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Gestern im Kino mein Auftakt zur Ray-Reihe: The Chess Players (IN, 1977) – kein leichter Einstieg, aber bei aller Sperrigkeit ein brillanter Film. Lucknow, 1856 – also kurz vor den Aufständen gegen die Engländer 1857/58. Zwei reiche Männer sind dem Schachspiel verfallen (Sanjeev Kumar und Saeed Jaffrey). Gleichzeitig plant die East India Company unter Bruch ihres eigenen Vertrages die Übernahme des Fürstentums Oudh. Die politische Ranküne und das Schachspiel – sowie die dazu nötigen Tricksereien und dadurch ausgelösten häuslichen Irrungen der beiden Reichen – werden ineinander geschnitten und so ist der Film „ein ironischer, vielfach gebrochener Essay über den britischen Kolonialismus in Indien, die Geschichte zweier einheimischer Lebemänner, die sich mit nonchalanter Dekadenz so lange ihrem Müssiggang hingeben, bis ihre von Stil und Tradition geprägte Welt restlos zusammenbricht“ (Hans Christoph Blumenberg in der Zeit vom 19.3.1978, gemäss Programmheft). Der Zusammenbruch findet allerdings erst nach dem Film statt, aber er kündigt sich unmissverständlich an. Richard Attenborough glänzt in der Rolle des „Resident“ der Company, an seiner Seite ein Offizier (Tom Alter), der die Urdu-Lyrik liebt – und den abtretenden König von Oudh (Amjad Khan) bewundert, der sich als Dichter, Komponist, Sänger und Förderer der schönen Künste einen Namen machte.
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