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Tja, man wird nur einmal erwachsen und spürt, dass die mitalternde Umgebung nicht mehr die Leidenschaft der Jugend teilt.
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Werbungragged-glory Ich habe zwei Sachen in dieser Diskussion von Anfang an nicht verstanden: 1. Was ist so schlimm daran, wenn Deine These zuträfe? Wenn man sich die Hälfte Deiner Top 10-Alben 2017 ansieht, sind da zu 7/10 Acts vertreten, die man nur kennenlernen wird, wenn man sich umfassender mit Musik beschäftigt…
Überhaupt gar nichts ist daran schlimm, denn bei dem Stiefel, den ich mir in den letzten 10 Jahren zusammengehört habe, wäre es in der Tat schizophren, wenn ausgerechnet ich mich über die Entwicklung zur Individualisierung beklagen würde. Das sollte aber auch weiß Gott keine „früher war alles besser“-Debatte werden.
2. Warum gelten für Dich Adele, Coldplay, Kanye West, Taylor Swift, Muse, Ed Sheeran, Amy Winehouse, Jay-Z oder Kings Of Leon nicht als globale Stars der 00er- und 10er-Jahre? Nur weil Oma Gerlinde oder Cousine Sabine deren Namen evtl. nicht kennt? Welchen Unterschied für Deine Wertschätzung der genannten Acts hätte es denn, wenn Deine Umgebung sie kennen würde – welche Art von Bereicherung versprichst Du Dir?
Es ging mir nie um mich und meine Wertschätzung und nein, ich sehen mich auch nicht unbedingt nach neuen Stadion-Rockbands. In diesem Thread fiel ja auf, dass User von Jahr zu Jahr mehr unterschiedliche Künstler und LPs listen. Die Gründe dafür lagen und liegen für mich auf der Hand und das habe ich auf den Mainstream umgelegt, wo meiner Meinung nach eine ähnliche Entwicklung abzulesen ist. Nicht mehr und nicht weniger. Ob das nun gut oder schlecht ist, war gar nicht das Thema.
Dass ein unendlich viel größeres mediales Angebot dazu führt, dass sich die Aufmerksamkeit der Konsumenten entsprechend splittet, ist doch eigentlich logisch und für mich so offensichtlich, dass ich ehrlich gesagt erstaunt bin, dass darüber überhaupt diskutiert wird. Es glotzen ja Samstags auch nicht mehr 30 Mio Zuschauer gleichzeitig die Schwarzwaldklinik.
OK, die von dir genannten Acts sind globale Stars. Da will ich mich gar nicht weiter dran aufhängen. Hatte ja auch bereits eingeräumt, dass die Noughties noch überwiegend nach tradierten Mustern der Musikindustrie funktionierten. Aber das sind Auslaufmodelle, Acts, die noch zig Millionen Tonträger absetzen konnten und vor Streaming und den heutigen Mechanismen von Social Media groß wurden. Ich bezweifle, dass das weiterhin das Modell der Zukunft sein wird.
elmo-zillerdas bestreite ich auch weiter in der Form, dass es aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen nicht „keine“, sondern „zu viele“ globale Megastars gibt. Die alten sind geblieben, neue kommen ständig hinzu – und das auch in Bereichen, für die der historisch musikfixierte Senior keine Antennen mehr besitzt. Also alles viel unübersichtlicher…
Dann sind wir gar nicht so weit weg voneinander. Stellt sich zumindest nur die Frage nach der Definition von Megastar, denn zu viel davon kann es nicht geben und zu sehr in der Nische verschwinden kann ein Star auch nicht, um noch einer zu sein. Aber genau in die Richtung läuft es. Alleine schon die Typen von Stars wird unübersichtlich. Zu den etablierten kommen Fluten an Gamern, YouTubern, Instagrammern, Bloggern, Influencern aller Art und alle lechzen nach Aufmerksamkeit. „In the future everyone will be famous for fifteen minutes“. Ich schätze, Warhol wird damit ziemlich genau ins Schwarze treffen.
zuletzt geändert von bullitt--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Ist es nicht viel interessanter, dass sich die Menschen viel weniger individualisieren, als man es erwartet hatte? Könnte ja nun jeder nach seiner Façon glücklich werden, die Meisten bevorzugen aber weiterhin Krimi, Fußball und Tralala. Wird sich das in den nächsten Generationen ändern? Oder: Ist der Austausch über Kunst und Kultur wichtiger, so dass ein gemeinsamer Nenner bleibt?
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Wichtiger als was?
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Is this my life? Or am I just breathing underwater?
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Wichtiger als die eigene Auswahl. Dann kann man sich über seinen exklusiven Geschmack freuen und hat Band XYZ für sich alleine, muss seine Gedanken aber für sich behalten, weil sich sonst niemand darüber austauschen kann/will.
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Jetzt sogar die Elphi auf Youtube!
„Seit Juli 2017 gibt es auf der Videoplattform YouTube den ersten Charity-Kanal. Sein Name: Channel Aid. Die Idee: Die Erlöse, die auf diesem Kanal über vorgeschaltete Werbevideos zusammen kommen, werden ausschließlich für soziale Projekte gespendet. Innerhalb kürzester Zeit ist »Channel Aid« zu einem Projekt gewachsen, für das sich aktuelle Youtube-Größen begeistern. Für ihr Konzert in der Elbphilharmonie konnten die Macher des Kanals nun auch die britische Pop-Sängerin Rita Ora gewinnen. Das Konzert mit ihr sowie dem amerikanischen Sänger Max, einem der ersten »YouTube-Stars«, Nicole Cross, einer deutschen Sängerin mit knapp einer Milllion Abonnenten auf YouTube…“
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Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)harry-ragWichtiger als die eigene Auswahl. Dann kann man sich über seinen exklusiven Geschmack freuen und hat Band XYZ für sich alleine, muss seine Gedanken aber für sich behalten, weil sich sonst niemand darüber austauschen kann/will.
Achso, verstehe. Ja, Zustimmung.
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Is this my life? Or am I just breathing underwater?harry-ragIst es nicht viel interessanter, dass sich die Menschen viel weniger individualisieren, als man es erwartet hatte? Könnte ja nun jeder nach seiner Façon glücklich werden, die Meisten bevorzugen aber weiterhin Krimi, Fußball und Tralala. Wird sich das in den nächsten Generationen ändern? Oder: Ist der Austausch über Kunst und Kultur wichtiger, so dass ein gemeinsamer Nenner bleibt?
Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber ich finde die Entwicklung schon beachtlich. Es ist doch eben hetzt schon so, dass der Austausch schwierig wird. Hier hört man doch z.B. immer öfter den Satz „oh, aus deinen Top 100″ kenne ich kein einziges Album“. daraus ergeben sich dann schöne Tipps, aber ein Diskurs ist schwierig, weil hinter der nächsten Ecke die nächsten Empfehlungen warten. Serien guckt zwar jeder, aber entweder eine andere als man selbst oder jemand hängt in Staffel Staffel, Episode 3, während man selbst schon bei Staffel 8 ist. Beim Fußball sehe ich eine ähnliche Entwicklung. Spielpläne werden zerstückelt, WM/EM-Teilnehmerfelder aufgebläht, immer mehr neue Cups erfunden, immer mehr wandert ins Pay TV ab und da noch zu unterschiedlichen Anbietern und es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Pflichtspiele in Shanghai stattfinden, um dort die neuen Märkte zu beackern.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Das nehme ich anders wahr. Die meisten Künstler aus den Top 100 sind durchaus geläufig, wenn auch nicht gerade das spezielle Album. Bekannt sind immer noch die Künstler, die über starke Vertriebe weltweit veröffentlichen. Da hätte ich erwartet, dass YouTube/Soundcloud/Bandcamp/etc. mehr Einfluss haben würden. Aber vielleicht kommt das ja noch. (Ich bezweifele es aber irgendwie: Die Leute scheinen ein großes Bedürfnis nach Tralala zu haben. Vielleicht ändert sich der Weg zu konsumieren, die konsumierte Ware bleibt aber steril und gleichförmig.)
Serien guckt jeder. Und im Herzen ihres Daseins sind alle diese Serien Krimis oder Soaps. Womit wir wieder beim Tatort oder der Schwarzwaldklinik wären. Wieder hat sich nur die Übertragungsart modernisiert, der Stoff bleibt der gleiche. Keine Individualisierung in Sicht. Höchstens eine Zersplitterung.
Zu Fußball kann ich nichts sagen, mir geht’s da wie Herr Rossi.--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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bullitt
harry-ragIst es nicht viel interessanter, dass sich die Menschen viel weniger individualisieren, als man es erwartet hatte? Könnte ja nun jeder nach seiner Façon glücklich werden, die Meisten bevorzugen aber weiterhin Krimi, Fußball und Tralala. Wird sich das in den nächsten Generationen ändern? Oder: Ist der Austausch über Kunst und Kultur wichtiger, so dass ein gemeinsamer Nenner bleibt?
Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber ich finde die Entwicklung schon beachtlich. Es ist doch eben hetzt schon so, dass der Austausch schwierig wird. Hier hört man doch z.B. immer öfter den Satz „oh, aus deinen Top 100″ kenne ich kein einziges Album“. daraus ergeben sich dann schöne Tipps, aber ein Diskurs ist schwierig, weil hinter der nächsten Ecke die nächsten Empfehlungen warten. Serien guckt zwar jeder, aber entweder eine andere als man selbst oder jemand hängt in Staffel Staffel, Episode 3, während man selbst schon bei Staffel 8 ist. Beim Fußball sehe ich eine ähnliche Entwicklung. Spielpläne werden zerstückelt, WM/EM-Teilnehmerfelder aufgebläht, immer mehr neue Cups erfunden, immer mehr wandert ins Pay TV ab und da noch zu unterschiedlichen Anbietern und es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Pflichtspiele in Shanghai stattfinden, um dort die neuen Märkte zu beackern.
Ja, wie sich die Dinge innerhalb von Jahrzenten doch geändert haben. Ist aber Lauf der Zeit. Mit allen Vor- u. Nachteilen.
Ich erinnere mich noch an die Jahre ca. 1968-1973 beispielsweise. wie übersichtlich da noch das Angebot an Pop- u. Rock-Alben war.
Man ging 1 bis 2 mal im Monat kurz in den Plattenladen und sah sich den Stapel nach Neu-Erscheinungnen durch. Zusätzlich hatte man auch noch Zeit,
sich 2-3 Alben dort vor Ort anzuhören. Es gab da noch ein paar Radiosender die mal 1-2 Stunden pro Woche Sendungen für die Zielgruppe ausstrahlten und zusätzlich ein paar Musik-Magazine.
Heute scheint das Musik-Angebot schier unermesslich und man kommt kaum noch nach. Allerdings wurden auch die Informationsquellen dank dem Internet immer mehr, um das zu bewältigen.
Es gleicht sich dann ungefähr wieder aus. Nur: alles geschieht in einem viel größeren Tempo. Es ist gottseidank (trotz Allem) größtenteils keine „Wegwerfmusik“.
Für das Verhalten der heutigen Serienjunkies (das es damals natürlich auch noch nicht gab) habe ich sogar Verständnis. Das Angebot ist sehr groß und das Tempo wie die Sachen auf den Markt geworfen werden sehr hoch.
Die Leute wollen halt nix versäumen. Haben vielleicht sogar Angst davor, etwas Gutes zu verpassen.--
rockart
Das Angebot ist sehr groß und das Tempo wie die Sachen auf den Markt geworfen werden sehr hoch. Die Leute wollen halt nix versäumen. Haben vielleicht sogar Angst davor, etwas Gutes zu verpassen.
Geht dadurch nicht ein Stück Lebensqualität verloren?
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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dengel
rockart
Das Angebot ist sehr groß und das Tempo wie die Sachen auf den Markt geworfen werden sehr hoch. Die Leute wollen halt nix versäumen. Haben vielleicht sogar Angst davor, etwas Gutes zu verpassen.
Geht dadurch nicht ein Stück Lebensqualität verloren?
Ja, bestimmt. Aus der Sicht der älteren Generationen auf jeden Fall. Die Jüngeren merken das vielleicht gar nicht so, die behaupten eventuell sogar, dass wir die Verteter der älteren Generation damals eine schlechtere Lebensqualität hatten, aus welchem Grund auch immer?
Was, ihr hattet kein W-Lan? Wie habt ihr überlebt?--
harry-ragDas nehme ich anders wahr. Die meisten Künstler aus den Top 100 sind durchaus geläufig, wenn auch nicht gerade das spezielle Album. Bekannt sind immer noch die Künstler, die über starke Vertriebe weltweit veröffentlichen. Da hätte ich erwartet, dass YouTube/Soundcloud/Bandcamp/etc. mehr Einfluss haben würden. Aber vielleicht kommt das ja noch.
Gab neulich ein nettes Quiz bei Schulz und Böhmermann zum Thema Geläufigkeit aktueller Chart-Hits. Es saßen selbst nur Musiker in der Runde, die buzzern mussten, wenn sie was erkannten. Das Ergebnis war einigermaßen erschütternd. Untertitel der Sendung passt auch ganz gut: „…Bevor es durch die vermarktende Branche zu einer Nestlesierung der Musik weltweit kam, diente sie vornehmlich zur Definition des Ichs und der Abgrenzung gegenüber anderen…“ Nestlesierung finde ich eine prima Umschreibung der aktuellen Situation.
Serien guckt jeder. Und im Herzen ihres Daseins sind alle diese Serien Krimis oder Soaps. Womit wir wieder beim Tatort oder der Schwarzwaldklinik wären. Wieder hat sich nur die Übertragungsart modernisiert, der Stoff bleibt der gleiche. Keine Individualisierung in Sicht. Höchstens eine Zersplitterung.
Es hat sich nicht nur die Übertragungsart modernisiert, es gibt viel mehr Inhalte. Die Kunstformen an sich mögen die gleichen geblieben sein, aber das nutzt einem im Austausch ja auch nichts. Wenn ich Narcos schaue und meine gegenüber Game Of Thrones, kann ja nicht der gemeinsame Nenner sein, dass wie beide eine Serie schauen.
rockart
dengel Geht dadurch nicht ein Stück Lebensqualität verloren?
Ja, bestimmt. Aus der Sicht der älteren Generationen auf jeden Fall. Die Jüngeren merken das vielleicht gar nicht so, die behaupten eventuell sogar, dass wir die Verteter der älteren Generation damals eine schlechtere Lebensqualität hatten, aus welchem Grund auch immer? Was, ihr hattet kein W-Lan? Wie habt ihr überlebt?
Ich denke, dass z.B. das ganze Vinyl-Ding vor allem dazu dient, sich „künstlich“ wieder eine Wertschätzung für Musik zurückzuholen, die durch die sich veränderten Rezeptionsbedingungen sukzessive verloren gegangen ist. Millennials, die die nie hatten, können sie auch nicht vermissen.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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@cleetus: Dass Musiker oft keine Musikkenner sind, ist aber nichts neues, oder? Warum sollten die sich um den Musikgeschmack der Mehrheitsgesellschaft kümmern?
Vielleicht gibt es viel mehr Serieninhalte, diese finden aber in der breiten Masse nicht statt. Was erfolgreich und massenweise gestreamt wird, ist Soap oder Krimi. Jetzt halt mit Zombies oder Drachen aufgehübscht. Die qualitative Weiterentwicklung des Fernsehens wird behauptet, aber nicht umfassend geliefert. Die Autosuggestion des Publikums an etwas „besonderem“ teilzuhaben, ein Hype.EDIT: „Top 100“ aus meinem vorherigen Post bezog sich nicht auf die Verkaufscharts, sondern auf dein Listenbeispiel hier aus dem Forum.
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bullitt Ich denke, dass z.B. das ganze Vinyl-Ding vor allem dazu dient, sich „künstlich“ wieder eine Wertschätzung für Musik zurückzuholen, die durch die sich veränderten Rezeptionsbedingungen sukzessive verloren gegangen ist. Millennials, die die nie hatten, können sie auch nicht vermissen.
Wenn man sich auf Youtube bei den Millenials umschaut, sieht das anders aus. „My Vinyl Collection“ ist immer wieder Thema auf vielen Kanälen, auch solchen, die nicht in erster Linie mit Musik zu tun haben. Ich weiß, das wird wieder erstmal grundsätzlich bezweifelt werden.;-) Schaut selbst:
https://www.youtube.com/results?search_query=my+vinyl+collection
Natürlich sind die ebenso wenig statistisch repräsentativ für ihre Generation wie die vielen Veganer auf Youtube, aber sie erfüllen stellvertretend für ihre Zuschauer Sehnsüchte nach dem besseren, bewussteren Leben.
PS: Überraschende Beobachtung, wenn man mal die Treffer durchscrollt: Zahlenmäßig scheint das Verhältnis Männer/Frauen bei den YT-Plattensammlern (nach Augenschein mehrheitlich unter 30 Jahre) ziemlich ausgeglichen zu sein. In unserer Altersgruppe ist es nach meinem Eindruck eher ein Jungsding …
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Schlagwörter: 2017, Erwartungen und erste Eindrücke
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