Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › Böhse 0nkelz, Loreley am 18.07.2003 › Re: Böhse 0nkelz, Loreley am 18.07.2003
Doch selbst er gibt zu, dass das Auftreten der Onkelz, dass deren Texte eben viel Freiraum für Spekulationen zulassen.
Zu der Zeit die Du beschreibst – Anfang der 90er – lieferte das Auftreten der Band kein bisschen Spielraum für Spekulationen. In CD-Booklets, auf Konzertpostern, auf Flyern, in Interviews und auf den Konzerten selbst nahm die Band in dieser Zeit unzweifelhaft Stellung, was sie vom politischen rechten Rand und deren Vertretern hielten (und halten). In den alten Bundesländern waren sie zu dieser Zeit in der rechten Szene daher auch bereits weitestgehend verpönt und als „Verräter“ gebrandmarkt.
Im Osten kamen die Onkelz jedoch mit ein paar Jahren „Verspätung“ an, und das, was die meisten Kids davon wussten, wird wohl der zweifelhafte Ruf gewesen sein, den sie bis heute noch nicht ganz los sind, und in dem es damals erst recht in 90% aller Presseberichte über die Band ging. Von irgendwelchen Distanzierungen wollte damals eigentlich fast kein Journalist berichten, sei es aus Gründen der Auflage oder einer amoklaufenden Politcal Correctness, die nunmal nicht das zulassen durfte, was nicht sein darf. Gerade in den Jahren, in denen weite Teile der Ostdeutschen Jugend an den rechten Rand driftete, hätte man mit einer ausgewogenen Berichterstattung über die Onkelz, sowie einer Zusammenarbeit mit der Band vielleicht hunderte wenn nicht tausende gefährdeter Jugendlicher vom rechten Rand wegholen können. Angebote zur Zusammenarbeit auf diesem Sektor gab es damals seitens der Onkelz nicht zu knapp, aber selbst Fürsprache von Leuten wie Alice Schwarzer oder Daniel Cohn-Bendit fruchtete nichts. Distanzierungen wurden in der Presse weiterhin als „unglaubwürdig“ abgetan und die Band nach wie vor mit rechten Wirrköpfen auf eine Stufe gestellt. Dies führte dazu, daß die Onkelz nun zwischen allen Stühlen saßen. Die Presse und die etablierte Musikszene wollte nichts von ihnen wissen und die Rechten wollten sie nicht so einfach gehen lassen, und fühlten sich teilweise in ihrer irrigen Annahme bestätigt, daß die Onkelz immer noch „ihre“ Band seien, konnte man doch überall lesen, daß ihre Versuche, dieser Szene zu entkommen „halbherzig“ und „unglaunwürdig“ waren.
Ich kann an dieser Stelle jedem, der sich wirklich für dieses Thema interessiert nur empfehlen, sich die Onkelz Biographie „Danke für Nichts“ zu besorgen. Zum einen ist das Buch eine der besten Band-Biographien, die ich jemals gelesen habe, und zum Anderen – was viel wichtiger ist – zeigt es minuziös die manipulativen Strukturen der deutschen Presselandschaft auf. Außerdem erfährt man noch eine Menge über die Entstehung der verschiedenen Jugendkulturen (bzw. deren Herüberschwappen aus England) Ende der 70er, Anfang der 80er, sodaß das Buch auch für Nicht-Fans recht interessant sein sollte.
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Wann wurde abgestimmt wer hat das vorgeschlagen? Ich glaube es stimmt bestimmt aber ich wollte doch mal fragen, sag' mal: Ist das so?