Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › Böhse 0nkelz, Loreley am 18.07.2003
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AutorBeiträge
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Ich stimme im Großen und Ganzen mit Sparch überein. Ich mag die Band auch nicht, habe aber Freunde, die darauf stehen & die ich für intelligente, aufgeschlossene und tolerante Menschen halte (sonst wären sie nicht meine Freunde). Texte und Musik halte ich für einigermaßen krude und das Wir-gegen-den-Rest-der-Welt-Getue geht mir auf den Zeiger. Trotzdem kann ich einigermaßen nachvollziehen, daß die Band einigen Leuten sehr viel bedeutet. Von daher sind Vergleiche mit Dieter Bohlen wirklich unangebracht. Und das ewige „NAZIS!!!“-Geschrei ist schlichtweg blöde.
Im Übrigen: Die Diskussion dreht sich im Kreis (wir sind ungefähr bei Runde 43 angekommen :D )!--
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WerbungDie Böhsen Onkelz haben auf ihren frühen Alben in den 80ern saudumme Lieder mit saudummen Texten geschrieben. Auch heute schreiben sie noch saudumme Lieder mit saudummen Texten. Der Unterschied: in ihren früheren Texten haben sie sich offen als gewaltbereite Biersäufer mit rechter Ideologie dargestellt. Heute stellen sie sich als gewaltbereite Terpentinsäufer dar, die furchtbar wüternd darüber sind, vom Staat und den Medien als Naziband diskriminiert zu werden. Ob sie ihrer Naziideologie tatsächlich noch anhängen, wissen wohl nur sie selbst. Aber sie koketieren bewußt und sehr verkaufsfördernd mit ihrem Image als böse Buben der Szene. Ihrer Lieder stecken voller Anspielungen. Konkret werden sie nicht, aber sie lassen viel Raum für Interpretationen. WIR SIND ANDERS! DER STAAT UND DIE MEDIEN SIND DIE BÖSEN! ABER IHR HÖRER DA DRAUSSEN, IHR WISST SCHON… WIR SIND DER KREIS DER EINGEWEIHTEN UND IHR GEHÖRT MIT DAZU. FOLGT UNS, WIR KENNEN DEN WEG. Ja welchen nur?
dito DITO :twisted: :sauf:
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Aber sie koketieren bewußt und sehr verkaufsfördernd mit ihrem Image als böse Buben der Szene. Ihrer Lieder stecken voller Anspielungen. Konkret werden sie nicht, aber sie lassen viel Raum für Interpretationen. WIR SIND ANDERS! DER STAAT UND DIE MEDIEN SIND DIE BÖSEN! ABER IHR HÖRER DA DRAUSSEN, IHR WISST SCHON… WIR SIND DER KREIS DER EINGEWEIHTEN UND IHR GEHÖRT MIT DAZU. FOLGT UNS, WIR KENNEN DEN WEG. Ja welchen nur?So sehe ich das auch. Dazu paßt folgende Begenung, die ich neulich hatte: Einen flüchtigen Bekannten mit Onkelz-Tshirt getroffen, auf dem stand: „Verhaßt – Verdammt – Vergöttert“.
Ein netter Kerl, er trug dazu Birkenstocks. Ich habe ihn nicht auf das Tshirt angesprochen.--
Danke … na endlich. Ich dachte schon, ich sei alleine mit meiner Ansicht, dass Idioten, die mit Nazi-Ideologien kokettieren (oder wegen mir kokettiert haben), dies nicht einfach als Dummer-Jungen-Streich durchgehen lassen dürfen. Nach dem Motto „Sie wahren jung und brauchten das Geld!“, oder was?
Ihre Hinwendung zu „den Guten“ ist vielleicht ein kluger Marketing-Schachzug, glaubwürdig erklärt werden … das kann er allerdings nicht.
:voidod:--
I'm pretty good with the past. It's the present I can't understand.Ihre Hinwendung zu „den Guten“ ist vielleicht ein kluger Marketing-Schachzug, glaubwürdig erklärt werden … das kann er allerdings nicht.
:voidod:Dem ist nichts hinzuzufügen. GENAU
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*************************************** www.marys-place.de/forum Member of BRUCE-Spassfraktion ****************************************„Sie wahren jung und brauchten das Geld!“, oder was?
runde 50.
„wahren“ ohne ‚h‘.
ich muss sagen, wenn sie sich wirklich geändert haben sollten, (wovon ich allerdings auch noch nicht überzeugt bin) dann sind sie mir lieber, als leute wie annamax, die offensichtilch, sobald sie sich zu etwas eine meinung gebildet haben, nicht mehr davon abweichen wollen oder können, komme was wolle.
und kann das nicht auch ein gutes vorbild für die jungen sein, wenn sie sehen, dass ihre helden plötzlich einsehen, wie dumm sie früher mal waren?`--
Danke … na endlich. Ich dachte schon, ich sei alleine mit meiner Ansicht, dass Idioten, die mit Nazi-Ideologien kokettieren (oder wegen mir kokettiert haben), dies nicht einfach als Dummer-Jungen-Streich durchgehen lassen dürfen. Nach dem Motto „Sie wahren jung und brauchten das Geld!“, oder was?
Ihre Hinwendung zu „den Guten“ ist vielleicht ein kluger Marketing-Schachzug, glaubwürdig erklärt werden … das kann er allerdings nicht.
:voidod:Es gibt genau ein Album, auf dem sie mit übertriebenem Patriotismus (was nicht gleich „Nazi-Ideologie“ ist) kokettieren, und das ist die Platte „Der nette Mann“ aus dem Jahr 1984, also bald 20 Jahre her.
Ob die Hinwendung zum „Guten“ ein Marketing-Schachzug war? Hm, gute Frage. Die Onkelz haben der rechten Szene, (bzw. der Skinhead-Szene, die zu dieser Zeit fast vollständig nach rechts gedriftet war) um die Jahre 1986/87 den Rücken gekehrt. Bis zu dieser Zeit war die Band eigentlich nur in (rechten) Skinheadkreisen bekannt und beliebt gewesen. Hier hatten sie ihre Fans und ihre Erfolge, so daß der Schritt zu sagen. „Ihr könnt uns, wir spielen da nicht mehr mit!“ zunächst mal im Grunde nur Nachteile brachte. Als Musiker waren sie zu diesem Zeitpunkt einfach zu schlecht und zu unbekannt, um ein größeres Publikum außerhalb „ihrer“ Szene anzusprechen. Der wirklich große Erfolg stellte sich hingegen erst um das Jahr 1992 ein, als die Band sich mittlerweile ein gewisses musiklisches Potential angeeignet hatte und sich bereits mehrfach deutlich und unmißverständlich von rechtem Gedankengut distanziert hatte.
Außerdem glaube ich kaum, daß eine Band, die angeblich heute noch mit dem „Nazi-Image“ kokettiert, sich vor 15.000 ihrer Fans hinstellt, und Neo-Nazis sowie ultra-rechte Gruppierungen und Parteien von der Bühne ‚runter als „Schwachköpfe“ tituliert, unter dem Jubel von vielleicht 99% aller Anwesenden.Noch ein Wort zu „dummer Jungen-Streich“ usw.: Wenn Du in Deutschland einen Menschen umbringst, bist Du in den meisten Fällen nach 15 Jahren wieder draußen. Die Onkelz müssen sich jetzt jedoch schon seit 20 Jahren für drei oder vier Lieder entschuldigen und rechtfertigen, die sie als Teenager aus asozialen Verhältnissen vermutlich mit besoffenem Kopf zusammen geschustert haben. Wenn dies vier mittlerweile um die 40-jährigen Musikern so geht, warum sollte sich dann ein gefährdeter 16-jähriger z.B. überhaupt für ein Aussteigerprogramm für Rechtsradikale interessieren?! Einfach mal drüber nachdenken!
28
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Wann wurde abgestimmt wer hat das vorgeschlagen? Ich glaube es stimmt bestimmt aber ich wollte doch mal fragen, sag' mal: Ist das so?tja ich kann nur sagen ich stimme 28 in seinen letzten aussagen
nur mehr als zu .
Und eigentlich ging es mir in der Diskussion weniger drum wer böse
Texte geschrieben hat wer heute noch dazu steht und wenn nicht warum nicht ,sondern vielmehr ob es legitim ist Fans und zwar in großer Masse
einfach in eine Schublade zu stecken nur weil man persönlich aus diesem Schubladendenken nicht rauskommt?
Menschen die Fähigkeit zur Änderung des Gedankenguts abzusprechen
würde man angerswo ja auch nicht gutheißen.Und im übrigen wir drehn uns tatsächlich im Kreis
(aber das Thema hb ich schon mal vor 7 Jahren ne ganze Nacht am
Lagerfeuer durchexerziert -auch damals kein Onkelz-Fan-und genauso
ergebnislos)--
"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!“
Und im übrigen wir drehn uns tatsächlich im Kreis
quote]Das stimmt allerdings. Interessant ist nur die Frage, woran das liegt. Es ist doch irgendwo immer das selbe. Ein kurzer Bericht über ein im Grunde ganz normales Rock-Konzert fürht – sobald der Name Onkelz fällt dazu – daß sich irgendwelche Leute, die allerhöchstens zur Hälfte informiert sind, sich berufen fühlen, die Nazi-Keule auszupacken. Und das geht seit 20 Jahren so. Wer ernsthaft beklagt, daß die Onkelz eine „Wir-gegen-den-Rest-der-Welt-Einstellung“ an den Tag legen, sollte sich mal fragen, warum das so ist!
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Wann wurde abgestimmt wer hat das vorgeschlagen? Ich glaube es stimmt bestimmt aber ich wollte doch mal fragen, sag' mal: Ist das so?Ich beklags nicht. Wie bereits geschrieben, habe ich einige Freunde, die viele CDs von Onkelz besitzen. So kam ich dann in den Genuss, so ziemlich alle CDs – einschließ des netten Mannes – irgendwann mal gehört zu haben. Deshalb:
1. Jedem das seine (:oops:). Ich werfe meinen Freunden nicht vor, dass sie die Onkelz mögen. Geschweige denn, dass ich ihnen deshalb die Freundschaft kündige. Sind allesamt intelligente Menschen. Differenzen gehören zu einer Freundschaft. Unüberbrückbar ist die Onkelz-Differenz für mich nicht. Ich messe Menschen nicht ausschließlich an der Musik in ihrem CD-Ständer.
2. Auch das schrieb ich schon: das was die Onkelz in Richtung Rechts auf ihren früheren Platten äußerten (Meintewegen auch nur auf „Der nette Mann“) ist pubertäres Gewichse, das sich letztenendes harmlos ausnimmt im Vergleich zu dem, was die wirklich rechten Untergrund“künstler“ verbockt haben und leider noch immer verbocken. Es wäre genauso ungerecht, den Ärzten heute noch ihre indizierten Werke wie z.B. Geschwisterliebe vorzuwerfen. Das tut ja auch keiner, obwohl es dabei um nichts anderes wie Inzest mit einer Minderjährigen, Sex mit Tieren etc. ging.
3. Ich mag die Onkelz trotzdem nicht und mißtraue ihnen zutiefst. Auch wenn sie sich in Konzerten inzwischen von der rechten Szene distanzieren mögen. Sie haben gerade Anfang der 90er, als der Erfolg richtig los ging, viele, viele Platten an kleine dumme Flachbirnen mit Bomberjacke und Springerstiefel verkauft. Eben weil ihre Texte voller Andeutungen steckten. Ihre Lieder boten und bieten gerade deshalb genügend Nischen, um es sich mit seinen eigenen Ideologien darin gemütlich zu machen.
4. Nervt es den Onkelzhörer inzwischen nicht, mit jeder neuen Platte den selben Fraß vorgesetzt zu bekommen? Für mich klingt musikalisch und textlich alles gleich. Immer und immer wieder das einzige Thema „Wir gegen die anderen“@ 28: Hör deine Onkelz, lass dich nicht davon abhalten, weiter über sie zu posten. Es gehört für mich zur angenehmen Vielfalt dieses Forum, dass hier auch Themen angeschnitten werden, die manchem nicht behagen. Hier wird keiner gezwungen, einen Pfad zu lesen, der ihm nicht paßt.
Für mich gesehen bin ich am Ende der Diskussion.
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Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack.3. Ich mag die Onkelz trotzdem nicht und mißtraue ihnen zutiefst. Auch wenn sie sich in Konzerten inzwischen von der rechten Szene distanzieren mögen. Sie haben gerade Anfang der 90er, als der Erfolg richtig los ging, viele, viele Platten an kleine dumme Flachbirnen mit Bomberjacke und Springerstiefel verkauft. Eben weil ihre Texte voller Andeutungen steckten. Ihre Lieder boten und bieten gerade deshalb genügend Nischen, um es sich mit seinen eigenen Ideologien darin gemütlich zu machen.
4. Nervt es den Onkelzhörer inzwischen nicht, mit jeder neuen Platte den selben Fraß vorgesetzt zu bekommen? Für mich klingt musikalisch und textlich alles gleich. Immer und immer wieder das einzige Thema „Wir gegen die anderen“@ 28: Hör deine Onkelz, lass dich nicht davon abhalten, weiter über sie zu posten. Es gehört für mich zur angenehmen Vielfalt dieses Forum, dass hier auch Themen angeschnitten werden, die manchem nicht behagen. Hier wird keiner gezwungen, einen Pfad zu lesen, der ihm nicht paßt.
Für mich gesehen bin ich am Ende der Diskussion.
Schade, wo’s doch gerade erst richtig los geht. :twisted:
Zu 3: Die Onkelz distanzieren sich nicht nur auf Konzerten, sondern auch auf diversen Tonträgern eindeutig von faschistoiden (oder sonstigen) Ideologien. Bereits auf der 85er LP „Böse Menschen – Böse Lieder“ ist ein Song enthalten, der sich kritisch mit der Affinität der Skinhead-Szene zu rechtem Gedankengut beschäftigt. Die Onkelz – bzw. deren jeweilige Vertriebsfirmen – verkaufen ihre Platten und CDs zunächst einmal an jeden, der eine haben möchte. Daß da unter Umständen der ein oder andere Wirrkopf dabei ist, will ich garnicht bestreiten. Aber hat eine Band, die CDs in Platin-Stückzahlen absetzt überhaupt einen Einfluß darauf, daß nur „politisch korrekte“ Leute deren Produkte erwerben? Wie viele Proleten, die zum Teil vielleicht eine übelste rechte Stammtischhaltung pflegen werden wohl Ärzte- und Hosen-Platten im Schrank stehen haben? Mir ist es darüber hinaus 1000 mal lieber, wenn sich ein kleiner Wirrkopf, der vielleicht gefährdet ist in die rechte Szene abzurutschen, erstmal eine Onkelz-Platte besorgt, und möglicherweise anfängt über sein beschissenes Leben nachzudenken, als das er direkt zu den wirklich üblen Sachen wie „Störkraft“ oder „Landser“ greift.
Zu 4: Ich habe eigentlich nicht das Gefühl, mit jeder Platte den gleichen Fraß vorgesetzt zu bekommen. Zum einen, weil die Onkelz eine Band sind, die sich musikalisch auch nach über 20 Jahren noch immer weiter eintwickeln, was kaum selbstverständlich ist, zum anderen, weil diese „Wir gegen Alle-Attitüde“, die Anfang der 90er, zu Zeiten der schlimmsten Medien-Hetze die Alben klar dominierte, inzwischen – mit zunehmender Akzeptanz – auf ein gesundes Maß zurückgefahren wurde.
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Wann wurde abgestimmt wer hat das vorgeschlagen? Ich glaube es stimmt bestimmt aber ich wollte doch mal fragen, sag' mal: Ist das so?Das ist genau das schlimme. Die Akzeptanz. Die Toleranz, die sich da so langsam einschleicht. Das Nicht-Ansprechen von Leuten im Onkelz T-Shirt. Natürlich packe ich mich selbst an die Nase. ich spreche auch keinen an. Zu wenig Zivilcourage. Gut, würde einer meiner Freunde sowas anziehen, wäre er mein Freund gewesen…. aber sonst? Man traut sich ja kaum was. Weil man auf einmal so allein auf weiter Flur steht gegenüber so vielen Scheissliberalen, die diesen Dreck tolereriueren.
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Das ist genau das schlimme. Die Akzeptanz. Die Toleranz, die sich da so langsam einschleicht. Das Nicht-Ansprechen von Leuten im Onkelz T-Shirt. Natürlich packe ich mich selbst an die Nase. ich spreche auch keinen an. Zu wenig Zivilcourage. Gut, würde einer meiner Freunde sowas anziehen, wäre er mein Freund gewesen…. aber sonst? Man traut sich ja kaum was. Weil man auf einmal so allein auf weiter Flur steht gegenüber so vielen Scheissliberalen, die diesen Dreck tolereriueren.
Du scheinst ein ziemliches Problem zu haben, oder? Nur zu, sprich ruhig mal Leute im Onkelz-Shirt an! Du wirst in den meisten Fällen überrascht sein – und vielleicht ein bisschen enttäuscht, weil Dein schönes gepflegtes Feindbild schneller wegbricht, als es Dir lieb ist. Wenn es Dir natürlich zu gefährlich ist, einen dieser ach-so-gefährlichen Onkelz-Shirt-Träger im wirklichen Leben anzusprechen, kann ich Dir erstmal das Forum auf www.onkelz.de empfehlen. Aber auch an dieser Stelle sei vor dem massiven Zerstören jahrelang mühsam aufgebauter Feindbilder und Verschwörungsszenarien gewarnt!
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Wann wurde abgestimmt wer hat das vorgeschlagen? Ich glaube es stimmt bestimmt aber ich wollte doch mal fragen, sag' mal: Ist das so?Nun meld ich mich doch noch mal zu Wort. Bin in Mecklenburg aufgewachsen und hab miterleben müssen, wie in den Jahren unmittelbar nach der Wende ein Rechtsruck bei den Jugendlichen stattfand, der für mich bis heute nur schwer nachzuvollziehen ist. Ich weiß nicht, aus welchen Ecken und Kellern der braune Mief kam, aber er war unglaublich schnell da und er griff rasend um sich. Gut, wer bei „normal“ gebliebenen Freunden Deckung und Rückhalt fand. Es drifteten Leute in die rechte Szene ab, die noch Wochen zuvor ihre Kreuzzug ins Glück-T-Shirts trugen. Dabei fand ein regelrechtes Abwerben statt. Den Soundtrack zu allem lieferten die Onkelz, ob aus dem Walkman, ob aus Autos, ob aus dem Ghettoblaster vorm Supermarkt oder auch nur als Schriftzug auf den Schultischen. Ihre Musik war allgegenwärtig, wo immer man Lonsdale-Shirts, Tarnfleckenhosen, Springerstiefel samt weißen Schnürsenkeln usw. sah. Dass es auch andere Menschen gibt, die mit den Onkelz was anfangen konnten, so ganz ohne rechtes Gedankengut oder rechte Vergangenheit, habe ich erst Jahre später erfahren – durch jemanden, der damals lange Zeit im Ausland zugebracht hatte und dem das Wissen um den rechten Bezug der Onkelz schlichtweg fehlte. Er trat diesbezüglich völlig wertfrei an deren Musik heran und interpretierte die Texte eben nicht in die rechte Richtung. Doch selbst er gibt zu, dass das Auftreten der Onkelz, dass deren Texte eben viel Freiraum für Spekulationen zulassen.
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Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack.Doch selbst er gibt zu, dass das Auftreten der Onkelz, dass deren Texte eben viel Freiraum für Spekulationen zulassen.
Zu der Zeit die Du beschreibst – Anfang der 90er – lieferte das Auftreten der Band kein bisschen Spielraum für Spekulationen. In CD-Booklets, auf Konzertpostern, auf Flyern, in Interviews und auf den Konzerten selbst nahm die Band in dieser Zeit unzweifelhaft Stellung, was sie vom politischen rechten Rand und deren Vertretern hielten (und halten). In den alten Bundesländern waren sie zu dieser Zeit in der rechten Szene daher auch bereits weitestgehend verpönt und als „Verräter“ gebrandmarkt.
Im Osten kamen die Onkelz jedoch mit ein paar Jahren „Verspätung“ an, und das, was die meisten Kids davon wussten, wird wohl der zweifelhafte Ruf gewesen sein, den sie bis heute noch nicht ganz los sind, und in dem es damals erst recht in 90% aller Presseberichte über die Band ging. Von irgendwelchen Distanzierungen wollte damals eigentlich fast kein Journalist berichten, sei es aus Gründen der Auflage oder einer amoklaufenden Politcal Correctness, die nunmal nicht das zulassen durfte, was nicht sein darf. Gerade in den Jahren, in denen weite Teile der Ostdeutschen Jugend an den rechten Rand driftete, hätte man mit einer ausgewogenen Berichterstattung über die Onkelz, sowie einer Zusammenarbeit mit der Band vielleicht hunderte wenn nicht tausende gefährdeter Jugendlicher vom rechten Rand wegholen können. Angebote zur Zusammenarbeit auf diesem Sektor gab es damals seitens der Onkelz nicht zu knapp, aber selbst Fürsprache von Leuten wie Alice Schwarzer oder Daniel Cohn-Bendit fruchtete nichts. Distanzierungen wurden in der Presse weiterhin als „unglaubwürdig“ abgetan und die Band nach wie vor mit rechten Wirrköpfen auf eine Stufe gestellt. Dies führte dazu, daß die Onkelz nun zwischen allen Stühlen saßen. Die Presse und die etablierte Musikszene wollte nichts von ihnen wissen und die Rechten wollten sie nicht so einfach gehen lassen, und fühlten sich teilweise in ihrer irrigen Annahme bestätigt, daß die Onkelz immer noch „ihre“ Band seien, konnte man doch überall lesen, daß ihre Versuche, dieser Szene zu entkommen „halbherzig“ und „unglaunwürdig“ waren.
Ich kann an dieser Stelle jedem, der sich wirklich für dieses Thema interessiert nur empfehlen, sich die Onkelz Biographie „Danke für Nichts“ zu besorgen. Zum einen ist das Buch eine der besten Band-Biographien, die ich jemals gelesen habe, und zum Anderen – was viel wichtiger ist – zeigt es minuziös die manipulativen Strukturen der deutschen Presselandschaft auf. Außerdem erfährt man noch eine Menge über die Entstehung der verschiedenen Jugendkulturen (bzw. deren Herüberschwappen aus England) Ende der 70er, Anfang der 80er, sodaß das Buch auch für Nicht-Fans recht interessant sein sollte.28
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Wann wurde abgestimmt wer hat das vorgeschlagen? Ich glaube es stimmt bestimmt aber ich wollte doch mal fragen, sag' mal: Ist das so? -
Das Thema „Böhse 0nkelz, Loreley am 18.07.2003“ ist für neue Antworten geschlossen.