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Ich habe schon mehrfach mit dem Gedanken gespielt einen eigenen Sonny Rollins Thread zu starten, bin aber aus Zeitgründen immer wieder davon abgekommen.
Die momentane Euphorie ob der gestrigen Titel der Roots Sendung möchte ich gern dazu nutzen ein paar Platten zumindest skizzenhaft anzureißen.
Sonny Rollins wird leider häufig in zweiter Reihe der großen, stilprägenden Saxophonisten genannt, was nicht zuletzt an seinen wenigen Auftritten und an seiner Zurückhaltung liegen mag.
In chronologischer Reihenfolge, sehr skizzenhaft:
Sonny Rollins with the Modern Jazz Quartet (1951 & 1953)
Sein Leader Debüt bei Prestige umfaßt Titel aus drei Sessions. I Know stammt aus einer Miles Davis Session, in der Davis am Piano zu hören ist. Insgesamt eine solide aber nicht hochkarätige Platte, bei der häufig der Spirit Charlie Parkers in Rollins Spiel zu hören ist.Miles Davis and the Modern Jazz Giants – Bags' Groove (1954)
Neben Davis und Rollins sind hier Horace Silver, Percy Heath und Kenny Clarke zu hören. Rollins bringt drei Eigenkompositionen mit in diese Aufnahme ein (Airegin, Oleo & Doxy). Insgesamt ist die Platte eine sehr stimmige und herausragende. Neben der Combo Besetzung mit Rollins bietet die LP noch das Titelstück mit Davis, Milt Jackson, Monk, Percy Heath und Kenny Clark. Eine der interessantesten Zusammentreffen zwischen Davis und Rollins.Sonny Rollins Quartet & Qunitet – Tenor Madness (1956)
Diese Platte bietet zwar nicht das von vielen so erwünschte Battle der beiden Giganten Coltrane und Rollins, sondern eher eine Art respektvoller Dialog, in dem die beiden Tenoristen eine Vielzahl verschiedener Stilistiken präsentieren. Coltrane und Rollins sind nur auf dem Titelstück gemeinsam zu hören. Der Rest der Platte, die Rollins mit den Miles Davis Begleitern Chambers, Jones und Garland einspielte fällt weniger spektakulär aus. Dennoch vier wunderbare Stücke.Sonny Rollins – Saxophone Collosus (1956)
Eine der wichtigsten Platten für Rollins Karriere und eine seiner bekanntesten. Das Herzstück dieses Albums, welches durch seine Balladen glänzt ist für mich Blue Seven.Sonny Rollins – Way Out West (1957)
Seine erste Trio Aufnahme und für mich eine der schönsten Rollins Platten überhaupt. Dadurch das das begelitende und oft sehr sominante Klavier fehlt, ist es Rollins möglich viel offener zu Improvisieren. Die Western Andeutungen des Covers schwingen auch in der Musik mit.Mehr möchte ich beim nächsten Hördurchgang ergänzen.
[Es wäre schön, wenn man die Beiträge aus dem Jazz-Thread hierher kopieren könnte. ]
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WerbungOriginally posted by atom
Hm, ich erinnere mich daran, dass mir die beiden Takes von „Softly, as in a Morning Sunrise“ gut gefallen haben.Genau die finde ich auch herausragend. Übrigens – bis auf ein Stück mit Pete La Roca (dr) und Donald Bailey (b) – Elvin Jones am Schlagzeug und Wilbur Ware am Bass.
„Saxophone Colossus“ ist natürlich der klassische Rollins. Mit umwerfenden Beiträgen von Max Roach. Das von Go1 erwähnte „St. Thomas“ ist ein schönes Stück. Tolle Platte.
„Tenor Madness“ hab ich schon sehr lange nicht mehr gehört, glaube aber, dass sie mich damals auch nicht so mitgerissen hat wie andere Rollins-Aufnahmen.
Das Blue Note Album „Volume 2“ ist zwar nicht durchgehend großartig (Monk und Horace Silver wirken auf mich ziemlich unkonzentriert), aber die Stücke „Why Don´t I“ und „Reflections“ (eine Monk-Komposition) sind toll. Ersteres mitreißend und schwungvoll, zweiteres eine wirklich schöne Ballade.
„East Broadway Rundown“ von 1966 – mit Jimmy Garrison, Elvin Jones und, beim Titelstück, Freddie Hubbard – klingt vom Ensemblespiel her stark nach Coltrane ca. 1964 (keine Überraschung bei den Sidemen). Rollins spielt im harmonischen Sinn wesentlich „freier“ als auf den Spätfünfziger-Aufnahmen, auch gibt es viele Stellen, bei denen das „Geräusch“ vor dem „Ton“ Vorrang hat. Hubbards Beitrag spricht mich hier allerdings nicht sehr an. Ganz toll ist „Blessed In Disguise“ mit einem hypnotischen Thema und einigen sehr eruptiven Ausbrüchen von Rollins und Jones.
Sonny Rollins hat aber noch nie zu meinen ganz großen Favoriten im Jazz gezählt, deswegen kenne ich auch nur recht wenig. „Way Out West“ interessiert mich aber, die werde ich mir wohl irgendwann noch zulegen.“
[Edit: Hab die Zitatfunktion mal rausgenommen. Nur blaue Schrift ist recht anstrengend zu lesen.]
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God told me to do it.Kopie meines Beitrags aus dem „What About Jazz?“-Thread:
„Also, jetzt nochmal was zur „A Night At The Village Vanguard“ (weil ich sie jetzt fast durchgehört habe):
Das sind als Reissue zwei CDs und damit mehr als zwei Stunden stilistisch sehr einheitlicher Musik.
Rollins holt in den Soli recht weit aus (von den 17 Aufnahmen laufen 11 Cuts 8 Minuten oder länger) und wirkt besonders bei den Uptempo-Nummern sehr abstrakt.
Jones' Stil ist bereits deutlich erkennbar, wenn auch noch längst nicht so ausgereift wie bereits 3 Jahre später mit Coltrane. An einigen Stellen, besonders bei seinen Breaks und Soli, wirkt er etwas zerfahren. Zitat aus den Reissue-Liner Notes von Bob Blumenthal: „The drummer did not have everything in place in 1957, and one sometimes senses that his mind is ahead of his limbs…“ Das bringt es ziemlich gut auf den Punkt.
Der Sound ist sehr trocken und spröde, die Drums sind für meinen Geschmack nicht gut genug aufgenommen (das Problem habe ich aber auch, wenn auch nicht so stark, bei Coltranes Village Vanguard-Recordings). Und leider hört man Wilbur Wares typisch kräftigen Sound nicht besonders gut heraus.
Bei allen „Mängeln“, die ich jetzt aufgezählt habe, ist es jedoch sehr beeindruckend, wie sich Rollins in einer so kleinen Formation ohne ein ihn einengendes Harmonieinstrument entfaltet. Und Elvin Jones war, trotz der technischen Mängel, seiner Zeit einfach sehr weit voraus.
Die Kombination Rollins-Jones finde ich sehr passend, gerade in einer Trio-Formation. Es ist schade, dass nicht beide ihren kreativen Hochpunkt zur selben Zeit hatten.A hard listen. Aber ein sehr gewinnbringender.“
[Edit: Habe auch hier den Zitatrahmen weggelassen, s.o.]
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God told me to do it.Danke !
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Originally posted by atom@15 Nov 2004, 20:35
Sonny Rollins – Saxophone Collosus (1956)
Eine der wichtigsten Platten für Rollins Karriere und eine seiner bekanntesten. Das Herzstück dieses Albums, welches durch seine Balladen glänzt ist für mich Blue Seven.Absolute Zustimmung: „Blue Seven“ ist herrlich.
Sonny Rollins – Way Out West (1957)
… Die Western Andeutungen des Covers schwingen auch in der Musik mit.Inwiefern?
(Werde sie mir wohl doch sehr bald zulegen.)--
God told me to do it.Originally posted by Hat and beard@15 Nov 2004, 22:00
Inwiefern?
Die Titel „I'm an old Cowhand“ und „Wagon Wheels“ weisen z.T. recht „witzige“ und ironische Western-Theme-Verweise auf. Sehr spannend und vor allem sehr humorvoll umgesetzt.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Sonny Rollins – Vol. 2 (1957)
Insgesamt bietet die Platte Hard Bop auf hohem Niveau. Das besondere an dieser Platte ist aber das kurze Gastspiel von Thelonious Monk, der in dieser Session für zwei Stücke am Klavier sitzt. In Misterioso wechseln sich Monk und Silver am Piano ab, Reflections wird besonders durch Rollins wunderbare Improvisation zu einer äußerst gelungenen Ballade.Sonny Rollins – The Sound Of Sonny (1957)
Das Album bietet eine hohe Dichte an sehr stimmigen und gleichwertigen Songs, es wird somit zu einem sehr homogenen Album, was die Qualität der neun Titel angeht. Neben der Rollins Komposition Cutie sind es vor allem (weniger bekannte) Standards, die während der drei Sessiontermine eingespielt wurden. Vor allem Sonny Clark am Klavier erweist sich als hervorragender Rollins Begleiter. Insgesamt hört man einen sehr relaxten, wenig in den Vordergurnd spielenden Rollins.--
Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Originally posted by atom@15 Nov 2004, 23:00
Vor allem Sonny Clark am Klavier erweist sich als hervorragender Rollins Begleiter.Den mag ich sehr. Wer spielt noch mit?
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God told me to do it.Rollins, Clark, Percy Heath und Roy Haynes (dr) bzw.
Rollins, Clark, Paul Chambers und Roy Haynes (dr)--
Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Das Rüberkopieren meiner Beiträge aus dem Jazz-Thread spar ich mir, denn ich habe im Prinzip ja nur gesagt, dass man seine Sonny Rollins Sammlung mit „Saxophone Colossus“ anfangen und dann weitersehen sollte. So hab ich's halt gemacht. Wenn man durch die Stücke in der „Roots“-Sendung auf Rollins aufmerksam geworden ist, liegt's natürlich auch nahe, mit „The Sound of Sonny“ anzufangen.
„Saxophone Colossus“ hat viele Vorzüge, nicht zuletzt den, dass da nicht nur Rollins selber glänzt, sondern auch Max Roach am Schlagzeug. Ein weiterer Vorzug sind die Stücke. „Blue Seven“ ist hier schon genannt worden, deshalb will ich mich nochmal für „St. Thomas“ stark machen: Wie das Stück in einer Art Calypso-Rhythmus losgeht, ist schon sehr schön, dann das einprägsame Thema und man höre erst, wie Rollins zu Beginn seines Solos (nach knapp einer Minute) das Thema auseinandernimmt und wieder zusammensetzt: das hat einfach Klasse! Max Roach kann mit seinem Solo beinahe mithalten. Ein Album kann eigentlich kaum besser anfangen als so.
Die Platte ist auch für Neulinge im Jazz geeignet, wie ich aus meinem eigenen Beispiel schließe: Ich bin relativ neu in dieser Musikrichtung, hab erst angefangen, mich damit zu beschäftigen. Die „Saxophone Colossus“ war eine meiner ersten Jazzplatten (sie ist ja ziemlich berühmt) und sie hat mich dazu motiviert, mir weitere Alben von Rollins anzuschaffen.
Mal ganz am Rande: Ich erinnere mich vage an eine „Simpsons“-Folge, in der ein Saxophonist vorkam, der auf einer Brücke spielte. Kann das eine Anspielung auf Rollins gewesen sein? Der hat ja zeitweise nachts auf einer Brücke zwischen Manhattan und Brooklyn geübt (um seine Nachbarn nicht zu stören, nehme ich an), und das ist auch in einer Kurzgeschichte verarbeitet worden, wie man aus den Liner Notes zu seiner Platte „The Bridge“ (RCA, 1962) erfährt.
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To Hell with PovertySchöne Ergänzungen, besonders zu „St. Thomas“.
Es gibt in der Tat Parallelen zwischen Bleeding Gums Murphy und Rollins. Die „Williamsburg Bridge“-Anekdote war sicherlich eine Vorlage.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Originally posted by atom@15 Nov 2004, 20:35
Sonny Rollins – Saxophone Collosus (1956)
Eine der wichtigsten Platten für Rollins Karriere und eine seiner bekanntesten. Das Herzstück dieses Albums, welches durch seine Balladen glänzt ist für mich Blue Seven.Habe dieses Album inzwischen auch, muss aber sagen, dass mich mehr die erste Hälfte des Albums begeistert. Mit den flotten „St. Thomas“ und „Strode Rode“ (besonders das Zusammenspiel von Rollins und Roach bei diesen beiden Stücken ist grandios) und „You don´t Know what Love is“, in dem eine herrliche Romantik steckt. „Moritat“ finde ich trotz einiger schöner Momente eher durchschnittlich und „Blue Seven“ hat etwa in der Mitte des Songs einen ganz großen Auftritt von Roach und die letzten Sekunden des Stücks sind vermutlich die schönsten auf dem gesamten Album, insgesamt aber nicht mehr ganz so mitreißend wie die ersten drei Stücke.
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„Moving Out“
Mensch, was für eine tolle Platte. Zwei ’54er Sessions mit Dorham, Elmo Hope, Percy Heath, Blakey bzw. Monk, Tommy Potter, Art Taylor als Sidemen. Stilistisch eher „unspektakulär“, klassischer Hard Bop nämlich, besticht sie vom ersten Hören an durch ihre durchgehend höchste musikalische Klasse. Rollins spielt lässig und flüssig, sein Einfallsreichtum ist konstant auf höchstem Niveau, wie auch Dorhams und Hopes Spiel. Blakey verholpert sich in einem Break (bei „Solid“), spielt aber sonst durchgehend absolut dienlich. Die zweite Besetzung steuert mit „More Than You Know“ eine wunderschöne Ballade bei.
Mein Interesse an mehr Rollins ist damit wieder mehr als geweckt.--
God told me to do it.Dann muß ich mich wohl auch mal danach umschauen.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Zwei andere, ebenfalls fantastische Stücke der Monk/Potter/Blakey-Session findet man übrigens auf der LP „Thelonious Monk And Sonny Rollins“.
Die Veröffentlichungspolitik des Materials der 40er und frühen 50er ist schon ein Kreuz. Wie da 10″-LPs zu 12″-LPs zurechtgestückelt wurden, ist oft überhaupt nicht (mehr) nachzuvollziehen. Sehr haarig.
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God told me to do it. -
Schlagwörter: Hard Bop, Jazz, Sonny Rollins
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