Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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  • #4529933  | PERMALINK

    tina-toledo
    Moderator

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    gypsy tail windTu es infâme – Non, je suis une femme … da fehlt wenigstens ein ganzer Stern!

    Wahrscheinlich, ich persönlich werde mit Godard aber einfach nicht warm.

    --

    Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!
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    #4529935  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    tina toledoWahrscheinlich, ich persönlich werde mit Godard aber einfach nicht warm.

    Oh, das wusste ich nicht – schade!

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #4529937  | PERMALINK

    Anonym
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    tina toledoWahrscheinlich, ich persönlich werde mit Godard aber einfach nicht warm.

    „Alphaville“ ist doch ziemlich gut weggekommen, oder irre ich mich?

    --

    #4529939  | PERMALINK

    foka

    Registriert seit: 17.10.2007

    Beiträge: 8,543

    Vorhin im Kino des Filmmuseums:

    Gilda – Charles Vidor, 1946 ****

    Rita, Rita, Rita! Der Tanz auf dem Bild oben ist dann auch gleich meine Lieblingsszene. Jetzt brauche ich ein Poster!

    Und dann im Kino weiter oben in der Stadt:

    The Hunger Games: Mockingjay – Part 1 – Francis Lawrence, 2014 ****½

    Jenny, Jenny, Jenny! :liebe: Viel besser als erwartet. Bin noch ganz benommen. Zack!

    (Die hohe Wertung mag einem gewissen, ersten Überschwang geschuldet sein. Aber die Hunger Games schaffen bei mir das, was LOTR, Star Wars, Harry Potter oder was weiß ich noch für Filmserien vergeblich versuchten: die Charaktere sind mir wichtig, ich will immer mehr, krieg nicht genug, ich sitze mit offenem Mund im Kino und vergesse alles drum rum. Außerdem gefällt mir, dass alle starken Rollen hier von Frauen besetzt sind. Okay, Woody und Philip sind auch noch ganz in Ordnung.)

    --

    Is this my life? Or am I just breathing underwater?
    #4529941  | PERMALINK

    tina-toledo
    Moderator

    Registriert seit: 15.06.2005

    Beiträge: 13,392

    GrievousAngel“Alphaville“ ist doch ziemlich gut weggekommen, oder irre ich mich?

    Ja, dem und „Á boute de souffle“ kann ich schon einiges abgewinnen. Godard funktioniert bei mir bisher aber rein auf einer filmhistorischen, filmtechnischen Ebene. Das Herz erreicht da gar nichts, dafür – und das soll nicht als universeller, sondern persönlicher Blick verstanden werden, den hier sicherlich jemand schlüssig in drei Sätzen mit intellektuellem Überbau widerlegen/wegdeuteln kann – langweilt bis ärgert mich das Bild der Frauen, die ja zumeist irgendwo im gewaltigen Rollenspektrum zwischen Stripperin, Model und Prostituierter ihren Platz einnehmen und sich auch sonst nicht wirklich als Identifikationsobjekt eignen. Mancher heterosexuelle Mann mag legitimerweise an Anna Karina kleben, Godards ausgeprägter „male gaze“ und widerum das Männerbild lassen aber eben auch keinen Raum für ein ähnlich inszeniertes, reizvolles männliches Pendant. „Une femme et une femme“ ist wohlgemerkt erst mein fünfter Film und ich bin auch keineswegs demotiviert, weiterzumachen, ich habe ja bisher an jedem interessante Aspekte gefunden. Allein, dass Godard noch eine Herzensangelegenheit wird, bezweifle ich.

    --

    Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!
    #4529943  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,081

    Danke für die Erörterung, Tina! So geht es mir ja auch mit manch einem Regisseur, der hier von manchen über alles verehrt wird … kann man nicht viel machen als ab und zu wieder was anzuschauen (läuft in solchen Fällen auch bei mir dann eher unter filmhistorischem Interesse – bzw. unter Neugierde, man will ja auch nicht vorschnell aufgeben), aber erzwingen kann man das nicht. Und wenn dann noch handfeste Dinge im Weg stehen wie Godards durchaus diskutierenswürdiges Frauenbild, wird die Sache nicht leichter.

    --

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    #4529945  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
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    @tina
    Erstaunlich, dass du ausgerechnet Godard, der wie kein anderer Regisseur vor ihm radikal mit dem projizierten Filmbild von Frauen gebrochen hat (und z.B. anders als seine Nouvelle-Vague-Mitstreiter wie Rivette oder Truffaut auch nie ein festes Rollenrepertoire variiert hat) einen „male gaze“ unterstellst, dafür aber den unvergleichlichen Hardcore-Misogynisten Trier schätzt. Abgesehen von den Partnerschaften Cassavetes/Rowlands und Roeg/Russell kenne ich keinen mit JLG vergleichbaren Regisseur, der die Frauenrollen in seinen Filmen in so enger Zusammenarbeit mit den Schauspielerinnen entwickelt hat, die diese dann auch spielten, überhaupt in seiner Laufbahn diesbezüglich lern- und entwicklungswillig war.

    Dass dich die Filme emotional nicht erreichen, kann ich wiederum sehr gut verstehen. Da würdest du aber, befürchte ich, auch keinen Schlüsselfilm finden, der das grundlegend ändern könnte.

    tina toledoMagic In The Moonlight (Woody Allen, 2014) * * 1/2

    Den finde ich zwar nicht gerade herausragend, aber auch nicht so schlecht (wie er auch ansonsten, Brody mal außen vor, abschneidet). Woody Allens Berlin-Film! Wenn auch nur für ca. fünf Minuten…

    --

    I'm making jokes for single digits now.
    #4529947  | PERMALINK

    scorechaser

    Registriert seit: 02.05.2003

    Beiträge: 46,551

    „Shining Through“ (David Seltzer, 1992) ***1/2

    --

    "Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
    #4529949  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    fokaVorhin im Kino des Filmmuseums:

    Gilda – Charles Vidor, 1946 ****

    Mega :)

    --

    #4529951  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,232

    Was Frauenbilder betrifft gab es jüngst einen Artikel in der Zeit, den ich ganz interessant fand (ich habe aber er zu weng Kenntnis, zumindest im Bereich Film habe, um ihn beurteilen zu können). Meinungen?

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #4529953  | PERMALINK

    tina-toledo
    Moderator

    Registriert seit: 15.06.2005

    Beiträge: 13,392

    gypsy tail windDanke für die Erörterung, Tina! So geht es mir ja auch mit manch einem Regisseur, der hier von manchen über alles verehrt wird … kann man nicht viel machen als ab und zu wieder was anzuschauen (läuft in solchen Fällen auch bei mir dann eher unter filmhistorischem Interesse – bzw. unter Neugierde, man will ja auch nicht vorschnell aufgeben), aber erzwingen kann man das nicht. Und wenn dann noch handfeste Dinge im Weg stehen wie Godards durchaus diskutierenswürdiges Frauenbild, wird die Sache nicht leichter.

    Genau. Vielleicht nehme ich es irgendwann anders wahr, vielleicht auch nicht.

    Napoleon Dynamite(…)dafür aber den unvergleichlichen Hardcore-Misogynisten Trier schätzt.

    Darüber lässt sich zumindest debattieren. Ich habe auch immer wieder meine Probleme mit einzelnen Szenen. Was sein jüngeres Schaffen – post-Europa-Trilogie – betrifft, sind es aber doch die weiblichen Charaktere, die am plastischsten gezeichnet werden und (mir) langfristig in Erinnerung bleiben: Kirsten Dunst in „Melancholia“, Emily Watson in „Breaking The Waves“, Charlotte Gainsbourg/Stacy Martin in „Nymphomaniac“. Der speziellen Argumentation, dass aus der Kaputtheit dieser Figuren ein Frauenhass spricht, konnte ich noch nie etwas abgewinnen. Wenn irgendwo ein männlicher Part dieser Art geschrieben wird, wird doch auch nicht von Misandrie, höchstens von Misanthropie gesprochen.

    Napoleon DynamiteAbgesehen von den Partnerschaften Cassavetes/Rowlands und Roeg/Russell kenne ich keinen mit JLG vergleichbaren Regisseur, der die Frauenrollen in seinen Filmen in so enger Zusammenarbeit mit den Schauspielerinnen entwickelt hat, die diese dann auch spielten, überhaupt in seiner Laufbahn diesbezüglich lern- und entwicklungswillig war.

    Hmm, ab wann denn ca.? ;-) Mein spätester Godard war bisher „Alphaville“, in dessen Zukunftsszenario (!) jedenfalls nehmen ja ausnahmslos alle Frauen Bedienstetenrollen oder love interests für Männer ein und/oder werden irgendwie gerettet, Entscheidendes wird unter Männern verhandelt.

    Napoleon DynamiteDen finde ich zwar nicht gerade herausragend, aber auch nicht so schlecht (wie er auch ansonsten, Brody mal außen vor, abschneidet). Woody Allens Berlin-Film! Wenn auch nur für ca. fünf Minuten…

    Vielleicht war ich einfach nicht in der richtigen Stimmung, aber ich fand den ganz furchtbar seicht und gesättigt. Er hat ja nicht mal einen wirklichen Plot, mehr eine Prämisse (Rationalität/Mystik), die einem über die komplette Spielzeit immer und immer wieder in höchstens minimal variierter, selten origineller Art eingehämmert wird. Die eigentlich charmanten Colin Firth und Emma Stone wirkten auf mich eingeengt und tendeziell unterfordert und das Setting ist nur hübsches, für die Story völlig unerhebliches Drumherum – Woody auf Europa-Tournee halt. So wird Berlin in fünf Minuten abgefrühstückt und er gibt sich weiterhin den französischen und südeuropäischen Gegenden mit stärkerem Deko-Faktor hin.

    @irrlicht: Danke, werde ich gleich lesen.

    --

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    #4529955  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,857

    IrrlichtWas Frauenbilder betrifft gab es jüngst einen Artikel in der Zeit, den ich ganz interessant fand (ich habe aber er zu weng Kenntnis, zumindest im Bereich Film habe, um ihn beurteilen zu können). Meinungen?

    Hmm, für mich ein typischer Überflieger-Artikel aus dem Feuilleton – viel Bescheidwisser-Attitüde, aber im Grunde werden bloss recht oberflächlich und beliebig Werke aufeinander bezogen (Botho Strauß?! Das Theaterstück ist aus den spätern 70er-Jahren!), die weder sonderlich symptomatisch noch sonst in irgendeinem Dialog zueinander stehen. Klar kann so ein kurzer Artikel nicht sonderlich weit in die Tiefe gehen, aber gerade dann sollte er wesentlich verdichteter sein und nicht blosse Inhaltsangaben liefern. Lediglich auf den kurzen Zeitraum 2014 bezogen würden mir nämlich einige Beispiele dafür einfallen, dass Frauenrollen zwar nicht unbedingt im wirklich populären, aber doch international wahrgenommenen Film etwas differenzierter und vielgestaltiger sind. In einem würde ich Peter Kümmel allerdings zustimmen: Die männlichen Regisseure, die das momentan liefern, kann man tatsächlich an einer Hand abzählen. Und jemand wie Linklater ist da mittlerweile tatsächlich weitestmöglich davon entfernt.

    --

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    #4529957  | PERMALINK

    tina-toledo
    Moderator

    Registriert seit: 15.06.2005

    Beiträge: 13,392

    Napoleon DynamiteHmm, für mich ein typischer Überflieger-Artikel aus dem Feuilleton – viel Bescheidwisser-Attitüde, aber im Grunde werden bloss recht oberflächlich und beliebig Werke aufeinander bezogen (Botho Strauß?! Das Theaterstück ist aus den spätern 70er-Jahren!), die weder sonderlich symptomatisch noch sonst in irgendeinem Dialog zueinander stehen. Klar kann so ein kurzer Artikel nicht sonderlich weit in die Tiefe gehen, aber gerade dann sollte er wesentlich verdichteter sein und nicht blosse Inhaltsangaben liefern. Lediglich auf den kurzen Zeitraum 2014 bezogen würden mir nämlich einige Beispiele dafür einfallen, dass Frauenrollen zwar nicht unbedingt im wirklich populären, aber doch international wahrgenommenen Film etwas differenzierter und vielgestaltiger sind. In einem würde ich Peter Kümmel allerdings zustimmen: Die männlichen Regisseure, die das momentan liefern, kann man tatsächlich an einer Hand abzählen. Und jemand wie Linklater ist da mittlerweile tatsächlich weitestmöglich davon entfernt.

    „Boyhood“ mochte ich ja, ansonsten bin ich ganz bei Dir. Einen interessanteren Artikel hätte man m.E. aus einem Fokus auf diese weiblichen Regisseure machen- und zumindest einen Hinweis darauf geben können, dass in punkto weiblicher Charaktere das Serien-Format und der Diskurs drumrum im Jahre 2014 schon eine ganz Ecke weiter ist als der Film.

    --

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    #4529959  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,232

    Danke für eure Ansichten, sehr lesenswert.

    Napoleon DynamiteKlar kann so ein kurzer Artikel nicht sonderlich weit in die Tiefe gehen, aber gerade dann sollte er wesentlich verdichteter sein und nicht blosse Inhaltsangaben liefern. Lediglich auf den kurzen Zeitraum 2014 bezogen würden mir nämlich einige Beispiele dafür einfallen, dass Frauenrollen zwar nicht unbedingt im wirklich populären, aber doch international wahrgenommenen Film etwas differenzierter und vielgestaltiger sind.

    Wobei das m.E. zu dieser Schlüsselpassage nicht im Widerstreit steht:

    „Warum kennt die populäre Kunst von heute so wenige große Frauenfiguren? Weil, so die simpelste Erklärung, die Rollen immer noch von Männern geschrieben werden. Letzten Endes existieren genau vier relevante weibliche Rollenfächer: die Mutter, die lüsterne Frau, die Heilige und die Rächerin.“

    Es geht in diesem Text ja nicht um Nischenprogramme, sondern um die einschlägigsten Rollen, die eben „populär“ und in ihrer Präsenz „bildend“ sind und sich durch die Cinemaxx Zentren ziehen. Dass das nur ein kleiner Teil ist, versteht sich von selbst, aber Kunst, die „differenzierter und vielgestaltiger“ ist, wird eben in der Regel von einem weitaus beschaulicheren Teil der Welt wahrgenommen.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #4529961  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,857

    tina toledoDarüber lässt sich zumindest debattieren.

    Ja, natürlich. Ich halte von diesen starren Rückschlüssen aus Filmen auf ihre Macher auch überhaupt nichts. Lars von Trier (den ich ja auch mag, zumindest wenn er nicht offscreen das Arschloch gibt) ist eine recht ambivalente und schwierige Persönlichkeit, denke ich. Von Björk und Nicole Kidman über Kirsten Dunst hat sich, Charlotte Gainsbourg als wiederkehrende und mittlerweile auch mehr als bloß interpretierende Film-Partnerin außen vor, noch jede Hauptdarstellerin in den dunkelsten Tönen über ihn geäußert, bis hin zum Vorwurf psychischen Missbrauchs. Dennoch führt das natürlich nirgends hin, seine Filme als symptomatischen Ausdruck eines bestimmten Geschlechterrollenverständnisses zu sehen. Ich vermute eher, dass Trier gerade in den beiden Hauptfiguren von „Nymphomaniac“ die markanten, widerstreitenden Fliehkräfte seiner eigenen Psyche sieht – und der masochistische, selbstzerquälte Teil drückt sich in seinen Filmen seit jeher bevorzugt durch weibliche Rollen aus. Das ist kritisierenswert, aber andererseits besitzen seine besten Filmen auch keinen wesentlichen glorifizierenden Zug, sondern thematisieren eben die Schwierigkeit der eigenen Widersprüche. „Nymphomaniac“, das ist kein Bericht, sondern nun mal ein Dialog!

    tina toledoHmm, ab wann denn ca.? ;-) Mein spätester Godard war bisher „Alphaville“, in dessen Zukunftsszenario (!) jedenfalls nehmen ja ausnahmslos alle Frauen Bedienstetenrollen oder love interests für Männer ein und/oder werden irgendwie gerettet, Entscheidendes wird unter Männern verhandelt.

    Ab 1961 würde ich sagen, „Une femme est une femme“ und „Vivre sa vie“ waren schon bereits sehr komplexe Reaktionen auf die weiblichen Filmmythen, die Godard in „À bout de souffle“ indirekt noch recht unbedarft wiederholt und durch Zitate reproduziert hatte. Seine Filme aus den 60ern sind ja alles keine Erzählungen, sondern Meta-Filme über populäre Genres wie Crime Fiction, Sci-Fi, Musical, beziehungsweise darüber, wie diese reale Alltagsbeziehungen im sozialen, politischen, Gender-Sinne etc. prägen. In Interviews mit JLG aus dieser Zeit findet man immer wieder die gleichen Aussagen: Er will nichts im eigentlichen Sinne erzählen, aber für die Gedanken, die er hat (und die z.B. zeitgleich jemand wie Chris Marker deutlich unpopulärer in Essay-Filmen thematisiert) benötigt er einen massenwirksamen Rahmen – deswegen benutzt er als Klammer eben möglichst abgeschmackte und seichte Storyboards, meistens aus Pulp-Romanen, Groschenheften oder Comics entlehnt. Beißt man sich in diesen Plots hingegen fest, bringt man sich, zumindest meiner Meinung nach, um den meisten Spaß. „Alphaville“ bsw. ist ja nicht Godards Vorstellung davon, wie die Zukunft aussehen sollte, sondern ein konkreter Kommentar zu Paris im Jahr 1965, dessen einziges sichtbares Sci-Fi-Element nichts weiter als eine von unten beleuchtete und gefilmte Heizung ist. Diese unmittelbare Rückkopplung der Zukunftsfantasie an eine Gegenwart, der man auch im Kino nicht entfliehen kann, gelingt erst wieder Fassbinder mit „Welt am Draht“, wo Eddie Constantine nicht von ungefähr wieder seine Rolle aus „Alphaville“ spielt.

    tina toledoWoody auf Europa-Tournee halt. So wird Berlin in fünf Minuten abgefrühstückt und er gibt sich weiterhin den französischen und südeuropäischen Gegenden mit stärkerem Deko-Faktor hin.

    Ja, ich sehe da in dem Film auch nichts weiter. Woodys Eurotrip-Filme haben aber oftmals so einen unabweisbar banalen Charme, dem ich mich selten wirklich entziehen kann. Mochtest du „Midnight In Paris“?

    tina toledoEinen interessanteren Artikel hätte man m.E. aus einem Fokus auf diese weiblichen Regisseure machen- und zumindest einen Hinweis darauf geben können, dass in punkto weiblicher Charaktere das Serien-Format und der Diskurs drumrum im Jahre 2014 schon eine ganz Ecke weiter ist als der Film.

    Ja, das ist doch alles viel spannender, als Botho Strauß nochmal zu entstauben.

    Ansonsten: „Boyhood“ fängt auch für mich zumindest sehr stark an.

    --

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