SCOTT WALKER – Bish Bosch

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  • #8622295  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Ich dachte, ich müsse noch 8 Jahre warten auf eine Fortsetzung von The Drift, aber nun erscheint am meinem Geburtstag ein neues Album.
    Was für eine Neuigkeit.

    Das Kurzalbum (aus 2010?) war ja nur bedingt von anhaltender Brisanz.

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    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #8622297  | PERMALINK

    nachtmahr

    Registriert seit: 22.01.2005

    Beiträge: 3,198

    „I’ll listen to someone like Radiohead. I love them. Or Animal Collective, or someone like that.“

    „I’ve made three records in the same atmosphere, and I feel I have to do something really different next time. Just for my own stimulation, something lighter. Maybe a dance record.“

    Sehr lesenswerte(s) Begegnung/Interview im „Guardian“.

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    "Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)
    #8622299  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Nachtmahr“I’ve made three records in the same atmosphere, and I feel I have to do something really different next time. Just for my own stimulation, something lighter. Maybe a dance record.“

    Wie das dann klingt, mag ich mir ehrlich gesagt gar nicht ausmalen.

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    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #8622301  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    MikkoWie das dann klingt, mag ich mir ehrlich gesagt gar nicht ausmalen.

    Ich plädiere für ein dance record zusammen mit Animal Collective.

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    #8622303  | PERMALINK

    joshua-tree
    Back from the Grave

    Registriert seit: 17.05.2005

    Beiträge: 17,455

    Witek DlugoszIch plädiere für ein dance record zusammen mit Animal Collective.

    Komm mal wieder runter, Witek.

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    #8622305  | PERMALINK

    satiee

    Registriert seit: 09.07.2006

    Beiträge: 2,515

    Undenkbar anzunehmen, dass BB auf andere Reaktionen stösst, als TILT oder
    DRIFT. Ist und bleibt dabei, dass das Unzugängliche und das Unzulängliche
    solcher stoischen Arbeiten keine Sache für charts, rankings oder masses ist.

    Von Scott Walker aber weiss man (nicht unähnlich wie von Mark Hollis), was er auch diesmal nicht tut. Nämlich auf verständliche Gefälligkeiten zu setzen. Oder womöglich ~fans~ entgegenkommender zu entsprechen :roll:

    Kirre; obwohl es diesmal fast so klingt, als gäbe es solche „Fanhoffnung“ an den unverständlichen Meister. Er wird ihnen allerdings unverändert nicht den geringsten Gefallen in jegliche Richtung „Hoffnung“ tun.

    Solcher Art ‚infantiler Option‘ unterliegen kategorisch nicht seine künstlerischen Ambitionen. Nur deshalb wird auch BB ‚pure KUNST‘ sein.
    Höchstens mit dem Unterschied 2012 kitschig/kommerziell fast punktgenau zum 1.Advent.

    --

    #8622307  | PERMALINK

    savoygrand

    Registriert seit: 03.03.2006

    Beiträge: 2,027

    Satiee…Solcher Art ‚infantiler Option‘ unterliegen kategorisch nicht seine künstlerischen Ambitionen. …

    Du schreibst ein wenig so, wie Walker musiziert.

    --

    #8622309  | PERMALINK

    satiee

    Registriert seit: 09.07.2006

    Beiträge: 2,515

    savoygrandDu schreibst ein wenig so, wie Walker musiziert.

    Du bist damit dicht dran zu verstehen, wieso Scott Walker undenkbar als ‚Musiker‘
    einzuschätzen ist, der irgendeinen Wert auf etwa „fans“ legt:liebe:.

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    #8622311  | PERMALINK

    ragged-glory

    Registriert seit: 22.03.2007

    Beiträge: 11,762

    SPON:

    spiegel.de
    Ein Kollege erzählte neulich, mit Scott Walkers neuer Platte sei es ihm erstmals gelungen, seinen ansonsten phlegmatischen, sogar Slayer-Exzesse durchschlafenden Kater aus dem Zimmer zu jagen. So ein Album ist das. Der US-Amerikaner, in den Sechzigern erfolgreicher Pophit-Lieferant mit den Walker Brothers, dann bis heute gefeierter Solo-Barde mit seinen Alben „1“ bis „4“, zuletzt „Liedzerstörer“ (Wigger) mit beunruhigenden Geräusche-Collagen, betrachtet jedes seiner Alben als das potentiell letzte, daher macht er längst keine Kompromisse oder Zugeständnisse mehr.

    Auf „Bish Bosch“ führt er folglich weiter, was er spätestens mit „The Drift“ (2006) etabliert hat: Schabende, mit analogen Geisterbahn-Sounds, weißem Lärm und anderem Noise versetzte Experimentalmusik, zu der Walker mit seiner heulenden Hui-Buh-Stimme allerlei Hochkultur-, Historien- und Popzitate in einem scheinbar frei assoziierten Singsang schlauer Wortspiele zusammentextet. Das ist im Opener „See You Don’t Bump His Head“ noch recht harmlos, wenn „Schwanensee“ und „Tosca“ in einen Gruselfilm gemixt werden, in dem sich unter anderem Spinnenweben in einer Gebärmutter auflösen. „While plucking feathers from a swan song/ Shit might pretzel Christ’s intestines“, deklamiert Walker über einem geloopten Industrial-Geräusch, das wie ein enervierendes Türklappen klingt, bis dann plötzlich ein hartes Gitarrenriff reingrätscht – „Jesus Christ Superstar“, die Alptraum-Version.

    Brutales Kernstück des Albums ist das über 21 Minuten lange Stück „SDSS 1416+13B (Zercon, A Flagpole Sitter)“, in dem Walker wie in einem (mehrfach durch Pausen unterbrochenen) Hörspiel einen weiten Bogen von einem gnomhaften Hofnarr des Barbarenkönigs Attila über römische Eroberungspolitik, griechische Philosophie bis hin zu sogenannten Braunen Zwergen schlägt, Sternen, die zwar riesig sind, aber nicht genug Masse haben, um als richtige Sonne zu gelten. Im Schlussstück „The Day The ‚Conducator‘ Died“ frönt Walker dann noch mal seiner eigenartigen Leidenschaft für Diktatoren (auf „Scott 4“ widmete er den Song „The Old Man’s Back Again“ Josef Stalin) und vertont die Erschießung des rumänischen Despoten Ceaucescu als Weihnachtslied, komplett mit langsam schellenden Jingle Bells. Was das alles bedeuten soll? Keine Ahnung.

    Das Rätselraten und Entschlüsseln gehört zum Genuss eines jeden Walker-Spätwerks. Sogar die Plattenfirma empfiehlt im länglich erklärenden Info zur Platte, dass man Wörterbuch und Wikipedia bereithalten sollte, um alle Referenzen mitzukriegen. Ist das noch Pop oder schon Konzeptkunst, eine avantgardistische Installation mit musikalischen Rudimenten? Ach, man muss das alles nicht so ernst nehmen. Denn auch Walker, ganz anders als in den Abgründen von „The Drift“ oder „Climate Of Hunter“, scheint hier einen Mordsspaß zu haben, die Abstraktion seines Schaffens auf die Spitze zu treiben. Selten war Unhörbarkeit so vergnüglich.

    (9.0) Andreas Borcholte

    --

    #8622313  | PERMALINK

    satiee

    Registriert seit: 09.07.2006

    Beiträge: 2,515

    Ragged GlorySPON:

    that’s it.

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    #8622315  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Hui Buh, „vergnügliche Unhörbarkeit“ und die Erkenntnis, dass man das alles nicht so ernst nehmen muss, weil Walker das ja auch nicht tut. Ein „Mordsspaß“ eben. Was für ein Scheiß.

    --

    #8622317  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    kramerWas für ein Scheiß.

    Der Text liest sich auch eher wie eine 3.5.

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    #8622319  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,679

    Ich war immerhin überrascht, dass Borcholte wenigstens einen lesbaren Text abliefert und sich die Krankenwagen spart.

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #8622321  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,430

    kramerWas für ein Scheiß.

    Ach, ich finde eigentlich jede Kritik schonmal lesenswert, die sich überhaupt an derartige Arbeiten heran- und abarbeitet, selbst wenn sie daran mal mehr mal weniger jämmerlich brandet. Ich fand die Stellungnahme sogar zeitweise ganz kurzweilig oder anders: Wenn ich Scott Walker nicht kennen würde und wüsste, was mich in etwa erwartet, wäre es doch ein Anlass, da durchaus etwas nachzuforschen. Aus der Sicht einer Person, die der Walker’schen Kunst offensichtlich relativ wenig Verständnis entgegenbringt bzw. das Alles vielmehr als unterhaltsame Schocktherapie versteht, in dem irgendeiner eben was zu harten und rauschenden Geräuschen „zusammentextet“ (!), wohl gar nicht so verkehrt. Dieses „Was das alles bedeuten soll?“ deckt sich ja in etwa auch mit der allgemeinen Forumsrezeption. Dass hinter dem ganzen „Geisterbahn“, „Industrial-Krach“ und „Hui-Buh“ noch ein bis zwei Metaebenen mehr stecken, versteht sich von selbst, aber das in einer Grobüberblickkritik bei SPON unterzubringen, ist wohl ohnehin zuviel des Guten…

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #8622323  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,430

    Die Plattentests.de Rezension empfand ich dann allerdings doch eine gute Spur inspirierender (und auch unterhaltsamer):

    Plattentests.deMarxistische Kapitalismuskritik und Eskapismus

    Man stelle sich folgende Situation vor: Ein durchschnittlich lebensfroher, der Gitarrenmusik zugeneigter und durchaus für musikalische Experimente mit Lärm zu begeisternder Musikredakteur wühlt sich durch eine Mitarbeitermail vom Chef. Darin: die Veröffentlichungen der nächsten Wochen samt Infomaterial und liebevoll drapierter Pressetexte, die einen ersten Eindruck vom Feilgebotenen vermitteln sollen. Wie das Kind an Weihnachten pickt sich der Schreiber einige Alben heraus. Manches aus Vertrautheit, anderes aus Neugier. Halb bewusst, halb in Eile wählt er die neue Platte von Scott Walker. Dem Scott Walker, dem großen Alleszermalmer, dem Wahnsinnigen, der seit Jahrzehnten auf großer Eroberungstour in den Territorien von Pop, Avantgarde und Noise unterwegs ist. Und schon nach dem ersten Durchgang wälzt sich der Schreiber wie im Fiebertraum in seinem Bett und wacht am nächsten Tag mit verstörenden Textzeilen im Ohr auf. Was ist da nur passiert? Wie soll er verstehen, was das war und noch viel schlimmer: Wie soll er darüber schreiben? Drei Vorschläge über das Scheitern.

    1. Ich darf mir nichts vormachen: Es muss einfach an mir liegen. Ich, allein ich, bin schlicht zu doof, harmonieliebend und unmusikalisch für das Werk Scott Walkers. Zumindest für die hochkomplexen Alben seit „Tilt“ aus dem Jahr 1995. Die uralten Popgeschichten wie „The sun ain’t gonna shine anymore“ – meinetwegen. Das verstehe ich noch. Aber das hier? Da schneidet Walker bei „Corps de blah“ also Verdauungsgeräusche hinein. Ja, tatsächlich. Ich reagiere, wie ein überangepasster Normalo eben reagiert: etwas beschämt grinsend. Immer wieder plumpsen völlig willkürlich bratzende Gitarren hinein. Und der Samba von „Phrasing“ gehört eher auf den Straßenkarneval in Gelsenkirchen, der Stadt mit den ärmsten Kindern Deutschlands. Also echt jetzt. Lachhaft, völlig unhörbar. Würde auf dem Cover nicht Scott Walker stehen, würde sich das kein Schwein anhören. Soso, an Hieronymus Bosch soll das Album konzeptionell anschließen? Ich denke dabei eher an Cy Twombly und seine abstrakten Schmierereien und sage bescheiden: Das kann ich auch. 1/10.

    2. Ihr Armen, die Ihr die himmlische Größe von „Bish Bosch“ nicht sehen könnt. Ihr könnt einem Leid tun. Scott Walker lässt euch in den Abgrund starren, und dieser Abgrund verursacht Schwindel, natürlich. Oh hörtet Ihr nur, wie Walker bereits beim Einstieg alle Register zieht: Somnambul thront seine Stimme über den treibenden, stoßenden, hackenden Percussions, singt sich in ein Mantra, stößt das Tor weit auf zum Delirium. Alles schmerzt, wühlt und schabt, „Bish Bosch“ ist nicht weniger als die Vollendung des Untergangs, perfekter noch als “The drift“. Vergesst Lars von Triers „Antichrist“, vergesst alle Tragödien seit „Romeo und Julia“. Nichts davon ist nur annähernd so kolossal und kompromisslos wie dieses Album. Jetzt, nicht nach tausenden Buchseiten, sondern nach 73 Minuten Musik wird klar, was Heideggers „Sein zum Tode“ sagen wollte. Überhaupt Walkers Symbolismus – überall Verweise: der französische Chanson, die Filme Ingmar Bergmans, das Werk Friedrich Nietzsches, die Bibel. Wir konnten bei dieser infernalischen Perfektion nicht anders und haben unsere Köpfe zusammengesteckt – bald wird sie erscheinen, die erste Ausgabe unseres neuen Fachmagazins „Die Scott-Walker-Studien“ mit dem Thema „Marxistische Kapitalismuskritik und der Begriff des Eskapismus im Werk Scott Walkers“. Nichts ist mehr, wie es war. 10/10.

    3. „Bish Bosch“ ist vor allem eines: eine Anstrengung. Scott Walkers extrovertierte Eskapaden verlangen dem Hörer alles ab, an keiner Stelle ist er zu so banalen Zugeständnissen wie Strophe-Refrain, Rockband-Instrumentierung oder Nachvollziehbarkeit bereit. Dabei geht es, entgegen des Videos zum Suspense von „Epizootics!“, in keiner Weise heimeliger oder gefälliger zu auf dem ersten vollen Album seit 2006. Diese erste „Single“ zeigt, welche Kraft die Umwälzungen Walkers haben können. Gerne wäre man dabei gewesen, als der Mann seine ausgebombten Songruinen zum ersten Mal den Labelchefs präsentierte. „Bish Bosch“ räumt die Welt leer, damit der Meister seinen Platz hat. Es gibt nur noch Scott Walker, den einzelnen Künstler, den einen genialischen Geist. In dieser Stilisierung ist dieses Album dem Selbstbildnis Albrecht Dürers näher als den Höllenmalereien Hieronymus Boschs. Und diese Bestimmtheit Walkers auf „Bish Bosch“ sorgt für maßlose Unsicherheit, sie nötigt dem Hörer sowohl Respekt als auch die Geduld eines Zen-Mönches ab. Diese Musik hat Licht und Schatten. Oder besser: Sie führt manchmal von den ewigen Qualen in der Hölle in die aushaltbare Vorhölle. 6/10. (Niklas Baschek)

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
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