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Mikko
Ich weiß, dass einige von euch intensive Download Käufer sind. Ich frage mich dabei nur, wie ihr mit euren „Schätzen“ künftig verfahren werdet. Sie haben doch überhaupt keinen Wert, der sich irgendwie realisieren lässt, außer über das reine Anhören der Musik. Das würde mir persönlich nicht ausreichen. Aber das gehört wohl in einen anderen Thread.Mir genügt es aber. Für mich entsteht der Wert beim Hören oder er entsteht gar nicht. Ich muss dabei nichts in der Hand halten, bzw. ich brauche nicht unbedingt einen Träger für die Töne. Ein Track ist für mich auch kein „Schatz“ – gleichwohl ich es schätze, ihn anzuhören.
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)Highlights von Rolling-Stone.deDie 30 besten EDM-Alben aller Zeiten
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Übrigens kann man m.E. Download Käufer und Käufer von Vinylsingles nicht einfach gleichsetzen oder in einen Topf werfen. Insofern entsprechen m.E. die Download Käufer eher den spontanen Singleskäufern, die auch schon früher die Charts in erster Linie bestimmt haben. Leute, die in aller Regel ein ad hoc Interesse an einem bestimmten Track haben, die meist nicht zu den intensiven Plattenkäufern und Musikliebhabern mit fundiertem Background gehören.Das ist sicher richtig. Als Vinyl noch „normal“ war, lief es doch vermutlich nicht anders: Die Käufer aktueller Hits haben die Singles eine Weile gehört, dann landeten die auch in irgendeiner Ecke. Alben wurden schon etwas respektierlicher behandelt. Dass Singles von „Mainstreamhörern“ genauso wertgeschätzt wurden, kann ich aus meiner Erinnerung nicht bestätigen.
Ich frage mich dabei nur, wie ihr mit euren „Schätzen“ künftig verfahren werdet. Sie haben doch überhaupt keinen Wert, der sich irgendwie realisieren lässt, außer über das reine Anhören der Musik. Das würde mir persönlich nicht ausreichen. Aber das gehört wohl in einen anderen Thread.
Das Problem stellt sich im digitalen Zeitalter allenthalben. Meine Frau z.B. hat damit täglich zu tun – wie macht man elektronische Aktenführung in Behörden archivtauglich? Bei EDV-Leuten bedeutet „Langzeitarchivierung“ vier, fünf Jahre, aber Archivare denken in Jahrhunderten. Auch die Wertschätzung elektronischer Daten ist ein Lernprozess. Auf meinem Rechner liegen die Ergebnisse von mehr als 10 Jahren Arbeit. Das ist für mich ein ganz erheblicher Wert. Wenn man langfristig seine Daten nutzen will – ob Texte, Bilder oder Musik – muss man sich mit Datensicherung befassen. Dabei kann natürlich auch etwas schiefgehen. Aber haptisch erfahrbare Sammelobjekte wie Platten, Bücher usw. sind ebenfalls gefährdet und können unbrauchbar werden durch falschen Umgang, falsche Lagerung und Unfälle. Und wenn’s letzte Stündlein schlägt, können wir eh nichts mitnehmen.
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Herr RossiDas ist sicher richtig. Als Vinyl noch „normal“ war, lief es doch vermutlich nicht anders: Die Käufer aktueller Hits haben die Singles eine Weile gehört, dann landeten die auch in irgendeiner Ecke. Alben wurden schon etwas respektierlicher behandelt. Dass Singles von „Mainstreamhörern“ genauso wertgeschätzt wurden, kann ich aus meiner Erinnerung nicht bestätigen.
In den meisten Fällen war es auch so. Ich habe in meinem Leben schon so viele Singles und Alben ohne Cover und zerkratzt in Ecken liegen sehen, dass mir ganz schlecht wurde.
Für viele Leute sind Tonträger lästiger Ballast. Gerade gestern habe ich mit einem gesprochen, der nie wieder irgendeinen Tonträger haben will, weil es ihn nur belastet. Er ist im Veranstaltungsgewerbe ständig unterwegs, hat einen iPod und sagt, dass er froh und glücklich ist, weil er noch nie soviel Musik gehört hat wie jetzt.
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)Sehr schöner Vergleich, Rossi!
Ich hoffe, Du machst auch immer schön Deine Backups, sonst können 10 Jahre Arbeit schnell futsch sein.
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Herr RossiDas Problem stellt sich im digitalen Zeitalter allenthalben. Meine Frau z.B. hat damit täglich zu tun – wie macht man elektronische Aktenführung in Behörden archivtauglich? Bei EDV-Leuten bedeutet „Langzeitarchivierung“ vier, fünf Jahre, aber Archivare denken in Jahrhunderten. Auch die Wertschätzung elektronischer Daten ist ein Lernprozess. Auf meinem Rechner liegen die Ergebnisse von mehr als 10 Jahren Arbeit. Das ist für mich ein ganz erheblicher Wert. Wenn man langfristig seine Daten nutzen will – ob Texte, Bilder oder Musik – muss man sich mit Datensicherung befassen. Dabei kann natürlich auch etwas schiefgehen. Aber haptisch erfahrbare Sammelobjekte wie Platten, Bücher usw. sind ebenfalls gefährdet und können unbrauchbar werden durch falschen Umgang, falsche Lagerung und Unfälle. Und wenn’s letzte Stündlein schlägt, können wir eh nichts mitnehmen.
Das ist natürlich alles richtig, Herr Rossi. Für mich bleibt ein entscheidendes Kriterium für die Bewertung, auch für mich ganz persönlich, die haptische Erfahrbarkeit einer Schallplatte mit allem drum und dran. Eine Musikdatei auf meiner Festplatte kann noch soll toll sein, sie existiert für mich nur halb. Nur als Klangbild ist für mich das Kunstwerk nicht vollständig. Ich könnte sogar, wenn ich wirklich restlos begeistert bin von einem Track, auf die Idee kommen, ihn für mich selbst in Vinyl schneiden zu lassen, um ihn wirklich zu besitzen und in althergebrachter Weise abspielen zu können. Ich gestehe, dass ich schon zwei, drei mal kurz davor war, genau dies zu tun. Kostet allerdings pro Single ca. 25 Euro.
Aber das gehört wie gesagt nicht hierher.--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Mikko
Übrigens kann man m.E. Download Käufer und Käufer von Vinylsingles nicht einfach gleichsetzen oder in einen Topf werfen. Insofern entsprechen m.E. die Download Käufer eher den spontanen Singleskäufern, die auch schon früher die Charts in erster Linie bestimmt haben. Leute, die in aller Regel ein ad hoc Interesse an einem bestimmten Track haben, die meist nicht zu den intensiven Plattenkäufern und Musikliebhabern mit fundiertem Background gehören. Solchen Leuten kommt es eben nur darauf an, ein spontanes Bedürfnis zu befriedigen. Wenn sie sich den entsprechenden Track übergehört haben, wird er gelöscht oder vergammelt im hintersten Winkel ihrer Festplatte.Komisch ist für mich eher, wenn man das Hören eines Songs nicht genießen kann, ohne das ensprechende Singles/LP-Cover in der Hand zu halten. Und wenn dir eine 7″ nicht mehr gefällt, vergammelt sie auch im Regal, oder nicht?
Ob man die Tracks nun im Plattenladen oder auf iTunes erwirbt, hat mit dem grundsätzlichen Interesse an Musik rein überhaupt nichts zu tun.--
CannonballKomisch ist für mich eher, wenn man das Hören eines Songs nicht genießen kann, ohne das ensprechende Singles/LP-Cover in der Hand zu halten. Und wenn dir eine 7″ nicht mehr gefällt, vergammelt sie auch im Regal, oder nicht?
Ob man die Tracks nun im Plattenladen oder auf iTunes erwirbt, hat mit dem grundsätzlichen Interesse an Musik rein überhaupt nichts zu tun.Ad 1: Platten, die ich nicht mehr hören will, kann ich verkaufen. Versuch das mal mit einem Soundfile.
Ad 2: Ohne Dir persönlich Dein Interesse an Musik absprechen zu wollen, ich sehe da doch einen großen Unterschied.--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Mick67Ich hoffe, Du machst auch immer schön Deine Backups, sonst können 10 Jahre Arbeit schnell futsch sein.
Da bin ich schon sehr hinterher. Backups sind absolut wichtig.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
MikkoAd 2: Ohne Dir persönlich Dein Interesse an Musik absprechen zu wollen, ich sehe da doch einen großen Unterschied.
richtig, man könnte sagen, wer so viel Wert auf das Material legt, dem kann die Musik nicht ganz so wichtig sein…
(ich kann meine Diplomarbeit von ’95 schon nicht mehr lesen…)
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Dick Laurent[…]
(ich kann meine Diplomarbeit von ’95 schon nicht mehr lesen…)
Ich alte Semesterarbeiten (die ich aber auch gar nicht mehr lesen will, weil sie so schlimm waren) – dank eines Festplattencrashs.
Mir scheint die Frage vom Wert der Downloads vs. festem Tonträger eine Frage der Erfahrung mit Digitalem zu sein. Wobei ich mich da nicht als Beispiel nennen kann. Ich arbeite seit den späten 80ern mit Computern, verdiene mein Geld damit, habe auch schon Programme als Download gekauft. Trotzdem ist mir ein MP3-Download zu wenig, ich brauche den Tonträger dazu, um sagen zu können, dass ich die CD/LP/etc besitze.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Dick Laurentrichtig, man könnte sagen, wer so viel Wert auf das Material legt, dem kann die Musik nicht ganz so wichtig sein…
Hehe, das dachte ich nämlich auch.
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Ich denk das Thema nochmal von einer anderer Seite an:
Fakt ist, dass ich abseits des Forums niemand kenne, der sich Singles kauft.
Fakt ist, dass ich regelmäßig zu Geburtstagen etc. Alben verschenke und eine Verschenken von Singles derzeit nicht in Frage käme, weil zu mickrig empfunden (nicht vom mir, vom Beschenkten).
Fakt ist, dass es immer einen bestimmten Personenkreis zu geben scheint – zeigt ja auch die Diskussion hier -, der Alben bevorzugt.Es wäre dann doch für einen Interpreten, der mehrere Jahre veröffentlichen will ökonomisch und auch hinsichtlich seiner Reichweite ein Schwachsinn diesen Personenkreis zu ignorieren.
Ich meine, das Album ist nicht tot und wird auch nicht sterben. Was die Verkaufszahlen angeht steht auf einem anderen Blatt – keine Ahnung.
Soviel noch mal, um auf die Threadüberschrift zurückzukommen.
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Geht es indirekt um die Frage, ob mit dem Sterben des Albums das Sterben der Musik einhergeht? Es kommt mir fast so vor. Es wird keine Alben mehr geben? Mir egal. Kunst sucht sich ihren Weg. Wenn eine Band wie Arcade Fire, die zweifelsohne einen künstlerischen Anspruch hat, nur noch EPs und Singles veröffentlichen will, dann kann man sich eben auf „kleinere“, in sich geschlossene und inkommensurable Werke freuen.
Wieso sollte sich etwas am künstlerischen Output einer Band oder eines Solokünstlers ändern, nur weil die Plattenfirma sagt, dass sie keine Alben mehr finanziert.
Die Formatfrage ist doch zunächst nur eine Frage, die sich die Industrie zu stellen hat. Es bezieht sich ja eh nur auf das Album als pysikalischen Tonträger. Denn es spielt kostenmäßig keine Rolle, ob ein Album oder eine Single digital verbreitet werden.
Wenn sich ein Künstler die Formatfrage stellt, so sollte man sich erst recht keine Sorgen machen. Wie bereits erwähnt, Kunst sucht sich ihren Weg. Und digitale Verbreitung stellt, was Formate angeht, doch eh eine viel größere Freiheit für den Künstler dar, als es noch zu Hochzeiten des physikalischen Tonträgers der Fall war. Das Album an sich wird also nie sterben, solange der Künstler einen Sinn darin sieht.--
dougsahmIch denk das Thema nochmal von einer anderer Seite an:
Fakt ist, dass ich abseits des Forums niemand kenne, der sich Singles kauft.
Fakt ist, dass ich regelmäßig zu Geburtstagen etc. Alben verschenke und eine Verschenken von Singles derzeit nicht in Frage käme, weil zu mickrig empfunden (nicht vom mir, vom Beschenkten).
Fakt ist, dass es immer einen bestimmten Personenkreis zu geben scheint – zeigt ja auch die Diskussion hier -, der Alben bevorzugt.Es wäre dann doch für einen Interpreten, der mehrere Jahre veröffentlichen will ökonomisch und auch hinsichtlich seiner Reichweite ein Schwachsinn diesen Personenkreis zu ignorieren.
Ich meine, das Album ist nicht tot und wird auch nicht sterben. Was die Verkaufszahlen angeht steht auf einem anderen Blatt – keine Ahnung.
Soviel noch mal, um auf die Threadüberschrift zurückzukommen.
sehe ich genauso.
würde auch nicht auf’s album verzichten wollen. wobei von einigen bands (natürlich) auch einzelne tracks reichen. höre allerdings weit mehr alben als compilations oder singles/eps.
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Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)Das Album an und für sich ist als künstlerische Ausdrucksform still alive and kicking. Ob es auch noch beim Publikum ankommt, steht auf einem anderen Blatt.
@ Fruchtfliege
Ich denke, ich kann dich beruhigen. Es wird auch nach „Kapitulation“ noch tolle deutschsprachige Konzeptalben geben. -
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