Wovenhand – Refractory Obdurate

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  • #9148087  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,430

    captain kiddAber jetzt mal ehrlich. Gegen beispielsweise diesen Song fällt das doch ganz schön ab, oder?

    Schwer zu sagen – es gibt ja nicht wenige, für die „früher alles besser war“, die mit WH also allgemein wenig anfangen können. Ich mochte die Sixteen horsepower anfangs lieber, merke aber, dass ich die Platten auf lange Sicht tatsächlich weniger gehört habe. Zum Einen hat diese Band eben nur vier Studioalben veröffentlicht, Woven Hand hingegen bald acht. Zum Anderen arbeitet Eugens neue Band völlig anders – die Musik baut nicht mehr ganz so sehr auf dieser Form der Dynamik – auch wenn sie immernoch sehr Rhythmus- und Percussion betont ist; ich finde allgemein ihre Ausdrucksmöglichkeiten vielseitiger. Gerade ein Song wie „I see what I saw“ oder auch der „Black soul choir“ sind großartig, sind aber für mich keine der Songs Eugens, die ich über alle Maßen aufregend finde bzw. in denen ich auch nach Jahren noch Spannendes finde (und ich hab diese Platten wahrlich alle oft gehört). Die wirklich spannenden Kompositonen kamen später.

    Und mal ehrlich: Bei so einem Song liegt erst der Himmel in Eis gehüllt und wird danach im Inferno aufgeschmolzen. Mehr Feuer geht nicht.

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    #9148089  | PERMALINK

    shaboo

    Registriert seit: 25.10.2005

    Beiträge: 59

    Irrlicht
    Der Nachfolger zu „Mosaic“, „Ten stones“ war gut, finde ich, er hatte allerdings den Makel, dass er öfters die vorherige Anmut der Aufnahmen durch unnötige Härte ersetzte. Auch die Coverversion von „Quiet nights of quiet stars“ geriet leider zu sentimental, was für Edwards Verhältnisse sehr ungewöhnlich ist (man denke an seine traumhaften Versionen von Dylans „As I went out one morning“ oder „Ain’t no sunshine“ von Withers). Empfehlen kann ich allerdings den Nachfolger, „The threshingfloor“, das fand ich ziemlich grandios – und auch weit besser als „The laughing stalk“.

    Vielen Dank, dann wird mich mein nächster Schritt wohl eher vom chronologischen Pfad weg und direkt zu „The Threshing Floor“ führen – wobei langfristig vermutlich eh‘ der gesamte Output im Plattenschrank landen wird …

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    #9148091  | PERMALINK

    shaboo

    Registriert seit: 25.10.2005

    Beiträge: 59

    captain kiddAber jetzt mal ehrlich. Gegen beispielsweise diesen Song fällt das doch ganz schön ab, oder? Da hatte er einfach so unglaublich Feuer im Vortrag. Und natürlich sein Bandoneon…

    Mir haben – genau wie bei Nick Cave – auch bei 16 HP immer schon eher die etwas ruhigeren, getrageneren Songs gefallen. Dieses extreme Wehklagen und Predigen, dieses ganze Hysterische, Pathetische und Erratische ist mir dann doch häufig einfach zu sehr over the top gewesen. Von daher treffen die – insgesamt etwas zurückgenommeneren – Wovenhand-Sachen einfach generell eher meinen musikalischen Nerv.

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    #9148093  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,430

    shabooDieses extreme Wehklagen und Predigen, dieses ganze Hysterische, Pathetische und Erratische ist mir dann doch häufig einfach zu sehr over the top gewesen.

    Wobei man um dieses Element eigentlich bei keinem Song vorbei kommt, auch bei den ruhigeren nicht. David Eugene Edwards ist nunmal eine immens religiöse Persönlichkeit, das fängt bei den Titel an, geht über die instrumentale Ausarbeitung weiter, zieht sich durchs Artwork und lebt in jeder einzelnen Zeile seine Werks, von Anfang an. Interessanterweise stört mich das aber gar nicht, vielleicht einfach, weil er einer der ganz wenigen ist, dem ich das schlichtweg abnehme, der das in vollem Umfang lebt, was er singt. Die Liveshows sind ja ebenso gespenstisch, teilweise fast unheimlich intensiv. Ich kenne eigentlich nichts Vergleichbares.

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    #9148095  | PERMALINK

    savoygrand

    Registriert seit: 03.03.2006

    Beiträge: 2,027

    Mich würden ja schön langsam eure Meinungen zu „Refractory Obdurate“ interessieren, besonders die Meinungen von foe und Irrlicht.

    Ich habe das aktuelle Werk erst ein einziges Mal gehört und fürchte beinahe schon ein wenig Durchgang 2. Ist mir noch nie passiert, dass beim ersten Anhören einer neuen Wovenhand-Platte so wenig hängengeblieben ist, so wenig Songs einen gewissen (positiven) Eindruck hinterließen, der mich die Alben von D üblicherweise wieder- und wiederhören lässt. Der in meinen Ohren breiige Sound trägt auch nicht gerade dazu bei, die ansonsten fein ziselierten Songgebilde D’s zu unterstützen. Vielleicht bin ich aber auch einfach nicht reif für diesen nächsten Entwicklungsschritt der Band, diesen doch sehr rohen Livealbum-Charakter (angeblich max. 3 Takes pro Stück) des neuen Longplayers?

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    #9148097  | PERMALINK

    shaboo

    Registriert seit: 25.10.2005

    Beiträge: 59

    Die drei Sterne des RS in der Mai-Ausgabe waren ja auch eine eher zurückhaltende Wertung und der generelle Trend zu mehr Noise/Stoner Rock/Metal/… ist einfach nicht so meins, allerdings habe ich sowieso noch genug aus dem Backkatalog aufzuarbeiten, so dass zeitnah keine Beschäftigung mit Refractory „droht“. Weitere Meinungen zu dem Album würden mich allerdings auch sehr interessieren …

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    #9148099  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,430

    Und schon ist es soweit!

    Ich halte „Refractory Obdurate“ – wenngleich ich es bislang erst dreimal hören konnte – für ein absolut großartiges Album. Bislang hat mich DEE zwar nie wirklich enttäuscht, sonderlich angenehm war mir die Kehrtwende, etwa ab „Ten stones“, jedoch nicht, denn der Sound wurde zunehmend brachialer, nicht aber besser. Gerade „The laughing stalk“ tat sich in der zweiten Hälfte wahrlich schwer damit den magischen Impetus auf der einen Seite und die teilweise tatsächlich fast metaleske Schlagseite auf der anderen halbwegs unter einen Hut zu bekommen. Die Songs wirkten, als hätte man zuletzt noch ein paar Riffs drübergelegt, seltsam richtungslos.

    Das neue Album macht das etwas anders. Es hat keine „Hits“, keine großen Melodien, keine textlichen Neuheiten – aber dafür ist es ungemein lebhaft. Wovenhand haben Live im Studio aufgenommen, entstanden sind zehn rohfleischige, hochdynamische Tracks, die mich sofort gepackt haben. Das ist keine sauber produzierte Musik, das ist ein Inferno. An jeder Ecke werden Klingen gewetzt, Blut tropft und Ketten rasseln – was für ein Sound, was für ein Gitarrensound voralledem. Ich habe Wovenhand live gesehen und weiß um ihre Wucht in der reinen Präsenz, besser transportiert als auf diesem Album wurde diese emotionale Komponente allerdings schon Jahre nicht mehr. Um ehrlich zu sein: Ich weiß nichtmal, wann ich zuletzt ein Album gehört habe, das derart verstörend, brütend schwül und beißend zugleich ist (ach doch, „The seer“ von Swans). Gerade in einem Track wie „Obdurate Obscura“ liegt alles verborgen, was Wovenhand einstmals beeindruckend gemacht hat.

    Für ein griffiges Gesamturteil brauche ich noch ein paar Wochen – wenn ich meine Gedanken in eine schlüssige Review verwandeln kann, kommt aber was, versprochen.

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    #9148101  | PERMALINK

    savoygrand

    Registriert seit: 03.03.2006

    Beiträge: 2,027

    Manchmal ist es richtig ärgerlich, wie sehr einen erste Eindrücke auf die falsche Fährte locken.

    „Refractory Obdurate“ ist in der Tat großartig. Ich kann Deiner Beschreibung mittlerweile schon sehr viel abgewinnen, Irrlicht. Die apokalyptische Grundstimmung der Platte ist fesselnd und fordernd zugleich (beim ersten Hördurchgang für mich anscheinend noch überfordernd). Von Anfang bis Ende ist hier alles stimmig, da verzichte ich auch gerne auf offensichtliche „Hits“ (obwohl ich geneigt bin, „Masonic Youth“ und „The Refractory“ bereits jetzt zu meinen All Time Faves der Band zu zählen). Das infernalische „Hiss“ raubt mir die Luft zum Atmen, ist ein wahrer Höllenritt. Generell überzeugt mich mittlerweile besonders die Bandleistung, die neue Zusammensetzung der Musiker scheint hier entgegen meiner ursprünglichen Zweifel doch Früchte zu tragen – das ist schon großartig, wie schweißtreibend hier in manchen Songs drauflosgeknüppelt wird.

    Ich wünschte, mein erster Eindruck würde sich am Ende öfter nach bereits kurzer Zeit in eine derart unerwartet positive Richtung entwickeln :-)

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    #9148103  | PERMALINK

    foe

    Registriert seit: 16.11.2007

    Beiträge: 4,794

    Schön, dass dir das Album doch noch gefällt, savoygrand. Irrlichts und dein Eindruck machen Mut die Platte endlich mal anzugehen. Da „The Laughing Stalk“ bei mir im Laufe der Zeit etwas abgefallen ist und eigentlich auch nur noch selten gehört werden will, wollte sich die Vorfreude auf „Refractory Obdurate“ nur bedingt einstellen. Natürlich trotzdem gekauft, aber jetzt steht die LP / CD ungeöffnet bei mir rum, da ich gerade kaum bis keine Zeit für irgendetwas habe. Und wenn doch, dann will ich Prong hören.

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    #9148105  | PERMALINK

    savoygrand

    Registriert seit: 03.03.2006

    Beiträge: 2,027

    foeSchön, dass dir das Album doch noch gefällt, …

    Das finde ich auch. :-)

    Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass „Refractory Obdurate“ Deinen Geschmack trifft. Was „The Laughing Stalk“ angeht, bewegen wir uns anscheinend auf der selben Wellenlänge. Ich fand das Album damals auf Anhieb stark, inzwischen ist dann doch der ein oder andere halbe Stern verlorengegangen. Aus diesem Grund werte ich meine anfängliche Irritation mit „Refractory“ als gutes Zeichen, dass die Entwicklung nun in entgegengesetzter Richtung verläuft.

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