The Beatles – Tracks & Gedanken

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  • #11076441  | PERMALINK

    gipetto
    Funk 'n' Punk

    Registriert seit: 04.02.2015

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    Die Beatles haben im Laufe ihrer verhältnismäßig kurzen Karriere ein Reportoir zahlloser Klassiker und Songperlen geschaffen, das in der Popkultur seinesgleichen sucht. Vor ziemlich genau 50 Jahren hat sich die Band offizell aufgelöst, und dennoch ist ihr zeitloser Output noch immer in aller Munde – auch bei Nicht-Zeitzeugen ist die Begeisterung ungebrochen. Dieser Faden soll dazu einladen, einzelne Stücke der Fab Four persönliche vorzustellen: Welche Geschichte verbindet Euch mit welchem Stück? Warum mag man einen Titel (oder auch nicht)? Lyrische, musiktheoretische und musikhistorische Analysen können vorgenommen oder auch ganz andere Aspekte herausgearbeitet werden. Alles ist möglich. Ich freue mich auf Eure Beiträge und den sich hoffentlich daraus ergebenden Austausch.

    Across The Universe (1970)
    I’m So Tired (1968)
    Norwegian Wood (This Bird Has Flown) (1965)
    Penny Lane (1967)
    She’s A Woman (1964)
    You’ve Got To Hide Your Love Away (1965)

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    "Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #11076447  | PERMALINK

    pfingstluemmel
    Darknet Influencer

    Registriert seit: 14.09.2018

    Beiträge: 5,896

    Der junge John legt die Stifte zur Seite, mit denen er gerade noch ein paar Flächen des Daily Howl koloriert hat, ohne sich wirklich darauf zu konzentrieren. Sein Blick wandert zu dem Spiegel, den er neben seinem Bett aufgestellt hat. Onkel George hat ihn Mimi abgeschwatzt, die nicht einsehen wollte, warum der Junge so ein altes Ding in seinem Zimmer bräuchte. Johns Augen fokussieren, schwimmen aus dem Fokus, starren letztendlich durch den Spiegel hindurch. Sein Blick fällt Through the Looking-Glass wie im Titel seines Lieblingsbuchs von Lewis Carroll. Selbsthypnose, minutenlang. Er schrickt auf, als er einzunicken droht. Das angenehme Zwischenweltgefühl verpufft. Die Realität des Zimmers kehrt zurück.
    Es ist kein Wunder, dass John die größte Affinität zu psychedelischen Drogen innerhalb der Beatles entwickelte. Schon früh hat er den Zustand zwischen Träumen und Wachen gesucht, und dessen schnell verblassende Zipfel erhascht, um diese in seine absurden Texte und Zeichnungen zu packen. Etwas, das in der Musik der Beatles vor 1965 wenig Platz hatte und sich in zwei Büchern Bahn brach, die John auf dem Höhepunkt der Beatlemania veröffentlichte.
    Weybridge. Der Fernseher läuft. Das Kind schläft. (Goo goo g’joob)
    Dakota-Appartment. Der Fernseher läuft. Das Kind schläft. John döst, leicht bedrogt, die Gitarre in der Hand, auf seinem Bett. Schlieren des Gitanes-Tabak hängen noch in der Luft. Der Kopf im Leerlauf. Ein angenehmer Zustand.
    Ganz anders als während der auslaugenden Meditationsübungen des Maharishi-Camps in Indien: Johns Gedanken rasen, er kann nicht schlafen, er raucht. Drückt eine Zigarette aus und zündet eine weitere an. Oh Yoko! Seine Finger zucken in den Patterns, die Donovan ihm einen Abend vorher fast aufgenötigt hat. Mann, diese vermaledeite Miss Farrow! Miss Schaut-Mich-An, Miss Primel! Komm raus und spiel mit uns, Baby!
    Er knallt ein Buch in die Ecke des Zimmers, strampelt die leichte Decke weg und fixiert seine nikotingelben Finger. Fick dich, Sir Walter Raleigh! Echt, Mann, fick dich!
    Selbst wenn er die Decke über den Kopf zieht und die Welt am Fenster seiner Hütte vorbeiziehen lässt, will sich die hypnotische Ruhe mit den faszinierenden Gedankenblitzen nicht einstellen. Überreizung durch Deprivation. Nimm meinen Scheiß-MBE-Orden, die Fans, diesen Yogazwerg und von mir aus auch das beschissene Geld und gib mir endlich ein wenig Frieden, ein wenig Ruhe, den ersehnten Schlaf!
    Die Tür der Hütte öffnet sich. Es ist Ringo. Er hat Bohnen gekocht.

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    Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.
    #11076449  | PERMALINK

    gipetto
    Funk 'n' Punk

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    Beiträge: 12,684

    Norwegian Wood (This Bird Has Flown) (Album: Rubber Soul, 1965)

    Aufgewachsen in einem Elternhaus, in dem eher aktives Musizieren als Musikkonsum an der Tagesordnung stand, war die dort vorhandene Tonträgersammlung eher spärlich ausgeprägt. Vornehmlich liefen alltagsbegleitend das Radioprogramm oder verschiedene Platten von bespielsweise Udo Jürgens und Reinhard Mey. Dann stand aber auch noch das Rote Album der Beatles im Regal, bei dem mir die die Apfelhälften und die „vier Männer auf dem Balkon“, die im Inneren des Covers noch einmal in gleicher Pose, jedoch deutlich behaarter abgebildet waren, sofort ins Auge stachen. Irgendwann im zarten Kindesalter bat ich meine Mutter Mitte der 80er Jahre, diese Platten doch einmal aufzulegen und war so begeistert, dass ich alle 20 Minuten mit der Bitte „Umdrehen“ nach ihr rief und so alle vier Seiten am Stück durchhörte. Nachhaltig im Gedächtnis ist mir gleich beim ersten Hören Norwegian Wood (This Bird Has Flown) geblieben, verfügte es doch über so merkwürdige Klänge wie kein anderes Stück auf dieser Zusammenstellung. Diese exotischen Töne sollten sich dann als die ersten Gehversuche George Harrisons an der indischen Sitar sowie als den Erstkontakt dieses Instruments mit der westlichen Unterhaltungsmusik erweisen. Das Rote Album lief von da an regelmäßig im Haus (später entdeckte ich auch den Easy Rider-Soundtrack und Are You Experienced im Plattenschrank).

    Den Beatles bis ich seither treu geblieben, mal mehr und mal weniger intensiv, aber das Verhältnis hat sich schnell zu einer Lebensliebe entwickelt. Rubber Soul sollte sich dabei über einige Umwege zu meinem Lieblingsalbum der Band entwickeln. Das Album bedeutete eine Zäsur im Werk der Fab Four, erlangten sie doch erstmals die komplette kreative Kontrolle über ihr Schaffen und begannen damit, auch die Studiotechnik an sich als Klangmittel zu verstehen. Neue Instrumente hielten ebenso Einzug wie eine lyrisch-surrealistische Tiefe, die u.a. durch Bob Dylan befeuert wurde. Der steigende Rauchkraut-Konsum tat sein Übriges als wirkte als Katalysator.

    All diese Dinge treten auf dem zweiten Titel Norwegian Wood (This Bird Has Flown) deutlich hervor, nachdem der Opener Drive My Car noch als klassischer Rocker durchgehen könnte. Das in E-Moll verfasste Stück verfügt über einen ¾-Takt, der ihm eine kreisende Wirkung verleiht. Die reduzierte Rhythmik, die von Ringo Starr lediglich durch die Bassdrum und einen Schellenring umgesetzt wird, sorgt darüber hinaus für eine schwebende Leichtigkeit. Harrisons Einsatz der Sitar – so einfach wie effektiv – vermittelt den surrealistischen Einschlag und kann als Prototyp für die Verwendung von Drones (Bordun/Orgelpunkt), die später ein klassisches Stilmittel der psychedelischen Musik wurden, in der Popmusik gesehen werden. Lyrisch kehrt Lennon als Hauptkomponist des Stückes den typischen Pop-Phrasen den Rücken und erzählt vielmehr eine richtige Geschichte über ein missglücktes abendliches Date und seine folgende Rachenahme am nächsten Morgen. Dabei kreiert er mit verhältnismäßig wenigen Worten kraftvolle und eindringliche Bilder. Die Storyline steht für sich, ist dabei aber vielfältig interpretierbar. Neben Drogenreferenzen wird der Text vor allem mit Lennons zahllosen heimliche Affären in Bezug gesetzt, die er neben seiner unglücklichen Ehe unterhielt.

    Nach nur etwas mehr als zwei Minuten findet Norwegian Wood (This Bird Has Flown) bereits sein Ende. Was jedoch innerhalb dieser kurzen Zeit passiert, ist an Intensität und Eindringlichkeit kaum zu überbieten. Die Beatles hatten ein surrealistisches Meisterwerk geschaffen, das mit seiner Innovationskraft einen Grundpfeiler der gerade aufkommenden psychedelischen Ära und auch in ihrem Katalog ein nachhaltiges Ausrufezeichen darstellen sollte.

     

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    "Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
    #11076451  | PERMALINK

    pfingstluemmel
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    Beiträge: 5,896

    „So I lit a fire. Isn’t it good? Norwegian Wood.“ mit Rückbezug auf die erste Strophe ist eine der schönsten bösartigen Zeilen im Beatles-Kanon. Ähnlich hinterhältig, wenn auch um Längen subtiler als der Holzhammer von Maxwell’s Silver Hammer.

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    Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.
    #11076453  | PERMALINK

    klausk

    Registriert seit: 17.05.2008

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    @pfingstluemmel  Dein Text?

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    There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul bird
    #11076455  | PERMALINK

    pfingstluemmel
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    Äh, ja, natürlich. :scratch:

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    Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.
    #11076457  | PERMALINK

    klausk

    Registriert seit: 17.05.2008

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    Hat mir gut gefallen.  :good:

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    There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul bird
    #11076459  | PERMALINK

    pfingstluemmel
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    Danke. Vielleicht schreibe ich noch ein wenig mehr fan fiction. :-) (Der Themenkomplex „Am Rande des Schlafes“ lohnt sich bei Lennon.)

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    Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.
    #11076461  | PERMALINK

    pheebee
    den ganzen Tag unter Wasser und Spaß dabei

    Registriert seit: 20.09.2011

    Beiträge: 33,655

    Zu Norwegian Wood würde ich auch hervorheben, welch großartiger Text dieses kleine Stück Musik begleitet. Mit dem rachsüchtigen Schluß (das schöne leichte norwegische Kiefernholz) über dieses verpatzte Date. Angeblich soll die Bekanntschaft Bob Dylans bei Lennon ein Umdenken in Gang gesetzt haben, das zunächst Texte wie I’m A Loser oder No Reply hervorgebracht hatte.

    Rotes und Blaues Album fanden kurz nach Anschaffung des ersten Kofferplattenspielers früh den Weg ins Kinderzimmer. Meine Eltern hatten früh die Leidenschaft für die Beatles bei mir erkannt, ohne diese wesentlich zu teilen. Dennoch durfte ich spät Abends aufbleiben um Help! im Fernsehen sehen zu dürfen (in Deutsch mit dem bescheuerten Titel Hi-Hi-Hilfe! versehen). Unvergessen damals schon die deutsche Syncho von Rainer Brandt (beim Juwelier mit der Flex, die brach: Ich glaube Sie sind ein kleiner Stümper – im Original: Jeweller, you’ve failed.) In meiner frühen Phase war ich Lennon-Freak. Dann kam die prägendste Szene im Reihenhaus, das sich ja nicht als 4 getrennte Wohnungen, sondern als ein großes Wohnhaus mit 4 eigenen Eingangstüren enpuppte. Lennon schnappte seine Gitarre, saß in einer im Fußboden eingelassenen Bettstatt und es ertönte dies:

    unforgettable moments…

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    Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better. Samuel Beckett
    #11076463  | PERMALINK

    pfingstluemmel
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    Freunde, Römer, Landsleute – ich hab‘ mich nassgemacht. Hier brummt doch einer? Na, mach mal, Onkel! Kaili! (Wir hatten aber eine ganze Suppe bestellt.)

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    #11076665  | PERMALINK

    gipetto
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    @pfingstluemmel
    Vielleicht schreibe ich noch ein wenig mehr fan fiction. (Der Themenkomplex „Am Rande des Schlafes“ lohnt sich bei Lennon.)

    Habe Deine Fiktionen ebenfalls sehr gerne gelesen. Gerne mehr davon! Der Halbschlaf ist in der Tat ein spannendes Thema – die „Streiche“, die das Hirn seinem Eigentümer während dieser leider immer nur kurz währenden Phasen spielt, sind oft phänomenal.

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    "Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
    #11076679  | PERMALINK

    gipetto
    Funk 'n' Punk

    Registriert seit: 04.02.2015

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    @pheebee

    „Rot und Blau“ sind wahrscheinlich die beste Einstiegsdroge, wenn es um die Beatles geht. Seit Generationen werden die Leute damit erfolgreich angefixt und bleiben dann lebenslänglich hängen. Auch unsere Tochter hat beide Alben als Siebenjährige zu Weihnachten bekommen. Das ist nun knapp 1,5 Jahre her und seither laufen beide CDs regelmäßig. Wobei sie eine deutliche Präferenz für das Rote Album hegt.

    In Sachen Help! muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich den Streifen bislang leider nie gesehen habe…

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    "Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
    #11076765  | PERMALINK

    pfingstluemmel
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    Für Fans lohnt sich der Film, man merkt aber schon einen deutlichen Unterschied zu A Hard Day’s Night, weil dort nicht ganz so viele Gags aus der Mottenkiste des Kinos vorkommen. Persönlich ziehe ich auch Magical Mystery Tour und Yellow Submarine vor. Let It Be sehe ich mir dieses Jahr nochmal an, den kenne ich nur als schlechte Raubkopie. How I Won the War lohnt sich ebenfalls: „He said ‚green, green, green‘! So I did.“

    Wurde Töchterchen zwangsbeglückt oder war das ihr ausdrücklicher Weihnachtswunsch?

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    #11076787  | PERMALINK

    gipetto
    Funk 'n' Punk

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    Mit Spielfilmen dieser Art bin ich grundsätzlich vorsichtig, weil ich durch sie eine „Entmythisierung“ durch unfreiwilligen bzw. aus der Zeit gefallenen Slapstick befürchte.

    Tatsächlich kenne ich nur A Hard Day’s Night und Yellow Submarine. Auf Help! bin ich aus genannten Gründen nicht unbedingt erpicht. Aber ich warte darauf, dass mir Magical Mystery Tour und Let It Be/Get Back noch in die Finger geraten.

    pfingstluemmel
    Wurde Töchterchen zwangsbeglückt oder war das ihr ausdrücklicher Weihnachtswunsch?

    Zwangsbeglückung durch den musikverrückten Papa. Jedoch mit positivem Ausgang für beide Seiten.

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    "Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
    #11076795  | PERMALINK

    pfingstluemmel
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    Beiträge: 5,896

    Slapstick passt doch ganz gut zu den frühen Beatles (siehe auch die Cartoons), bei Help! nerven eher die Klischees des Agenten- und Abenteuerfilms. Ohne Musik, Witz und Charisma der Beatles wäre das eine ganz schöne Luftnummer. Als Film völlig verzichtbar, als Beatlesfan sollte man den aber schon mal gesehen haben.

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    Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.
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