Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Solokünstler › Alexandra
-
AutorBeiträge
-
Ich kann als nachgeborener natürlich schlecht was dazu sagen, wie damals die Trends waren; aber ich denke dass ihre Lieder auch immer einen düsteren oder besser gesagt melancholischen Beigeschmack hatten, durch den sie in der damaligen Zeit schon eher solitär war.
--
Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.Highlights von Rolling-Stone.deBeck und sein Meisterwerk „Odelay“: Ode auf den fransigen Hund
11 coole Zitate aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“
Alle Alben von Paul McCartney im Ranking
Alle 102 Nirvana-Songs im Ranking
„Im Geheimdienst ihrer Majestät“: James Bond, ein Mensch wie Du und ich
Stephen Kings „Es“: Warum der Roman nicht ganz so groß ist, wie wir ihn uns wünschen
WerbungHerr RossiMit dem Erfolg von „Anatevka“ (uraufgeführt 1964) und „Doktor Schiwago“ (1965) gab es schon einen gewissen „russischen“ Trend in den späten 60ern, ich denke an Hits wie „Those Were The Days“ (auch von Alexandra gecovert) und „Bang Bang“ (die Hitversion von Cher), die vom Arrangement her ein „russisches“ Flair hatten. Die „Schiwago-Melodie“ war 1967 die erfolgreichste Single in Deutschland.
Woher weißt du, dass die Schwiago-Melodie die „erfolgreichste“ war? Mag ja sein.
Recht hast du mit Schiwago und Those Were The Days, die hatte ich vergessen zu erwähnen. Aber das alles war in meinen Augen noch kein Trend. Bang Bang passt nun gar nicht.
Aber für die Moll-Melancholie gepaart mit gewissen Melodielinien war hierzulande latent wohl immer ein Markt, der bis dahin im Pop nicht immer bedient wurde. Schiwago und Alexandra (auch der Sirtaki) machten dieses Fass dann weit auf. Das hat in meinen Augen aber nichts originär mit Russland (schon gar nicht mit den „Zigeunern“) zu tun, sondern schlägt eben in jene musikalische Gefühlskerbe. ICh weiß noch, dass sehr viele von uns damals auch auf Donovans Donna Donna standen, welches von der Melodik her in eine ähnliche Richtung zielt.
Es ist wohl so, dass viele Alexandra diesen Russland-Heimweh-Kitsch einfach irgendwo abgenommen haben, und dann halt auch so etwas wie den Baum. Der war für viele der Weg vom Schlager zu „Ernsthafterem“. Die Hörer fühlten sich gut dabei, besser als beim Graf von Luxemburg oder was weiß ich. Ähnlich erging es doch Freddy, von dem zuvor keiner glauben mochte, dass er kein Seemann war und nicht aus Hamburg kam… Person und Image passten bei beiden perfekt zueinander.--
FAVOURITESFrag den Abendwind
von Françoise Madeleine Hardy 1965Frag den Abendwind
Wo das Glück beginnt
Aber frage nicht
Woran es manchmal zerbricht
Frag den Silbermond
Wo die Liebe wohnt
Doch wann sie zerbricht
Das frage nichtMärchen sind so wunderschön
Weil die Kinder sie verstehen
Und der Prinz am Ende doch
Den bösen Drachen stets besiegt
Wer den Regenbogen fand
Der am hohen Himmel stand
Der allein weiß wo der schönste
Schatz der Welt begraben liegtFrag den Abendwind
Wo das Glück beginnt
Aber frage nicht
Woran es manchmal zerbricht
Frag den Silbermond
Wo die Liebe wohnt
Doch wann sie zerbricht
Das frage nichtImmer bricht der Sommerwind
Blüten wie ein kleines Kind
Das mit seinem schönsten Spielzeug
Nichts mehr anzufangen weiß
Alle Straßen sind so grau
Doch die Welt dreht sich im Kreis
Immer werden Sterne blind
Wenn neu ein junger Tag beginntFrag den Abendwind
Wo das Glück beginnt
Aber frage nicht
Woran es manchmal zerbricht
Frag den Silbermond
Wo die Liebe wohnt
Doch wann sie zerbricht
Das frage nichtSehnsucht von Alexandra 1968
Sehnsucht heißt ein altes Lied der Taiga
Das schon damals meine Mutter sang
Sehnsucht lag im Spiel der Balaleika
Wenn sie abends vor dem Haus erklangUnd heut‘ bleiben davon nur noch kurze Träume
Die in langen Nächten oft vor mir entsteh’n
Und tausend Ängste, daß ich es versäume
Die geliebte Taiga noch einmal zu seh’n.Sehnsucht sind die vielen heißen Tränen
Und die Hoffnung, die im Herzen schwingt
Sehnsucht liegt noch immer in den Tönen
Abends, wenn das alte Lied erklingtDa-da-da-da-da-da-da-da-dei-da-da-da-da-da-da-da-da-da-da
Die endlosen Steppen und die tiefen Wälder
Die wie graue Schatten oft vor mir ersteh’n,
Neblige Flüsse, taubedeckte Felder
Alles möcht‘ ich einmal, einmal wiederseh’nSehnsucht heißt das altes Lied der Taiga
Das schon damals meine Mutter sang
Sehnsucht lag im Spiel der Balaleika
Wenn sie abends vor dem Haus erklangZwar bedeutet mir Françoise Hardy ungleich mehr als Alexandra, doch sehe ich schon Parallelen zwischen der Romanitik bei Sehnsucht und Frag den Abendwind. Alexandra kommt aus dem Memelland.
1955 kamen die letzten der 3,3 Millionen Gefangenen aus Russland zurück, so auch mein Opa. Meine Eltern konnten erst 1958 aus Masuren in die DDR und 1961 aus Brandenburg in den Westen, einen Monat vor dem Mauerbau, flüchten. Jahrelang hörten wir 5 Kinder die Geschichten aus dem Osten, aus Masuren, vom Hund Hasso, der eine Leiter hochgehen konnte und all den anderen Geschichten. Wir Kinder mussten Kartoffelschälen und dann kam Alexandra im Radio, Sehnsucht, Ostsehnsucht, von den Wäldern und Wiesen und den Träumen vom Glück und den Seen. Die Mutter sang gut dazu (noch schöner bei „Fünf wilde Schwäne“). Natürlich gab es diese Ostromantik, weil für uns Ostpreußen und all den anderen Vertriebenen der Krieg mindestens fünf (z. B. von 1945 bis 1950 war es in Polen verboten deutsch zu sprechen), meist zehn Jahre weiterging, und weil wir die Folgen des Krieges spürten.
Ähnliches gibt mir Françoise Hardy. Die Romantik der Natur und die Sehnsucht nach Harmonie und Frieden, einer intakten Familie, einer Sehnsucht nach Geborgenheit als Kind in den Armen der Mutter.--
Man braucht nur ein klein bisschen Glück, dann beginnt alles wieder von vorn.otisWoher weißt du, dass die Schwiago-Melodie die „erfolgreichste“ war? Mag ja sein.
Ich beziehe mich auf die „Hit-Bilanz“ von Taurus Press. Über die Problematik dieser Zusammenstellung sprachen wir schon, aber eine bessere Informationsmöglichkeit hat man bislang nicht.
Bang Bang passt nun gar nicht.
Aber ganz eindeutig, hör es Dir noch mal an. Wie gesagt: Ich meine die Hitversion von Cher, nicht die inzwischen populärere Fassung von Nancy Sinatra.
Ansonsten kann ich allem zustimmen, was Du schreibst. Aber dass eine Musik ein bestimmtes emotionales Bedürfnis bedient oder „Zeitgeist“ auffängt, ist im Pop an und für sich doch nicht verwerflich? Dass Musik, die die Sehnsucht nach einer verlorenen Heimat und Kindheit (real oder im ideellen Sinne) artikuliert, in Deutschland in den 60ern und wohl auch noch 70ern erfolgreich war, ist eigentlich nicht weiter verwunderlich. (PS: siehe Etiennes Post.)
--
@Etienne
Für ein wenig besser halte ich den Text von Abendwind schon als Sehnsucht. Aber das ist eine Debatte, die ins Leere führt. Zusammen mit der Musik kann eine Argumentation daraus werden. Und da ist bei Alexandra absolut ein Zuviel an catchy Elementen, dort wird musikalisch ständig gedoppelt, was nur selten ein gutes Zeichen sein kann. Bei Hardy ist das Ganze ausgesprochen intim angelegt und relativ vorsichtig arrangiert.Mit dem anderen hast du, vor allem für den betroffenen Personenkreis, sicherlich nachvollziehbar Recht, was aber ein Zuviel an Kitsch nicht rechtfertigt ;-).
Hinzu kam für die Allgemeinheit die Kalte Kriegs-Problematik. Der Sowjet war der Böse, der Feind, dabei muss das unschuldige alte Russland doch so wunderschön gewesen sein (siehe auch der Schiwago-Film). Diese Weiten, diese großen Gefühle. Das alles wurde der Welt genommen durch die böse Realität der Jetztzeit. Zeitgenössische russische Kultur fand bei uns doch nicht statt. Auseinandersetzung noch viel weniger.
Musikalisch verdichtete sich alles in irgendwelchen Taiga-Kosaken-Kitsch.
Und statt dem Swing das Ohr zu geben, ließ sich der deutsche On Beat-Michel von wirbelnden Accelerandi verführen. Eine Steigerung des Marsches ins Delirierende.--
FAVOURITESEs ist schwer, diese Zeit Ende der 60-er aus heutiger Sicht nachzuempfinden, zu viel Veränderung und Umbruch fand auf allen gesellschaftlichen Gebieten statt. So auch in der Musik. Es war schwer genug, dem deutschen Schlager zu entkommen, schliesslich gab es nur wenige Radiosender, die Pop-oder Rockmusik spielten. Alexandra holte sich durch die etwas andere Inszenierung den von Rossi zitierten Pluspunkt, mit „Mein Freund, der Baum“ kam im planierten und abrissgefährdeten Deutschland auch ein wenig romantische Ökologie dazu (Joni Mitchell kam dann mit Big Yellow Taxi aus der gleichen Ecke). Zigeuner, siehe den Text, waren per se aus der Romantikkiste, da passten dann auch die Hippieklamotten gut dazu. Und dem schwermütigen Gesang wurde allemal mehr Glaubwürdigkeit unterstellt als knallroten Gummibooten. Da gehörte Alexandra dann doch eher in die „Liedermacher- Ecke“ und wurde auch so akzeptiert.
--
The highway is for gamblers, better use yurr sense Contre la guerreHerr Rossi Aber dass eine Musik ein bestimmtes emotionales Bedürfnis bedient oder „Zeitgeist“ auffängt, ist im Pop an und für sich doch nicht verwerflich?
Zeitgeist im Pop. Ebenfalls ein Endlosthema.
Liebe z.B. ist immer Zeitgeist, deshalb wird sie zurecht immer vorkommen und doch gibt es Grenzen der musikalsichen Darstellung.Herr RossiDass Musik, die die Sehnsucht nach einer verlorenen Heimat und Kindheit (real oder im ideellen Sinne) artikuliert, in Deutschland in den 60ern und wohl auch noch 70ern erfolgreich war, ist eigentlich nicht weiter verwunderlich. (PS: siehe Etiennes Post.)
Mir fallen auf Anhieb außer Heintje, Heino und Alexandra keine weiteren Acts ein, die deine These stützen würden.
--
FAVOURITESotis….Mir fallen auf Anhieb außer Heintje, Heino und Alexandra keine weiteren Acts ein, die deine These stützen würden.
Und die haben Trilliarden Platten verkauft. Wenn das nicht erfolgreich ist….
--
Heino hat zu jener Zeit noch nicht sonderlich viel verkauft, Alexandra auch nicht die Massen. Heintje allerdings, aber das stützt nur eine Hälfte von Rossis These.
--
FAVOURITESIch finde die Diskussion auf den letzten Seiten, insbesondere die Beiträge von otis, EL und Herrn Rossi, sehr interessant. Dass Alexandra ein fast mythisches Russlandbild bedient hat, glaube ich auch – sozusagen der letzte singende Überrest der deutschen Kultur in Osteuropa. Dazu noch die melancholische Sehnsucht nach Heimat, Harmonie und insgesamt weniger Aufregung (als gerade 1968/69) und der wirkliche und immer noch nachwirkende Verlust der Heimat durch Bomben, Vertreibung, Flucht und anderes – das sind alles gute Argumente, um das Phänomen Alexandra jenseits ihrer Persönlichkeit zu erklären.
Ich weiß nicht, wie viel deutsche Musik damals sehnsuchtsvoll war (aber ich gehe mal davon aus, dass in den traditionellen Männergesangsvereinen und Blaskapellen vieles diesem Muster entsprach), aber vor allem die Filmkultur war ja lange Zeit fast komplette auf platten Heimatfilme und Heile-Welt-Komödien ausgerichtet. Da war 1968 sicherlich schon ein gewisser Wandel eingetreten, aber diese Muster wirkten ja doch noch nach.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Nicht zu vergessen: Die Konsalik-Romane bedienten das Rußlandbild total. Der Arzt von Stalingrad und all so ein Zeug, das meist von Heimkehrern berichtet, die durch Rußland ihren Weg zurück nehmen, und bei der einfachen russischen Bevölkerung Menschlichkeit erleben.
nail75 Was übrigens die Blaskapellen und Gesangvereine betrifft: Die waren überhaupt nicht besonders sehnsuchtsvoll, sondern spielten ganz einfach ihr Repertoire, das sie schon vor dem Krieg gespielt hatten. Gesangvereine in Baden-Württemberg ihre Silcher-Lieder, Blaskapellen ihr Humpa-humpa. Blaskapellen sind nicht dazu da, Sehnsucht zu provozieren, sondern um Stimmung zu machen.
Und noch was zu Dr. Schiwago: Schiwago spiegelte eineswegs einen „russischen“ Trend wider, es war einfach ein großangeolegter Hollywoodfilm, der überall hätte spielen können, zumal mit solchen glutäugigen Mimen wie Sharif oder solchen Herzchen wie die Christie. Blo0ß nebenbei: Hollywood lebt gerade davon, daß sie nationale Eigenheiten in seinen Filmen kappt, um die weltweite Vermarktung überhaupt erst garantieren zu können.--
Include me out!otis
Mir fallen auf Anhieb außer Heintje, Heino und Alexandra keine weiteren Acts ein, die deine These stützen würden.Auch äußerst unterschiedliche Acts. Man müsste gedanklich mal die Erfolgsschlager der Zeit durchgehen. Spontan fällt mir „Griechischer Wein“ ein. Klar, es geht darin um Gastarbeiter, Udo Jürgens griff ja gerne aktuelle Themen auf, aber das Grundmotiv ist die „verlorene Heimat“, darin konnten sich auch viele andere Hörer wiederfinden.
WernerSchiwago spiegelte keineswegs einen „russischen“ Trend wider, es war einfach ein großangolegter Hollywoodfilm, der überall hätte spielen können.
Jein. Das ist natürlich kein Film, in dem ein Russe sein Land wiedererkennen würde oder der etwas über das reale Russland aussagt. In der Populärkultur geht es bei der Darstellung fremder Länder oder vergangener Kulturen aber auch selten um Realitäten, sondern um die Nacherzählung moderner Mythen: der Orient, China, Indien, Schwarzafrika, die „Südsee“, der „Wilde Westen“, das „alte Rom“ usw. usw.
--
Frage mich, wie stormy monday einen Bezug zwischen Alexandra (Zigeunerjunge 1967) und Joni Mitchell (Big yellow Taxi war 1970) herstellt.
Joni kannten zu dem Zeitpunkt doch nur ein paar Eingeweihte.
Alexandra war aus meiner Sicht ein gutes Marketing mit einer angenehmen Stimme, mehr würde ich da nicht reininterpretieren.
http://kochsmeier.de/alexandra/index.htm--
"Don ́t sit down cause i ́ve moved your chair" (Artic Monkeys)YellowsubmarineFrage mich, wie stormy monday einen Bezug zwischen Alexandra (Zigeunerjunge 1967) und Joni Mitchell (Big yellow Taxi war 1970) herstellt…
Er bezog das wohl nur auf den Text, der ja auch das Thema Umweltzerstörung zum Thema hat.
--
Wobei ich bei Alexandra keinen „Song gegen Umweltzerstörung“ höre. Ich verstehe das metaphorisch, es geht um den Verlust des kindlichen Urvertrauens.
--
-
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.