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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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FriedrichI’m Not There ist was völlig anderes. Eine Fantasie! Überzeichnet! Ja! Und wie!
Da hast du vollkommen recht. Und ähnlich ist es bei CAROL: man muss den Film als Fantasie begreifen, als stilisierte Überzeichnung einer Beziehungsstory zweier Menschen. Es ist doch klar, dass zwischen Pennebaker (und in diesem Fall auch Scorsese) ganze Galaxien liegen, was die Herangehensweise betrifft. Todd Haynes war sicherlich nicht daran gelegen, eine Doku in Form eines Spielfilms zu bringen. Das sollte einem einleuchten. Ebenso ist sein Film CAROL eine Phantasmagorie, die den Gesetzen des Kinos folgt, nicht irgendwelchen rationalen Mustern. Und „vom anderen Ufer“… ich glaube, darum gehts primär auch nicht. Es geht um Seelenverwandtschaft, nicht in erster Linie um körperliches Verlangen.
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WerbungNun, meine Kritik geht ja dahin, dass ich diese Fantasie als stellenweise plump, effekthascherisch und – sofern aus den Dokumentationen bekannte Schlüsselszenen zitiert und verfremdet werden – auch als redundant, wenig spannend und ohne ästhetischen Mehrwert empfunden habe. Aber das führt hier wohl zu weit und ist im Übrigen ja auch damals alles schon mal geschrieben und diskutiert worden.
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I like to move it, move it Ya like to (move it)pinchDa hast du vollkommen recht. Und ähnlich ist es bei CAROL: man muss den Film als Fantasie begreifen, als stilisierte Überzeichnung einer Beziehungsstory zweier Menschen. Es ist doch klar, dass zwischen Pennebaker (und in diesem Fall auch Scorsese) ganze Galaxien liegen, was die Herangehensweise betrifft. Todd Haynes war sicherlich nicht daran gelegen, eine Doku in Form eines Spielfilms zu bringen. Das sollte einem einleuchten.
Ja, „Carol“ lässt sich gut von „I’m Not Here“ her denken. Und vice versa. Wenn man sich von starren, bei beiden Filme so gar nicht passgenauen Schablonen wie Biopic und Arthouse-Drama (whatever that ist, nichts Gutes jedenfalls) löst, entblättern sich dahinter mehr Schichten als bei einer gehäuteten Zwiebel. Haynes‘ Filme sind eben in erster Linie eines: stilisiert. Die Wahl der Einstellung, das Arrangement von fragmentierten Körpern hinter Scheiben, Häusereingängen etc., der Einfluss von (Pop-)Musik auf das Bild – die Story wird eher von ihren visuellen Möglichkeiten her gedacht als umgekehrt. Wer das für sekundäre Kinotugenden hält, wird sich vermutlich schwer tun und eher etwas willkürlich danach urteilen, ob ihn der Ton der Geschichte direkt anspricht oder nicht. Das war aber schon spätestens bei „Safe“ so.
pinchEs geht um Seelenverwandtschaft, nicht in erster Linie um körperliches Verlangen.
Klar, darum ging es ja auch bereits in Highsmiths Vorlage. Trotzdem sollte die lesbische Liebesgeschichte ja auch nicht allzu leichtfertig verabsolutiert werden. Haynes will sicherlich nicht die rigiden Moralvorstellungen vergangener Dekaden filmisch aufarbeiten oder zeitgenössische Diskurse mit Rückprojektionen füttern – es geht um spezifisch ästhetische Codes, darin aber eben auch spezifische Codes der Annäherung. Da ist er Sirk wieder sehr nahe.
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A Kiss in the Dreamhouse
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Wie siehst du CAROL im Vergleich zu FAR FROM HEAVEN? Inhaltlich, formal?
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„Carol“ finde ich in jeder Hinsicht formvollendeter, raffinierter, mehrdeutiger. Bei „Far From Heaven“ sind Sirks Melodramen etwas zu offen der Bezugspunkt, oder? Alles wird zugespitzt: Farbgebung und Dekor sind überdeutlich künstlich, an den Figuren erkennt man sofort, welche gesellschaftlichen, sexuellen, you-name-it Probleme ihnen eingeschrieben sind – on the nose! Ich konnte mich nie so ganz von dem ständigen Abgleich mit „All That Heaven Allows“ oder „Imitation Of Life“ lösen. Ein sehr guter Film ist das natürlich trotzdem, wahrscheinlich unterschätze ich etwas, mit welcher Leidenschaft und Stilsicherheit Haynes die Subtexte in Sirks Filmen extrapoliert, radikalisiert und fortgeschrieben hat. Ist aber auch schon, huch!, 12 Jahre her, dass ich den Film gesehen habe.
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A Kiss in the DreamhousepinchDa hast du vollkommen recht. Und ähnlich ist es bei CAROL: man muss den Film als Fantasie begreifen, als stilisierte Überzeichnung einer Beziehungsstory zweier Menschen. Es ist doch klar, dass zwischen Pennebaker (und in diesem Fall auch Scorsese) ganze Galaxien liegen, was die Herangehensweise betrifft. Todd Haynes war sicherlich nicht daran gelegen, eine Doku in Form eines Spielfilms zu bringen. Das sollte einem einleuchten. Ebenso ist sein Film CAROL eine Phantasmagorie, die den Gesetzen des Kinos folgt, nicht irgendwelchen rationalen Mustern. Und „vom anderen Ufer“… ich glaube, darum gehts primär auch nicht. Es geht um Seelenverwandtschaft, nicht in erster Linie um körperliches Verlangen.
Mmmh … naja … ich verstehe, was Du meinst. Ich bekenne aber, dass das bei mir beim übrigens völlig unvoreingenommenen Sehen im Kino nicht funktioniert hat. Die Überzeichnung sah ich alleine auf der – ich sag mal – ästhetischen Ebene, vielleicht nicht mal eine Überzeichnung, eher ein formaler Perfektionismus, der vieles andere überdeckte. Für Überzeichnungen bin ich eigentlich meistens zu haben und neige selbst sehr dazu. Vielleicht war es dann wiederum für mich nicht genug überzeichnet? Vielleicht sollte ich den Film noch mal sehen? Vielleicht habe ich dazu aber keine Lust.
Ich habe gerade noch mal die Kritik zu Carol in der epd-Film von Claudia Lenssen gelesen. Mir scheint, Claudia Lenssen, Du und ich haben jeweils einen anderen Film gesehen.
Den Smiley bei „vom anderen Ufer“ hast Du gesehen, nicht wahr?
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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@Napo: Sehe ich genauso. In FAR FROM HEAVEN wird dem Meister noch in allzu offener Form gehuldigt, was manchmal eine zu große Distanz heraufbeschwört. In CAROL hingegen ist das alles sehr viel subtiler, eigenständiger, es funktioniert ausschließlich in dem gewählten Rahmen und man hat überdies nicht automatisch das Gefühl, im Jahr 2015 lediglich einen klassischen Universal-Hybrid zu sehen, obwohl sich Haynes ganz jener edlen Tradition verpflichtet fühlt.
FriedrichDen Smiley bei „vom anderen Ufer“ hast Du gesehen, nicht wahr?
Doch, schon. Aber was ändert das…
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pinchDoch, schon. Aber was ändert das…
Ach ja …
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Friedrich
Ich habe gerade noch mal die Kritik zu Carol in der epd-Film von Claudia Lenssen gelesen. Mir scheint, Claudia Lenssen, Du und ich haben jeweils einen anderen Film gesehen.Wieso denn? Ist doch eigentlich nur eine müde Wiedergabe des Plots, mit Kritik hat das für mich wenig zu tun. Oder gibt’s da noch eine Seite 2, die ich übersehen habe?
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I like to move it, move it Ya like to (move it)Sonic JuiceWieso denn? Ist doch eigentlich nur eine müde Wiedergabe des Plots, mit Kritik hat das für mich wenig zu tun. Oder gibt’s da noch eine Seite 2, die ich übersehen habe?
Eben!
Eigentlich erzählt die Autorin nur den Plot nach. Wenn wir uns bei Carol hier auf irgendetwas einigen können, dann, dass der Plot an sich nicht sonderlich interessant ist, sondern die eigentliche Qualität des Filmes woanders liegt – mal unabhängig davon, wie wir das bewerten. Insofern bin ich erstaunt, wie unterschiedlich man den Film offenbar wahrnehmen kann. Der Fokus liegt jeweils ganz anders. Auch außerhalb dieses Forums.
Ich denke diese unterschiedlichen Sichtweisen, steilen Thesen, vielleicht auch Missverständnisse muss man zulassen. Sonst hat man ja nichts miteinander zu reden.
Übrigens: Danke, pinch! Wir müssen nicht einer Meinung sein, aber ich fand den Austausch sehr anregend. Hat meine Sichtweise etwas verschoben.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
FriedrichÜbrigens: Danke, pinch! Wir müssen nicht einer Meinung sein, aber ich fand den Austausch sehr anregend. Hat meine Sichtweise etwas verschoben.
Gerne.
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Friedrich
Eigentlich erzählt die Autorin nur den Plot nach. Wenn wir uns bei Carol hier auf irgendetwas einigen können, dann, dass der Plot an sich nicht sonderlich interessant ist, sondern die eigentliche Qualität des Filmes woanders liegt – mal unabhängig davon, wie wir das bewerten.Wobei man Plot und Inszenierung m.E. auch nicht so einfach trennen bzw. dem einen auf Kosten des anderen die Relevanz absprechen kann. „Carol“ ist eine Literaturverfilmung, auch das Drehbuch ist nicht von Haynes. Und er erzählt eben eine recht klassische (wenn auch gleichgeschlechtliche) Liebesgeschichte, die nicht zuletzt dank des Drehbuchs auch so wunderbar funktioniert. Anderenfalls hätte den Film auch sein Look nicht gerettet.
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I like to move it, move it Ya like to (move it)Umgekehrt wird ein Schuh draus: Jegliche Nuancierung liegt bei „Carol“ in der Inszenierung, der Positionierung der Schauspieler im Bild, dem Acting selber etc. Dem Drehbuch (Dialog, Szenenaufbau, Dramaturgie) verdankt das nicht viel, das hätte auch als leidlich gute TV-Folge funktionieren können.
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A Kiss in the DreamhouseNaja, „jegliche“. Wie man (nicht nur) an der blinden epd-Besprechung sieht, verdankt der Film seine Breitenwirkung eben auch wesentlich der Erzählung. Der normale Zuschauer geht eben nicht aus dem Kino und lobt die Positionierung der Schauspieler im Bild, sondern dass da eine anrührende Liebesgeschichte erzählt wird. Und das dürfte Haynes auch durchaus nicht egal sein, dass er der Buchvorlage gerecht wird. Dass für Dich nur die Inszenierung zählt, ist ja unbenommen.
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I like to move it, move it Ya like to (move it)Sonic JuiceWobei man Plot und Inszenierung m.E. auch nicht so einfach trennen bzw. dem einen auf Kosten des anderen die Relevanz absprechen kann. „Carol“ ist eine Literaturverfilmung, auch das Drehbuch ist nicht von Haynes. Und er erzählt eben eine recht klassische (wenn auch gleichgeschlechtliche) Liebesgeschichte, die nicht zuletzt dank des Drehbuchs auch so wunderbar funktioniert. Anderenfalls hätte den Film auch sein Look nicht gerettet.
Klar, trennen kann man das nicht. Aber es gibt gerade bei Carol ein besonderes Verhältnis zwischen Plot und Look (wenn ich das mal so von Dir übernehmen darf) und genau das hat mich ja irritiert. Ich kenne die literarische Vorlage nicht, und kann daher nichts darüber sagen. Der Look des Filmes ist aber gegenüber dem Plot schon auffallend aufwändig gestaltet, sehr beherrschend und zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Die Liebesgeschichte ist in der Tat recht klassisch und eigentlich – was den Plot betrifft – schnell erzählt.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme) -
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