Mamoulian-Lücken sind damit das Historiendrama „Becky Sharp“ (1935, Miriam Hopkins‘ zweiter Auftritt bei Mamoulian), die Komödie „The Gay Desperado“ (1936, mit Ida Lupino), das Western-Musical „High, Wide, and Handsome“ (1937), sowie der zweitletzte Film (der einzige zwischen 1942 und 1957), die Musical-Komödie „Summer Holiday“ (1948 ). Ich hab noch nicht gesucht, aber ich gehe nicht davon aus, dass die alle so leicht auf DVD oder Blu-Ray zu finden sind?
Amazon Marketplace z.B. führt alle Titel zumindest als DVD, manche als Blu-ray, in einer Preissspanne von 5 bis 30 Euro.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.latho
Klar, der Film ist ein Vergnügen – ich musste damals zweimal nachgucken, ob der Film von Mamoulian ist, den hatte ich ganz woanders verortet. Dass sich der Film erkennbar nicht aus dem Studio herausbewegt, kann man ihm nicht unbedingt vorwerfen: das musste man ja erst wieder lernen, nachdem man sich wegen der Soundaufnahmen nicht mehr nach draußen getraut hatte.
Mamoulian bringt aber richtig schön eine Leichtigkeit in Powers Spiel (Rathbone ebenso), sehr an Michael Curtiz und Flynn erinnernd.Es ist einfach nicht mein favorisiertes Genre … die Curtiz-Filme mit Flynn kenne ich leider bisher auch nicht.
Aber ab heute geht es hier im Kino in die Satyajit Ray-Retro – ich nutze die Konzertpause also weiterhin cineastisch und freue mich aufs erste Wiedersehen bzw. Neuentdecken, nach der letzten Retro vor zwölf Jahren … hab mein Programm so zusammengestellt, dass ich v.a. diejenigen Filme schaue, die ich noch nicht kenne (Teile 1 und der Apu-Trilogie, „The Big City“, „The Lonely Wife“ und ein oder zwei andere lasse ich daher wohl aus – dire Reihen sind üblicherweise lückenhaft, und überschneiden sich dann auch nicht komplett – letztes mal fehlte z.B. der dritte Apu-Film).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbapfingstluemmel
gypsy-tail-wind Meine verbleibenden Mamoulian-Lücken sind damit das Historiendrama „Becky Sharp“ (1935, Miriam Hopkins‘ zweiter Auftritt bei Mamoulian), die Komödie „The Gay Desperado“ (1936, mit Ida Lupino), das Western-Musical „High, Wide, and Handsome“ (1937), sowie der zweitletzte Film (der einzige zwischen 1942 und 1957), die Musical-Komödie „Summer Holiday“ (1948 ). Ich hab noch nicht gesucht, aber ich gehe nicht davon aus, dass die alle so leicht auf DVD oder Blu-Ray zu finden sind?
Amazon Marketplace z.B. führt alle Titel zumindest als DVD, manche als Blu-ray, in einer Preissspanne von 5 bis 30 Euro.
Danke, ich werde mal danach gucken … leider gibt es bei immer mehr Angeboten keinen Versand mehr in die Schweiz (selber schuld, ich weiss).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy-tail-wind…. ab heute geht es hier im Kino in die Satyajit Ray-Retro – ich nutze die Konzertpause also weiterhin cineastisch und freue mich aufs erste Wiedersehen bzw. Neuentdecken, nach der letzten Retro vor zwölf Jahren … hab mein Programm so zusammengestellt, dass ich v.a. diejenigen Filme schaue, die ich noch nicht kenne (Teile 1 und der Apu-Trilogie, „The Big City“, „The Lonely Wife“ und ein oder zwei andere lasse ich daher wohl aus – dire Reihen sind üblicherweise lückenhaft, und überschneiden sich dann auch nicht komplett – letztes mal fehlte z.B. der dritte Apu-Film).
Neid …. viel Freude dabei
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)gypsy-tail-wind
pfingstluemmel
gypsy-tail-wind Meine verbleibenden Mamoulian-Lücken sind damit das Historiendrama „Becky Sharp“ (1935, Miriam Hopkins‘ zweiter Auftritt bei Mamoulian), die Komödie „The Gay Desperado“ (1936, mit Ida Lupino), das Western-Musical „High, Wide, and Handsome“ (1937), sowie der zweitletzte Film (der einzige zwischen 1942 und 1957), die Musical-Komödie „Summer Holiday“ (1948 ). Ich hab noch nicht gesucht, aber ich gehe nicht davon aus, dass die alle so leicht auf DVD oder Blu-Ray zu finden sind?
Amazon Marketplace z.B. führt alle Titel zumindest als DVD, manche als Blu-ray, in einer Preissspanne von 5 bis 30 Euro.
Danke, ich werde mal danach gucken … leider gibt es bei immer mehr Angeboten keinen Versand mehr in die Schweiz (selber schuld, ich weiss).
Ein erster schneller Blick: eher so ab 35€ für mich, und meist in Ausgaben, die nicht unbedingt vertrauenserweckend aussehen … Ich bin allerdings auch echt kein geübter DVD-Käufer und die Angaben bei Amazon sind immer schlechter geworden in den letzten 10 Jahren oder so (Label und Veröffentlichungsjahr sind ja oft schon zuviel verlangt).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaGestern im Kino mein Auftakt zur Ray-Reihe: The Chess Players (IN, 1977) – kein leichter Einstieg, aber bei aller Sperrigkeit ein brillanter Film. Lucknow, 1856 – also kurz vor den Aufständen gegen die Engländer 1857/58. Zwei reiche Männer sind dem Schachspiel verfallen (Sanjeev Kumar und Saeed Jaffrey). Gleichzeitig plant die East India Company unter Bruch ihres eigenen Vertrages die Übernahme des Fürstentums Oudh. Die politische Ranküne und das Schachspiel – sowie die dazu nötigen Tricksereien und dadurch ausgelösten häuslichen Irrungen der beiden Reichen – werden ineinander geschnitten und so ist der Film „ein ironischer, vielfach gebrochener Essay über den britischen Kolonialismus in Indien, die Geschichte zweier einheimischer Lebemänner, die sich mit nonchalanter Dekadenz so lange ihrem Müssiggang hingeben, bis ihre von Stil und Tradition geprägte Welt restlos zusammenbricht“ (Hans Christoph Blumenberg in der Zeit vom 19.3.1978, gemäss Programmheft). Der Zusammenbruch findet allerdings erst nach dem Film statt, aber er kündigt sich unmissverständlich an. Richard Attenborough glänzt in der Rolle des „Resident“ der Company, an seiner Seite ein Offizier (Tom Alter), der die Urdu-Lyrik liebt – und den abtretenden König von Oudh (Amjad Khan) bewundert, der sich als Dichter, Komponist, Sänger und Förderer der schönen Künste einen Namen machte.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaGestern im Kino Runde zwei der Satyajit-Ray-Retro: Three Daughters (IN, 1961), ein Episodenfilm zum 100. Geburtstag von Rabindranath Tagore. Auf drei seiner Erzählungen beruht Rays Drehbuch, und zum ersten Mal hat er hier – das war fortan üblich – auch die Musik komponiert. Weil die drei Episoden zusammen fast drei Stunden dauern, wurde für die internationale Verleihfassung die mittlere, die auch etwas aus dem Rahmen fällt, weggelassen. In den Neunzigern wurde diese internationale Fassung restauriert, aber es scheint gemäss Wiki inzwischen auch DVD-Ausgaben mit allen drei Episoden zu geben.
In der ersten – im Gewand einer neorealistischen Tragödie – wird ein Postbeamter aus Kalkutta in ein kleines, abgelegenes Dorf versetzt. Wir gewöhnen uns mit ihm an die Karge Behausung, den zunächst ungewohnten Alltag – die Männer des Dorfs sitzen bei ihm, um den Geschichten aus der grossen Stadt zu lauschen, er mag ihre Musizierabende nicht besuchen, weil er abends englisch lernt. Und doch scheint er allmählich anzukommen. Er beschliesst, seiner Hausangestellten, einem jungen Waisenmädchen, Lesen und Schreiben beizubringen. Es entsteht ein zartes Band zwischen ihnen, doch nachdem er an Malaria erkrankt ist und seine Versetzung abgelehnt wird, kündigt er die Stelle und verlässt das Dorf. Für ihn nur ein Zeitvertrieb war, wird sein Fortgehen für das Mädchen zum Verrat. Sie begegnen sich ein letztes Mal, als er weggeht, doch sie geht wortlos an ihm vorbei.
Episode drei ist dann eine Art Romcom. Ein Sohn aus bestem Haus (ein Brahmane) kommt nach dem Schulabschluss in der grossen Stadt heim in sein Dorf. Seine Mutter hat eine Braut ausgewählt, doch er geht nur widerwillig zum Treffen mit ihn und ihrer Familie. Schon bei einer Ankunft war er beobachtet und verspottet worden von einem anderen Mädchen, das wie ein Junge lebt, auf Bäume klettert usw. Der angehende Jura-Student setzt sich in den Kopf, sie zu heiraten. Seine Mutter akzeptiert widerwillig, doch sie verbringt schon die Hochzeitsnacht wieder draussen. Danach zerlegt sie ein Zimmer, schmeisst seine Bücher herum. Er geht fort, sie solle ihm schreiben, wenn sie möge. Ein Trick der Mutter – sie sei krank, schreibt sie – bringt ihn Monate später zurück. Der Schwindel fliegt rasch auf, doch als er wieder gehen will, findet er auf seinem Bett einen ungelenken Brief seine Frau. Happy End.
Nach einer kurzen Pause wurde dann auch die mittlere Episode gezeigt – und so fiel sie ein wenig aus dem Rahmen. Vielleicht hätte man sie, wie von Ray vorgesehen, besser in der Mitte platziert? Jedenfalls folgte nun, nach Sozialtragödie und romantischer Komödie, auch noch eine Gruselgeschichte. Ein alter Lehrer treibt sich auf einem verlassenen Grundstück herum, trifft dort eine seltsame, ganz in Schwarz gehüllte Gestalt, mit der er zu sprechen beginnt, mit dieser zu reden, liest ihr dann eine Gespenstergeschichte vor, die er über die Vorgänge im Haus auf diesem Grundstück geschrieben hat. Ein Mann erbt den elterlichen Betrieb, zieht in das luxuriöse Haus, mit seiner Frau und deren Schmuck – kinderlos geblieben, entwickelt die Frau eine Fixation auf ihr Geschmeide, ihren Tand – angespornt durch das Portrait einer Tante ihres Mannes, reich geschmückt, sie gälte als die schönste aller Frauen in der Familie. Als es im Betrieb brennt, der Mann allein verreist (nach Kalkutta – nehme ich an – zur Bank), brennt die Frau mit ihrem Schmuck durch. Er kommt zurück und das Haus ist verhext, er hört Geräusche, wird von einem Geist heimgesucht, eine Skeletthand greift auch nach dem Collier, das er seiner Frau von seiner Reise mitgebracht hatte. Die Rahmenhandlung taucht hie und da auf, und man ahnt die Auflösung bald. Der stille Zuhörer entpuppt sich als der Mann aus der Geschichte und meint lakonisch: vieles sei gut getroffen, aber manches habe sich ganz anders abgespielt.
Alle Episoden sind wunderbar gemacht und schlüssig erzählt – dass bis zur Pause bereits zwei ganze Stunden vergangen waren, hat mich überrascht. Die Geistergeschichte fand ich dann manchmal etwas lang. Aber hier hatte Ray natürlich die Gelegenheit, ein üppiges Dekor zu inszenieren: Möbel, Nippes, Gemälde, der Schmuck, der glänzend polierte reich geschmückte Flur im Haus … ein grösstmöglicher Kontrast zur ersten Episode, in der die Texturen der rauh verputzten Wände des Postbeamten ins Bild rücken. Am unterhaltsamsten fand ich Episode drei, am überzeugendsten, dichtesten erzählt die erste.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaRunde 3 mit Satyajit Ray im Kino vorhin: The Music Room (IN, 1958) – Meisterwerk.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHeute gesehen:
„Everything Everywhere All at Once“
Der Abend hätte echt besser sein können.
Um es kurz zu machen: Absolut verschwendete Lebenszeit.--
„Das grüne Blut der Dämonen“- (Quatermass and The Pit) – GB 1967 – Roy Ward Baker ****1/2
Mein Lieblings SciFi-Horrorfilm der Prä-„Alien“-Ära… Hab mir endlich die doch ziemlich teure BluRay (ca. 30 Euro) gegönnt, und ich muss sagen gute Investition…
Von Hammer nach einer BBC-Serie gedreht, besticht der Film durch eine halbwegs schlüssige Story, gute (aber unbekannte) Charakterschauspieler und ganz gute Effekte für die Sechziger… Angeblich waren ja u.a. John Carpenter und Stephen King stark von diesem Film beeinflusst… Sehr schön wird auch der Konflikt zwischen Wissenschaft und Militär herausgearbeitet…
Kleines Detail am Rande: Irgendwo kommt ungefähr der folgende Dialog vor: „Was glauben Sie werden wir machen, wenn es bei uns einen Klimawandel gibt ? Es wird viel geredet werden, aber passieren wird nichts…“ … Weiss jetzt nicht, ob das schon in den Sechzigern so synchronisiert wurde, oder ob das ein Spassvogel bei der Nachsynchronisation eingefügt hat…--
i don't care about the girls, i don't wanna see the world, i don't care if i'm all alone, as long as i can listen to the Ramones (the dubrovniks)Gestern im Kino – Film vier von Satyajit Ray am vierten Tag: Apur Sansar (IN, 1959). Danach war ich gleich zum zweiten Mal völlig geplättet. Was für ein bewegender Film. Teile eins und zwei der Trilogie („Pather Panchali“ von 1955 und „Aparajito“ von 1956) liegen zwar Jahre zurück, aber das ist wirklich ein grosses Meisterwerk.
Weiter geht es wohl erst nächsten Montag wieder … bis dahin hier mal noch ein Link zu einem Text über den zerfallenen Palast (der sah vor 65 Jahren noch besser aus), in dem Ray „The Music Room“ filmte:
https://www.getbengal.com/details/the-grand-dilapidated-nimtita-palace-where-satyajit-ray-shot-jalshaghar--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbamangelsHeute gesehen: „Everything Everywhere All at Once“ Der Abend hätte echt besser sein können. Um es kurz zu machen: Absolut verschwendete Lebenszeit.
Was? Hoch vergnüglich!
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.Zuletzt gesehen:
Sisu (Regie: Jalmari Helander – Finnland/USA, 2022) 8/10
In the Heat of the Night (Regie: Norman Jewison – USA, 1967) 8,5/10
Post Mortem (Regie: Péter Bergendy – Ungarn, 2020) 6/10
X (Regie: Ti West – USA, 2022) 7/10
I’m Not There (Regie: Todd Haynes – USA/Deutschland, 2007) 8/10
The Boy Behind the Door (Regie: David Charbonier/Justin Powell – USA, 2020) 6/10
El espanto surge de la tumba – Blutmesse für den Teufel (Regie: Carlos Aured – Spanien, 1972) 5,5/10
Psycho Raman (Regie: Anurag Kashyap – Indien, 2016) 8/10Was geht mir diese familienfreundliche Action auf den Sack, mit der Kino und Streamingdienste mittlerweile geflutet werden. Sisu macht es anders, feiert den Sadismus des Italo-Westerns und badet vergnügt in der Gewaltgeilheit des Exploitationfilms, immer übertrieben, oft bis zum Anschlag und auf der Suche nach grotesken Pointen. Wundert mich nicht, Rare Exports war doch auch aufgrund seines bösen Humors schon eine Schau. (Einziger Kritikpunkt: Nazis als Kanonenfutter sind echt low-hanging fruits.)
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