Country – eine reaktionäre Musik?

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  • #7046655  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Sonic Juice

    Und was genau ist Cowboy-Musik?

    Wurde im von Bullit verlinkten Artikel als Synonym für Western-Musik angeführt. Dachte bisher auch immer „Cowboy-Musik“ wäre ein extrem abwertender Ausdruck für Country-Musik und klangähnliches, jetzt bin ich schlauer.

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    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
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    #7046657  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,240

    @bb: Die „singenden Cowboys“, die hier mehrfach genannt wurden, sind Film-Cowboys aus Produktionen vor allem der dreißiger und vierziger Jahre.

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    #7046659  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Ok, ich meinte eher die ANFÄNGE der Western-Musik, die tatsächlich im wilden Westen lagen. Robert Johnson war ja auch kein baumwollpflückender Sklave mehr.

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    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #7046661  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,240

    Wenn man weit zurückgeht ins 19. Jahrhundert, kommt man natürlich auf die ersten Siedler, die ihre Musiktraditionen mitbrachten, aus denen sich dann unter dem Einfluss von Gospel usw. im 20. Jahrhundert Country entwickelte. Die übten natürlich alle möglichen Berufe aus – Landwirte, Rinderhirten, Handwerker, Händler usw. Wenn heutzutage Country-Musik häufig mit „Cowboys“ assoziiert wird, so hängt das mehr mit der Cowboy-Romantik im Film, in Groschenheften usw. zusammen als mit historischer Realität.

    --

    #7046663  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Also wurde Country nicht von Western beeinflusst?

    Noch was anderes: Hat Bob Dylan in „No direction home“ nicht gemeint, dass neben Folk und Blues auch Country zu den Musikrichtungen die zu seiner Jugendzeit als nicht angesehen galten? Hab den Film schon länger nicht gesehen, aber dass hiesse ja dass Country auch damals nicht die Musik des weissen Mainstreams war………

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    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #7046665  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,240

    Es ist etwas komplizierter:
    http://en.wikipedia.org/wiki/Western_music_(North_America)
    http://en.wikipedia.org/wiki/Country_music

    Was das Ansehen angeht – man möge mich korrigieren, aber bis in die 1950er Jahre wurde eigentlich nur E-Musik als kulturell wertvoll angesehen, alles andere galt als triviale Unterhaltungsmusik. Da dürften sich die USA nicht wesentlich von Europa unterschieden haben.

    --

    #7046667  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    In dem von mir erwähnten Film wurden aber eher seichte Schlager als die damals angesagte Musik angeführt. Vielleicht war Country damals noch so sehr mit Hinterwäldlertum assoziert, dass es im negativen Ansehen nur kurz hinter der sogenannten Race Music stand.

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    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #7046669  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    atomWarum alles wiederkäuen, wenn vieles schon im Nachbarthread „Country“ zu lesen ist.

    Hab mir den Country-Thread angesehen und werde mich zum Inhalt lieber nicht äußern. 2 Beiträge waren allerdings sehr lesenswert und ich habe etwas dazugelernt.
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    Sonic JuiceWenn Du Country demnach nicht mehr pauschal für volkstümelnd, seicht, (scheinheilig) moralisch und für schlechten Geschmack stehend hälst und die Musik thematisch auf „Kleinbürgerkram und Gemeinplätze“ kleinredest: wunderbar.

    Country habe ich zu keinem Zeitpunkt pauschal verurteilt, sondern eine Bevölkerungsschicht. Sowohl andere als auch jene Songs, die ich von den von mir genannten Künstlern gehört habe (siehe oben), halte ich allerdings schon für volkstümelnd und seichte Folklore. Den Versuch meine gesellschaftliche Kritik an den damaligen Hinterwäldlern, Farmern und Kleinstädtern auf die Musik oder ihre Musiker auszudehnen, ist nicht angebracht.

    Sonic JuiceUnd wenn Du Nashville künftig nicht mehr auf eine „peinliche Schlagererzeugungsindustrie“ reduzierst, wirst Du auch diesbezüglich von mir keine Widerworte mehr hören.

    Das war reine Polemik und so möchte ich es auch verstanden wissen. Aus den Produktionsstudios in Nashville/Tennessee kommen eine Menge wunderbarer Alben; viel davon hat überhaupt nichts mit Country oder nur sehr wenig zu tun. Man sollte aber nicht übersehen, dass dort immer noch das Zentrum einer Industrie ist, die jede Menge belanglosen, countryesken Schlagerhitparadenmüll über Amerika versprüht. In diesem Zusammenhang wäre es interessant herauszufinden, ob es bei der Käuferschicht ein Nord/Süd-Gefälle gibt, also ob auch New Country usw. eher in den Südstaaten verkauft wird oder nicht.

    --

    #7046671  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    tolomoquinkolomCountry habe ich zu keinem Zeitpunkt pauschal verurteilt, sondern eine Bevölkerungsschicht.

    Schlimm genug eigentlich, eine ganze Bevölkerungsschicht pauschal zu verurteilen. Sowas kann immer nur schief gehen.

    tolomoquinkolomDen Versuch meine gesellschaftliche Kritik an den damaligen Hinterwäldlern, Farmern und Kleinstädtern auf die Musik oder ihre Musiker auszudehnen, ist nicht angebracht.

    Das tut ja auch keiner, oder? Ich jedenfalls habe ja nur konkret zitiert, was Du zweifelsfrei über die Musik gesagt hast (nicht über das Publikum) und dies in den Fokus meiner Replik genommen. Hier schon wieder:

    tolomoquinkolom
    Sowohl andere als auch jene Songs, die ich von den von mir genannten Künstlern gehört habe (siehe oben), halte ich allerdings schon für volkstümelnd und seichte Folklore.

    Wie wäre es denn, wenn Du bei Gelegenheit einfach mal ein paar klassische Aufnahmen von Jimmie Rodgers anhörst und sie, ob sie Dir gefallen oder nicht, zumindest daraufhin prüfst, ob sie Dir seicht, volktümelnd und scheinheilig erscheinen und ob es tatsächlich um „Kleinbürgerkram und Gemeinplätze“ geht? Er ist, wie gesagt, eine der wichtigsten Figuren, die das von Dir weitgehend geschmähte Genre hervorgebracht hat. Mehr als konkrete Beispiele nennen, an denen Du Dein Urteil überprüfen kannst, kann man ja nun wirklich nicht machen. Du bleibst in Deiner Aversion und Bezugnahme auf das, was Du auf irgendwelchen Boxsets von irgendwelchen Künstlern gehört hast, ja ziemlich vage. Du kannst Dir hier im Forum auch sicherlich recht leicht eine Liste von C&W-Aufnahmen aus der von Dir kritisierten Epoche zusammenstellen (lassen), die nicht Deinem Bild von diesem Genre entsprechen und Dein Urteil vielleicht relativieren. Das wäre zumindest mal ein konstruktiver Ansatz.

    Im Übrigen muss ich Dir insofern Anerkennung zollen, als Du Dich hier mit großem Einsatz in die Diskussion einbringst und immerhin die leidenschaftlichste Country-Debatte seit der zitierten Genre-Diskussion in Gang gebracht hast. Wenn Du dabei künftig noch etwas differenzierter an Deine Urteilsfindung über ganzen Bevölkerungsschichten herangingest und auch die wunderbare Vielfalt von Country & Western zwischen idyllischem Kitsch und vielen der größten, intensivsten, bewegendsten Songs, die das American Songbook hervorgebracht hat, etwas mehr anerkennst, wäre das natürlich auch nicht schlecht. Leute wie Howlin‘ Wolf, Ramblin‘ Jack Elliott, Ray Charles und Bob Dylan haben’s Dir vorgemacht.

    --

    I like to move it, move it Ya like to (move it)
    #7046673  | PERMALINK

    knuffelchen

    Registriert seit: 14.06.2006

    Beiträge: 13,199

    tolomoquinkolom
    Country habe ich zu keinem Zeitpunkt pauschal verurteilt, sondern eine Bevölkerungsschicht.

    Naja, Du hast geschrieben: Die Landeier hören Country. Zudem sind die dümmer als die Städter. :wow: Halloooo? Dann könntest Du genauso sagen, wer U-Musik hört ist dümmer als der, der E-Musik genießt. Wer einen Mercedes fährt hat mehr Geld, als der der ein Radel benutzt. Knödelmusik alla Mutanten Staadel gibt es überall, da muss man nicht wirklich in die Staaten fahren um das zu hören. Die Geschmäcker sind verschieden. Ich liebe die Doors, kann sie aber eigentlich nur genießen, wenn ich einen im Tee habe. Zum Bügeln gerne die Stones usw….
    Wir haben hier einen „Saloon„, da spielen seit Ewigkeiten die coolsten und biedersten „C&W“ Bands (Irish Folk – Bluegrass – Newgrass – Zydeco – Cajun – Blues – Texas Blues – TexMex -Rock-a-billy – Rock’n Roll – Hillbilly – Oldies – Traditionell Country – New Country). Also… wenn Du mal nach München kommst, das Rathlesnake ist schon allein wegen der Sparerips eine Reise wert.

    --

    Für mehr Rock auf Radio Stone FM:  Die nächste Sendung Where my heart goes #13 am Donnerstag  15.05.2025 20 Uhr - -------- "People can go out and hear REM if they want deep lyrics; but at the end of the nigt, they want to go home and get fucked! That's where AC/DC comes into it." Malcolm Young
    #7046675  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    KnuffelchenNaja, Du hast geschrieben: Die Landeier hören Country. Zudem sind die dümmer als die Städter.

    Wow! Das habe ich in dieser Form geschrieben?

    KnuffelchenAlso… wenn Du mal nach München kommst, das Rathlesnake ist schon allein wegen der Sparerips eine Reise wert.

    Werde mir das Rattlesnake merken. Auch wegen der spare ribs.

    --

    #7046677  | PERMALINK

    pornoadorno

    Registriert seit: 07.01.2009

    Beiträge: 215

    Ich bin wahrlich kein Anhänger von Kulturrelativismus, aber diese Zuschreibungen und soziologischen Bestimmungsversuche halte ich doch für arg gefährlich. Sie sind in der Form, wie sie hier in der Ausgangsthese ausgführt wurden, nicht haltbar, weil sie wiedergeben, was intuitiv gedacht wird; kurzschlüssiges Denken nennt man in der Regel so etwas.
    Natürlich darf man die Wurzeln eines jeden Musikstils nicht ausser Acht lassen – ich bin sogar sehr dafür, sie in den Köpfen der Menschen ledendig zu halten – aber sie dürfen nicht instrumentalisiert und ideologisch missbraucht werden. Davon bin ich fest überzeugt. Dafür sind Menschen meines Erachtens (noch) zu anfällig.

    Die musikalische Avantgarde nach dem ersten, vor allem aber zweiten Weltkrieg ist die Reaktion auch auf den Missbrauch von Kultur eines totalitären Systems. Meine These: Sie ist Warnsignal für kommenden Generationen. Daher wird sie auch erst wieder verhallen, wenn sich ähnliches andeutet wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dies wird imo nicht mehr lange dauern, aber das ist Spekulation.

    --

    Es gibt kein richtiges Leben...
    #7046679  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Gehst du jetzt alle Threads durch, um die Leute vor der Gefahr der Manipulation durch Musik zu warnen? Gibt es irgendeinen aktuellen Anlass, das du dir in dieser Hinsicht Sorgen machst?

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    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #7046681  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    Blitzkrieg BettinaGehst du jetzt alle Threads durch, um die Leute vor der Gefahr der Manipulation durch Musik zu warnen? Gibt es irgendeinen aktuellen Anlass, das du dir in dieser Hinsicht Sorgen machst?

    Vielleicht handelt es sich um einen versehentlich aktivierten Missionars-Virus!? :-)

    --

    #7046683  | PERMALINK

    pornoadorno

    Registriert seit: 07.01.2009

    Beiträge: 215

    Blitzkrieg BettinaGehst du jetzt alle Threads durch, um die Leute vor der Gefahr der Manipulation durch Musik zu warnen? Gibt es irgendeinen aktuellen Anlass, das du dir in dieser Hinsicht Sorgen machst?

    Vielleicht habe ich mich etwas unverständlich ausgedrückt. Ich meine die Stärke und das Wesen der Musik liegt irgendwo in der Mitte zwischen Emotionalität (Spontaneität) und Funktionalität, wie zuvor bereits gesagt. Deswegen ist die Manipulationsgefahr immer vorhanden.
    Ich meine aber auch, dass Musik immer eingebettet ist in soziale, politische Begebenheiten. Meine Ausführung bzzgl. der Avantgarde im anderen Thread bestärken mich eigentlich immer mehr, je häufiger ich darüber nachdenke. Sie ist gewissermaßen der notwendige Schutzpanzer, der im Hintergrund schwirrt und vor dem Missbrauch der Musik schütz. Sie ist eigentlich rein funktional.
    Das deutlich zu machen, ist eigentlich die Aufgabe, die man hat, wenn man das Wesen der Musik in ihrer vollen Bandbreite vermitteln und verstehen will.
    Ob die Musik tatsächlich eine so enorme Kraft hat, bleibt dahingestellt.

    Alles andere ist dann Beiwerk.

    --

    Es gibt kein richtiges Leben...
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