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AutorBeiträge
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Sokrates. . . ich finde die Platte tatsächlich ziemlich altmodisch
nail75Im Gegenteil, die Musik, die ja gleichermaßen altertümlich klingt, . . .
Mein Roommate fragte mich total verwundert, welche Band das denn sei, mit diesem altmodischen Klang. . . .
Und ich dachte, das wäre dir nicht entgangen.Was mir zunächst mal nicht entgeht ist, dass hier drei verschiedene Leute von altmodischem/altertümlichem Klang sprechen.
Das wäre aus meiner Sicht zunächst mal Beleg dafür, dass die Musik (wie die meiste) den Zeitgeist spiegelt und viereinhalb Jahrzehnte später in ihrer Machart Patina angesetzt hat (auch dann, wenn für damalige Verhältnisse die Aufnahmequalität so gut war, dass man sie auch heute noch hören kann).
Unsere Aussagen widersprechen sich nicht notwendig. Wenn wir annehmen, dass die „Seele Amerikas“ sich seitdem nicht oder nur wenig verändert hat, kann man sie trotz des Altmodischen in der Musik auch heute noch erkennen. Dich stört das Altmodische nicht so sehr, weswegen du „The Band“ besser findest, mich schon.
Man sieht an diesem Punkt auch Deinen stärker erkenntnisorientierten Ansatz, der sich daran bemisst, ob eine Musik Rückschlüsse auf Verhältnisse oder Epochen zulässt; mir ist erstmal wichtig, ob die Musik meine Gefühle erreicht.
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Werbungnail75Das stimmt, daran ändert sich wohl auch nichts. Die Aufnahme ist nicht ideal. Ich habe die folgende Pressung:
http://www.discogs.com/Band-Music-From-Big-Pink/release/3499867Es ist ein wenig unklar, wann sie erschien, aber viel spricht für die frühen 1970er.
Ah, ok. Ich hatte das als Empfehlung verstanden…
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
SokratesIch habe das Album etwas besser besternt, aber im Prinzip sehe ich beides genauso. Vielleicht waren sie damals was Besonderes, aber heute ist damaliger Glanz auch für meine Ohren verblasst bzw. war nie da, weil ich die Band erst später kennenlernte.
:wow:
Sokrates, wir beide mal einer Meinung … unglaublich !
Ich habe The Band auch nicht zu ihren Anfangszeiten kennen gelernt. „Stage Fright“ geriet in den 80ern eher durch Zufall durch Ankauf einer kleinen Plattensammlung in meinen Besitz. Eigentlich wollte ich sie weiter verkaufen, aber dann gefiel sie mir doch recht gut und ich habe sie behalten.
„Music From Big Pink“ habe ich mir dann schließlich erst vor ein paar Jahren zugelegt … und betrachte das Album leider als Fehlgriff. Ich habe es heute noch einmal bis Track 5 gehört und genau wie du festgestellt, dass mich die Musik in keinster Weise berührt … und wenn sie das nicht tut, sind mir die Texte verdammt nochmal scheißegal, weil dann emotional bei mir der Funke nicht überspringt … da kann noch so viel Seele vom alten Amerika drinstecken.
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SokratesWas mir zunächst mal nicht entgeht ist, dass hier drei verschiedene Leute von altmodischem/altertümlichem Klang sprechen.
Das wäre aus meiner Sicht zunächst mal Beleg dafür, dass die Musik (wie die meiste) den Zeitgeist spiegelt und viereinhalb Jahrzehnte später in ihrer Machart Patina angesetzt hat (auch dann, wenn für damalige Verhältnisse die Aufnahmequalität so gut war, dass man sie auch heute noch hören kann).
Unsere Aussagen widersprechen sich nicht notwendig. Wenn wir annehmen, dass die „Seele Amerikas“ sich seitdem nicht oder nur wenig verändert hat, kann man sie trotz des Altmodischen in der Musik auch heute noch erkennen. Dich stört das Altmodische nicht so sehr, weswegen du „The Band“ besser findest, mich schon.
Man sieht an diesem Punkt auch Deinen stärker erkenntnisorientierten Ansatz, der sich daran bemisst, ob eine Musik Rückschlüsse auf Verhältnisse oder Epochen zulässt; mir ist erstmal wichtig, ob die Musik meine Gefühle erreicht.
Wir können alle nicht aus unserer Haut. Das Interessante an der Erkenntnis ist die Erkenntnis.
Natürlich finde ich es interessant, dass es Ende der 1960er Jahre einen Trend auf beiden Seiten des Atlantik gab, sich in Zeiten rapiden gesellschaftlichen Wandels auf „tradtionelle“ Folkmusik zurückzubesinnen oder sie sozusagen in einem neuen Stil zu erfinden. Aber wenn es lediglich ein akademisches Interesse wäre, dann würde mich die Musik an sich kaltlassen. Das tut sie aber nicht. Sie klingt eben zeitlos, man kann eben kaum darauf schließen, aus welchem Jahr sie stammt. Das finde ich faszinierend. Und wenn sie Patina angesetzt hat, dann höchstens sehr gute Patina.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Music From Big Pink * * * *
Northern Lights – Southern Cross * * * *--
Vielleicht hat der dr. doch recht ……;-) Hier höre ich jedenfalls deutliche Qualitätsunterschiede.
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Gewinnen ist nicht alles, gewinnen ist das einzige.Onkel TomVielleicht hat der dr. doch recht ……;-) Hier höre ich jedenfalls deutliche Qualitätsunterschiede.
Und was heißt hier „vielleicht“. Ich glaube fast, der macht das mit Absicht……………
Sein Kumpel Souly ist da keinen Deut besser.--
Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' Roll
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Hmmm, dass ich hier noch gar nicht besternt hab:
1968: Music from Big Pink * * * * *
1971: Cahoots * * *
1975: Northern Lights – Southern Cross * * * * ½--
Grievous, die 3-4 hier noch dringend Fehlenden kommen noch im Laufe der Zeit!??;-)
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Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' Roll
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
dr.musicGrievous, die 3-4 hier noch dringend Fehlenden kommen noch im Laufe der Zeit!??;-)
Auf jeden Fall! Mache mir mit der Band aber keinen Stress, die letzte („Cahoots“) ist auch schon wieder zwei Jahre her!
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Hol dir mal das beste Album der Band.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,495
GrievousAngelAuf jeden Fall! Mache mir mit der Band aber keinen Stress, die letzte („Cahoots“) ist auch schon wieder zwei Jahre her!
Vielleicht mal dieses hier :
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Sokratesaltmodisch
nail75zeitlos
Ich vermute mal, die „Big Pink“ klang schon, als sie rauskam, wie aus einer anderen Zeit herübergeweht und aus der Zeit gefallen, nicht aktuell, nicht datierbar, „altmodisch“ passt für mich persönlich da genauso wenig wie „zeitlos“, ich fand’s immer eher: mysteriös (oder magisch?).
Ich fand die Platte vom ersten Hören vor 30 Jahren an faszinierend, seltsam, betörend, rätselhaft. Alles klang irgendwie tiefer als einfach bloß gut, anders, das Entscheidende spielte sich irgendwo jenseits von „amtlich“ und „gekonnt“ ab, ich hatte vom ersten Stück, eigentlich von der ersten Minute, fast vom ersten Ton an das Gefühl, irgendwie scheinen diese Typen etwas zu wissen, von dem ich nichts weiß, haben Zugang zu einer Tiefenschicht aus Traum und Vergangenheit, irgendetwas spukte durch diese Musik, das ich nicht greifen, nicht benennen konnte.
Der ungewöhnliche Drum-Sound.
Der Gesang, der sich änderte wie ein Wechselbalg, aber mich traf, egal, wer da sang, denn eine Qualität blieb: Eine Unverstelltheit weit jenseits von Virtuosität, Eitelkeit, Inszenierung.
Die Gitarre in Tears of Rage, die so Leslie-artig eierte.
Das ganze Lied, das so torkelnd, taumelnd daherkam, müde und doch überhaupt nicht schlaff, spannungsgeladen inmitten all der Erschöpfung, nicht auf Überwältigung zielend, aber rätselhaft packend („rage?“, fragte ich mich – was ist das für eine Wut, die so weit jenseits von Lautstärke und Kraft angekommen ist?).
Die Platte ist was ganz Besonderes, und was mich betrifft, hat sich diese Qualität mit den Jahren nie abgenutzt – in gewisser Weise bleibt sie für mich damit tatsächlich
otismodern
auch wenn mir selber die Vokabel bei „Big Pink“ erstmal überhaupt nicht eingefallen wäre.
Eins noch:
SokratesMusik ist mir wichtiger als Text.
Auch mir ist beim ersten, zweiten Hören oft die Musik wichtiger ist als die Texte, aber letztlich … Worte sickern ein, bleiben hängen, werden zu Satzfetzen und Sätzen, und irgendwann fügt sich eines zum anderen, es ist wie dieses „Dalli klick“-Spiel früher im Fernsehen, bei dem sich ein Bild schrittweise offenbarte, und am Ende ist mir bei einer Kunstform, die auf Songs gründet, alles wichtig, und in aller Unbescheidenheit behaupte ich: Wer die Texte nicht ignoriert, versteht diese Kunst besser, tiefer, emotionaler als jemand, der den Texten nicht nachspürt. Wer würde bei Rilke sagen, mich interessieren die Reime mehr als die Rhythmen, bei Picasso, mich interessieren die Formen mehr als die Farben, bei Scorsese, mich interessieren die Bilder mehr als die Dialoge? Ich jedenfalls kann das nicht trennen, auseinandergliedern und hierarchisieren, zumindest nicht bei Kunst, die mich nachhaltig packt.
Aber da, Sokrates, würde mich eine Präzisierung von Dir interessieren – gilt das grundsätzlich, oder bei manchen Künstlern mehr, anderen weniger?
Okay, das müsste man wohl in einem eigenen Thread erörtern, da hier off-topic.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
nail75Hol dir mal das beste Album der Band.
Bin mir ziemlich sicher, das bereits gehört zu haben. Werde mir das braune Album aber klarerweise auch noch zulegen, zunächst aber „Moondog Matinee“!
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bullschuetzIch fand die Platte vom ersten Hören vor 30 Jahren an faszinierend, seltsam, betörend, rätselhaft.
Ich habe mir Big Pink jetzt nach etwa einem Jahr mal wieder angehört, um meine neulich hier aus der Erinnerung gestehgreiften Eindrücke zu überprüfen – ich hatte die Platte als großartig in Erinnerung, aber jetzt finde ich sie noch besser. Altmodisch? Ich kann ahnen, woher der Eindruck kommen mag: die selten auftauchenden, dann aber wie aus der Vorkriegszeit rübergewehten Bläser, der ländliche Spirit an manchen Stellen, das Unbehauene. Aber auch wenn ich die Herkunft des Verdikts „altmodisch“ insofern intellektuell zu rekonstruieren können glaube – ich find’s überhaupt nicht passend. Diese Platte würde, wann immer sie erscheint, quer zur Zeit stehen und in jeder Zeit verblüffen und „neu“ (im Sinne von ungehört, unerhört) wirken, weil die Musiker so wagemutig, erfindungsfreudig, eigenwillig so vieles anders machen, als es in welcher Zeit auch immer üblich, Standard, state of the art war/ist. Der amtliche „Rolling Stone“-Begriff dafür scheint mir „inkommensurabel“. Ein Stand-Tom so klingen zu lassen, der Einstieg in The Weight … die Dynamik, mit der sich die Tasteninstrumente vollstoff, fast überlaut ein- und gleich wieder ausblenden (das Piano in The Weight), ihre Farben ändern, irisieren … wie Gitarre und Tasten ineinandergeifen … wie der Schlagzeuger Sachen macht, die einfach gegen jede Üblichkeit stehen, zum Beispiel im Refrain (!) eines Liedes, Tears of rage, einfach auszusetzen und den Schellenring die Arbeit machen zu lassen … wie das E-Piano in Long Black Veil eingesetzt ist, dieser tiefe rotorenartige Ton … wie Chest Fever trotz der spektakulär wuchtigen Orgel diese Leichtigkeit im Groove bewahrt (überhaupt, der The-Band-Groove – kein Wunder, dass Gang Starr „Cripple Creek“ gesamplet haben) … „This Wheel’s on Fire“, spooky, spooky, spooky … und und und.
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Schlagwörter: Garth Hudson, Levon Helm, Rag Mama Rag, Richard Manuel, Rick Danko, Robbie Robertson, The Band
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