Sterne an Thomas Bernhard

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  • #10306883  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Viel Spaß, das ist eine gute Wahl. Unterhaltsam aus dem Ohrensessel heraus.

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    #10339637  | PERMALINK

    henne

    Registriert seit: 20.07.2016

    Beiträge: 402

    Bei Bernhard würde ich empfehlen, auf alle Fälle mit der Autobiographie anzufangen;

    diese enthält, sprachlich und inhaltlich, die Essenz seines Schaffens.

    Die fünf Bände – „Ein Kind“, „Die Ursache“, „Der Keller“, „Der Atem“, „Die Kälte“ – sind damals im Residenz Verlag Salzburg und nicht, wie sein übriges Werk, bei Suhrkamp entschieden; alle fünf Bände gibt es als dtv-Taschenbuch.

    Sie behandeln u.a. die Geschichte seiner „Lebenskrankheit“ Morbus Boeck und die Entwicklung des Beschlusses, Schriftsteller zu werden.

    Bei Bernhard muss man eigentlich NUR auf EINES achten: auf keinen Fall mit dem Frühwerk zu beginnen; die Texte der 60er  bis Mitte der 70 er Jahre sind äußerst sperrig, karg und für den Novizen kaum gewinnbringend (vor allem vor dem Kalkwerk  sei der Neuleser gewarnt;

    ich würde sagen, erst (viell. mit der 69 erschienenen Erzählung Watten  als Ausnahme) mit dem 1975 publizierten Roman Die Korrektur  findet Bernhard zu seinem eigentlichen Sound, dieser unverwechselbaren sprachlichen Eruption aus Wut und Komik.

    Nach der Lektüre der oben genannten Autobiografie ist es dann eigentlich egal, welchen Text nach 1975 man liest; ich mag vor allem die Romane Beton und  Holzfällen, sowie die Erzählung  Wittgensteins Neffe.

    Beim dramatischen Werk verhält es sich übrigens ähnlich; hier seien auch vor allem die späteren Stücke der 80er Jahre empfohlen; Texte wie  Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen  ist eigentlich alles drin, was Bernhard ausmacht.

    Empfohlen sei als letztes die DVD  Monologe auf Mallorca, damit man weiß, mit wem man es zu tun hat. Anschauen und Genießen!

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    #10339643  | PERMALINK

    mozza
    Captain Fantastic

    Registriert seit: 26.06.2006

    Beiträge: 78,408

    @henne

    Sehr gute Bemerkungen und Empfehlungen. Kann ich so unterschreiben.

    Wittgensteins Neffe ist für Bernhard-Verhältnisse schon zärtlich und geht zu Herzen. (Beton auch).

    Überaus komisch (im Sinne von seltsam und witzig): Die Szene im Rustenschacherschen Laden in der Erzählung „Gehen“.

    zuletzt geändert von mozza

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    young, hot, sophisticated bitches with an attitude
    #10339659  | PERMALINK

    henne

    Registriert seit: 20.07.2016

    Beiträge: 402

    @mozza:

    Absolut richtig!!! Dann würde ich auch noch die Erzählung Ja  und, last not least,  die Alte(n) Meister  dazunehmen; wenn man das alles hat, wird man den Rest des Werkes auch noch lesen wollen…

    Du hast ja so Recht; über kaum einen Autor ist so viel Unfug gelabert worden wie über Bernhard;

    sein Werk ist oft sehr anrührend , im wahrsten Sinne zu Herzen gehend; und nicht zuletzt in vielen Fällen tragisch  und komisch  zugleich. Er hat ja selbst oft gesagt, wenn er was zum Lachen lesen will,  braucht er nur in einen eigenen Text schauen…

    so, und heute gönne ich mir gleich mal die  Monologe auf Mallorca  ; die sind übrigens auch als Lektüre empfehlenswert.

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    #10339665  | PERMALINK

    henne

    Registriert seit: 20.07.2016

    Beiträge: 402

    Gehen  ist, wie du schreibst, auch ein Musterbeispiel von, ich würde sagen, philosophischer  Hochkomik.

    Allein schon diese Formulierung… der Rustenschachersche Laden….

    aber bei Komik ist es halt so, die einen fallen um vor Lachen, die anderen schauen verstört…

    das ist bei Bernhard genauso wie bei zum Beispiel Heino Jaeger. Beide Künstler haben in ihrem Werk ja eigentlich eine Lebensberatungspraxis  aufgemacht….

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    #10339707  | PERMALINK

    lauster

    Registriert seit: 31.01.2016

    Beiträge: 1,116

    Ein Kollege erzählte mir, Bernhard habe gejubelt als er vom Tode Doderers gehört hat, weil er sich danach für den ersten Dichter des Landes halten durfte. Seltsamer Humor.

    zuletzt geändert von lauster

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    #10339715  | PERMALINK

    gruenschnabel

    Registriert seit: 19.01.2013

    Beiträge: 6,129

    Bernhard dürfte bei mir als Nächstes dran sein: Ich kenne – nichts. Werde mich da mal den Empfehlungen harry rags anvertrauen.

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    #10339777  | PERMALINK

    henne

    Registriert seit: 20.07.2016

    Beiträge: 402

    @gruenschnabel:

    Soweit ich gelesen habe, ging @harry-rag chronologisch vor… kann man schon auch machen;

    würde mich aber schon interessieren, ob du dann nach den Romanen  Frost  oder  Verstörung, explizit nach dem Kalkwerk  noch Lust hast zum Weiterlesen;

    ich mag diese frühe Prosa schon auch, aber: das hat, bis auf einen eher düster gehaltenen Existenzialismus vielleicht, nichts mit dem Bernhard ab Mitte der 1970er Jahre zu tun. Und erst ab da an ist er, meines Erachtens, zum echten Literaturklassiker gereift.

    Sein Status als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts rührt zweifellos von seinen späteren Werken , egal ob Dramen oder Prosatexte.

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    #10339783  | PERMALINK

    mozza
    Captain Fantastic

    Registriert seit: 26.06.2006

    Beiträge: 78,408

    Werke aus dem Frühwerk wie Verstörung und Das Kalkwerk gehören für mich schon zu seinen stärksten Prosawerken, aber sind für den Einstieg für mein Empfinden nicht so geeignet, das sehe ich wie @henne.

    --

    young, hot, sophisticated bitches with an attitude
    #10339785  | PERMALINK

    henne

    Registriert seit: 20.07.2016

    Beiträge: 402

    @lauster:

    Diese Reaktion traue ich ihm schon zu; bei ihm war aber vieles auch Maskerade und Schattenspiel, gerade im Umgang mit Presse oder Literaturkritik.

    --

    #10339787  | PERMALINK

    gruenschnabel

    Registriert seit: 19.01.2013

    Beiträge: 6,129

    Lieber henne, danke für deinen Hinweis. Ich merke, dass ich mich wirklich erstmal noch orientieren muss. Lese erst noch meinen Max Goldt zu Ende, der ja ebenfalls von harry rag so positiv hervorgehoben wird.

    --

    #10339853  | PERMALINK

    lauster

    Registriert seit: 31.01.2016

    Beiträge: 1,116

    Seine wichtigsten Werke sind Frost (1963), Das Kalkwerk (1970), Der Untergeher (1983), Holzfällen (1984) und Auslöschung (1986) – fünf außergewöhnliche Romane, die in Bernhards Meisterwerk kulminieren. Bernhard ist der bedeutendste deutsche Prosaerzähler der Nachkriegszeit. Es gibt nur wenige deutschsprachige Romanciers, die ihm überlegen sind: J.W. Goethe mit Wilhelm Meister und den Wahlverwandtschaften, Thomas Mann mit den Buddenbrooks und dem Zauberberg, Kafka mit seinen beiden Romanen Der Prozeß und Das Schloß, Robert Musil mit dem Mann ohne Eigenschaften. Arno Schmidt und Uwe Johnson sind die einzigen Nachkriegsromanciers, die seiner Bedeutung nahe kommen, doch Bernhards Sprache ist origineller und musikalischer. Wenn ich die berühmte Inselfrage beantworten müsste und nur einen einzigen deutschen Autor mitnehmen dürfte, müsste ich mich allerdings trotzdem für Goethe entscheiden, weil er reicher ist.

    --

    #10339891  | PERMALINK

    henne

    Registriert seit: 20.07.2016

    Beiträge: 402

    @lauster:

    Deine TOP 5 sind mit Sicherheit ganz große Texte in Bernhards Werk; aber warum strafst du die autobiographischen Bücher mit Nichtachtung?

    @ gruenschnabel:

    Max Goldt lesen ist immer ein Gewinn. Wenn ich in dem Kontext noch eine Empfehlung aussprechen darf:

    Geht in Ordnung — sowieso — genau  von Eckard Henscheid. Der lustigste Roman der deutschen Literaturgeschichte!

    --

    #10339907  | PERMALINK

    gruenschnabel

    Registriert seit: 19.01.2013

    Beiträge: 6,129

    henne@lauster:
    Deine TOP 5 sind mit Sicherheit ganz große Texte in Bernhards Werk; aber warum strafst du die autobiographischen Bücher mit Nichtachtung?
    @ gruenschnabel:
    Max Goldt lesen ist immer ein Gewinn. Wenn ich in dem Kontext noch eine Empfehlung aussprechen darf:
    Geht in Ordnung — sowieso — genau von Eckard Henscheid. Der lustigste Roman der deutschen Literaturgeschichte!

    Danke, henne. Dann werde ich mir den auch mal ansehen.

    --

    #10339933  | PERMALINK

    lauster

    Registriert seit: 31.01.2016

    Beiträge: 1,116

    henne@lauster:
    Deine TOP 5 sind mit Sicherheit ganz große Texte in Bernhards Werk; aber warum strafst du die autobiographischen Bücher mit Nichtachtung?

    Obwohl die „autobiographischen Bücher“ von bleibendem Wert sind, sind es nicht die Erzählungen , sondern die Romane und Theaterstücke die den Kern des Werkes bilden. Meine Meinung.

    --

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