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TheMagneticFieldSo mittlerweile its es gehört, und ich kann jetzt für mich halbwegs sagen, warum mir „The Something Rain“ tatsächlich so viel besser gefällt, als der schwache Vorgänger und ich brauche oder habe dafür nicht viele Worte.
Es sind die wunderbar warme Produktion und die unglaublich pointierte Instrumentierung. Man höre nur wie die verschiedenen Instrumente im Wechsel und Zusammenspiel den einleitenden Spoken Word Beitrag gestalten und entfalten, wie sich im nachfolgenden „Show me Everything“ nach und nach die Instrumententupfer zum wohligen Schlagzeugklang gesellen oder wie bei einem meiner Höhepunkte des Albums „Medicine“, die verschiedenen Streicher weniger das Gerüst des Song bilden, sondern in viel mehr umtänzeln. Das ist ganz großes Kino. Während „Falling Down a Mountain“ sich momentan mit „Waiting For The moon“ um den letzten Platz im Tinderstick Universum streitet, will ich mir gar nicht ausmalen, wo der Weg für „The Something Rain“ enden könnte.…das trifft es schon eher, kann ein grober Klotz wie meine Wenigkeit natürlich nicht so schön beschreiben ;-)…
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WerbungmonotonNach dem ersten Durchlauf war ich ganz schön enttäuscht. Es ist eigentlich das Gegenteil dessen, was der ME schreibt: Kein bißchen zäh, dafür schmeichelnd sanft, von Psych-Rock nicht die Spur und ein Saxofon war auch nicht auszumachen. Beim 2. Durchlauf mit Ohrmuschel an der Box hörte ich tatsächlich ein Saxofon (bspw. beim gesprochenen Opener), das aber so weit untergemischt wurde, dass es kaum wahrzunehmen ist. Das klangliche Gesamtbild ist alles andere als Psych-Rock, sondern eher Soft-Rock der 70er, leider ohne Laurel-Canyon-Einschlag.
Gönn‘ dir ruhig noch ein paar Durchläufe. Gerade das klangliche Gesamtbild ist hier extrem faszinierend und enorm abwechslungsreich. Vielleicht nutzte man innerhalb der Produktion ähnliche Versatzstücke, wie sie im Softrock bei 10cc oder den späten Fleetwood Mac genutzt wurden, setzte sie hier aber völlig anders ein, so dass das Resultat ein völlig anderes ist. Das Mäandernde und Hypnotische, also eigentlich typische Merkmale innerhalb der Musik der Tindersticks, ist auch auf „The Something Rain“ vorherschend.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Nach dem dritten Spin habe ich den Eindruck, als versuchten die Tindersticks ihre Variante eines Steely-Dan-Albums einzuspielen.
Ein Großteil der Platte bietet elastische, solide Grooves auf, in „Slippin‘ Shoes“ klingt „Do It Again“ an. Bläser, Frauen-Background-Vocals und Fender Rhodes verweisen ebenfalls in Richtung Fagen/Becker. Was mir fehlt, ist die spielerische Leichtigkeit, die jazzige, Pop-gesteuerte Souveränität von Steely Dan.
Bisher hat sich die Platte bei * * * eingependelt, mithin das zweitschwächste Tindersticks-Album. Von Faszination weit und breit keine Spur.
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Nach zwei weiteren Spins stelle ich auch fest, dass „The Something Rain“ eine höhere Qualität besitzt als der Vorgänger (ohne diesen herabsetzen zu wollen). Sehr gediegene Platte. Freue mich sehr auf das Konzert in Heidelberg!
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Bluej.w.Nach zwei weiteren Spins stelle ich auch fest, dass „The Something Rain“ eine höhere Qualität besitzt als der Vorgänger (ohne diesen herabsetzen zu wollen). Sehr gediegene Platte. Freue mich sehr auf das Konzert in Heidelberg!
…gediegene Platte? :zitter:Trifft es nun gar nicht, bleib doch einfach beim Vorgänger ;-)…
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Haitec…gediegene Platte? :zitter:Trifft es nun gar nicht, bleib doch einfach beim Vorgänger ;-)…
Vielleicht hat das Wort „gediegen“ bei uns unterschiedliche Bedeutungen. Bei mir ist das Wort positiv besetzt im Sinne von edel, niveauvoll, hochwertig, geschmackvoll.
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueRagged GloryNach dem dritten Spin habe ich den Eindruck, als versuchten die Tindersticks ihre Variante eines Steely-Dan-Albums einzuspielen.
Ein Großteil der Platte bietet elastische, solide Grooves auf, in „Slippin‘ Shoes“ klingt „Do It Again“ an. Bläser, Frauen-Background-Vocals und Fender Rhodes verweisen ebenfalls in Richtung Fagen/Becker. Was mir fehlt, ist die spielerische Leichtigkeit, die jazzige, Pop-gesteuerte Souveränität von Steely Dan.
Den Dan-Vergleich kann ich wiederum überhaupt nicht nachvollziehen.
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Bluej.w.Vielleicht hat das Wort „gediegen“ bei uns unterschiedliche Bedeutungen. Bei mir ist das Wort positiv besetzt im Sinne von edel, niveauvoll, hochwertig, geschmackvoll.
…Du hast recht, eigentlich ist es ja ein Ausdruck von Wertschätzung ,
mir allerdings etwas zu altbacken und „gesetteld“, passt nicht so recht zu Tindersticks und auch nicht zu Dir ;-)…--
j.w.Den Dan-Vergleich kann ich wiederum überhaupt nicht nachvollziehen.
Noch jmd., dem es wie j.w. ergeht? Wie dem auch sei: Mir ist es ja auch schleierhaft, wie Leute das Album derart hoch einschätzen können.
Mit „Chocolate“ fängt die LP sehr gut an, die hereinkrabbelnden Gitarrenlicks verstärken den stream-of-consciousness-Charakter des Textes. Den Vergleich zu „Ballad Of Tindersticks“, den Arne gezogen hatte, finde ich allenfalls formal okay. Der „Curtains“-Track ist doch viel verträumter, fast wie im Delirium gespielt, wozu auch die flüchtigen Geigen- und Wurlitzer-Melodien großartig beitragen.
Nach dem Opener wird es dann schon etwas dröge mit diesem groben Bassriff und dem statischen Beat, selbst die Gitarrenlicks sind breiig und uninspiriert. Man könnte meinen, dass ich dann wohl erleichtert sein müsste, wenn Streicher und Frauenchor einsetzen – aber keineswegs. Beide Mittel wirken so vordergründig klischeehaft eingesetzt, dass ich an einen schalen cut-and-paste-Versuch denn an einen großen Song denken muss.
Und so fühle ich mich beim Hören der Platte an ein Versuchslabor erinnert, in dem zwar viele Zutaten und Rezepte herumliegen, aber kaum etwas wirklich aus einer übergeordneten inneren Vision heraus gelingt.
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j.w.Den Dan-Vergleich kann ich wiederum überhaupt nicht nachvollziehen.
…ich auch nicht, ziemlich konstruiert zumindest, nach mehreren spins stabilisiert sich der sehr gute Eindruck…
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Ragged GloryNoch jmd., dem es wie j.w. ergeht? .
Nein, das mit Steely Dan ist der einzige Aspekt deines Höreindrucks, den ich halbwegs nachvollziehen kann.
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!Danke, das rettet meinen Tag, hahaha.
Im Ernst: Seit die Tindersticks weniger turbulent, weniger dunkelromantisch, weniger „grabesbitter“, weniger nuschelnd, weniger wahnwitzig und aufbrausend agieren, haben sie bei mir ohnehin an Reiz und Überwältigungsfähigkeit verloren. Muss ja dennoch nicht bedeuten, dass die Alben schlecht oder gar unzumutbar wären, das keineswegs.
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Fevers and Mirrors@ RG
Die Neue so „schlecht“? Wie kommt’s? Bin leider noch nicht dazu gekommen, sie zu hören, habe aber höhere Erwartungen, als bei den letzten Alben.MagField hat „recht“. Ich bin der falsche Adressat, glaub‘ auch der „Zeit“, Du wirst das Album anbeten:
www.zeit.de
Stilsichere Tristesse
Von Philipp WurmAuch auf ihrem neunten Album feiern die Tindersticks die zeitlose Melancholie. Wer sich in die dunklen Tiefen von “The Something Rain” hinabbegibt, sollte seelisch stabil sein.
Was den spukigen Kammerpop der Tindersticks schon immer so intensiv gemacht hat, waren die Fantasien, die er anregte. Eine Szenerie wie in einer Oscar-Wilde-Erzählung zeichnete sich vor dem inneren Auge ab, ein Landhaus, in dessen Gemächern die Tapete abblättert, ein Dandy im Schlafrock, der durch die einsamen Gemächer schlurft, übernächtigt und schicksalsgeschüttelt, ein Kaminfeuer, in dem ein Rest Glut glimmt.
Natürlich war es das altmodische Instrumentarium, dessen sich die Band aus dem britischen Nottingham bediente, die diese Bilder auslösten: die Orgel, das Glockenspiel, die Geigen, der Schlagzeugbesen, die ganze aus der Zeit gefallene Melancholie. Dann war da noch Stuart Staples, der Sänger: Sein Tremolo war so tiefschürfend wie sonst nur das von Scott Walker, und sein Äußeres von so akkurat verwahrloster Noblesse, dass man meinte, er sei in Wirklichkeit der verkrachte Abkömmling irgendeiner berühmten Adelsfamilie.
In der Frühphase, mit Alben wie Tindersticks (1993) oder II (1995), brachten die Tindersticks ihre Vorzüge am eindrucksvollsten zur Geltung – Songs wie Jism oder Tiny Tears waren üppig arrangierte Dramen über gescheiterte Liebe. Seither sind sie ihrem Stil zwar treu geblieben, einer eigenwilligen Mischung aus Folk, Chanson, Jazz und Schrammelrock. Sie wurden nur nicht mehr so fiebrig wie zu Zeiten ihres Frühwerks.
Natürlich war es das altmodische Instrumentarium, dessen sich die Band aus dem britischen Nottingham bediente, die diese Bilder auslösten: die Orgel, das Glockenspiel, die Geigen, der Schlagzeugbesen, die ganze aus der Zeit gefallene Melancholie. Dann war da noch Stuart Staples, der Sänger: Sein Tremolo war so tiefschürfend wie sonst nur das von Scott Walker, und sein Äußeres von so akkurat verwahrloster Noblesse, dass man meinte, er sei in Wirklichkeit der verkrachte Abkömmling irgendeiner berühmten Adelsfamilie.
In der Frühphase, mit Alben wie Tindersticks (1993) oder II (1995), brachten die Tindersticks ihre Vorzüge am eindrucksvollsten zur Geltung – Songs wie Jism oder Tiny Tears waren üppig arrangierte Dramen über gescheiterte Liebe. Seither sind sie ihrem Stil zwar treu geblieben, einer eigenwilligen Mischung aus Folk, Chanson, Jazz und Schrammelrock. Sie wurden nur nicht mehr so fiebrig wie zu Zeiten ihres Frühwerks.
Ihr mittlerweile neuntes Studioalbum The Something Rain setzt den Trend der Vorgängeralben The Hungry Saw (2008) und Falling Down A Mountain (2010) fort: Es geht den Tindersticks nicht mehr darum, den Hörer mit Opulenz zu überwältigen. Stattdessen haben sie ihre Arrangements verschlankt. The Something Rain markiert den Abschluss dieses Reduktionsprozesses: mehr Miniaturen, weniger Hymnen.
A Night So Still oder Medicine etwa sind dicht gesponnene Gewebe aus Gitarre, dräuenden Streichern und überraschenderweise einer Drum Machine. Staples singt dabei von Schwächeanfällen und Schläfrigkeit, den üblichen Beschwerden also, und seine Stimme hallt dunkel, als sei er in einen tiefen Brunnen gefallen.
The Something Rain ist womöglich das dunkelste Album, das die Tindersticks bislang aufgenommen haben. Frozen zum Beispiel ist eine Geisterbahn, deren Inventar aus schmerzverzerrten Bläsern, nervösen Bassläufen und morbiden Echos besteht. Einzig Slippin’ Shoes sorgt für einen schummrigen Lichtschimmer: eine Wurlitzer-Nummer mit loderndem Saxofon, die stellenweise sogar Funk-Appeal besitzt. Das heißt aber noch lange nicht, dass das Stück geeignet wäre, um in einer Bar aufgelegt zu werden. Staples brummt etwas von zertrampelten Blumen und gebrochenen Herzen: ein Abgesang auf alle romantischen Illusionen. Der DJ, der so etwas spielt, muss schon sehr mutig sein.
Wer in die Unterwelt dieses Albums hinabsteigt, sollte also eine stabile seelische Verfassung vorweisen. Enttäuscht wird man dann jedoch nicht. Denn trotz aller Tristesse büßt die Band niemals ihre Stilsicherheit ein. Zu durchdacht sind all diese Kompositionen, zu beseelt ist deren Umsetzung. Was beweisen dürfte, dass die Tindersticks selbst keineswegs depressiv sind – auch wenn ihre Musik so klingt.
Unterm Strich kann man einen Ausreißer (meine Wertung bzw. Eindrücke) also getrost unter den Tisch fallen lassen…
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Merci.
Generell kann ich Deine Schwierigkeiten mit den post-„Curtains“-Tindersticks sehr gut nachfühlen (von „Can Our Love…“ vielleicht mal abgesehen). Das Drama stumpfte ab, Gefälligkeit schlich sich ein. Es schien plötzlich nicht mehr um’s Ganze zu gehen. Deswegen mag ich Staples‘ Äußerung, dass diesmal auch seiner Meinung nach endlich wieder alles stimmte, nur zu gerne glauben.
Bin gespannt und werde berichten.
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Fevers and MirrorsDas Drama stumpfte ab, Gefälligkeit schlich sich ein. Es schien plötzlich nicht mehr um’s Ganze zu gehen.
Genau so erlebe ich das auch.
Was heute mit „This Fire Of Autumn“ oder „Frozen“ zweifellos druckvoll und ansatzweise beeindruckend geraten ist, wäre früher ohne jede Umschweife wüst in Brand gesetzt worden (man höre „Fast One“, „Vertrauen II“ und „Her“).
Fevers and Mirrors
Deswegen mag ich Staples‘ Äußerung, dass diesmal auch seiner Meinung nach endlich wieder alles stimmte, nur zu gerne glauben.Das „alles stimmte“ spiegelt doch allenfalls das Miteinander in der Band, vielleicht noch seine sonstigen Lebensumstände wider. Aber echte kreative Unruhe und Unbedingtheit vermag ich nur noch vereinzelt erkennen.
Fevers and Mirrors
Bin gespannt und werde berichten.Mach‘ das! Genauso gerne würde ich Kommentare von atom [seine bisherigen Posts waren allenfalls grobe Zusammenfassungen; okay, mir verging etwas die Lust, noch genauer auf die restlichen Tracks einzugehen…], Sweetheart, Witek und Xerxes hierzu lesen.
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Schlagwörter: Stuart A. Staples, Tindersticks
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