Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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  • #4523119  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Napoleon DynamiteHuch? Wofür soll denn dieser Link ein Beweis sein?

    Für miesen Geschmack der Franzosen. Jerry Lewis, ich bitte dich.

    Du bewertest Filme eben nach ihrem vermeintlichen ideologischen Gehalt oder inhaltlich greifbaren Wert und hast kein Feingefühl für alles andere. Deswegen findest du auch z.B. „Lincoln“ interessant, „Jack Reacher“ albern oder „Django Unchained“ erschütternd.

    Ich finde Jack Reacher nicht albern, ich fand den Film gut, aber die Story vor allem gegen Ende absurd. Django fand ich nicht „erschütternd“, sondern großartig, weil er so lustvoll mit dem Süden abrechnete. Lincoln war aus meiner Sicht klug und überlegt, nicht „interessant“.

    Auch wenn du es anders ausgedrückt hast, du liegst in einem Punkt nicht vollkommen daneben: Ich bin in erster Linie an der Story und deren Umsetzung interessiert. Ich schaue mir keine Filme wegen Kameraführung oder Farbgestaltung an. Mich interessiert das Gesamtbild – in allem.

    Mit Ideologie hat das wenig zu tun. Ich habe eine relativ hohe Toleranz für persönliche Überzeugungen von Künstlern, aber wenn Christentum in einer dermaßen ungenießbaren Weise serviert wird wie bei Malick, verzichte ich auf weitere Beschäftigung.

    --

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    #4523121  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    nail75Für miesen Geschmack der Franzosen. Jerry Lewis, ich bitte dich.

    Deine Bitte wurde in weiser Voraussicht schon vor sieben Jahren erhört! Aber im Ernst: Lewis‘ Sinn für Timing wurde eigentlich nur noch von Buster Keaton, Elaine May und Albert Brooks übertroffen. Keine üble Gesellschaft also.

    nail75Ich finde Jack Reacher nicht albern, ich fand den Film gut, aber die Story vor allem gegen Ende absurd. Django fand ich nicht „erschütternd“, sondern großartig, weil er so lustvoll mit dem Süden abrechnete. Lincoln war aus meiner Sicht klug und überlegt, nicht „interessant“.

    Ja, das ist aber nur mein Punkt nochmal in Nail-Sprech wiederholt und bestätigt. Soll ja kein Vorwurf sein, nur eine subjektive Beobachtung.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #4523123  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,343

    pinchFeuchtgebiete? :lol:

    Sicher nicht! Irgendeins dieser Boulevardinfotainmentklopapierdinger hat Juri überflüssigerweise auch noch zur „neuen Audrey Hepburn“ hochstilisiert … da pocht ja das Patriotenherz gleich etwas höher, wenn eine Schweizerin mal in einem deutschen Film mitmachen darf, der auch Beachtung findet … mir hat der Vorfilm neulich im Kino völlig gereicht

    Napoleon DynamiteDas ist aber eine Meinung, von der du noch dringend erlöst werden solltest.

    lathoWas findest du daran unsäglich?

    Nail hat meinen damaligen Post gerade ausgegraben, netterweise:
    http://forum.rollingstone.de/showthread.php?17988-Der-letzte-Film-den-ich-gesehen-habe-%28Vol-II%29&p=2531299&viewfull=1#post2531299
    Zu dem damaligen Fazit kann ich auch aus einiger Distanz noch stehen.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #4523125  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    nail75Für miesen Geschmack der Franzosen. Jerry Lewis, ich bitte dich.

    Jerry Lewis = Genius! Was ist daran so schwer zu begreifen? Und ausgerechnet den Franzosen schlechten Filmgeschmack zu unterstellen, ist sehr verwegen.

    nail75Ich schaue mir keine Filme wegen Kameraführung oder Farbgestaltung an.

    Es geht auch nicht ums Zerpflücken von Filmen, sondern um sinnliche Wahrnehmung. Die besten Filme sind nicht unbedingt die, die wie ein verlängerter Arm von Literatur, Geschichtsstunde oder sonstwas funktionieren. Im Gegenteil: die gehen mir oft am schnellsten auf die Nerven.

    Napoleon DynamiteDu bewertest Filme eben nach ihrem vermeintlichen ideologischen Gehalt oder inhaltlich greifbaren Wert und hast kein Feingefühl für alles andere.

    Das denke ich auch.

    Und Leute, die in TREE OF LIFE nur eine seifige Religionsstunde sehen, naja, mit denen komme ich diesbezüglich eh nie zusammen.

    --

    #4523127  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,448

    pinchUnd Leute, die in TREE OF LIFE nur eine seifige Religionsstunde sehen, naja, mit denen komme ich diesbezüglich eh nie zusammen.

    Wollt schon sagen. Ich finde, dass „The tree of life“ sogar vollständig unabhängig von Religion und „ungenießbarem Christentum“ funktioniert. Es gibt nur die Bedingung: Man muss etwas für Sinnlichkeit, besser Übersinnlichkeit übrig haben. Für Gefühle, die sich schwer fassen lassen und für Dinge, die man nicht aussprechen kann. Für mich ist „The tree of life“ ein Film, bei dem man Wertmaßstäbe und Kritikrubriken ausblenden muss, da man damit das Wesentlichste einfach abbricht. Wenn man dieses Werk angeht, als würde man einen Krimi anschauen und alles auf Handlung, Spannung, Effekte und Dramaturgie abklopfen, kann das nur in völliger Verständnislosigkeit ausarten. Ansonsten kommt man aber vielleicht doch dahinter, dass das eines der hingebungsvollsten Stücke ist, die sich mit Existenz, Schöpfung und Leben an sich auseinandersetzen. Unglaublich eindringlich.

    Ich war damals mit zwei Freundinen im Kino und wir haben im Anschlus für über zwanzig Minuten kein Wort mehr sagen können. Jedes Wort danach wäre eines zuviel gewesen.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #4523129  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,343

    pinchUnd Leute, die in TREE OF LIFE nur eine seifige Religionsstunde sehen, naja, mit denen komme ich diesbezüglich eh nie zusammen.

    Ich hoffe, Du meinst nicht mich.

    --

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    #4523131  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,343

    IrrlichtWollt schon sagen. Ich finde, dass „The tree of life“ sogar vollständig unabhängig von Religion und „ungenießbarem Christentum“ funktioniert. Es gibt nur die Bedingung: Man muss etwas für Sinnlichkeit, besser Übersinnlichkeit übrig haben. Für Gefühle, die sich schwer fassen lassen und für Dinge, die man nicht aussprechen kann. Für mich ist „The tree of life“ ein Film, bei dem man Wertmaßstäbe und Kritikrubriken ausblenden muss, da man damit das Wesentlichste einfach abbricht. Wenn man dieses Werk angeht, als würde man einen Krimi anschauen und alles auf Handlung, Spannung, Effekte und Dramaturgie abklopfen, kann das nur in völliger Verständnislosigkeit ausarten. Ansonsten kommt man aber vielleicht doch dahinter, dass das eines der hingebungsvollsten Stücke ist, die sich mit Existenz, Schöpfung und Leben an sich auseinandersetzen. Unglaublich eindringlich.

    Und nein, da mag ich widersprechen – einerseits war mir Manches zu sehr auf die Nase gedrückt, gerade im viel zu langen und viel zu billigen Anfang des Filmes, andererseits finde ich die Unterstellung mit der „Sinnlichkeit“ etwas frech (aber zugegeben, für „Übersinnliches“ habe ich wenig Sinn, schon das Wort finde ich hässlich, es gibt andere Wörter wie „Spirituelles“, bei denen sich bei mir wesentlich weniger Abwehrreflexe melden).

    Allerdings wirst Du, falls Du meine Filmposts über die Jahre etwas verfolgt hast, wissen, dass ich an „Handlung, Spannung, Effekten und Dramaturgie“ meist ein sehr geringes Interesse habe sondern viel mehr mich von den Bildern tragen, ziehen, blenden lasse – aber im „Tree of Life“ war mir vieles wirklich zu aufdringlich, in den Sog der Bilder fand ich erst oder vor allem in der Familiengeschichte der Fünfziger. Hätte es eine Fassung des Filmes nur mit ihr gegeben (ohne Schöpfungstheater, ohne Sean Penn beim Gehen), wäre ich mit ziemlicher Sicherheit sehr begeistert (und verstört) gewesen – sowohl inhaltlich/analytisch beim anschliessenden Nachdenken wie auch unmittelbar, was die Bildsprache betrifft.

    --

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    #4523133  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    gypsy tail windIch hoffe, Du meinst nicht mich.

    Ich fand es jedenfalls schade, dass dich der Film so sehr enttäuscht und sogar verägert hat. Aber der eigene Eindruck, der erste Impuls, der zählt bei solchen Sachen eben nunmal. Wenn ich es jemandem erst noch erklären müsste, warum er dieses und jenes gut zu finden hat, dann wäre das ebenso vermessen wie idiotisch. Das meinte ich mit meinem obigen Posting.

    Für Filme wie TREE OF LIFE oder SPRING BREAKERS bräuchte ich überdies überhaupt keine Impulse von so genannten „Dritten“. Also weder irgendwelche Diskussionsrunden, Filmkritiken, Meinungen, Anschauungen oder sonstige gedanklichen „Hilfestellungen“ und Krücken. Die würden für mich so oder so zu den besten Filmen ever zählen.

    --

    #4523135  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,343

    Oh, die Impulse, die mich ärgerten, drüchte mir ja der Herr Regisseur höchselbst aufs Auge … mir war Manches einfach zu plump, zu direkt. Bei Filmen wie „Dogville“ oder „Antichrist“ etwa waren meine Gedanken von einer Unsicherheit geprägt, die Filme irritierten mich, regten mich zum Nachdenken an, zum Widerspruch … das alles fand bei „Tree of Life“ in viel geringerem Ausmass statt, weil mir zu weite Teile des Filmes klar determiniert schienen – eben: mit der Faust ins Auge.

    Aber insgesamt blieb vom Film ja doch eine nicht geringe Faszination. Und dass ich in ihm mehr als nur eine Religionsstunde erkannte, dürfte klar sein, hoffe ich.

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    #4523137  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    gypsy tail windOh, die Impulse, die mich ärgerten, drüchte mir ja der Herr Regisseur höchselbst aufs Auge …

    Ich weiss, Malick trägt für den ein oder anderen wahrscheinlich viel zu dick auf. Aber ich liebe die Arbeiten des Regisseurs, seit ich Anfang der 90er zum ersten Mal damit in Berührung kam. Der Voice-over in BADLANDS, in DAYS OF HEAVEN, viel später dann in THIN RED LINE und THE NEW WORLD; die grandiosen malerischen Bilder, die stets großartige Musik, die stummen Blicke, die Emotionen, die raren Momente reiner Kinokunst. Ich hab das alles aufgesogen und verinnerlicht und mir kam das nie überkandidelt oder überstrapaziert vor. Und bei TREE OF LIFE hat sich das eben dann alles auf seine Ursprünge konzentriert, hat sich multipliziert, was vorher angedeutet aber doch nie so deutlich und konsequent ausformuliert wurde: die Sinnsuche nach dem Spirituellen im scheinbar Normalen, nach Zeichen und Wundern im Wunder „Leben“. Und davon ist Malicks Werk geradezu voll. Alle seine Protagonisten werden am Schluss erlöst oder sterben für die „Sünden“ der anderen: Kid in BADLANDS, Bill in DAYS OF HEAVEN, der Soldat am Ende von THE THIN RED LINE (das Kreuz am Strand!), Pocahontas in THE NEW WORLD… in TREE OF LIFE ist es der Sean Penn Character, der für die Sünden seiner Eltern, Freunde und Brüder einsteht und dessen Sinnsuche und spirituelles Streben den ganzen Film nicht nur bestimmt, sondern sogar erst möglich macht.

    --

    #4523139  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    gypsy tail wind[…]
    Nail hat meinen damaligen Post gerade ausgegraben, netterweise:
    http://forum.rollingstone.de/showthread.php?17988-Der-letzte-Film-den-ich-gesehen-habe-%28Vol-II%29&p=2531299&viewfull=1#post2531299
    Zu dem damaligen Fazit kann ich auch aus einiger Distanz noch stehen.

    Ich erinnere mich grob. Verstehe ich aber immer noch nicht. Ich fand Tree of Life schwächer als der vorangegangene Film, aber immer noch gut. Einen evangelikalen Unterton habe ich aber in dem Film auch nicht wahrnehmen können. Twilight war auch kein Film über glitzernde Vampire und Tarantino weiß, dass Hitler nicht in einem Pariser Kino starb – muss ich glaube ich, nicht weiter ausführen.
    Und natürlich haben die Franzosen einen besseren Geschmack als die Deutschen, das muss nicht diskutiert werden.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #4523141  | PERMALINK

    obee

    Registriert seit: 30.03.2011

    Beiträge: 1,043

    lathoEinen evangelikalen Unterton habe ich aber in dem Film auch nicht wahrnehmen können.

    Dass das ständig behauptet wird, nervt mich auch: nenne es verträumt, verstrahlt, ohne Bodenhaftung, spirituell…aber der Begriff „evangelikal“ – das universelle Schimpfwort der sekularen, postmodernen Welt gegen fast alles Gottzugewandte – passt natürlich in dem Zusammenhang überhaupt nicht.

    --

    Once you figure out what a joke everything is, being the Comedian's the only thing that makes sense.
    #4523143  | PERMALINK

    obee

    Registriert seit: 30.03.2011

    Beiträge: 1,043

    (P.S. Malick ist, meine ich mal gelesen zu haben, übrigens katholisch.)

    --

    Once you figure out what a joke everything is, being the Comedian's the only thing that makes sense.
    #4523145  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,448

    gypsy tail windUnd nein, da mag ich widersprechen – einerseits war mir Manches zu sehr auf die Nase gedrückt, gerade im viel zu langen und viel zu billigen Anfang des Filmes, andererseits finde ich die Unterstellung mit der „Sinnlichkeit“ etwas frech (aber zugegeben, für „Übersinnliches“ habe ich wenig Sinn, schon das Wort finde ich hässlich, es gibt andere Wörter wie „Spirituelles“, bei denen sich bei mir wesentlich weniger Abwehrreflexe melden).

    Allerdings wirst Du, falls Du meine Filmposts über die Jahre etwas verfolgt hast, wissen, dass ich an „Handlung, Spannung, Effekten und Dramaturgie“ meist ein sehr geringes Interesse habe sondern viel mehr mich von den Bildern tragen, ziehen, blenden lasse – aber im „Tree of Life“ war mir vieles wirklich zu aufdringlich, in den Sog der Bilder fand ich erst oder vor allem in der Familiengeschichte der Fünfziger. Hätte es eine Fassung des Filmes nur mit ihr gegeben (ohne Schöpfungstheater, ohne Sean Penn beim Gehen), wäre ich mit ziemlicher Sicherheit sehr begeistert (und verstört) gewesen – sowohl inhaltlich/analytisch beim anschliessenden Nachdenken wie auch unmittelbar, was die Bildsprache betrifft.

    Lieber gypsy, das war ein generelles Statement und nicht auf Deine Ausführungen gemünzt. Dass Du mit spirituellen Werken, gerade auch in der Musik, keine Probleme hast, springt einem ja förmlich entgegen – ich glaube einiges an Jazz und auch Klassik kann man kaum schätzen lernen, wenn man meint, alles, was sich verkürzt Spiritualität nennt, ausblenden zu müssen. Ich finde es nur immer wieder erstaunlich, wie schnell die Warnalarmglocken bei manchem aufleuchten, sobald etwas nur entfernt „gläubig“ sein könnte. Das sagt doch im Grunde erst einmal noch gar nichts – und ist weit entfernt von Katholikenkongress, Bibelstunde und Esoterikschnupperkurs. Ganz im Gegenteil: Einige der besten Werke sind ohne ihren gläubigen, vom Leben inspirierten Charakter, ihrem tiefen Glauben, dass es eben noch weit mehr gibt, als das, was man mit Zahlen, Tonleitern und Statistiken ausbuchstabieren kann, nahezu undenkbar. Es mag in den Texten nicht immer explizit auftauchen, aber wie klänge wohl Townes van Zandt ohne seine tiefe Verbundenheit zur Natur, die fast geistlichen Charakter hat? Was wären die wundersamen Gedichte von Cohen, gäbe es in ihnen nicht den beseelten Glauben an etwas, was fern von der Wirklichkeit ist? Wie würden Hunderte von unlängst geschätzten Aufnahmen aus Country, Blues und Jazz klingen? Wie die Werke von Coltrane, Roberts und so vielen anderen? Ihnen würde es etwas ganz Entscheidendes fehlen, nämlich die Tiefe. Und die Demut. Ich glaube die meisten wirklich herausragenden Werke leben davon, dass sie über alles Rationale hinausgehen. So auch „The tree of life“. pinch hat das weiter unten schon sehr schön beschrieben, finde ich. Mehr wollte ich damit eigentlich nicht sagen.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #4523147  | PERMALINK

    irrlicht
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    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,448

    Das weisse Rauschen (Hans Weingartner, 2002)

    Ziemlich eindrucksvoll. Und verstörend intensiv.

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