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gypsy-tail-wind
Gestern die restaurierte s/w-Version von The Mark of Zorro (US, 1940) – lag netterweise gestern im Briefkasten … und damit bin ich auch mit Teil 2 von Mamoulian fürs erste mal durch … den zweiten Durchgang mit dem Audio-Kommentar habe ich gestern abgebrochen, die ersten zehn oder zwanzig Minuten war das einfach nur Gelaber. Es gibt auch noch eine kolorierte Fassung sowie „Tyrone Power – The Last Idol“, eine Biographie der Hauptdarstellers wie es scheint, der ja – wieder zusammen mit Linda Darnell – ein Jahr später in Mamoulians „Blood and Sand“ erneut zu sehen war.
Der Film ist schon toll, aber von den drei nachgeholten fand ich „Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ mit einigem Abstand den besten. Klar gibt es haufenweise toll choreographierte Szene – gleich zum Einstieg z.B. die aus der spanischen Kampfschule – und die übliche Unmenge an exquisit zusammengestellten Requisiten bei den Innenaufnahmen … aber der ganze Film ist eben auch eine Innenaufnahme, eine oft etwas beengt wirkende Studio-Produktion, in der die befreite Kamera z.B. überhaupt nicht auftaucht (oder ich hab mich so dran gewöhnt, dass ich es nicht bemerkt habe?), auch keine „Swipes“ oder sonstige typischen Mamoulian-Kniffe zu sehen sind. Was das Studio angeht: es hier kaum freien Himmel zu sehen, die Kamera filmt „draussen“ kaum je nach oben, das wirkt alles … eben irgendwie beengt, wie das bei solchen Studio-Produktionen oft der Fall ist. Das fällt auch darum stark auf, weil Mamoulian nicht zuletzt im unmittelbaren Vorgänger „Golden Boy“ eindrückliche Aussenaufnahmen in New York gedreht hatte.
Die Figuren sind dennoch recht behutsam gezeichnet und gut charakterisiert, auf der Beziehungsebene läuft im Film fast mehr als in Sachen Action (sorry, das finde ich einfach schnell ermüdend, auch wenn die eine lange Fecht-Szene von Power und Basil Rathbone zweifellos eindrücklich ist … aber das ganze Gereite und so … das ist in „Love Me Tonight“, der dortigen umwerfend komischen Jagdzsene und später der Zugjagd, einfach besser, auch wenn hier in Zorro vielleicht doch so ein Mamoulian-Trick zum Einsatz kommt: beschleunigt abgespielte Reitszenen, bildete ich mir zumindest da und dort zu sehen ein). Dass Zorro in seiner Tarnung als verweichlichter spanischer Edelmann ordentlich gay wirkt, dass daneben der präpotente Gegenpol Rathbone dauernd mit seinem Ding – als seinem Degen – rumwedelt … der Action-Film funktioniert eben auch – oder für mich vor allem – als Komödie ganz gut.
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Klar, der Film ist ein Vergnügen – ich musste damals zweimal nachgucken, ob der Film von Mamoulian ist, den hatte ich ganz woanders verortet. Dass sich der Film erkennbar nicht aus dem Studio herausbewegt, kann man ihm nicht unbedingt vorwerfen: das musste man ja erst wieder lernen, nachdem man sich wegen der Soundaufnahmen nicht mehr nach draußen getraut hatte.
Mamoulian bringt aber richtig schön eine Leichtigkeit in Powers Spiel (Rathbone ebenso), sehr an Michael Curtiz und Flynn erinnernd.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.