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Die leichte Ausweitung des Blickes soll ja – gerade wenn sie für das Thema hier relevant ist – möglich sein, hoffe ich … und schiebe noch nach: es ist schon ziemlich interessant, dass gerade Jimmy Giuffre, der mit seinen Aufnahmen dern frühen Sechziger schon einige der Türen aufstiess, die dann Jahre später nochmal aufgestossen wurden (es hat halt kaum einer gemerkt, dass Giuffre da schon durchgeschritten war), dass gerade Giuffre in all den Jahren völlig stumm bleibt. Nach den phantastischen „Free Fall“-Sessions vom März 1963 ging er wohl tatsächlich erst in den frühen Siebzigern wieder ins Studio.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deDie 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten
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Werbungletzter heutiger, ziemlich erwartbarer eintrag von mir zum thema:
alice coltrane macht zum ersten mal nach johns tod und überhaupt unter eigenem namen am 29. januar 1968 aufnahmen, bei denen auch pharoah sanders und jimmy garrison dabei sind. der drummer ist ben riley. „the sun“ beginnt mit einem gespensterhaften auftritt des verstorbenen, der frieden und glück für alle ausruft, wonach eine düstere, wenig sonnige klavierimprovisation einsetzt, die vor allem auf die sonorischen qualitäten des unteren tastaturbereichs setzt.
im juni dann allerdings etwas neues aus dem hause coltrane, diesmal nur im trio mit garrison und ali: harfe!
viele trademarks im harfenspiel fehlen hier noch (die gegenläufigen akzente der rechten hand, das rhythmische gespür), aber hier ist natürlich spürbar die sonne aufgegangen.
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friedrichNeben John Coltrane ein weiterer Todesfall des Jahres 1967: Billy Strayhorn, der ungleiche Partner Duke Ellingtons. Irgendwie ging auch damit eine Epoche zu Ende. Ellington nahm im gleichen Jahr als quasi Requiem das Album AND HIS MOTHER CALLED HIM BILL auf, das 1968 veröffentlicht wurde.
sehr schön, danke (leider arg komprimiertes video)! strayhorns tod wurde ja schon erwähnt. war das denn wirklich eine spürbare zäsur im werk ellingtons oder hat er so weiter gemacht wie zuvor?
Offen gesagt: Ich weiß es nicht. Es ist wohl für Ellington persönlich ein sehr tiefer Schnitt gewesen als sein alter ego Billy Strayhorn gestorben ist. Fast 30 Jahre hatten sie zusammengearbeitet. Er selbst war damals ja auch nicht mehr der jüngste und das dürfte ihm auch seine eigene Sterblichkeit verstärkt vor Augen geführt haben. Und er war damals ja eigentlich auch schon ein Überlebender aus einer vergangenen Epoche, auf die Bop, Cool, Free, Fusion ff. folgten, ganz zu schweigen von R&B, Soul, Funk …
Ich hatte mal eine beeindruckende Biografie von Billy Strayhorn gelesen. Deswegen kam ich wohl darauf. Eine Bio von Duke kenne ich leider nicht.
Im Jahr 1974 nahm dann Miles für den verstorbenen Duke HE LOVED HIM MADLY auf. Und die langhaarigen coolen hippen Jazzfans Steely Dan nahmen Dukes EAST ST. LOUIS TOODLE-OO aus den 20ern (?) auf. Den Zusammenhang hatte ich aber früher gar nicht verstanden.
Die Komprimierung kann ich auf dem Notebook am Küchentisch nicht hören.
Edit: Hatte gar nicht gesehen, dass Sweet Pea’s Tod hier schon erwähnt worden war.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy-tail-windDie leichte Ausweitung des Blickes soll ja – gerade wenn sie für das Thema hier relevant ist – möglich sein, hoffe ich …
@gypsy : Ich bezog mich auf Deine Einleitung zu Paul Bley`s „Ballads“ “ …. weil die Zäsur ja nicht am 1.1.1968 kommt sondern am 14.7.1967 …. stattfand ….“ …. spannend/herausfordernd in diesem Thread fand sich auf Ereignisse eines Kalenderjahres zu konzentrieren …. den Thread hat (dankenswerterweise) „vorgarten“ eröffnet und es obliegt selbstverständlich ihm wie das Thema gehandhabt werden soll …. ich wollte dem ersten „Lebenszeichen“ in diesem Threadsegment nach längerer Zeit natürlich nicht die Vitalität schmälern ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Aufgenommen am „Indepence Day“ 1968 im Schwarzwald mit Palle Danielsson (b) + Jon Christensen (b) …. gespielt wird was gefällt von Legrand, Bacharach bis Carla Bley …. das Photo suggeriert Wiesenspass, aber dahinter wacht die Strenge von Brunner-Schwer`s Domizil ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Schon gut @soulpope – aber die sinnvollere Zäsur ist ja schon sowas wie „Coltrane weg, Miles second quintet … äh, verwässert“ (oder wie dachte man damals in der Jazz-Puristerei?) als der Kalender. Aber egal, es gibt dutzende tolle Jazzalben von 1968, die man hier nennen kann, ich hab einfach tatsächlich keine Zeit, sie hier mit treffenden Zeilen, die etwas tiefer schürfen vorzustellen, aber um nur mal ein paar Namen in die Runde zu werfen: Anthony Braxton, das Art Ensemble of Chicago, Don Cherry, Phil Cohran, das Contemporary Jazz Quintet, John Handy, Eddie Harris, Cannonball Adderley, Booker Ervin, Norman Howard, HLP (und das ist jetzt nur A-H und auch nicht erschöpfend, aber wir wollen hier ja auch keine – annotierte – Liste). Will sagen: hätte ich Zeit, wäre ich gerne mit dem einen oder anderen dabei, Bley lag halt gerade im Player (und wird es wohl noch ein paar Male die nächsten Tage) und schien mir erwähnenswert, gerade wenn es darum geht, was sich in der Zeit (nicht dem Kalenderjahr eben) so an Neuem tat.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy-tail-windSchon gut @soulpope – aber die sinnvollere Zäsur ist ja schon sowas wie „Coltrane weg, Miles second quintet … äh, verwässert“ (oder wie dachte man damals in der Jazz-Puristerei?) als der Kalender. Aber egal, es gibt dutzende tolle Jazzalben von 1968, die man hier nennen kann, ich hab einfach tatsächlich keine Zeit, sie hier mit treffenden Zeilen, die etwas tiefer schürfen vorzustellen, aber um nur mal ein paar Namen in die Runde zu werfen: Anthony Braxton, das Art Ensemble of Chicago, Don Cherry, Phil Cohran, das Contemporary Jazz Quintet, John Handy, Eddie Harris, Cannonball Adderley, Booker Ervin, Norman Howard, HLP (und das ist jetzt nur A-H und auch nicht erschöpfend, aber wir wollen hier ja auch keine – annotierte – Liste). Will sagen: hätte ich Zeit, wäre ich gerne mit dem einen oder anderen dabei, Bley lag halt gerade im Player (und wird es wohl noch ein paar Male die nächsten Tage) und schien mir erwähnenswert, gerade wenn es darum geht, was sich in der Zeit (nicht dem Kalenderjahr eben) so an Neuem tat.
Ja eh
….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Vielleicht als Info auch von Interesse: Doors-Drummer John Densmore kommt vom Jazz, nennt Elvin Jones als großes Vorbild und sah den späten Coltrane einen Saal halb leer blasen.
Link“I would say that half the audience left before it was over,” Densmore recalls. “They just didn’t know they were witnessing something ahead of its time. Something spiritual but cathartic and tumultuous.”
zuletzt geändert von wahrsoulpope
die war mir gestern auch aufgefallen, mit einem von lucio fontanas schnittbildern auf dem cover (teilnehmer der documenta 4, die war ja auch 1968, hatte aber laut wolf vostell und jörg immendorff zuwenig fluxus und happenings im programm, es dominierte op und pop art – und fontana starb dann im september…)
das album ist ja auch schon prä-ecm, ein bisschen leichter in der auswahl… das mash-up „lament/ once we loved“ ist schon sehr schön… und den sound mag ich sehr mit dem klaren, trotzdem runden klavierton und den nicht-weichgespülten drums (auch das: wie frühes ecm).
kam 1969 übrigens auch nochmal in den usa bei prestige raus, als STEVE KUHN TRIO IN EUROPE, 1968, mit anderem cover.
edit. die band 1969 im schwedischen fernsehen, mit monica zetterlund, die ja auch schon mal vom bill evans trio begleitet wurde, 1969:
…und da wird aus „lament“ dann ein trauergesang auf che guevara (†1967).
zuletzt geändert von vorgarten--
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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wahrVielleicht als Info auch von Interesse: Doors-Drummer John Densmore kommt vom Jazz, nennt Elvin Jones als großes Vorbild und sah den späten Coltrane einen Saal halb leer blasen. Link “I would say that half the audience left before it was over,” Densmore recalls. “They just didn’t know they were witnessing something ahead of its time. Something spiritual but cathartic and tumultuous.”
Diese Geschichte kommt – von Densmore persönlich erzählt – ausführlich in der Coltrane Doku „Chasin The Trane“ zu Wort ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)soulpope
wahrVielleicht als Info auch von Interesse: Doors-Drummer John Densmore kommt vom Jazz, nennt Elvin Jones als großes Vorbild und sah den späten Coltrane einen Saal halb leer blasen. Link “I would say that half the audience left before it was over,” Densmore recalls. “They just didn’t know they were witnessing something ahead of its time. Something spiritual but cathartic and tumultuous.”
Diese Geschichte kommt – von Densmore persönlich erzählt – ausführlich in der Coltrane Doku „Chasin The Trane“ zu Wort ….
Danke. Die Doku sollte ich mir mal besorgen.
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Part Martino (oder der Produktmanager) muss etwas von Trend Richtung Osten gehört haben – ergo wohl der Titel, ansonsten präsentiert sich das am 8ten Jänner 1968 aufgenommene Euvre am qualitativen Mainstrean und ruft desweiteren auch John Coltrane via „Lazy Bird“ in Erinnerung ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Das ändert sich dann schlagartig mit der Session vom 11ten Juni 1968, welche Bezug auf den Koran nimmt ….:
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)soulpope
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Part Martino (oder der Produktmanager) muss etwas von Trend Richtung Osten gehört haben – ergo wohl der Titel, ansonsten präsentiert sich das am 8ten Jänner 1968 aufgenommene Euvre am qualitativen Mainstrean und ruft desweiteren auch John Coltrane via „Lazy Bird“ in Erinnerung ….oje, da passt ja nichts zusammen – weder martinos licks noch das klavier können sich da auf die tanpura einstimmen, die dann auch in den credits als „tambourin“ vermerkt wird. war wohl alles ein bisschen zu früh. (und klingt natürlich nicht unspannend.)
dazu passt vielleicht das hier:
tony scott und collin walcott nehmen 1968 für verve MUSIC FOR YOGA MEDITATION AND OTHER JOYS auf, das sich schon etwas mehr auf die neuen frequenzen einlässt. bei allmusic heißt das „lifestyle curio“. und was waren wohl die „other joys“?
edit. ich merke gerade, dass ich aus versehen martino und scott synchron gehört habe, deshalb klang das so spannend…
zuletzt geändert von vorgarten--
vorgarten
edit. ich merke gerade, dass ich aus versehen martino und scott synchron gehört habe, deshalb klang das so spannend…Ha ha ha … macht den recht öden Martino aber auch nicht besser. Für mich reicht von seinen Prestige-Alben wohl das Debut („El Hombre“, 1967).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
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